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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
War die alte Rechtschreibung besser?
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Karin Pfeiffer-Stolz
01.06.2004 18.20
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Wie der Herr Ickler

Ich werde meinem Vorsatz untreu. Aber nur für dieses eine Mal. Wer „der Herr Ickler“ schreibt und gleichzeitig Vermutungen über komplexe syntaktische Betrachtungen anstellen will, disqualifiziert sich selbst.
Guten Abend.
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Karin Pfeiffer-Stolz

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Florian Agreiter
01.06.2004 18.14
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Zuerst möchte ich Herrn Ickler antworten: Mit dieser Faustregel sind keine Zusammensetzungen wie „fleischfressed“ gemeint – diese Schreibweise wurde in der neuen Rechtschreibung durch „Fleisch fressend“ abgelöst –, sondern solche wie „herzerquickend“.
Diese Regel gilt für die neue Rechtschreibung, nicht für die alte!

Nun zu der werten Frau Pfeiffer-Stolz: Was meine Intention ist, fragen Sie? Nun, ich bin an einem sachlichen Disput über die neue Rechtschreibung interessiert. Des Öfteren habe ich erlebt, dass Leute die neue Rechtschreibung ablehnen, weil sie nicht korrekt über diese informiert wurden. Mir geht es darum, passende Argumente für und wider die neue Rechtschreibung auszutauschen – schließlich gibt es Dinge, die sich verbessert haben und Dinge, die sich verschlechtert haben.

Bisher gibt es nur wenige Argumente für das Retablissement der alten Rechtschreibung, die ich wirklich akzeptieren kann. Unter dem Strich sehe ich mehr Gefahr als Wohltat. – Dabei bin ich kein verblendeter Anhänger der neuen Rechtschreibung. Wenn mir etwas an der neuen Schreibweise nicht passt, dann stehe ich zu meiner Einstellung. Es ist generell nicht mein Stil, zelotische Positionen einzunehmen.

Meine Dekomposition, wenn ich das so nennen darf, in „Das ‚ein Tier liebende’ Kind“ soll nur zeigen, dass in der Wendung „Das tierliebende Kind“ ein Artikel eingespart wurde; dies soll lediglich als Exemplifikation der neuen Rechtschreibregel dienen. Natürlich würde ich nie auf die Idee kommen, etwas Derartiges in einem Text zu schreiben.

Leider kann ich nicht so ganz nachvollziehen, weswegen sie sich so echauffieren. Ich sage ganz offen und ehrlich, dass ich bei weitem nicht so viel Ahnung von der Sprache und der Sprachgeschichte habe(n kann), wie der Herr Ickler. Nie habe ich behauptet, dass ich ein großes Wissen im Bereich der neuen Rechtschreibung habe!

Fazit: Ich habe kein extraordinär großes Wissen über die (neue) Rechtschreibung, aber keinerlei ernsthafte Probleme mit dieser. Meiner persönlichen Meinung nach ist das Schreiben nach neuer Rechtschreibung für denjenigen, der das Schreiben erst lernt, einfacher. In der alten Rechtschreibung wurde eis gelaufen und radgefahren, andererseits musste man Auto fahren, um zu dem Ort zu gelangen, an dem man Ski laufen kann. Es ist, so denke ich, viel einfacher für den Lernenden, wenn er eine klare Regel hat, nach der man „Ski laufen“, „Eis laufen“ (anstatt „eis laufen“), „Auto fahren“ und „Rad fahren“ (anstatt „radfahren“) schreibt.

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gestur
01.06.2004 18.14
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Fleisch fressend und fleischfressend

Aus Th. Ickler, Die sogenannte Rechtschreibreform, S. 81/82:
„Auch Fachausdrücke wie 'fleischfressend' (=karnivor) wurden bisher aus gutem Grund anders geschrieben als die Wortgruppen, mit denen man aktuelle Zustände oder Vorgänge beschreibt. Man vergleiche: 'Fleischfressende Pflanzen' gibt es auch bei uns, aber: Der Hund saß 'Fleisch fressend' vor seiner Hütte. Die 'reisessenden' Völker sind oft auf Importe angewiesen, während Familie Bao 'Reis essend' vor dem Fernseher sitzt. In der bisher gültigen Rechtschreibung waren solche Unterschiede durch den Hinweis berücksichtigt, daß Klassenbildung Zusammenschreibung bewirkt – eine etwas unscharfe, aber durchaus nicht falsche Bestimmung.
Erweiterte Partizipien als Attribute sind der gesprochenen deutschen Sprache weitgehend fremd, sie riechen nach Papierdeutsch, sind schwer zu verarbeiten und führen beim ersten Lesen oft zu Mißverständnissen. Durch die vermehrte Getrenntschreibung erhöht sich der Anteil dieser beschwerlichen Konstruktionen: 'ein Händchen haltendes Paar, ein Blut saugendes Insekt, Not leidende Kredite' usw. Man kann auch sagen, daß sie durch die Getrenntschreibung in ein ganz anderes sprachliches 'Register' verschoben werden. Das scheinen die Reformer zu keinem Zeitpunkt bedacht zu haben.“

