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-- „Die Rechtschreibung in den Schulen macht keinerlei Schwierigkeiten.“ (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=978)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.08.2006 um 09.20
21. August 2006, erster Tag im neuen Schuljahr in Schleswig-Holstein:
Neue Aufgaben, neue Themen.
Mein Sohn soll im Internet etwas über unsere Gemeinde herausfinden:
„Wir wünschen allen Besucherinnen und Besuchern viel Spass auf unserer Homepage. Das Team der Amtsverwaltung Dänischenhagen.“
Meine Tochter soll über den Humanismus schreiben:
„Humanissmuss“ – „Papa, Humanismus mit ss?“ „Nein!“ (löscht ein „s“)
„Humanismuss“ „Neiin!“ – „Ja, wo kommt denn nun das ss hin?“ …
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Christoph Kukulies am 06.04.2005 um 13.29
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Vor dem erweiterten Infinitiv steht ein Komma. Das zu wissen genügt jetzt nicht mehr, sondern die Schüler müssen zusätzlich lernen, daß man es nach der „Neuregelung“ auch weglassen kann. Mein Sohn erhielt gerade in einem Test als Fehler angestrichen, daß er nicht das Komma als „weglaßbar“ eingeklammert hatte.
Skandalös.
Aber ,,weglaßbar" war nicht so geschrieben, oder?
Das wäre ,,Fusel predigen und Wein trinken" gewesen.
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Christoph Kukulies
eingetragen von glasreiniger am 05.04.2005 um 13.50
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Vor dem erweiterten Infinitiv steht ein Komma. Das zu wissen genügt jetzt nicht mehr, sondern die Schüler müssen zusätzlich lernen, daß man es nach der „Neuregelung“ auch weglassen kann. Mein Sohn erhielt gerade in einem Test als Fehler angestrichen, daß er nicht das Komma als „weglaßbar“ eingeklammert hatte.
Das ist ja nun wirklich interessant. Versuchen Sie doch einmal den Fall mit der zuständigen Schulaufsicht zu diskutieren. Konsequenterweise müßte man ja auch von den Schülern verlangen, daß sie bei zulässigen Varianten alle weiteren aufzählen.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.04.2005 um 08.19
Vor dem erweiterten Infinitiv steht ein Komma. Das zu wissen genügt jetzt nicht mehr, sondern die Schüler müssen zusätzlich lernen, daß man es nach der „Neuregelung“ auch weglassen kann. Mein Sohn erhielt gerade in einem Test als Fehler angestrichen, daß er nicht das Komma als „weglaßbar“ eingeklammert hatte.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2004 um 18.26
Aus dem Spiegel-Online-Forum
Armin Weber - 04:53pm Aug 9, 2004 CEST (#692 of 709)
Nachdem hier bisher so viel über das Schicksal der armen Schulkinder dieses Landes, die diese neue Reform ja alle problemlos gelernt hätten und für die so unglaublich viele neue Schulbücher angeschafft wurden, geklagt wurde, möchte ich dem ein oder anderen einmal die tatsächlichen Zustände schildern.
Ich selbst habe in diesem Jahr mein Abitur abgelegt und gehöre damit einem Jahrgang an, der beide Schreibweisen in der Schule gelernt hat. Da ich, bedingt durch den ein oder anderen Umzug, das Vergnügen hatte, die Schulsysteme mehrerer Bundesländer kennenzulernen, bilde ich mir auch ein, zumindest feststellen zu können, dass sich die Situation nicht allzu gravierend unterscheidet und meine Erfahrungen nicht die große Ausnahme sein dürften.
Im allgemeinen lässt sich sagen, dass das Lernen der alten Schreibweisen so ablief, wie es wohl üblich war: Jeder hat beim Anblick der ein oder anderen Regel leicht verwundert den Kopf geschüttelt, doch letztendlich wurden die Regeln von allen gelernt und, mehr oder weniger gut, beherrscht. Als daraufhin die Reform eingeführt wurde, uns die Änderungen eher weniger als mehr ausführlich näher gebracht wurden, sahen sich das alle an und beschlossen, es gezwungenermaßen einmal zu versuchen.
