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Sigmar Salzburg
05.07.2006 10.39
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Wenn der Führer des Öfteren kommt ... ¹)

Mit seinen Dokumentationen („Hitlers Helfer“, „Hitlers Krieger“, „Hitlers Kinder“, „Hitlers Frauen“) feierte Knopp unerwartet Fernseherfolge, das Volk interessierte sich plötzlich zur besten Sendezeit für seine Geschichte. Mehr noch: Spätestens seit den Filmen „Speer und er“ oder „Der Untergang“ mit Bruno Ganz in der Rolle des Führers wurde deutlich, dass es in diesem Land ein Bedürfnis gibt, den Mythos auf einen normalen Menschen herunter zu brechen, der – wie in „Der Untergang“ zu sehen – auch mal Nudeln isst.

spiegel.de 4.7.2006
¹) Titel inzwischen geändert

„Hitlers Hunde“ kommen sicher in der nächsten Fernsehfolge. Um weiter auf den „normalen Menschen“ A.H. herunter_zu_kotzen, folgt demnächst auch noch Helge Schneider in der Rolle des „Führers“ – empfohlener Filmtitel: „Für eine braune Hand_voll Scheiße“ (nach dem Titel seines Ersterfolges von 1993 „Für eine Handvoll Scheiße“).

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Sigmar Salzburg
15.05.2006 16.36
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Rhein Mainer

„Bei Kläranlagen ganz vorne“

Berliner Kabarettist Frank Lüdecke zu Gast in der Köngernheimer Sickingenhalle

Vom 15.05.2006

Von

Doris Lieven

KÖNGERNHEIM Frank Lüdecke träumt vom großen Wurf. „Wir kommen wieder ganz nach oben“, lautet seine Beschwörungsformel nach zwei Stunden Zustandsbeschreibung deutscher Merkwürdigkeiten. „Da bauen wir Eliteuniversitäten neben jedes Klärwerk, da wird sich der Inder noch umgucken.“

Wie wir da hingekommen sind wo wir sind, erklärt er seinem Publikum in jeder Minute seines geist- und pointenreichen Vortrags. „Deutschland ist das einzige Land mit geregelten Öffnungszeiten für Altglascontainer und auch bei der Anzahl der Kläranlagen liegen wir ganz vorne.“ Kein Wunder dass Lüdeckes kabarettistische Verzweiflung groß ist und er in seinem Programm „Elite für alle“ niemanden schont. „Nicht nur, dass wir überall die letzten Plätze belegen, Pisa, Wirtschaft, Grand Prix, wir sind auch noch vom Aussterben bedroht. Das Hauptproblem der kommenden Generation: sie kommt nicht.“ Kein Wunder,die Rahmenbedingungen stimmen eben nicht.

Während zur besten Sendezeit der „Musikantenstadl“ ausgestrahlt wird, belegt die Zielgruppe die besten Plätze im Hörsaal. Rechtschreibreform? Nach sechs Jahren verzweifelter Ungewissheit über die Schreibweise des Wortes Schifffahrt fragt er sich: „Wäre es vielleicht billiger, die Schifffahrt abzuschaffen?“

„Warum kriegen wir nichts auf die Reihe?“ Mögliche Antworten findet er überall und dazu braucht er auf der Bühne in der Köngernheimer Sickingenhalle nur einen Stuhl, ein Mikrofon und seinen scharfzüngigen Witz und Verstand. Und hin und wieder seine Gitarre. Keine langweilige Minute lässt er sein Publikum im Ungewissen über Witz und Aberwitz des deutschen Selbstverständnisses und er macht ihm auch keine Hoffnung: „Wie wollen die Finnen unser Bildungsniveau erreichen?“

Der Köngernheimer Karnevalclub (KCC) hat mit Frank Lüdecke, der vor acht Jahren bereits mit einem Auftritt in Friesenheim das Publikum begeisterte, einen Künstler auf die Bühne geholt, der Kabarett macht wie Kabarett sein soll: unterhaltsam, klug, witzig und manchmal auch ein bisschen böse.