Rechtschreibreformkritik-Literatur für Einsteiger:
Theodor Ickler, Die sogenannte Rechtschreibreform, ein Schildbürgerstreich;
Theodor Ickler, Kritischer Kommentar zur „Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“,
Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt, Bayerische Akademie der Schönen Künste;
Erst durchlesen, dann mitreden!

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Norbert Schäbler
01.06.2004 17.34
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Argumentationsruine

Lieber Herr Agreiter!

Selbstverständlich ist es möglich, einzelne Argumente aus einem ganzen Gebäude von Begründungen herauszupicken, die man dann auf Pro und Contra abklopfen kann.
Lohnt sich das?

Besser scheint es mir doch, den Blick auf das gesamte Argumentationsgebäude zu richten – der zeitliche Abstand (Beginn: 1996) läßt den Blick aus der Vogelperspektive ja auch zu –, denn dann kann man sehr leicht erkennen, daß diese Rechtschreibreform mitsamt ihrer ausgeklügelten und klüngelbetriebenen Erlaßstruktur lediglich eine Ruine ist; ein Kartenhaus, das zwangsläufig einstürzen wird.

Nennen Sie doch einmal ein Argument, das stichhaltig ist und das dieses irrige Konstrukt „Rechtschreibreform“ pfeilerartig stützt!




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nos

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Karin Pfeiffer-Stolz
01.06.2004 17.21
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verstandraubend und absurd

Jetzt platzt mir der Kragen. Gern lese ich fundierte Beiträge in diesem Diskussionsforum, wie es sie zahlreich gibt. Die aktuelle Diskussion aber macht mich wütend. Reine Zeitverschwendung.

Werter Herr Agreiter, worauf legen Sie es an?

- das einen Menschen fressende Ungeheuer -
Kann man doch auch sagen, oder?
Oder:
- die das Fleisch fressende Pflanze -

Möglich, daß ich vernagelt bin. Dann sind es aber andere auch. Man kann sich alles mögliche (nicht Mögliche!) konstruieren, wenn man das möchte. Das Leben ist voller Unlogik. Und voller Dummheit. Und wenn man es darauf anlegt, kann man sogar beweisen, daß sich die Sonne um die Erde dreht.

Wie wollen Sie die neue GZS einem Schüler beibringen? Oder gar einem Mitglied der vielzitierten „bildungsfernen“ Schichten, für die das doch angeblich alles veranstaltet wird? Ich passe. Kann sein, daß ich mich überschätzt habe.

Sehr geehrter Herr Agreiter, tummeln Sie sich in diesem Forum nur deshalb, um die Diskussionsteilnehmer zu testen und zu provozieren?
Ist es Ihre Absicht, hier Ihre unendliche Weisheit bezüglich der „neuen Rechtschreibung“ auszubreiten und Fallen stellen?
Sind Sie also ein fallenstellender Zeitgenosse?
(Oder heißt es „Fallen stellender“?)
Sind Sie Lehrer? (Hoffentlich nicht!)
Diese Diskussion ist absurd. Aber die Zeit wird es bringen.
Bald schon werden Sie für solche Argumente nichts außer schallendem Gelächter ernten.

Schade um die Zeit, die man auf sowas verschwendet. Es geht darum, den künftigen Generationen die traditionelle Sprachkultur zu bewahren. Während hier klug geschwätzt wird, leiden draußen unzählige Schüler, denen dieser Unsinn aufgedrängt wird.
Das, sehr geehrter Herr Agreiter, ist das erste und letzte Mal, daß ich mich zu Ihren Äußerungen melde.

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Karin Pfeiffer-Stolz

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Theodor Ickler
01.06.2004 16.24
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Ganz anders

Der Grund, warum man vor einigen hundert Jahren anfing, Zusammensetzungen wie „fleischfressend“ zu bilden, hat nichts mit dem Einsparen von Artikeln oder Präpositionen zu tun. Übrigens sieht der vierte Bericht viele und am Ende vielleicht alle dieser gewohnten Zusammensetzungen schon wiederauferstehen, sei es auch nur als gnädig zugelassene Varianten.