Je länger man dies allerdings tat, desto größer war die Verwirrung. Was schreibt man nun wie, ohne den Sinn anzutasten? Darf ich nun dies oder jenes oder beides? Im Endeffekt führte dies alles nur zu einem Ergebnis: Jeder schrieb, wie er wollte, und wurde fast immer irgendwo von einer Regel oder einer Ausnahme gedeckt. Als das flächendeckend bemerkt wurde, ließ natürlich die Disziplin nach; geschrieben wurde nur noch nach dem Motto: Irgendeine Regel wird's schon geben... Dass dies auf Dauer nicht gutgehen kann, ist evident. So schlichen sich bei immer mehr Schülern immer mehr Fehler ein, ohne dass dies, im Gegensatz zu vorher, irgendjemanden wirklich betrübt hätte.
So jedenfalls reagierte die eine Hälfte. Die andere übernahm von den neuen Regeln das, was sinnvoll erschien, und beließ es ansonsten bei den alten Regelungen – schließlich wird dies bis August 2005 nicht angestrichen. So schrieb man dann seine jeweils eigene Mixtur; der eine weiterhin sein „wohlverdient“, die meisten nach wie vor ihr „aufgrund“, viele – dem Humanismus sei Dank – die aus dem Griechischen abgeleiteten Formen.
Ist es dieses Chaos, das man meint, wenn man sagt, die Reform sei an der Schule weitgehend problemlos umgesetzt? Ist es das, auf das man sich bezieht, wenn man behauptet, man habe den Schülern mit dieser Reform und den damit verknüpften, fraglos zum Teil vorhandenen, aber letztendlich doch untergehenden, Vereinfachungen nur etwas Gutes tun wollen? Um ganz ehrlich zu sein: Ich persönlich, aber auch eine Mehrzahl meines Jahrgangs wären liebend gerne zur alten Schreibweise zurückgekehrt – und ich denke, man kann uns dabei keine Faulheit vorwerfen, schließlich haben wir die neuen Regeln ja auch gelernt.
Was im Übrigen die Sache mit den Schulbüchern betrifft, so ist das weitestgehend ein Alibi-Argument. Ich habe noch an jeder Schule, an der ich war, zum Großteil aus Büchern aus den 70ern und 80ern gelernt – die offenkundigermaßen noch nicht in der neuen Rechtschreibung verfasst wurden. Neue Schulbücher hatte man höchstens da, wo man sie selbst anschaffen musste – und das belastet die Schulen auch weiterhin mit Sicherheit nicht.
Aus all diesen Gründen dürfen die Schule und die Schüler kein Argument gegen die Wiedereinführung der alten Schreibweisen sein. Es trifft schlicht zum allergrößten Teil nicht zu.
Welche Gründe davon abgesehen für eine Rücknahme sprechen, wurde ja bereits ausführlich beleuchtet.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Fritz Koch am 05.08.2004 um 12.33
Natürlich schätzen Schüler diejenigen Lehrer, die neben der amtlich zu vertretenden auch eine eigene, möglicherweise abweichende, Meinung äußern. Schüler schätzen solchen Mut. Aber es gibt zu denken, daß Reformzustimmung fast nur von Schulleitern kommt. Lehrer werden von der Schulleitung beurteilt und könnten sich schaden, wenn sie sich öffentlich, d.h. vor der Klasse, in Gegenposition zu ihrem Schulleiter stellen. Es könnte sein, daß andere Schulleiter aus ähnlichen Gründen ihre ablehnende Meinung zurückhalten. Beamte sind zwar unkündbar, möchten aber befördert werden. Sie sind also in ihrer Meinungsäußerung nicht unabhängig.
eingetragen von margel am 05.08.2004 um 10.58
In der Tat erleben wir besonders bei den meisten Lehrern und damit mittelbar auch bei den Schülern einen klassischen Fall von "L´amour du censeur" (P. Legendre). Lehrer müssen schon aus Gründen des moralischen und geistigen Überlebens zunächst einmal alles sinnvoll finden, was von oben kommt und ihnen zur Weitergabe aufgetragen wird. Die Gegenposition eines abgebrühten Zynismus erfordert eine Persönlichkeitsspaltung, die nicht jeder fertigbringt und für die ein hoher Preis zu zahlen ist. Welche Lehrer wünschen wir uns für unsere Kinder?
eingetragen von Christian Melsa am 05.08.2004 um 10.40
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz
Wie kann man die Äußerungen von Unmündigen als Maßstab für die Güte einer Sprachreform heranziehen? Schüler sind weder kompetent noch erfahren genug, um zu einer solche schwierigen Materie etwas sagen zu können. Ihnen fehlt auch, das muß einmal hier deutlich gesagt werden, der Vergleich!