Er ist bekannt als einer der besten Kabarettisten Deutschlands, hat für Didi Hallervorden und das Düsseldorfer Kom(m)ödchen geschrieben. Dass die Sickingenhalle zu seinem Auftritt nur halb gefüllt war, nahm Götz Steinfeldt in seiner Begrüßungsansprache mit Humor. „Wir sind heute familiär geblieben. Wir sind eben so wesentlich mehr Elite als alle.“

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Sigmar Salzburg
13.05.2006 10.16
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Reformdichter Hans Flachs schreibt konsequent

Hans Flachs

De Fischer un sine Frau

Ein friesischer Fischer fischte im Trüben und bald hing ein großer Butt an seiner Angel.
Der fing sogleich zu sprechen an und behauptete, er sei ein verwunschener Prinz. Dann tat er diesen Spruch:

„Liebst du dich,
dann schonst du mich.
Hassst du dich,
dann issst du mich.
Doch küssst du mich
und lässst mich leben,
sind dir drei Wünsche frei.“


Der Fischer murmelte „Wat mutt, dat mutt“. Weil er schreiben gelernt hatte, wünschte er sich als Landesscheff und weil’s sein musste, die SPD zur Frau. Doch als er dem Butt ein Denkmal setzen wollte, konnte er den Spruch nicht schreiben – denn es hatte eine Reform gegeben. Als er sich an seine SPD-Frau wendete, sagte die, die Reform sei ihr ganz Wurst. Da geriet er in Wut und wünschte sie ihr an die Nase. So war der dritte Wunsch vertan, und die Reformwurst hängt ihr seitdem immer im Gesicht. Sie sagt, sie habe die Wurst nicht erfunden, aber sie erleichtere das Schreiben. Das Geld für andere Wünsche war nun verplempert, und die Beiden mussten weiter im Pisspott wohnen. Aber als Bildungsministerin sorgte sie dafür, dass alle Schulkinder Schleswig-Holsteins auch eine Wurst an die Nase kriegten.

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Sigmar Salzburg
11.05.2006 11.05
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So ist's richtig!

Lebensweisheit

Du lebst, wenn du liebst, küssst, issst und leben lässst.
Doch wenn du es richtig erfassst,
hassst, verpassst und vermissst du doch viel.
Dennnoch zerfrissst du dich, bevor du dich verpissst.
Wass für ein Misst!

(Die neue ss-, Stamm- und Dreifachschreibung, richtig angewendet)

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
27.04.2006 07.10
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Neußte Rechtschreibung

Ein Text aus dem Gümnasium Neudeppendorf, in „neuster“ Rechtschreibung „selbstständig“ von einem Schüler „verfasst“:

12. Mai 1787

Christian Friedrich Daniel Schubart hatte die Willkürherrschaft des Herzogs angegriffen und die Missstände des Öfteren angeprangert. Zehn Jahre eingekerkert bei Wasser und Brot und bei Weitem nicht ausreichend ernährt war er ein gebrochener Mann. Nur im Jenseits hätte er gefunden, was er im Nachhinein bedauerte: Freiheit. Entlassen ist er erst seit gestern, aber seit Langem in einem Besorgnis erregenden Zustand, obwohl er die ganze Zeit lang Recht gehabt hat.

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Detlef Lindenthal
08.04.2006 08.00
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Das Wirtshaus im Spessart und jetzige Räuberpistolen

Heute erhielt ich mit Absender der renommierten Kreditkartenfirma Visa die folgende Netzpost:

„Verified by Visa Überprüft, schützt Ihre vorhandene Visa karte mit einem Kennwort und gibt Ihnen Versicherung, daß nur Sie Ihre Visa karte online benutzen können.

Aktivieren Sie einfach Ihre Karte und verursachen Sie Ihr Kennwort. Sie erhalten das addierte Vertrauen, daß Ihre Visa karte sicher ist, wenn Sie online kaufen.

Sie könen jetzt ihr Verified By Visa aktiviren über unser secure server. Wenn Ihr Kartenaussteller innen überprüfte durch Verified By Visa teilnimmt (die meisten Aussteller sind) ihr must einen kurzen Aktivierungsprozeß durchführen. Sie überprüfen Ihre Identität, verursachen Sie ihr Verified By Visa Kennwort und Sie sind fertich. “

Immerhin mit „daß“ geschrieben; und auch das Wort „fertich“ finde ich wohltuend. Andererseits: „könen, „karte“ und „addiertes Vertrauen“ addieren in mir kein Vertrauen.

