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Warum Deutsch so leicht zu lernen ist:

Der Schritt fahrende Mann fährt Schritt.
Der Schrittfahrende ist am Schrittfahren.
Das war einfach, aber jetzt über Kreuz:
Der Schrittfahrende fährt Schritt.
Der Schritt fahrende Mann ist am Schrittfahren.

In der Schule habe ich Deutsch nie gemocht; das lag wohl an den Lehrern. Nur einer konnte gut erklären, der war auch Griechisch- und Lateinlehrer. Jetzt amüsiert mich diese Sprache, denn sie ist ein wirkliches und deshalb erhaltenswertes Unikat, was Wortbildung, Grammatik und Rechtschreibung betrifft (die Wortwurzeln sind natürlich indogermanisch).

Henning Upmeyer         Sonntag, 10.11.2002


Die bereiwillig spendenden Schülereltern

Als man den Schülereltern erzählt hat, die reformierte Rechtschreibung sei einfacher und fehlerfreier, haben sie sofort viel Geld für neue Bücher gespendet.
Wenn man ihnen erklären würde, die bisherige Rechtschreibung sei doch leichter und fehlerfreier, würden sie sofort wieder viel Geld für neue Bücher spenden.
(Selbst schuld, daß sie die alten nicht für alle Fälle vorsichtshalber aufgehoben haben.)
Die Schülereltern glauben alles, was angeblich für ihre Kinder gut sein soll. Der Ernstfall, die Benotung nur noch nach den neuen Regeln, wurde ja noch nicht geprobt.
Im übrigen: Bestimmen eigentlich die Lehrer mehrheitlich, was das ganze Volk tun soll?  

Henning Upmeyer         Sonntag, 10.11.2002


Nachdruck des letzten vorreformerischen Dudens

Falls er als Fan-Artikel Liebhaberpreise erbringen würde, könnte man der Chinesen-Mafia einen guten Geschäftstip geben: Sie könnte ihn in China photomechanisch vom Original nicht unterscheidbar nachdrucken lassen und über Polen oder die Slowakei einschmuggeln.

Klassisches Beispiel für photomechanischen Nachdruck: August Leskien, Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache. Ein wichtiges Lehrbuch für Slavisten.

Klassisches Beispiel für Bücherschmuggel: Nachdem der russische Zar in Litauen die lateinische Schrift verboten hatte, wurde die litauische Literatur in Polen in lateinischer Schrift gedruckt und durch „Bücherträger“ eingeschmuggelt. Ein ertragreiches Geschäft.

Henning Upmeyer         Freitag, 8.11.2002


Wer ist in Deutschland die „Öffentlichkeit“?

Darüber sollte dringend „öffentlich“ nachgedacht werden.

In Bezug auf die Rechtschreibreform haben sich als angebliche „Öffentlichkeit“ bereits selbst disqualifiziert:
die meisten Zeitungen, das Fernsehen, ausnahmslos alle Politiker (ausnahmslos, seit Frau Hildegard Hamm-Brücher ihnen nicht mehr das Grundgesetz um die Ohren schlagen kann), die meisten Wissenschaftler, viele Schriftsteller, usw.  

Henning Upmeyer         Donnerstag, 7.11.2002


Griechisch-deutsches Wörterbuch von 1884

„Griechisch-deutsches Wörterbuch von Karl Jacobitz und Ernst Eduard Seiler, Dritte sehr vermehrte und mehrfach umgearbeitete Auflage, Leipzig, 1884, Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung“, 2006 Seiten

Fraktur-Ligaturen:
„ch“; „ck“; „ff“; „fl“; „ll“; „ss“ aus zwei „Lang-s“; „st“ aus „Lang-s“ und „t“; ß eindeutig als „sz“ aus „Lang-s“ und „z“; „tz“.

Das „z“ hat in der Ligatur mit „t“ eine kleinere Unterlängen-Schleife als als Einzelbuchstabe und in der Ligatur mit „Lang-s“ keine Unterlängen-Schleife. Alle diese „z“ stehen in der gleichen Höhe.

Auffällige Schreibweisen in den deutschen Texten:
„interessirt“, „copirt“, „synkopirt“, „integrirend“, „basirt“, „etymologisiren“,
„Verständniß“, „Verzeichniß“, „Bedürfniß“,
„Inconsequenzen“, „Citate“, „Doppelconsonant“, „Commentator“, „Proceß“, „Accent“,
„zuvörderst“,
„seltner“,
„theuere“,
„noch sonst Jemand“,
„ist Folgendes zu erwähnen“,
„ohne Weiteres“,
„bei Seite geworfen“,
„zu Theil geworden“, „nicht mehr Theil nehmen“,
„Dagegen sind die Eigennamen eingereiht worden, jedoch nur, in so weit als sie sicher stehen ...“,
„die gelesensten Autoren“,
„das Durchgeseihete“,
„Willkühr“,
Jede Menge Dativ-Endungs-„e“,
„daß“-Sätze mit dem Konjunktiv,
Erweiterte Infinitivsätze sind nicht durch Komma abgetrennt.  

