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Sigmar Salzburg
14.03.2004 18.48
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Machtlose Opposition

Martin Kayenburg
Vorsitzender der CDU-Fraktion
und Oppositionsführer
im Schleswig-Holsteinischen Landtag
[...]
Kiel, 11. März 2004

Sehr geehrter Herr Salzburg,

zunächst einmal möchte ich Ihnen für Ihre Glückwünsche zu meiner Aufstellung als Direktkandidat danken.

Des Weiteren möchte ich Ihnen auch im Namen von Herrn Maurus zum Thema „Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ antworten.
Seit der Veröffentlichung des 4. Berichtes der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung ist die Rechtschreibereform erneut zu einem wichtigen Thema in der öffentlichen Diskussion geworden. In breiten Teilen der Öffentlichkeit, bei Journalisten, Schriftstellern, Professoren, Eltern usw. stoßen die erneuten Verbesserungen der Rechtschreibereform auf große Kritik. Wir können die Empörung in der Bevölkerung nur zu gut verstehen, denn wenn wir ehrlich sind, auch wir wissen bei dem einen oder anderen Wort nicht mehr wie es geschrieben werden soll. Dennoch muss ich Ihnen an dieser Stelle sagen, dass wir als CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag nicht viel bewirken können, was die Reform bzw. die Reform der Reform aufhalten kann. Die wichtigen Entscheidungen werden derzeit noch in der Kulturministerkonferenz getroffen.

Stand der Beratungen hier ist, dass Vertreter der Zwischenstaatlichen Kommission und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sich in zwei Gesprächen mit fachlichen Fragen der Neuregelungen befassen werden. Dabei wird es auch darum gehen, wie und in welcher Form die Entwicklung der Rechtschreibung zukünftig begleitet werden soll. Angedacht ist, dass die Zwischenstaatliche Kommission für die deutsche Rechtschreibung von der Aufsicht der Kultusministerkonferenz befreit wird und zur zentralen Anlauf- und Schlichtungsstelle für Probleme der Orthographie werden soll.

Die Kultusministerkonferenz wird dann im Juni 2004 über die Neuregelungen der neuen Rechtschreibung beschließen. Als Oppositionspartei können wir hier leider nicht eingreifen. Auch wir werden die Entscheidung der Kultusministerkonferenz Juni 2004 abwarten müssen.

Mit freundlichen Grüßen


[gez.] Martin Kayenburg

__________________
Sigmar Salzburg

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Christoph Kukulies
20.02.2004 15.43
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Gebrauch des Wörterbuchs

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Postfach 7124 24171 Kiel
[...]
Datum 18.02.2004
[...]

...
Wenn es zutrifft, dass diese nach Ihrer Einschätzung zu lange auf eine Erklärung der Lehrerin warten muss, wäre es doch sehr einfach, das Mädchen im Gebrauch des Wörterbuchs zu unterstützen, damit sie auf Dauer unabhängig von dem Urteil anderer werden kann.

.....
Mit freundlichen Grüßen

Gerburg Böhrs


Wörterbücher zu Pflastersteinen!


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Christoph Kukulies

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Theodor Ickler
20.02.2004 15.40
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Aufschlußreich

Natürlich schreibt man Briefe an Ministerien nicht in der Erwartung, dort irgend etwas bewegen zu können. Es kommt nur auf die Antworten an, die man allemal gut verwerten kann. Frau Böhrs bestätigt, daß nur „konstruktive“ Kritik als sachlich gelten kann, d. h. auf dem Boden einer grundsätzlichen Bejahung der Reform kann man klitzekleine Verbesserungsvorschläge machen, die dann im günstigen Fall von der Kommission mit der Feststellung beschieden werden, es bestehe kein Änderungsbedarf. Die Forderung nach Rücknahme der Reform, also die Meinung der Bevölkerungsmehrheit, ist eo ipso unsachlich und verdient nicht, ernst genommen zu werden.

An diesen Amtspersonen prallt alles ab. Deshalb kommen sie ins Schwarzbuch, unseren Kindern zur Belehrung.
__________________
Th. Ickler

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Matthias Dräger
20.02.2004 15.04
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Aha!