Es ist derselbe Vertrauensmangel, der mich beschleicht, wenn ich die M$-gefilterten, fehlergespickten Verlautbarungen unserer Medien und Regierung lese.
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Detlef Lindenthal

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Detlef Lindenthal
27.03.2006 19.15
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stopfen, stoppen, stopp, Stopp ...

... sind schöne deutsche bzw. aus dem Niederdeutschen eingehochdeutschte Wörter. Stopp war nie von der Rechtschreib„reform“ betroffen.

     
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Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
27.03.2006 05.51
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Reformieren leicht gemacht

Wörterlotto
Heiteres Reformspiel für ein oder mehrere Personen

DamhirschTolpatschWalnuß mm/ll
EngelBengelStengel e > ä
TipTripStrip p > pp
belemmertQuentchenSpengler e > ä
Reiherrauherroher h
behendefertigEltern e > ä
TopBobbahnMop > -pp
BremseGemseThemse e > ä
SchiffahrtBallastWollust fff/lll

Der dringende Reformbedarf wird Zeile für Zeile durch Würfeln festgestellt. Jeder Mitspieler bearbeitet eine Zeile. Jeder Wurf ergibt die gemäß der 4. Spalte zu reformierenden Wörter, und zwar bedeutet eine 1 erste Spalte, eine 2 die zweite und eine 3 die dritte Spalte.
Darüberhinaus sind zwei Wörter zu reformieren: Bei einer 4 Spalte 1 und 3, bei einer 5 Spalte 2 und 3, und bei einer 6 Spalte 1 und 2.

Wer zweimal hintereinander eine 6 gewürfelt hat, darf eine ganze Zeile reformieren. Wer zweimal hintereinander eine 1 gewürfelt hat, darf das ß reformieren.

Dazu sind überzeugende und witzige Begründungen zu finden, warum ausgerechnet bei den erwürfelten Wörtern ein besonders dringender Reformbedarf besteht. Eine Totalreform ist nicht das Ziel, denn sie soll ja „behutsam“ sein.

Gewonnen hat (bei mehreren Mitspielern), wer am meisten reformiert hat.

Man kann so spielerisch die Arbeitsweise der Kultusminister nachvollziehen.
Die haben allerdings mit vorpräparierten Würfeln gespielt.

(PS.: Dank an die Technik)

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
25.03.2006 20.52
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Da kreißen die Berge für eine gräuliche Maus

An 30.3.06 werden wir Zeuge eines absolut lächerlichen Ereignisses werden: 16 leibhaftige Ministerpräsidenten werden mit ihrer ganzen, geballten Macht beschließen, daß bei einem der Wörter vom Typ Damhirsch, Tolpatsch, Walnuß … endgültig der dritte Buchstabe verdoppelt wird. Welches, steht auch schon fest, denn man hat im Ziehungsgerät des Wörterlottos eins mit einem Kaugummi präpariert.

(Dies ist Teil einer „Paketlösung“. Die wird nach Henscheid immer dann angewendet, wenn die Schweinereien einzeln zu auffällig wären.)

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Sigmar Salzburg
24.03.2006 07.04
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Maß haltende Politiker

KN-online, dpa/online vom 24.03.2006 06:00

Berlin (dpa) – Mediziner auf den Barrikaden: Zehntausende Kassenärzte wollen heute in Berlin gegen die Sparpolitik im Gesundheitswesen demonstrieren. Die Ärzteverbände rechnen mit bis zu 50 000 Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet. Wegen des Protesttages werden viele Praxen geschlossen bleiben. Den Medizinern ist besonders die Bonus-Malus-Regelung ein Dorn im Auge: Danach sollen Ärzte mit Honorarabzug bestraft werden, wenn sie überdurchschnittlich teure Arzneimittel verordnen.