Henning Upmeyer         Donnerstag, 31.10.2002


„Sprachgebrauch nach der Rechtschreibreform“

Ich denke, daß Germanistikprofessoren sich beim Thema Rechtschreibreform nicht für die Lehrbarkeit der deutschen Sprache interessieren, sondern für die Veränderung der Sprache durch äußere Einflüsse. Daher bringt es etwas, wenn man den Professoren Nachweise bringt für negative Veränderungen des Wortschatzes und des Satzbaues durch die Rechtschreibreform und sie diese Veränderungen öffentlich dokumentieren, vielleicht in Form einer Vorlesung „Sprachgebrauch nach der Rechtschreibreform“. (Beispiel: Es gibt nur noch die Bezeichnung „warm laufen“ statt der bisher allgemein bekannten ganz verschiedenen Betriebszustände „warmlaufen“ und „warm laufen“.)

Z.B. untersucht Prof. Horst Dieter Schlosser an der Uni Frankfurt (der Unwort-Sammler) die Einflüsse der jeweiligen Zeit und Regierungsform auf die Alltagssprache der Bevölkerung und hält darüber Vorlesungen, im Sommersemester 2002 über „Sprachgebrauch unter der NS-Diktatur“. Auch in diesem Fall gab es zur Vorlesung ein gutes Skriptum. Prof. Schlosser vergibt Prüfungsthemen über die Auswirkungen der Rechtschreibreform und hat eine Magisterarbeit darüber schreiben lassen.

Aus alledem läßt sich ein Gesamtbild zusammenfügen über die schädlichen Nebenwirkungen der Rechtschreibreform, die nur die Schreibschwierigkeiten der Schüler heilen sollte.
Die Abteilung „Horch und Guck“ der Reformgegner sollte auch die Unis beobachten und dort Informanten anwerben.

Henning Upmeyer         Mittwoch, 30.10.2002


Die Adjektivgruppe „wieder...bar“, wobei für „...“ einige Verbstämme eingesetzt werden können

Aus „Fleischer/Barz, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache“:
„Das Suffix ‚-bar‘
Mit dem Suffix ‚-bar‘ (aus dem alten Verbaladjektiv vom ahd. Verb ‚beran‘ ‚tragen‘, ‚-bari‘, mhd. ‚-baere‘) fungiert heute das produktivste Modell deverbaler Adjektivbildung. Es bereichert die Möglichkeiten passivischer Ausdrucksweise und ist in erster Linie ein Modell zur Bildung syntaktischer Alternativkonstruktionen, weniger zur Bereicherung des Wortschatzes.“

Folgende Adjektivschreibungen habe ich im Duden, Bertelsmann und Wahrig und in Prof. Icklers Wörterbuch, Kritischem Kommentar und „Die sogenannte Rechtschreibreform“ nicht gefunden:

Oder sind weiterhin beide bedeutungsverschiedene Schreibweisen erlaubt?

wiederaufarbeitbar oder wieder aufarbeitbar?
wiederaufbaubar oder wieder aufbaubar?
wiederaufbereitbar oder wieder aufbereitbar?
wiederaufführbar oder wieder aufführbar?
wiederaufnehmbar oder wieder aufnehmbar?
wiederaufrichtbar oder wieder aufrichtbar?
wiederbelebbar oder wieder belebbar?
wiederbeschaffbar oder wieder beschaffbar?
wiederbeschreibbar oder wieder beschreibbar?
wiedereinführbar oder wieder einführbar?
wiedereingliederbar oder wieder eingliederbar?
wiedereinsetzbar oder wieder einsetzbar?
wiedererkennbar oder wieder erkennbar?
wiedererlangbar oder wieder erlangbar?
wiedererweckbar oder wieder erweckbar?
wiedererzählbar oder wieder erzählbar?
wiederfindbar oder wieder findbar?
wiedergewinnbar oder wieder gewinnbar?
wiedergutmachbar oder wieder gutmachbar?
wiederherrichtbar oder wieder herrichtbar?
wiederherstellbar oder wieder herstellbar?
wiedeholbar oder wieder holbar?
wiederinstandsetzbar oder wieder instandsetzbar?
wiederverkaufbar oder wieder verkaufbar?
wiederverwendbar oder wieder verwendbar?
wiederverwertbar oder wieder verwertbar?
wiederwählbar oder wieder wählbar?