Sigmar Salzburg, Vater, vier Kinder –

ein Radikaler!

Herr Salzburg ist sich nicht zu schade, die Ministerin zu bitten, in der Schule die Rechtschreibung zu verwenden, die er dort einmal gelernt hat.
Der Mann hat Nerven. Offensichtlich ein – Radikaler.
Was sonst?

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Sigmar Salzburg
20.02.2004 12.15
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Aus dem Ministerium für Bildung usw.

Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Postfach 7124 24171 Kiel
[...]
Datum 18.02.2004
[...]

Sehr geehrter Herr Salzburg,
Ministerin Ute Erdsiek-Rave hat mich gebeten, Ihr Schreiben vom 01.02.2004 zu beantworten. Ihrem Schreiben ist unschwer anzumerken, dass Ihr Ärger über die Neuregelung der Rechtschreibung nicht nachgelassen hat. Nicht zuletzt deshalb ist es schwer, auf Ihre Einwände im Einzelnen einzugehen. Mit Ihrer radikalen Forderung, die „mißratene Rechtschreibreform ohne Wenn und Aber“ zurückzunehmen, machen Sie zudem deutlich, dass Ihnen an einer sachlichen Auseinandersetzung nicht wirklich liegt. Ich bedaure das vor allem wegen der schwierigen Situation, in der sich Ihre Tochter befindet. Wenn es zutrifft, dass diese nach Ihrer Einschätzung zu lange auf eine Erklärung der Lehrerin warten muss, wäre es doch sehr einfach, das Mädchen im Gebrauch des Wörterbuchs zu unterstützen, damit sie auf Dauer unabhängig von dem Urteil anderer werden kann.

Hinsichtlich Ihrer Forderung, die Neuregelung zurückzunehmen, wissen Sie aus anderen Zusammenhängen, dass die Ministerin Ihre grundlegende Ablehnung nicht teilt und deshalb auch keinen Anlass sieht, hier initiativ zu werden.

Mit freundlichen Grüßen

Gerburg Böhrs

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
10.02.2004 21.31
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MdL Graf Kerssenbrock

Sehr geehrter Herr Salzburg,

Vielen Dank für Ihre mail. Ich bin vollkommen Ihrer Meinung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Graf Kerssenbrock



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Sigmar Salzburg [mailto:ram.gis@kielnet.net]
Gesendet: Dienstag, 10. Februar 2004 17:32
An: Trutz Graf Kerssenbrock
Betreff: Rechtschreibung

Sehr geehrter Herr Dr. Kerssenbrock,

letzte Woche habe ich an die Bildungsministerin einen Brief geschrieben, den ich Ihnen hiermit zur Kenntnis geben möchte.

Ich bitte, das darin angesprochene Ziel zu unterstützen, die bewährte Rechtschreibung vor der „Reform“ weiterhin unbegrenzt zuzulassen, vor allem an den Schulen.

Mit freundlichen Grüßen

Sigmar Salzburg

...


__________________
Sigmar Salzburg

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Wolfgang Wrase
09.02.2004 07.59
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Wann endet die Übergangsfrist?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Sozialdemokratische Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag
Arbeitskreis Bildung, Wissenschaft, Kultur, Sport und Weiterbildung

SPD-Landtagsfraktion ♦ Postfach 7121 ♦ 24171 Kiel

Ansprechpartner.
Jürgen Weber, MdL

Herrn
Sigmar Salzburg

... Wir werden daher gemeinsam mit dem Bildungsministerium darüber nachdenken, ob die Übergangsfrist, die planmäßig zum Beginn des kommenden Schuljahres 2004/05 auslaufen sollte, verlängert wird. Und ebenso selbstverständlich ist, dass bei den Dingen, die jetzt noch nachjustiert werden, eine ausreichende Übergangsfrist bis zur verbindlichen Umsetzung beschlossen werden muss ...

