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eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.08.2004 um 19.22

Freitag 6. August 2004, 15:51 Uhr

Reihe großer Tageszeitungen will bei Rechtschreibreform bleiben

Berlin (AFP) - Nach der Ankündigung der Axel Springer AG und des Spiegel-Verlags, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, haben eine Reihe großer Tageszeitungen ihr Festhalten an der Rechtschreibreform erklärt. So will die Redaktion der überregionalen "tageszeitung" die Reform beibehalten. "Es ist so, dass wir uns der Initiative mit Sicherheit nicht anschließen werden", sagte der stellvertretende Chefredakteur Peter Unfried am Freitag in Berlin. Unfried schloss aber Änderungen an der Rechtschreibung auch innerhalb der "taz" nicht aus. Die "Frankfurter Rundschau" will vollständig an der neuen Schreibung festhalten. "Wir werden bei der neuen Rechtschreibung bleiben, es sei denn, die Kultusministerkonferenz entscheidet anders", sagte "FR"-Geschäftsführer Günter Kamissek. Auch die "Financial Times Deutschland" will an der Reform festhalten.

Auch der "Stern" will nach Angaben eines Sprechers bei der neuen Rechtschreibung bleiben. "Wir treten dafür ein, dass Änderungen im Detail vorgenommen werden. Dass ganz große Prinzip der neuen Rechtschreibung wollen wir beibehalten", sagte der "Stern"-Sprecher. Das Blatt lag im zweiten Quartal mit einer verkauften Auflage von 1,078 Millionen knapp hinter dem "Spiegel", der 1,089 Millionen Exemplare verkaufen konnte.

Das Flaggschiff des Holtzbrinck-Verlags, der Berliner "Tagesspiegel", will ebenfalls an der Reform festhalten. "Der Tagesspiegel hat sich der Rechtschreibreform angeschlossen aus Rücksicht auf die Kinder, weil wir der Meinung sind, dass die Zeitungen Deutsch so schreiben sollten, wie es in der Schule gelehrt wird. Daran hat sich nichts geändert."

Ein Sprecher der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) sagte in Essen, der Konzern könne "zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben".


eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.08.2004 um 18.59

Freitag 6. August 2004, 14:48 Uhr

KMK hält Verlagen "Verunsicherung" bei Rechtschreibung vor

Bonn (AFP) - Auf scharfe Kritik der Kultusministerkonferenz (KMK) ist die Ankündigung großer Verlagshäuser gestoßen, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Die Entscheidung der Axel Springer AG und des Spiegel-Verlags führe "in hohem Maße zur Verunsicherung gerade bei Kinder und Jugendlichen", erklärte die KMK am Freitag in Bonn. Seit 1998 würden etwa 12,5 Millionen Schüler nach den neuen Rechtschreibregeln lernen. Dies geschehe "weitestgehend ohne Probleme". Die KMK erinnerte auch daran, dass sie sich seit Jahren um eine Abstimmung der Interessen bemühe. Zudem sei mit Österreich und der Schweiz vereinbart, zum 1. August 2005 die Übergangszeit für die Rechtschreibreform enden zu lassen. Dann solle gleichzeitig ein Rat für deutsche Rechtschreibung eingerichtet werden, da sich "Sprache weiterentwickelt und wandelt".

Der Deutsche Lehrerverband forderte, dass die Ministerpräsidenten die Rechtschreibreform jetzt "zur Chefsache" machen müssten. Es werde ihnen vermutlich kaum etwas anderes übrig bleiben, als ein Moratorium einzuschieben und die herkömmliche Rechtschreibung wieder für verbindlich zu erklären, betonte Lehrerverbandspräsident Josef Kraus in Bonn. Es sei zu erwarten gewesen, "dass die Frage der Rechtschreibreform über kurz oder lang an der Schule vorbei vom Medienmarkt entschieden wird". Die Schulen würden bei einem Festhalten der Politik an der Reform "mehr und mehr ins orthographische Abseits" geraten. Es könne aber nicht Sinn der Schulen sein, etwas zu lehren, was außerhalb kaum noch oder gar nicht mehr gelte.

Der Lehrerverband sprach sich dafür aus, dass die Übergangsfrist für die Reform über den 1. August 2005 hinaus um rund fünf Jahre verlängert werde. Bis etwa zum Jahr 2010 sollten dann sowohl die herkömmliche wie auch die seit 1998 verbindlich gelehrte reformierte Rechtschreibung als richtig gelten. Bis dann sei es auch möglich, wieder Bücher mit der alten Rechtschreibung in den Schulen einzuführen.