Nun, die junge Dame, die in der Redezeit-Sendung anrief und zu Protokoll gab, in der Schule gebe es in Wirklichkeit überhaupt keine Verwirrung und alle gingen ganz gelassen damit um, war immerhin sicherlich schon im mündigen Alter, da sie gerade das Abitur hinter sich hat. Und die alte Rechtschreibung hatte sie auch noch kennengelernt. Sie meinte ja, wenn man die von der Grundschule an lerne, dann fände man das sicher ganz normal.
Natürlich wird darin eine völlig unkritische Haltung deutlich: Was in der Schule unterrichtet wird, muß ja wohl richtig sein. Ich mag gar nicht an die Tatsache denken, daß nun überall Ganztagsschulen der letzte Schrei sind.
Die vielen Journalisten, die die Reform als zeitgemäß und Zeichen der Sprachlebendigkeit priesen usw., sind natürlich auch im mündigen Alter. Oder sollte Mündigkeit doch nicht ans Alter gebunden sein?
eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 05.08.2004 um 08.42
Wie kann man die Äußerungen von Unmündigen als Maßstab für die Güte einer Sprachreform heranziehen? Schüler sind weder kompetent noch erfahren genug, um zu einer solche schwierigen Materie etwas sagen zu können. Ihnen fehlt auch, das muß einmal hier deutlich gesagt werden, der Vergleich! Wenn Jugendliche äußern, daß die „alte“ Rechtschreibung schwieriger sei, so sind sie darin nur das Echo der Lehrer, die ihnen das jahrelang so gesagt haben. Wie können Schüler etwas vergleichsweise „besser“ oder „leichter“ als ... beurteilen, wenn sie nur eine Seite kennen?
An diesem Beispiel werden Niveaulosigkeit und Verantwortungslosigkeit deutlich, mit der heute zum Teil „Presse gemacht“ wird. Alles nicht so ernst zu nehmen, oder? Nur wenige Journalisten und Redakteure sind sich dessen, wie mir scheint, wirklich bewußt. Ich glaube nicht, daß hinter solchem Handeln böser Wille steht. Es ist einfach der Zeitgeist, der sich hier seinen Weg bahnt. Und das lernen ja schon die Schüler: zu allem etwas zu sagen haben, selbst wenn man nichts darüber weiß.
Die Lehrer selbst darf man auch nicht befragen. Sie sind dem Willen ihres Dienstherrn unterworfen. (Wes Brot ich ess’ des Lied ich sing’) Es ist doch wohlbekannt, daß Staatsbeamte und Lehrer gezwungen sind, die Reformschreibung anzuwenden bzw. weiterzugeben. Wer sich weigert, darf mit Disziplinarmaßnahmen bis zur Entlassung aus dem Dienst rechnen.
Die derart Gezwungenen werden wohl kaum Widerstand leisten, im Gegenteil. Man muß sich arrangieren, denn man will ja nicht leiden. Zwangsweise sagt man sich: „Ist ja nicht so schlimm!“, um mit Eugen Roth zu sprechen: „Man wird bescheiden“:
Ein Mensch erhofft sich fromm und still,
Daß er einst das kriegt, was er will.
Bis er dann doch dem Wahn erliegt
Und schließlich das will, was er kriegt.
Aus der Psychologie ist außerdem bekannt, daß sich Geiseln oft aufgrund ihrer Gefühlsnot mit den Peinigern identifizieren. In abgeschwächter Form gilt das auch für jene, die 1996 gezwungen worden sind, die NR zu schreiben: Lehrer und Journalisten insbesondere.
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Karin Pfeiffer-Stolz
eingetragen von Kristina Pohl am 04.08.2004 um 20.02
Mein erstes Argument für diese Sammlung handelt von der Rechtschreibung in den Schulen, die angeblich keine
Schwierigkeiten macht.
Gegenargumente:
1) Zitat der FDP-Politikerin und Vorsitzenden des Bildungsausschusses im Bundestag Ulrike Flach:
„Fehler in den Schulen sind nicht weniger geworden, jeder schreibt, wie es ihm gefällt.“
2) Zudem wurde die Fehlerquote bei Grundschülern der 3. und 4. Klassen in den Jahren 1996 und 2001 untersucht. Das Ergebnis war, daß im Bereich ß, s, ss 2001 mehr Fehler gemacht wurden als vor der Reform 1996.
Alle angegebenen Zeiten sind MEZ
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