Diese Einsparungsgeschichte geisterte schon durch populäre Fassungen der bisherigen Rechtschreibung, etwa beim Duden, aber mehr als einen gewissen didaktischen Wert („Faustregel“, ganz recht!) hat sie nie gehabt. Man muß schon etwas tiefer in die Sprache hineinsehen, um den wahren Grund ihrer Verfahren zu entdecken.
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Th. Ickler

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Florian Agreiter
01.06.2004 16.10
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Soviel ich weiß, gilt als Faustregel Folgendes: Zusammensetzungen aus einem Substantiv (als erstem Bestandteil) und einem Partizip werden dann zusammengeschrieben, wenn man dabei eine Präposition oder einen Artikel einspart („Das tierliebende Kind“ = Das Kind, das ein Tier liebt. [Das „ein Tier liebende“ Kind]).

Getrennt schreibt man, wenn nichts eingespart wird: Das Menschen fressende Ungeheuer / die Fleisch fressende Pflanze.

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gestur
01.06.2004 15.59
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Ersatz für eine Wortgruppe oder nicht?

Es scheint alle Schreiber zu überfordern, ganz besonders die Korrekturprogramme, jedesmal prüfen zu müssen, ob ein Substantiv ein einzelnes Akkusativobjekt ist und getrennt geschrieben wird – außer wiederum in Artenbezeichnungen – oder für eine Wortgruppe steht und mit dem Verb oder Partizip zusammengeschrieben wird, weil dadurch Wörter eingespart werden. Solche Regeln sind unsinnig.

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Sigmar Salzburg
01.06.2004 15.42
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Spreizschreibungen

„Sehstörung“ beschreibt die allgemeine Schreibverwirrung anhand gefundener Beispiele – nicht nur die skurrilen „richtigen“ Neuschreibungen. Gestern fand ich in unserer Zeitung:

Gestern sagte Kaplans Anwältin, ihr schwer Krebs kranker Mandant halte sich in der Domstadt auf …(dpa/afp, KN 29.5.04)
Früher hatte ich schon gefunden:
Elegante Ball- und Bänderspiele, Atem raubende Dehnungen ... Höhepunkt des dreitägigen, Völker verbindenden Treffens, …“; “Es ist Herz zerreißend. Aber es gab für die Tiere keine Chance…“ Glück strahlend ...; „ein Richtung weisendes Wort ….“.

„Es ist doch wohl logisch, dass es nicht heißt …“

Können Sie, Herr Agreiter, sagen, aus welchen Gründen an den Bildungen etwas falsch ist, insbesondere an den folgenden? Glauben Sie, daß es für Schüler erleichternd ist, wenn sie jedesmal beim Schreiben eine Stellprobe machen müssen, um (vielleicht) herauszubekommen, wann solche sprachwidrigen Spreizschreibungen nun amtlich gefordert werden und wann nicht:

Der Menschen fressende Tiger …
Der Menschen verachtende Zeitgenosse …

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Sigmar Salzburg

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Martin Reimers
01.06.2004 15.38
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Yes, Sir!

Natürlich! In der historischen Perspektive haben Sie vollkommen recht. Wo ein bewußt herbeigeführter sozialer Umbruch stattfindet, kann man selbstverständlich von reaktionären Bestrebungen sprechen, eben weil die „Aktion“ als solche greifbar ist. Nur in der heutigen Zeit wirkt der Begriff ziemlich anachronistisch.

Dies nur am Rande.
__________________
Martin Reimers

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Martin Reimers
01.06.2004 15.27
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Lieber Herr Agreiter,

Sie zitieren aus dem Faltblatt Beispiele für vermeintliche Neuschreibungen, die tatsächlich dem Regelwerk widersprechen und die auch in keinem Wörterbuch stehen. Hierbei sollten Sie allerdings berücksichtigen, daß solche falschen Beispiele nicht (oder nur sehr selten) von Reformgegnern erfunden werden. Fast alle „reformierten“ Druckerzeugnisse sind voll davon – nicht zuletzt auch die Wörterbücher. Denn keine Hausorthographie richtet sich nach dem Regelwerk selbst, das ohnehin nur von Spezialisten beherrscht werden kann, sondern man muß, wenn man sich auf den Neuschrieb einlassen will, im Laufe von Monaten und Jahren auswendig lernen, wann welches Wörterbuch in welcher Auflage die Regeln richtig, falsch oder gar nicht anwendet.