Henning Upmeyer         Dienstag, 29.10.2002


Die neue Getrenntschreibung: mißverständliche Gerätebeschreibung: „wieder beschreibbar“ oder „wiederbeschreibbar“?

Aus: „TV TODAY DVD SPECIAL, DVD-Recorder“:

„ ... das DVD+RW-Format ...: Die Scheiben sind wieder beschreibbar ...
  ... das DVD-RAM-Format ...: Die DVD-RAM-Discs sind ebenfalls wieder beschreibbar ...
  ... das DVD-RW-Format ...: Die Rohlinge können mehrfach bespielt werden ...
  ... die DVD-R- und DVD+R-Formate ...: Die Discs sind nur einmal beschreibbar ...“

„Die Scheiben sind wieder beschreibbar ...“
Waren sie es schon früher mal und dann nicht mehr und sind es jetzt wieder?
Den Sinn aus dem Zusammenhang erkennen heißt jetzt wohl, den ganzen Artikel erst zu Ende lesen müssen, um einen Satz am Anfang richtig zu verstehen. Der Leser wird versitzflächt.
In der Technik sind bedeutungsunterscheidende Unterscheidungsschreibungen notwendig.
Die Hersteller sollten mögliche Mißverständnisse im eigenen Interesse ausschließen.
Wäre „wiederbeschreibbar“ nach dem neuesten Duden wieder erlaubt?

Henning Upmeyer         Montag, 28.10.2002


  

  

         Montag, 28.10.2002


Die Steigerung zusammengesetzter Adjektive: Eine Aufgabe für eine deskriptive Grammatik

Deutsche Schulgrammatik von 1952:
„Die Steigerung der Adjektive, die aus Adverb + Partizip zusammengesetzt sind:
a) Wenn die Teile eines zusammengesetzten Adjektivs eng miteinander verschmolzen sind und dadurch ein neuer Begriff entstanden ist, wird das Grundwort gesteigert.
b) Ist die Verbindung der beiden Teile lockerer, so wird derjenige Teil gesteigert, dessen Begriff eine Steigerung erfahren soll.
c) Gelegentlich schwankt der Gebrauch.“

Der Kleine Duden, Deutsche Grammatik, von 1988:
„Wenn zusammengesetzte Adjektive gesteigert werden, erhält nur ein Bestandteil die Steigerungsendung ‚-er‘ bzw. ‚-st‘.
Der erste Teil, das Bestimmungswort, wird gesteigert, wenn beide Glieder noch ihre eigene Bedeutung bewahrt haben.
Dagegen wird das Grundwort in die Steigerungsform gesetzt, wenn die Zusammensetzung einen einheitlichen, neuen Befriff bildet.“

Aber wer ist berechtigt, festzustellen, ob ein einheitlicher, neuer Begriff entstanden ist?
Die Wörterbuchmacher, die nur die Rechtschreibung festhalten sollen?
Die amtliche neue Rechtschreibung hat sich zur Aufgabe gemacht, gewachsene einheitliche neue Begriffe durch die Getrenntschreibung wieder zu zerstören.
Die Linguisten, die die Wortbildung beobachten und dokumentieren?
Die neue Rechtschreibung sabotiert diese Forschungsarbeit.
Die Grammatiker, weil die Steigerung ein Gebiet der Grammatik ist?
Auch hier pfuscht die neue Rechtschreibung hinein.
Also muß der mehrheitliche Sprachgebrauch entscheiden.

Daraus folgt, daß auch die Weiterentwicklung der Grammatikregeln sich nach dem mehrheitlichen Sprachgebrauch richten sollte.
Dazu ist eine deskriptive Grammatik des aktuellen mehrheitlichen Sprachgebrauchs nötig.
Das ist die nächste notwendige große Aufgabe.
Dabei wird sich auch herausstellen, daß viele ‚alte Zöpfe‘ gar nicht mehr im Sprachgebrauch sind und höchtens noch im Schulunterricht existieren, weil Deutschlehrer noch darauf bestehen.

Henning Upmeyer         Montag, 21.10.2002


Eindeutschen von angelsächsischen Fremdwörtern

Warum sollen wir in die germanische Sprache Deutsch die englschen normannofranzösischen Schreibweisen ‚-le‘, ‚-our‘, ‚-ough‘ usw. statt der amerikanischen ‚-el‘, ‚-or‘, ‚-u‘ usw. übernehmen?