Nun sehen wir uns dagegen an, was die politischen Heilskundigen sich selbst an Gehaltserhöhungen genehmigen wollen:

KN v. 22.3.06 „Zur großen Diätenreform“ Aus dem Kommentar von Bodo Stade:

Mutig sind sie. Das muss man unseren Abgeordneten lassen. Mitten in der größten Sparoperation der Landesgeschichte präsentieren die Fraktionen im Schulterschluss eine Diätenreform, die jährliche Mehrkosten in Millionenhöhe verursachen wird … auch die neue Reform geht – leider – wieder mit einer Erhöhung einher, die offenbar nur dazu dient, den schmerzhaften Verlust der zahlreichen Zulagen auszugleichen. Da hilft der Verweis auf die Diäten-Kommission nichts: Auch mit einer freundlichen Inflationsrate werden aus von 5700 Euro noch lange keine 6700. …

Wir erinnern uns: Diese Quacksalber haben wehrlosen Schülern eine unerprobte Medizin zwangsverordnet, die überdurchschnittliche Milliarden kostet, aber nicht nur wirkungslos ist, sondern regelrecht schädlich für die deutsche Kultur: die „Rechtschreibreform“.

Nach den selbstaufgestellten Kriterien müßten die verantwortlichen Politiker und die parlamentarischen Annullierer des Volksentscheids nicht nur in Zukunft auf sämtliche Gehaltszahlungen verzichten, sondern auch mit ihrem Vermögen noch für die Schäden der „Schlechtschreibreform“ haften.

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Detlef Lindenthal
11.11.2005 05.53
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Eseleien (2)

„Das, was sich zunehmend als eine erhebliches Problem und auch als Wachstumsbremse raufstellt, ist den Umstand, daß sie eine erhebliche Verschmutzungsproblem durch Heizung mit Kohle, aber auch durch Stromerzeugung mit Kohle haben, der wiederum als ein Bremse von Wachstum angesehen wird.“
DLF, 8.11.2005, 11:47, Originalton vom Sender hier. (20 Sekunden, 144 kB)

Wer könnte es sein, dessen Sendung diese wundervolle Grammatik ist? Nach Expertenmeinung einer, der sich vermutlich unmittelbar vor dem Interview mit einer Haschischtüte volldröhnt: der Noch-Bundesminister für Umwelt usw., Jürgen Trittin.

(Joseph Fischers, Deutschlands Außenministers, bemerkenswerte Stimme, so sagte mir derselbe Experte, läßt auch ein ausgiebiges Verzichten auf Hanfverzicht vermuten.)

In derselben DLF-Sendung:
Seit 10 Jahren hat China ein jährliches Wirtschaftswachstum von rund 9 Prozent. China ist das Land, das heute den zweitgrößten Energieverbrauch hat, den zweitgrößten Ausstoß von CO2 und den größten Ausstoß von Schwefeloxiden. Bis 2020 wird China laut Expertenberechnungen doppelt soviel Energie benötigen wie heute, nämlich 900 Gigawatt; dafür will China u.a. die Zahl seiner Atomkraftwerke von derzeit 9 auf 40 aufstocken.
_________________
Detlef Lindenthal, Dipl.-Soz.päd.

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Sigmar Salzburg
10.11.2005 11.40
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Eseleien

Eine Überschrift in der FAZ v. 10.11.05:

Rappen für die deutsche Sprache
Blumentopf in Bethlehem

Nanu, fragt man sich, bis jetzt waren doch nur Esel die tragenden Gestalten der deutschen Sprache – jedenfalls, wenn sich der Staat ihrer rechtschreiblich annahm.

Zweiter Deutungsversuch: Grobe Putzarbeit an der Sprache verrichten. Früher wurden unbotmäßige Lehrlinge zum „Rappen“ in den Keller gesteckt, zur Herstellung einer jetzt „
Rappputz“ zu schreibenden Wandoberfläche.

Die Unterzeile „Blumentopf in Bethlehem“ macht nun vollends ratlos.

Im Text selbst löst sich das Rätsel: Es handelt sich um eine deutsche Räpper-Gruppe mit dem Namen „Blumentopf“, die mit Förderung des Goethe-Instituts im Nahen Osten unterwegs ist.

Wie man sieht, werden die eigentlichen Probleme des Schreibens und Lesens von den Schreibreformern weiträumig umgangen. Während sie in blindem Eifer „Stengel“ zu „Stängeln“ machen und „Belemmerte“ zu „Belämmerten“, lassen sie sogar das urdeutsche Wort „Händi“ weiterhin als „Handy“ schreiben. Obwohl sie keine Hemmungen kennen, englische Begriffe wie „New Age“ zu „Newage“ zu verballhornen, haben sie doch eine heilige Scheu, dem englischen „a“ hilfreiche Pünktchen zu verpassen. Das machen dann mitunter die Zeitungen selber, wenn sie verstanden werden wollen: Anne Lütkes von den Grünen sagte laut Kieler Nachrichten v. 17.5.04: „
Diesen Konflikt haben wir zwar in der Koalition gut gehändelt, er muss aber gelöst werden.

