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eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.10.2004 um 19.20
6.10.2004
Grammatisches Telefon steigt bei Reform aus
Aachen. Die Rechtschreibreform spaltet weiterhin kräftig die Gemüter und die Medien: Während die Zeitungen des Springer-Verlags seit Anfang der Woche die angekündigte Rückkehr von «dass» zu «daß» vollzogen haben, macht die Süddeutsche Zeitung einen Rückzieher.
Sie will nun doch vorerst weiter bei der neuen Rechtschreibung bleiben. Die Mehrheit der Redakteure habe sich lieber für eine «Reform der Reform» ausgesprochen, heißt es.
Aber eine andere, auch nicht unbedeutende Institution wird in Kürze dem «Stängel» den Laufpass geben: das Grammatische Telefon am Germanistischen Institut der RWTH Aachen, eine der meistkonsultierten Sprachberatungseinrichtungen im deutschsprachigen Raum. «Wir haben uns entschieden», erklärt Professor Christian Stetter, Leiter und Mitbegründer des Grammatischen Telefons, zugleich Dekan der Philosophischen Fakultät, im Gespräch mit unserer Zeitung.
«Also wir haben uns entschieden, den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz und der Kultusministerkonferenz noch abzuwarten. Am Tag danach werden wir uns eindeutig positionieren: Das Grammatische Telefon wird nur noch nach der alten Rechtschreibung beraten.» Und nicht mehr nach beiden Versionen, wie bisher.
Donnerstag und Freitag steht das leidige Thema in Berlin auf der Tagesordnung der Ministerpräsidentenkonferenz, in der nächsten Woche auf der der Kultusministerkonferenz. Stetter: «Ich vermute mal, die werden zu keinem Beschluss kommen.»
Für den Aachener Linguisten bewegen sich die Politiker sowieso auf dem «falschen Platz». «Das ist das gleiche, als ob ich, ein erklärter Fußball-Laie, aufs Spielfeld gehe, mir eine Pfeife nehme und Abseits pfeife. Die Spieler würden mich wahrscheinlich runterschmeißen - weil ich auf dem Spielfeld nichts verloren habe. Die Normen und Regeln unterstehen nicht meiner Verfügungsgewalt. Genauso wenig hat der Staat in Sachen Orthographie eine Regelungskompetenz.»
Dass Zeitungen mit Millionenauflagen und ganze Verlagsgruppen zur alten Rechtschreibung zurückkehren, sei der letzte Beweis dafür, «dass die Kultusminister aufs falsche Spielfeld gegangen sind. Die Regeln der Orthographie werden von der Gemeinschaft der Schreibenden gemacht. Das ist immer so gewesen.»
Den Ministern wirft Stetter vor, etwas Entscheidendes verwechselt zu haben: «Sie haben die Kompetenz, den Lehrplan festzulegen, aber nicht die Lehrinhalte. Und der Lehrplan muss einfach lauten: Die Kinder haben die herrschende Orthographie zu lernen. Punkt, aus. Wenn es schwierig ist, dann müssen sich die Didaktiker Wege überlegen, wie man es ihnen erklärt.» Schließlich ändere man auch nicht die Grundsätze der Mathematik, nur um sie Schülern leichter verdaulich zu machen.
Aber selbst das ist für Stetter bei der Reform der Orthographie noch hoffnungslos misslungen. Sein Urteil über den neuen Duden, der bereits die Änderungen durch die Zwischenstaatliche Rechtschreibkommission umgesetzt haben will: «Offen gestanden, ich steige da nicht mehr durch. Es gibt jetzt einen solchen Riesenteil von Regeln, wer soll das noch lernen? Ich müsste mich ein paar Wochen - und ich habe mich zehn Jahre mit dem Problem beschäftigt - durchkämpfen, bis ich alle Feinheiten einigermaßen verstanden habe. Der Normalverbraucher ist da hoffnungslos überfordert.» Der Duden, das ist für ihn das «Paradestück einer konfusen Entwicklung und eines missratenen Regelungsversuchs, das als Museumsstück in die Geschichte eingehen» werde.
Gegenüber den Appellen von Lehrerverbänden, Eltern- und Schülerräten vom Wochenende, die neue Rechtschreibung beizubehalten, liegt angesichts der Einschätzung des Fachmannes aus Aachen nur eine Schlussfolgerung nahe: Sie alle können das neue Regelwerk gar nicht kennen, geschweige denn «verstehen». Stetter: «Wenn Sie alleine die Kommaregeln einmal durchgehen - logisch völlig konfus.»
Stetter: «Und das ist keine Bagatelle: Hier wird an den Grundfesten unserer Information gerüttelt. Die Orthographie ist das Kodierungssystem unseres Wissens.» Die Eindeutigkeit des Geschriebenen gehe mit der neuen Rechtschreibung verloren, für Stetter auch ein wesentlicher Grund dafür, dass große Konzerne wie die Allianz und die Aachen-Münchener in ihrem gesamten Schriftverkehr nach wie vor an der alten Orthographie festhalten.