Die normannofranzöschischen Schreibweisen wurden den Engländern durch die Eroberer aufgezwungen und sind nur die letzten Reste von deren Sprache, die nicht einmal richtiges Französisch, sondern nur der damalige Dialekt der Normandie war.

Die Amerikaner haben diese Schreibweisen richtigerweise germanisiert. Danach sollten wir uns richten.

Henning Upmeyer         Freitag, 18.10.2002


Das Chaos durch die ß / ss - Problematik ist geplant! Warum nun, das steht hier...

Das Chaos durch die ß / ss - Problematik ist geplant!

Warum, ganz einfach. Es gibt eine Regel, die besagt,
dass alles behindert werden soll, was im Lande des Feindes gut ist.

Diese Regel ist eine von 10 Regeln, die Johann Adam Weishaupt
( 1748 Ingolstadt ? 1830 Gotha ), der Gründer der Illuminati aufstellte
und ein Herr Rothschild übernahm.

Deshalb musste die unsinnige Rechtschreibreform auf Anweisung von Leuten realisiert werden,
die mehr Verwirrungen als Erleichterungen uns und vor allem unseren Kindern beschert hat.

Wie schreibt man Fluß, mit ß, mit ss, das ist die Frage und das ist gewollt.

Erstens, um die Verlage zu fördern, die gewissen Leuten ausnahmslos gehören.
Zweitens, um Humankapital zu vergeuden und damit die Wirtschaftskraft zu schwächen.
Drittens, hochbezahlte Professoren und Lehrer zu binden und deren Schaffenskraft lahmzulegen.

Wer mehr zu der Destabilisierung unseres Landes erfahren möchte, der möge hier, unter

http://www.bund-fuer-echte-demoktatie.de
oder
http://www.bfed.de

im Internet nachlesen, warum wir für eine echte Demokratie kämpfen.

Norbert Steinbach, 56 Jahre, Dipl. Ing. für Nachrichtenwesen aus Vellmar bei Kassel,
Tel.: 0561 / 820 20 277, info@bfed.de
.



Norbert Steinbach ( 56 )   Spohrstrasse 9, 34246 Vellmar bei Kassel   info@bfed.de   Mittwoch, 16.10.2002


Zeitungen

Brauchen wir Zeitungen mit so schlechtem Deutsch?
Muß man mit ihnen gar Mitleid haben?
Vielleicht überleben die mit dem guten Deutsch. Ich würde es ihnen wünschen.

H. U.         Montag, 14.10.2002


Aus Politik und Zeitgeschichte

Allen, die sich für Bildungssysteme interessieren, sei die neueste Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament vom 14. Okt. 02 „Aus Politik und Zeitgeschichte“ empfohlen:
Teile:
Die PISA-Studie: Konsequenzen und Empfehlungen für Bildungspolitik und Schulpraxis
Die Halbtagsschule in Deutschland: Ein Sonderfall in Europa?
Aufbruch in Rheinland-Pfalz: Zum Stand des geplanten Ausbaus der Ganztatagsschule
Ganztagsschule mit Tradition: Frankreich
Finnisches Bildungswesen und Familienpolitik: ein „leuchtendes“ Beispiel?

H. U.         Montag, 14.10.2002


Wem gehört die Sprache?

Die Sprache gehört dem Volk und den Dichtern.

Die Wissenschaftler dürfen sie nur untersuchen, aber nicht verändern.

Henning Upmeyer         Sonnabend, 12.10.2002


Allgemein bildende Schulen = Schullektüre-Ausschlüsse

So wird der Unterschied zwischen den früheren allgemeinbilden Schulen und den jetzigen allgemein bildenden Schulen ganz deutlich:

Allgeinbildend bedeutete, daß früher die bedeutende zeitgenössische Literatur in der Schule wenigstens in charakteristischen Auszügen gelesen und besprochen wurde.

Allgemein bildend bedeutet, daß jetzt die bedeutende zeitgenössische Literatur, die nicht auf Reformschreibung umgstellt werden darf, in der Schule auch nicht mehr in Auszügen gelesen werden darf und folglich auch nicht mehr besprochen werden kann.

Deutsche Schüler müssen dann erst von ausländischen Schülern über die zeitgenössische Literatur aufgeklärt werden.

An den Universitäten müssen im Fach Germanistik für alle deutschen Studienanfänger Nachhilfekurse über deutsche zeitgenössische Literatur eingerichtet werden, weil sie sonst gegenüber ausländischen Germanistikstudenten Wissenslücken haben.

Ob die Professoren das gut finden? Aber sie schweigen wohl auch dazu.