[gez. Jürgen Weber]
(Bildungspolitischer Sprecher)


Zwei Anmerkungen:

1. Das Ende der Übergangsfrist ist planmäßig nicht zum Beginn des kommenden Schuljahres 2004/05 vorgesehen, sondern zum Beginn des übernächsten Schuljahrs 2005/06. Wie kommt es, daß der Bildungspolitische Sprecher dies verwechselt? Vielleicht ist er kaum mit der Materie befaßt.
2. „Wir werden darüber nachdenken“ ist eine vage Formel. Da Politiker ständig die Strategie verfolgen, die Bürger zu beschwichtigen, könnte sich dahinter auch das Gegenteil des Angedeuteten verbergen: eine bereits feste Absicht, die Übergangszeit nicht zu verlängern. Immerhin scheint unsere Forderung „Verlängerung der Übergangszeit“ (bzw. Weitergeltung der sogenannten alten Rechtschreibung auch an den Schulen) als ernstzunehmende Option in den Zirkeln der Administration bewußt zu sein.

Gleichfalls herzlichen Glückwunsch an Herrn Salzburg für das gelungene Schreiben.

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Matthias Dräger
09.02.2004 07.47
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Überstrategie

Ich darf hier noch einmal daran erinnern, warum der Volksentscheid in Schleswig-Holstein von den Volksvertretern angegriffen wurde (die Darstellung beruht auf Informationen, die ich von Mitgliedern einer großen Partei des Landtages erhalten habe):

War es etwa Druck von den Schulen, daß man die normale Rechtschreibung nicht mehr unterrichten konnte? Mitnichten.

War es etwa Druck aus der Bevölkerung? Erst recht nicht.

Nein, eine große Partei meinte, die andere große Partei würde das Thema, daß an schleswig-holsteins Schulen anders unterrichtet wurde, als im übrigen Bundesgebiet, nämlich in normaler Rechtschreibung, zum Wahlkampfthema machen. Da die erste große Partei in der Zeit der Vorbereitung des Volksentscheids öffentlich Stellung bezogen hatte FÜR die Rückkehr zur normalen Rechtschreibung und man befürchtete, die andere Partei würde das Thema zum Wahlkampfthema machen, mußte nach der Auffassung zweier Herren dieser Partei, von denen einer nur Spitzenkandidat für die nächsten Wahlen war und noch nicht einmal einen Sitz im Landtag hatte, dieses „Problem“, das für Schleswig-Holstein keins mehr war, beseitigt werden.
DESHALB mußte der Volksentscheid weg.
DARUM haben wir heute alle Probleme mit der Rechtschreibung.

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Sigmar Salzburg
08.02.2004 20.24
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Sylvia Eisenberg, CDU,

ehem. Lehrerin, bildungspolitische Sprecherin der Kieler Landtagsfraktion
erhielt ebenfalls den Brief an die Bildungsministerin zur Kenntnis
und sandte am 5.2.04 folgende Email:

Hallo, Herr Salzburg,
vielen Dank für die Informationen.Ich werde Ihre Anregungen aufnehmen und das Thema im nächsten Bildungsausschuss auf die Tagesordnung setzen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Eisenberg


__________________
Sigmar Salzburg

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Walter Lachenmann
07.02.2004 19.40
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Re: J. Weber (SPD): Eine nichts sagende Antwort

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Ich gebe Ihnen allerdings Recht darin, dass es auf keinen Fall dazu kommen darf, dass Schüler Nachteile bei der Benotung erleiden. Wir werden daher gemeinsam mit dem Bildungsministerium darüber nachdenken, ob die Übergangsfrist, die planmäßig zum Beginn des kommenden Schuljahres 2004/05 auslaufen sollte, verlängert wird. Und ebenso selbstverständlich ist, dass bei den Dingen, die jetzt noch nachjustiert werden, eine ausreichende Übergangsfrist bis zur verbindlichen Umsetzung beschlossen werden muss.


Lieber Herr Salzburg,

ich wollte Ihnen meine Anerkennung für Ihren schönen Brief an die Ministerin in einer persönlichen E-Mail schreiben, aber über die hier hinterlegte Adresse klappt das nicht.

Die Antwort Ihres SPD-Abgeordeten besteht zwar weitgehend in den üblichen Beschwichtigungsfloskeln, sie enthält aber doch ganz brisantes Gedankengut. Sollte tatsächlich erreicht werden, daß die Übergangsfrist 2005 nicht abläuft und die Benotung in den Schulen nach 2005 nicht ausschließich nach den neuen Regeln erfolgen darf, würde dies für die Reformer einen ganz gewaltigen Prestigeverlust bedeuten und möglicherweise den Hebel dafür hergeben, ihr gesamtes Treiben von offizieller Seite grundsätzlich in Frage zu stellen.