Die geistige Elite des Landes hat das vollauf begriffen: 100 Autoren, Verleger und Wissenschaftler haben gestern auf der Frankfurter Buchmesse die Rücknahme der Rechtschreibreform gefordert.
Grammatisches Telefon am Germanistischen Institut der RWTH Aachen: 0241/8096074, Mo.-Fr. 10-12 Uhr.
Gegründet wurde die Sprachberatungseinrichtung 1981 von den Aachener Linguistikprofessoren Ludwig Jäger und Christian Stetter.
Rund 20 Anfragen gehen täglich ein, zumeist von professionell Schreibenden, Sekretärinnen, Journalisten, Sachbearbeitern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Industrie.
Infos: http://www.grammatisches-telefon.de
Von unserem Redakteur Eckhard Hoog (06.10.2004 | 20:00 Uhr)
eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.10.2004 um 19.17
Letzte Aktualisierung: 06.10.2004 | 20:01 Uhr
Abschied von der Rechtschreibreform
Aachen. Das Grammatische Telefon in Aachen gibt dem «Stängel» den Laufpass.
Wie Professor Christian Stetter, der Leiter der 1981 am Germanistischen Institut der RWTH gegründeten Sprachberatungseinrichtung, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte, will sich das Grammatische Telefon von der Rechtschreibreform verabschieden.
Die Mängel des amtliche Regelwerks, das bereits selbst einer Reform unterzogen worden ist, seien zu groß. Den neuen Duden bezeichnete Stetter als das «Paradestück einer konfusen Entwicklung und eines missratenen Regelungsversuchs, das als Museumsstück in die Geschichte eingehen» werde.
Den Kultusministern, die nächste Woche erneut über die Rechtschreibreform beraten, sprach Stetter jegliche Kompetenz zur Regelung der Orthographie ab. Auch von der am Donnerstag und Freitag in Berlin tagenden Ministerpräsidentenkonferenz, wo das Thema auf der Tagesordnung steht, erwartet Stetter keine Verbesserung der Misere.
(eho) (06.10.2004 | 20:01 Uhr)
Meinungen zu diesem Artikel
06.10.2004 Grammatisches Telefon
eingetragen von Norbert Lindenthal am 02.09.2004 um 06.04
Letzte Aktualisierung: 01.09.2004 | 19:51 Uhr
Politik
Pro und kontra Reform
Berlin. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) plädiert dafür, die Rechtschreibreform zu erhalten. Allerdings solle es «Änderungen in Details» geben, sagte Bulmahn in Berlin.
Nach ihren Vorstellungen könne die Zuständigkeit dafür bei der Duden-Redakton liegen. Die Debatte um die Reform bezeichnete die Ministerin als «Sommerlochdebatte».
In der Stadtverwaltung von Braunschweig gelten ab sofort wieder die alten Rechtschreibregeln. Der Verwaltungsausschuss stimmte mehrheitlich einem entsprechenden Vorschlag von Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU) zu. Der Beschluss toleriere jedoch die Anwendung der neuen Orthografie bis zu einer abschließenden Regelung der Ministerpräsidenten, heißt es.
Mit dem Beschluss solle ein Zeichen gesetzt werden, dass die «gescheiterte Rechtschreibreform» nicht ohne Korrekturen bleiben könne, sagte Hoffmann.
(ddp) (01.09.2004 | 19:51 Uhr)
eingetragen von Dominik Schumacher am 14.08.2004 um 05.54
(14.08.2004 | 06:52 Uhr)
Nur 15 Prozent der Deutschen wollen an Rechtschreibreform festhalten
Hamburg (dpa) - Nur eine Minderheit der Deutschen will an der Rechtschreibreform festhalten. Doch auch für eine völlige Rückkehr zu den alten Regeln ist nicht einmal ein Drittel der Bevölkerung. Das ergab eine polis-Umfrage im Auftrag der dpa. 29 Prozent stimmten dafür einzelne Teile der Reform zu übernehmen. Für ein Nebeneinander alter und neuer Regeln sind 27 Prozent.
(14.08.2004 | 06:52 Uhr)
eingetragen von Norbert Lindenthal am 09.08.2004 um 05.04
Letzte Aktualisierung: 08.08.2004 | 19:08 Uhr
Länder über Rechtschreibung völlig zerstritten
Berlin. Im erbitterten Streit um die Rechtschreibung haben sich die Fronten am Wochenende verhärtet. Der Riss geht quer durch Bundesländer und Medien. Die Mehrheit der Länder lehnt eine Rücknahme der Reform ein Jahr vor der geplanten verbindlichen Einführung in den Schulen jedoch weiter ab. Um sie zu stoppen, wäre Einstimmigkeit erforderlich. Lehrerverbände warnen vor einem Chaos an den Schulen. «Es gibt keinerlei uns bekannte nennenswerte Probleme, weder bei Schülern noch bei Lehrkräften, die eine Veranlassung gäben, von der neuen Rechtschreibung wieder Abstand zu nehmen», sagte GEW-Chefin Eva-Maria Stange.