Bei französischen Wörtern hat man heute solche Hemmungen nicht mehr. Doch noch im Duden von 1926 stand beim Wort „Bureau“ die Fußnote: „
Die Schreibung »Büro« ist nicht gestattet, da sie der Einbürgerung des ganz entbehrlichen Fremdwortes Vorschub leisten würde.

Als ich in der Schule Drittkläßler war, konnte ich praktisch alle Zeitungstexte richtig lesen. Heutzutage ist das nicht mehr möglich, wie ein Blick auf eine Seite der Kieler Nachrichten, „Kieler Szenen“, zeigt (Beispiel v. 23.8.02, S.24): Von etwa 2000 Wörtern sind 150 Wörter mit konfusen englischen, französischen, pseudoenglischen oder hybriden Zeichenkomplexen dargestellt, die von keinem Grundschüler lautgerecht gelesen werden können.

Und was bieten die völlig am falschen Ende bastelnden Rechtschreibreformer hier an vielgepriesenen „Erleichterungen“? An ganz anderen Wörtern: 7mal neue „ss“, einmal einen falschen „Jährigen“ (diesmal mit einer 41- davor), einen „Geheimtipp“ und eine übersehene alte „Meßlatte“.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
01.11.2005 10.13
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Optische, didaktische und politische Täuschungen

Am Samstag war ich mit meiner jüngeren Tochter in der Flensburger Phänomenta, einer Mitmach-Ausstellung, in der Sinneswahrnehmungen und physikalische Phänomene spielerisch erfahren werden können. Dort schreibt man inzwischen auch „neu“: „Gib der Kugel einen leichten Stoss“.

Man kann auch durch Zeitungsseiten „hindurchsehen“ – eine optische Täuschung. Der Text selbst ist (zufällig?) ebenso ein Täuschungsversuch – der Kommentar aus den „Lübecker Nachrichten“ anläßlich des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 14.7.1998, abgefaßt von einem Dieter Swatek, der als „Diplom-Volkswirt, Staatssekretär im Ministerium für Bildung …“ (usw.) vorgestellt wurde:

Im Sinne der Kinder
Karlsruhe hat sich mit seinem Urteil eindeutig auf die Seite der Kinder gestellt. Sie sind die Gewinner des gestrigen Tages. Nicht nur, daß den jetzigen Schülerinnen und Schülern das Umlernen erspart wird, auch künftige Schülergenerationen werden es nun leichter haben, die deutsche Rechtschreibung zu erlernen. Sie müssen statt der 212 Schreibregeln nur noch 112 und von jetzt 52 Kommaregeln nur noch 9 anwenden….


Sieben Jahre später heißt es nun in der 20-Uhr-Tagesschau v. 28.10.05:
Lesen und Schreiben soll für Kinder wieder leichter werden. Dazu hat der Rat für Rechtschreibung heute Vorschläge auf den Tisch gelegt …

Die „Rechtschreibreform – ein Schildbürgerstreich“!

Reformmoffen, Reformaffen und Reformafiosi wird das natürlich in ihrem Glauben und reformgeförderten Erwerbssinn nicht wankend machen.
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
28.09.2005 16.41
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Bildingscontrolling

Gerade stieß ich beim Kieler „Ministerium für Bildung und Frauen“
auf die
„Abteilung Bildungspolitik, Bildungscontrolling, Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen“

Bildungspolitik und Wichtigschwätzerei liegen immer nahe beieinander.
In der Schulzeit meiner Mutter wurde im Deutschaufsatz ein überflüssiges Fremdwort als Fehler gewertet.