Die Parallele von Toll-Collect-Projekt und Toll-Patsch-Reform ist auf herzerfrischende Weise nagelaufdenkopftreffend.
__________________
Walter Lachenmann

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Sigmar Salzburg
07.02.2004 12.03
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J. Weber (SPD): Eine nichts sagende Antwort

Sozialdemokratische Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag
Arbeitskreis Bildung, Wissenschaft, Kultur, Sport und Weiterbildung

SPD-Landtagsfraktion ♦ Postfach 7121 ♦ 24171 Kiel

Ansprechpartner.
Jürgen Weber, MdL

Herrn
Sigmar Salzburg
….

Ihre Mail vom 04.02.04

Sehr geehrter Herr Salzburg,
ich danke Ihnen für Ihre Mail und den angehängten Brief an die Frau Bildungsministerin. Ich begrüße es sehr, dass die Kultusministerien, wie dies 1998 bereits angekündigt worden war, die Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren mit der Rechtschreibreform gemacht wurden, nunmehr überprüfen und gegebenenfalls Korrekturen an der Reform vornehmen wollen.

Ich möchte nicht alle grundsätzlichen Argumente wiederholen, die in den Debatten von 1998 vorgetragen wurden. Ich gehe davon aus, dass sich beim Deutschen wie bei jeder anderen lebenden Sprache Veränderungen im Gebrauch des gesprochenen wie des geschriebenen Wortes ergeben.

Selbstverständlich schreiben wir heute nicht mehr, wie dies Goethe zum Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts getan hat; auch Ihre Reclam-Schulausgabe gibt die Texte von Goethe und Schiller natürlich nicht in der Form wieder, wie diese Autoren sie niedergeschrieben haben.

Es ist dabei selbstverständlich erforderlich, dass bei Fragen der Sprachnormierung Vertreter des kompakten deutschen Sprachraums grenzübergreifend zusammenarbeiten. Deshalb sollen in der zwischenstaatlichen Kommission, die künftig alle fünf Jahre über die Erfahrungen mit der Reform berichten soll, sowohl sechs Vertreter aus Deutschland wie auch je drei aus Österreich und der Schweiz mitarbeiten.

Ich gebe Ihnen allerdings Recht darin, dass es auf keinen Fall dazu kommen darf, dass Schüler Nachteile bei der Benotung erleiden. Wir werden daher gemeinsam mit dem Bildungsministerium darüber nachdenken, ob die Übergangsfrist, die planmäßig zum Beginn des kommenden Schuljahres 2004/05 auslaufen sollte, verlängert wird. Und ebenso selbstverständlich ist, dass bei den Dingen, die jetzt noch nachjustiert werden, eine ausreichende Übergangsfrist bis zur verbindlichen Umsetzung beschlossen werden muss.

Ich wünsche mir, dass Ihre Tochter bei der Handhabung der neuen Regeln nicht auf allzu große Probleme stößt und verbleibe

mit freundlichen

[gez. Jürgen Weber]
(Bildungspolitischer Sprecher)

__________________
Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
07.02.2004 11.58
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An die Bildungsministerin

Frau Ministerin
Ute Erdsiek-Rave

Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur

Brunswiker Straße 16 – 22
24105 Kiel


Rechtschreibung

Sehr geehrte Frau Minister,

vor kurzem hat meine belesene Tochter in einem Übungsdiktat – in dem Bestreben, sich den neuen Schreibverrenkungen anzupassen – „Bahn brechend“ und „Grauen erregend“ geschrieben. Eine angekündigte Erklärung der Lehrerin, warum das eine neu falsch sein soll, steht bis heute aus. Hier wird kostbare Lernzeit mit der Verstümmelung unserer bewährten Schriftsprache verschwendet – zur Lösung von Problemen, die es vor der „Reform“ nicht gab. Meine jüngere Tochter schreibt neudenk-richtig „Weißheit“, „hiß“ und „Ergebniss“ – und wieder ist es falsch.