Mit der Rechtschreibreform ist es wie mit dem Sozialismus – wenn man den vom Hörensagen kennt, hat man immer noch die Möglichkeit, sich etwas Gutes darunter vorzustellen – und sei es auch nur eine gute Perspektive. Sobald man aber das absurde Wechselspiel von willkürlichen, völlig undurchschaubaren Vorschriften und dem totalen Chaos aus der Nähe ansieht, packt einen das Grausen.

Mit freundlichem Gruß
__________________
Martin Reimers

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gestur
01.06.2004 15.09
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No, Sir!

Als Techniker verstehe ich „Reaktion, reagieren“ als Antworthandlung auf ein Ereignis (actio und reactio), und daraus leite ich „reaktionär“ ab.
Auch die Historiker verstehen das Zeitalter der „Reaktion“ und „reaktionär“ als Antwort der deutschen Fürsten auf die deutschen Freiheitsbewegungen. (Biedermeierzeit)

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Florian Agreiter
01.06.2004 15.02
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Gerade habe ich mir das PDF „Sehstörung“ zur neuen Rechtschreibung angesehen. Es ist ja entsetzlich, was in diesem PDF suggeriert wird.

Es ist doch wohl logisch, dass es nicht heißt:

- „das Tier liebende Kind“, sondern „das tierliebende Kind“
- „Hände ringend suchen“, sondern „händeringend suchen“
- „etw. zu betonieren“, sondern „etw. zubetonieren“

--

- „Multiplechoiceverfahren“ kann auch „Multiple-Choice-Verfahren“ geschrieben werden (in der alten RS schrieb man „Multiple-choice-Verfahren“).
- „heute Früh“ ist nur eine Nebenvariante, die äußerst selten verwedet wird. Man schreibt i. d. R. – wie in der alten RS auch – „heute früh“ (aber: heute Abend [von der Abend]).

Wenn man so dezidiert gegen die neue Rechtschreibung wettert, ist es kein Wunder, dass so viel Unmut entsteht.

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gestur
01.06.2004 14.55
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Antworten

1) Die allmähliche Sprachentwicklung ist mit der jetzigen brutalen Reform überhaupt nicht vergleichbar.

2) Wir schreiben Grammatik und nicht Laute. (Utz Maas)
Vollständig beherrscht man die Rechtschreibung erst, wenn man die Grammatik beherrscht. Sonst ist es Auswendiglernen des Dudens. Diese Paukschule ist nicht sinnvoll.

3) Die neuen Stolperstellen beim Lesen durch die neuen Doppel- und Dreifach-s bei Wörter-Trennfugen sind als Lese-Erschwerung nachweis- und meßbar.

4) Für die Grammatiker des klassischen Lateins waren griechische Wörter Fremdwörter, die sie zu vermeiden trachteten. Aber im parallelen Vulgär- oder Bürgerlatein gehörten sie seit der Eroberung Griechenlands zum Grundwortschatz und waren keine Fremdwörter mehr. Die romanischen Sprachen entstammen nicht dem klassischen Latein, sondern dem Vulgär- oder Bürgerlatein. Außerdem gab es große griechischsprachige Siedlungen in Süditalien, Spanien und Südfrankreich, deren Wortschatz sich mit dem romanischen mischte. Im Italienischen, Spanischen, Portugiesischen, Katalanischen, Provenzalischen gehören griechische Wörter zum Grundwortschatz und wurden schon früh wie romanische Wörter geschrieben, wenn man denn schreiben konnte. Neu auftretende griechische Wörter werden daher in Anlehnung an vorhandene geschrieben. In die deutsche und englische Sprache wanderten sie erst etwa tausend Jahre später ein in der Renaissance bei der Wiederentdeckung der griechischen Klassiker. Daher blieben sie hier Fremdwörter. Dagegen kamen die griechischen Wörter der Bibel schon mit der Christianisierung und wurden im Deutschen und Englischen zu einheimischen Wörtern und werden wie solche geschrieben.

5) „sogenannt“ hat die Bedeutung „angeblich“. Diese Bedeutungsunterscheidung gegenüber „so genannt“ ist ausgelöscht worden.

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Florian Agreiter
01.06.2004 14.38
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Das Adjektiv „reaktionär“ kommt vom französischen Adjektiv „réactionnaire“, was so viel bedeutet wie „rückschrittlich“. Bei uns wird „reaktionär“ heutzutage nur noch im Sinne von „rückschrittlich“ (im politischen [und kulturellen] Sinn) verwendet. Ein Reaktionär ist jemand, der an überholten Dingen festhalten will.

Dass manche Wörterbücher „so genannt“ herausnehmen, ist in der Tat bedenklich. Im aktuellen Duden und im aktuellen Wahrig finde ich „so genannt“ zum Glück noch – und ich denke, dass dies so bleiben wird.

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