Der Verband der Schulbuchverlage geht von Umstellungskosten von 60 Millionen und Verlusten wegen Lagerbeständen von 200 Millionen Euro aus. Auch auf die Kommunen kämen hohe Kosten für neue Schulbücher zu, hieß es beim Stuttgarter Klett-Verlag.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) will die neue Situation gemeinsam mit den Bildungsbehörden der Schweiz, Österreichs und Liechtensteins noch im August beraten. Die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU) erwartet bald klärende Vorschläge eines Expertengremiums. Der Rat für deutsche Rechtschreibung werde wohl schon im September erste Ergebnisse vorlegen, sagte sie der «Welt am Sonntag». Die Kultusminister wollen unter anderem mehr Wahlfreiheit bei der Getrennt- und Zusammenschreibung.
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte in der ARD, eine Rücknahme der Reform bringe niemandem etwas. Längere Übergangsfristen und einzelne Korrekturen könnten die Debatte entschärfen. Der Mainzer Regierungschef Kurt Beck (SPD) kritisierte, der Vorstoß der Verlage Springer und Spiegel habe «viel mit Kampagne und Public Relations, wenig mit Inhalt zu tun».
Der Sachse Georg Milbradt (CDU) befürchtet «eine komplette Verwirrung» durch eine Rückkehr zu den alten Regeln. NRW-CDU-Chef Jürgen Rüttgers will dagegen im Fall eines Wahlsiegs die Rückkehr zu den alten Regeln herbeiführen. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) appellierte an seine Kollegen, «das Scheitern der Reform» einzugestehen.
(08.08.2004 | 19:08 Uhr)
eingetragen von Norbert Lindenthal am 08.08.2004 um 00.04
Letzte Aktualisierung: 08.08.2004 | 00:22 Uhr
Rechtschreibreform erhitzt weiter die Gemüter
Hamburg (dpa) - Der Streit um die Rechtschreibreform ist neu entbrannt. Die Mehrheit der Bundesländer hat sich für eine Beibehaltung der neuen Regeln ausgesprochen. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff appellierte hingegen an die anderen Länderchefs, bei ihrem Treffen im Oktober «das Scheitern der Rechtschreibreform» einzugestehen. Lehrerverbände warnten vor einer Verunsicherung in den Schulen bei einer Rücknahme der seit sechs Jahren gelehrten Schreibweisen.
(08.08.2004 | 00:22 Uhr)
eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.08.2004 um 19.05
Aachen: 06.08.2004 | 21:01 Uhr
TagesthemaRechtschreibreform wackelt
Hamburg (dpa) - Viele Deutsche werden in ihrer Zeitung bald wieder Texte in alter Rechtschreibung lesen. Mit der Axel Springer AG und dem Spiegel-Verlag kehren zwei große Verlage zur alten Rechtschreibung zurück. Die Umstellung soll möglichst schnell geschehen. Betroffen sind unter anderem das Massenblatt «Bild» und der «Spiegel». Auch die «Süddeutsche Zeitung» will der Rechtschreibreform abschwören. Die Kultusministerkonferenz reagierte enttäuscht. Andere Medien- und auch Rundfunkhäuser warten zunächst ab oder lehnen eine Wiederumstellung auch ganz ab. (06.08.2004 | 16:42 Uhr)
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Große Verlage kehren zur alten Rechtschreibung zurück
Hamburg (dpa) - Die umstrittene Rechtschreibreform könnte im letzten Moment doch noch scheitern: Ein Jahr vor der endgültigen Einführung der neuen Schreibregeln kehren die Medienkonzerne Axel Springer AG und Spiegel-Verlag wieder zur alten Rechtschreibung zurück - auch mit ihren Flaggschiffen «Bild» und »Der Spiegel». (06.08.2004 | 18:39 Uhr)
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Analyse: «Schwarzer Freitag» für die Rechtschreibreform?
Berlin (dpa) - Hat Deutschland ein neues Sommerloch-Thema oder ist der Ausstieg von «Spiegel» und Springer-Zeitungen bei der Rechtschreibreform der Anfang vom Ende der neuen Schreibweisen? (06.08.2004 | 16:58 Uhr)
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Stichwort: Die Rechtschreibreform
Hamburg (dpa) - Die 1996 von Ländern des deutschen Sprachraums beschlossene Rechtschreibreform sollte die gröbsten Missstände der alten Schreibregeln beseitigen und die Rechtschreibung vereinfachen. (06.08.2004 | 16:54 Uhr)
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Chronologie: Seit Jahren Streit um die Rechtschreibung
Hamburg (dpa) - Seit der Unterzeichnung der «Gemeinsamen Erklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung» 1996 in Wien haben sich Gegner und Befürworter der neuen Regeln eine erbitterte Kontroverse geliefert. Wichtige Etappen des Streits: (06.08.2004 | 16:53 Uhr)
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dpa erfragt Meinung der Kunden zur neuen Rechtschreibung
Hamburg (dpa) - Nach der Entscheidung der Verlage Axel Springer AG und Spiegel-Verlag, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, wird die Deutsche Presse-Agentur (dpa) die Meinung ihrer Kunden erfragen. (06.08.2004 | 13:59 Uhr)
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