Sie lassen nun seit Jahren verbreiten, an den Schulen gäbe es keine Probleme mit der „neuen“ Rechtschreibung. Tatsächlich werden sie nur verschleppt, vertuscht und verschwiegen.

Die Spaltung vertrauter Adjektive führt zu Lesefallen und Zweideutigkeiten, zum Beispiel:
Nach Meinung des amerikanischen Präsidenten sollte Krieg führenden Staaten vorbehalten bleiben, ob sie sich an das Völkerrecht halten oder nicht.
Der Sinn wird nur eindeutig, wenn es – wie in der Sprache – auch in der Rechtschreibung die Adjektivbildung „kriegführend“ gibt.

In meiner alten Reclam-Schülerausgabe schreibt Goethes Werther auf der ersten Seite seines Briefromans – vermutlich schon seit Beginn der „Universalbibliothek“ 1867:
Gewiß, Du hast recht, mein Bester …“ (UB 67/67a, 1956)

Seit 2001 lesen die Schüler bei Reclam nun nach den „neuen amtlichen Regeln“:
Gewiss, du hast Recht, mein Bester …

Die neuen „ss“ sind traditionszerstörend, lesefeindlich und pädagogisch wertlos – der Geßlerhut der flächendeckenden Zwangsmissionierung. Das Schrumpf-„du“ fälscht 200 Jahre Sittengeschichte und täuscht die Schüler über die (lt. KN v. 1.8.03 auch bei Reformfreunden) weiterhin übliche höfliche Anrede. Schließlich ist die formale Substantivierung von „recht“ Gift für die Entwicklung eines grammatischen Feingefühls. Konrad Duden wußte schon 1876, im Gegensatz zu unseren „Reformern“:
Bei Ausdrücken wie leid tun, not tun, weh tun, schuld sein, gram sein; mir ist angst, wol, wehe, not [erkennt man] die nicht substantivische Natur jenes Zusatzes am besten durch Hinzufügung einer nähern Bestimmung. Man sagt, er ... hat ganz recht, hat vollständig unrecht u. dgl. "

Wie recht Duden hat, zeigt das Hantieren mit scheinbar baugleichen Sätzen „Du hast Glück, du hast nur Mumps“: Unmöglich ist „Wie Mumps du auch hast, du hast ganz Glück“.


Die Rechtschreibkommission will davon nichts wissen. Damit hat aber die sprachliche Falschmünzerei noch längst kein Ende; ein weiteres Beispiel:

Mein alter Reclam-Werther schrieb: „Was mir noch leid tut, ...
Heute soll in der Schule jedoch falsch gelehrt werden: „Was mir noch Leid tut. ...
(Diese „Korrektur“ fehlt noch bei Reclam – der übliche Pfusch in neuen Schulbüchern)

Wie man hört, wollen die Reform-Quacksalber jetzt nach vieler Kritik diesen Fehler entschärfen (nicht aber den vorhergenannten) und dazu – wohl nur, um weiterhin die einzig richtige Schreibung für falsch erklären zu können – zusätzlichen Unfug in Umlauf bringen:

Was mir noch leidtut,...

Diese Vorgehensweise übertrifft nun aber alle vorangegangenen Dreistigkeiten, ausgenommen die Annullierung des Volksentscheids.

Das „Tollpatsch“-System versagt ebenso wie das „Toll-Collect“-System. Es kostet aber die Bürger nicht nur Milliarden: es vergiftet auch die gesamte deutschsprachige Schreibkultur.

Marcel Reich-Ranicki hat anläßlich der begeistert begrüßten Rückkehr der FAZ zur bewährten Rechtschreibung gesagt: „Ich glaube aber keineswegs, daß jene, die die Verantwortung für diese Katastrophe tragen, fähig und befugt sind, das Ganze wieder in Ordnung zu bringen. Die Trottel und Missetäter haben ihre Unfähigkeit hinreichend bewiesen. “ ( 28.07.2000 „Kölner Express“)

Ich bitte daher, auch im Namen meiner Freunde von der Bürgerinitiative gegen die Rechtschreibreform:
Veranlassen Sie mit Ihren Ministerkollegen die sofortige Entlassung der Rechtschreibkommission und des Beratergremiums aus lauter Lobbyisten!