Nun habe ich bei LEO nachgesehen und jede Menge schöner deutscher Wörter für englische Begriffe gefunden, die „controlling“ enthalten:
maßgebend, der Beherrschungsvertrag, die Steuerung, der Kostenrechnungskreis, die Mehrheitsbeteiligung, das Kontrollorgan, beherrschendes Unternehmen, herrschendes Unternehmen, die Holdinggesellschaft, die Obergesellschaft, das Regelglied, herrschendes Unternehmen, die Regeleinrichtung, die Steuereinrichtung, das Leitmerkmal, die Aufsichtsbehörde, das Spitzeninstitut, die Kapitalmehrheit, maßgebendes Kapitalinteresse, maßgebliche Beteiligung, die Mehrheitsbeteiligung, steuernder Ausgang, beherrschende Position, leitende Position, der Mehrheitsaktionär, die Regeleinrichtung, das Steuern, selbststeuernd, die Ventilsteuerung, stetige Regeleinrichtung, das Stellgerät, das Stellglied, die Stelleinrichtung, die Minderheitsbeteiligung, Menügeführte Prozessorsteuerung, schaltendes Stellglied, kontinuierlich arbeitendes Stellglied, Stellglied mit Speicherverhalten, Stellglied mit Speicherverhalten, Stellglied mit definierter Ruhelage,

Es gibt natürlich vereinzelt auch das Fremdwort, witzigerweise sogar dort angewandt, wo es im Englischen vermieden wird:

das Controlling (für engl. controlling, control, supervision, financial controlling), das Gemeinkosten-Controlling (overhead cost management), das Finanzcontrolling (für engl. financial controlling), operatives Controlling (für engl. operations management), das Personal-Controlling (für engl. personnel controlling),

Man kann sich bei LEO auch die Aussprache des deutschen „Controlling“ vorsagen lassen: „Kontrohling“.

Engl. „controlling“ kann auch auf „beherrschen“ deuten. Das will die Politik in der Bildung natürlich gerne, möchte es aber meistens nicht so deutlich ausdrücken. Deswegen wird uns das „Bildungscontrolling“ wohl noch lange erhalten bleiben – sicher auch noch nach der Sprachreform, die den Endungswirrwarr beseitigt: „Bildingscontrolling“!

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
23.02.2005 07.52
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Popp-Art

Zufällig entdeckt: Frau Dr. Popp hat einen meiner Beiträge unter die „Perlen“ des Spiegel-Forums eingereiht:

Dr Margret Popp – 05:04pm Oct 19, 2004 CEST (#714 of 723)
„Durch Heftigkeit ersetzt der Irrende, was ihm an Wahrheit und an Kräften fehlt.“
Sigmar Salzburg meint, ich (ICH!!!) sei einem vernünftigen Gedanken nahe gekommen. Das ist eine Perle wert. forum.spiegel.de

Sigmar Salzburg – 09:11pm Oct 6, 2004 CEST (#1619 of 2658)
#1526
[Popp:] Es hat von einer Duden-Auflage zur nächsten immer Veränderungen gegeben. Selbst das Reförmchen, über das wir uns hier die Köpfe heiß reden, ist minimal (ein bis zwei veränderte Schreibweisen pro Seite) und wäre vermutlich gar nicht aufgefallen, wenn ihm nicht mit großem Brimborium das Etikett „Rechtschreibreform“ verliehen worden wäre.
Diese Störungen fallen praktisch auch kaum ins Gewicht. Einerseits. Andererseits kann man natürlich einwenden, dann hätte man auch das Ganze sein lassen können.


Frau Popp, dies ist der vernünftigste Gedanke, dem Sie in den letzten sechs Jahren in Verbindung mit der „Reform“ nahegekommen sind.
Im übrigen ist Ihr Fleiß, das saudumme Machwerk „Rechtschreibreform“ zu verteidigen, nur staunenswert. Die meisten Anhänger der „Reform“ machen sich nicht diese Mühe. Denen ist nur wichtig, daß sich das Volk unterwirft. Die Spannweite reicht von den Linken, die darin wohl eine Ersatzdroge für die Kulturrevolution sehen, bis zur fundamentalchristlichen Seite, für die die Reform die Faszination eines Bußgürtels des Opus Dei zu haben scheint. Dazwischen finden sich die nützlichen Idioten (nach der bekannten Kreml-Liste), die bildungspolitischen Kleingärtner und die Gutmenschen mit hypertrophem Helfersyndrom.
Zusammen machen sie höchstens 9 Prozent der Bevölkerung aus. Alle übrigen Mitbürger hätten auf diese „Reform“ gerne verzichtet.

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Sigmar Salzburg

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