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki sagte dem Sender N24, die Rückkehr zur alten Rechtschreibung "wird eine Erlösung sein für Lehrer und Schüler". Es dürfe aber nicht zugelassen werden, dass es zwei Schreibungen parallel gebe. Er forderte daher eine schnelle Rückkehr zur alten Rechtschreibung: "Man darf nicht mehr lange warten."


eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.08.2004 um 18.57

Freitag 6. August 2004, 16:40 Uhr

Mehrere Großverlage kehren zur alten Rechtschreibung zurück

Berlin (AFP) - Den Deutschen droht das völlige Rechtschreib-Chaos: Mehrere Großverlage kündigten am Freitag die Rückkehr zur alten Rechtschreibung an. Die Axel Springer AG und der Spiegel-Verlag erklärten in Hamburg, sie wollten "schnellstmöglich" umstellen. Der Süddeutsche Verlag will sich anschließen. Auch die Bauer-Verlagsgruppe schließt eine Änderung nicht aus, will aber noch abwarten. Die Nachrichtenagenturen wollen ihre Kunden befragen. Andere Medienhäuser wie Burda oder Gruner+Jahr lehnen hingegen die Rückkehr zur alten Schreibung ab. Die Kultusministerkonferenz (KMK) warf Springer und Spiegel eine "Verunsicherung" der Bürger vor. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) ging davon aus, dass Teile der Reform wieder aufgehoben werden.

Springer und Spiegel appellierten in einer gemeinsamen Erklärung an andere Medienunternehmen, sich ihrem Schritt anzuschließen. Ziel sei die "Wiederherstellung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung". Beide verwiesen auf die "mangelnde Akzeptanz und die zunehmende Verunsicherung" der Deutschen. Vermischungen von alter und neuer Rechtschreibung seien an der Tagesordnung. Die neuerliche Reform der Reform führe "ins völlige Chaos", erklärten die Verlage mit Blick auf die Beschlüsse der KMK, die zwar Änderungen an der Reform vorgenommen hatte, die aber wie geplant im August 2005 an deutschen Schulen verbindlich werden soll.

Dem Vorstoß von Springer und Spiegel, die nach eigenen Angaben mit ihren Titeln rund 60 Prozent der Bevölkerung erreichen, will der Süddeutsche Verlag folgen. Ein Sprecher der größten überregionalen Abo-Zeitung Deutschlands sagte, der Zeitpunkt sei aber noch offen. Ein Sprecher der Bauer-Verlagsgruppe ("TV Movie", "tv Hören und Sehen") signalisierte ebenfalls die Bereitschaft zur Rückkehr zur alten Schreibung. Voraussetzung sei, dass möglichst viele Verlage umstellen. Es dürfe nicht zwei Rechtschreibungen geben. Auch die "WAZ"-Gruppe in Essen will nach Angaben eines Sprechers bei den neuen Regeln bleiben, "bis eine für alle einheitliche Regelung gilt".

Auch die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen wollen zunächst weiter die neuen Schreibregeln anwenden. AFP-Geschäftsführer Clemens Wortmann sagte, sollte eine deutliche Mehrheit der Kunden die Rückkehr zu den alten Regeln wünschen, werde AFP zusammen mit den anderen Agenturen erneut beraten. Die österreichische Nachrichtenagentur APA kritisierte, das "Hin und Her um die Rechtschreibung" sei eine Zumutung. APA-Chefredakteur Wolfgang Mayr stellte die Frage, ob Deutschland eigentlich "keine anderen Sorgen" habe.

Der Burda-Verlag ("Focus", "Bunte", "Freundin") lehnte die Umstellung mit der Begründung ab, er würde damit "nur zur Verunsicherung beitragen". Dies sei aber "kein Bekenntnis zur Rechtschreibreform". Bei Europas größtem Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr ("Stern", "Brigitte", "Geo") gibt es zwar keine Direktive der Konzernführung. Es dürfe "jeder Chefredakteur für sein Blatt entscheiden", sagte ein Sprecher. Bei einer Umfrage vor einigen Wochen habe sich die Mehrzahl der Chefredakteure aber gegen eine Umstellung ausgesprochen.

Die KMK kritisierte, die Rückkehr zu den alten Regeln führe "in hohem Maße zur Verunsicherung gerade bei Kinder und Jugendlichen". Seit 1998 würden etwa 12,5 Millionen Schüler nach den neuen Regeln lernen. Zudem sei die Reform mit Österreich und der Schweiz vereinbart. Der Deutsche Lehrerverband forderte, dass die Ministerpräsidenten die Reform jetzt "zur Chefsache" machen müssten. Vermutlich müssten sie ein Moratorium einschieben und die alte Schreibung wieder für verbindlich erklären. Auch der Deutsche Journalisten Verbandsah die neue Rechtschreibung vor dem Aus.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) betonte, er wolle die "komplette Rücknahme" der Reform auf der Ministerpräsidentenkonferenz im Oktober durchsetzen. Stoiber, der sich bisher eher zurückhaltend geäußert hatte, sagte dem ZDF, die Ministerpräsidenten würden "mit Sicherheit eine ganze Reihe von Teilen dieser Rechtschreibreform wohl wieder aufheben". Dagegen sagte der rheinland-pfälzische Regierungschef Kurt Beck (SPD) dem "Tagesspiegel" (Samstagsausgabe), er sehe keinen Handlungsbedarf.


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