Außerdem geht es nicht an, daß belesene Schüler, die so schreiben, wie noch heute unsere besten Schriftsteller, dafür in der Schule durch rote Striche ihre Zukunft zerstört sehen. Daraus folgt:
Die alte Rechtschreibung muß auf Dauer weiterhin ihre Gültigkeit behalten und auch in den Schulen bekanntgemacht und anerkannt werden!

Die Beobachtung der reformbedingt verfallenden Schreibfähigkeit und Schreibkultur in den Medien, im Privaten und in den Schulen zeigt, daß das „leichtere Schreiben“ eine leichtfertige Illusion, wenn nicht bewußter Volksbetrug war:
Die „Rechtschreibreform“ ist das dümmste Ereignis der neueren deutschen Kulturgeschichte!

Die enteignete Schreibgemeinschaft und die Mehrheit des deutschen Volkes haben einen Anspruch auf Wiederherstellung ihrer mißachteten Rechte. Deshalb fordern wir:

Rücknahme der mißratenen Rechtschreibreform ohne Wenn und Aber!

In der Hoffnung auf Einsicht der Verantwortlichen,
mit freundlichen Grüßen

gez. Sigmar Salzburg

Dieser Brief wird auch anderen Bürgerinnen und Bürgern zu Kenntnis gebracht


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
14.01.2003 22.12
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Schönbohm

Gerade hat der Brandenburgische Innnenminister Schönbohm einen kurzen Brief an Dr. Martin String schreiben lassen:

Land Brandenburg Ministerium des Innern

[...]

Potsdam, 8. Januar 2003

Sehr geehrter Herr Dr. String

Herr Minister Schönbohm hat mich beauftragt, Ihnen für Ihr überaus interessantes Schreiben vom 18. Dezember 2002 zu danken.
Den in diesem Zusammenhang erteilten Hinweis hat Herr Minister zur Kenntnis genommen.
Sie beschreiben sehr treffend die mit der Rechtschreibereform verbundenen Schwierigkeiten und es ist tatsächlich nur schwer nachvollziehbar, warum es einer solchen überhaupt bedurfte.
Für das noch junge Jahr 2003 erlaube ich mir, Ihnen alles Gute zu wünschen und verbleibe mit den besten Wünschen

Im Auftrag

Andreas Schummert
Persönlicher Referent des Ministers

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
10.01.2003 12.35
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Briefe von Politikern

Dr. Martin String, Gymnasiallehrer i.R., Lüneburg, hatte Michael Glos auf den Gastkommentar des CSU-Politkers in der FAZ v. 21.11.2002 einen Brief geschrieben. Er erhielt zur Antwort:

Berlin, 5.12.2002

CSU-Landesgruppe
im deutschen Bundestag
Der Vorsitzende

[....]

Sehr geehrter Herr Dr. String,

vielen Dank für Ihren Brief vom 24. November. Ich habe Ihr mit großer Sorgfalt und Sachkenntnis formuliertes Schreiben mit Interesse gelesen.

Ihre Einschätzung, die Rechtschreibreform habe die Verständlichkeit der deutschen Sprache keineswegs immer gefördert, teile ich. In Erinnerung rufen will ich allerdings ergänzend zu Ihrem Brief das Ziel der Reform, in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Einheitlichkeit der Schreibweisen und der Sprachentwicklung wieder zu stärken. Das halte ich für ein berechtigtes Anliegen, das mit manchem misslungenen Ergebnis langwieriger Verhandlungen wenigstens teilweise versöhnt.

Im Bundestag haben sich viele Kolleginnen und Kollegen vor dem Inkrafttreten der Rechtschreibreform für eine Initiative eingesetzt, um das Projekt zu stoppen. Die verfassungsrechtliche Prüfung hat damals ergeben, dass der Bundestag dafür keine Zuständigkeit hat. Das ist heute nicht anders zu beurteilen als vor wenigen Jahren.
So bleibt uns nur, wie die von Ihnen zitierte Reclam-Ausgabe weiter persönlich „wider den Stachel zu löcken“, wie Sie schreiben.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Glos MdB

__________________
Sigmar Salzburg

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