Die betroffenen Autoren dürfen sich als Dissidenten betrachten.
Wenn auch die Verlage sie ausschließen, müssen sie ihre Literatur als Samistad veröffentlichen. Parallelen mit den früheren Ostblockverhältnissen sind durchaus zulässig. Die DDR lebt weiter.

Henning Upmeyer         Freitag, 11.10.2002


Externe Setzereien

Wenn nur Standardrechtschreibprogramme verwendet werden und gezielte Eingriffe nicht erfolgen, können auch Setzereien in der Slowakei oder China beauftragt werden. Der Setzer braucht kein Deutsch können.   

H. U.         Donnerstag, 10.10.2002


Reform-Schriftdeutsch ist nur eine Schul-Fachsprache

Seit 1998 gibt es Schriftdeutsch nur noch in Form von Fachsprachen:

Die Fachsprache der Zeitungen, das „Zeitungsdeutsch“, ist die qualitätsmäßig schlechteste, weil sie nach alter und neuer Schreibweise sehr fehlerhaft ist. „Zeitungsdeutsch“ ist ein Schimpfwort.

Die Fachsprache „Kinder- und Jugendbuchdeutsch“, die sich in etwa nach der „reformierten“ Schreibweise richtet, ist die zweitunterste Qualitätsstufe, weil sie viele Fehler aufweist. Sie findet sich nur in diesen Büchern, nicht in den Büchern für Erwachsene (die sind in „Literaturdeutsch“).

Die Fachsprache „Schuldeutsch“ ist das reformierte Schriftdeutsch, das die Lehrer unterrichten sollen. Dabei ist die Befürwortung der Reformschreibung umgekehrt proportional zu den Kenntnissen über diese: Befürwortung = 1 / Kenntnis. Diese Formel gilt auch für die Politiker und Minister und den Bundespräsidenten. Ausnahmen höchstens bei denen, die damit Geld verdienen, und das erweist sich immer mehr als der Sinn der ganzen Sache.

Ein Widerspruch in sich sind die germanistischen Fachbücher über die deutsche Wortbildung, die zwar pro Forma in Reformschreibweise gedruckt sind, in denen aber alle Beispiele in klassischer Schreibweise stehen, weil nur diese die Gesetzmäßigkeiten der deutschen Wortbildung richtig darstellt. In Reformschreibweise würden die Wortbildungsbeispiele den Ausführungen im Text widersprechen und wären unglaubwürdig und teilweise grammatisch falsch. Die Reformschreibweise widerspricht der deutschen Wortbildung. Die meisten Deutschlehrer merken das gar nicht, und im Unterricht kommt Wortbildung kaum vor, jetzt wohl erst recht nicht mehr.

Die traditionsreiche Fachsprache „Juristendeutsch“ ist gerade von der Bundesjustizministerin zerstört und auf die Reormschreibung umgestellt worden. Es ist gut, daß sie gehen mußte.

Die Fachsprache „Ingenieurdeutsch“ versucht verzweifelt, ihre althergebrachten Fachausdrücke zu retten, die von den Rechtschreibkorrekturprogrammen laufend zerstört und verfälscht werden.

Die Fachsprache „klassisches Schriftdeutsch“ wird weiter von der überwiegenden Mehrheit der Normalbürger benutzt, die sich sehr ärgern, wenn ihre Leserbriefe in den Zeitungen durch Reformschreibung verfälscht werden. Sie betrachten das als Zensur.

Die Fachsprache „Literaturdeutsch“ ist die der lebenden deutschsprachigen Autoren wie Günter Grass und Vergleichbaren, die die Verfälschung ihrer Werke durch die Reformschreibung verweigern, und die oberste Qualitätsstufe der deutschen Schriftsprache. Daher werden in ihr weiterhin die meisten Bücher für Erwachsene gedruckt. Die Schüler müssen sie dann neu lernen.  

Henning Upmeyer         Donnerstag, 10.10.2002


Sticker zählen

Hallo

Einladung zu

Kunst bevor der Bagger kommt!

Samstag und Sonntag ab 11°° in der Plooheide Sonsbeck

01 62 / 85 66 32 5 http://www.braunsonsbeck.de

(Bitte je ein E-Mail an euere besten Kunstfreunde senden)

Bernhard Braun   47665 Sonsbeck   braunsonsbeck@aol.com   Dienstag, 8.10.2002


  

  

         Dienstag, 8.10.2002


Fachsprachliche Wörter

Wer entscheidet, welche Wörter fachsprachlich sind und daher nicht der Getrenntschreibung durch die Rechtschreibreform unterliegen?
Die alleinerziehende Mutter ist ebenso ein Fachausdruck wie das schwerbehinderte Kind.

Henning Upmeyer         Dienstag, 8.10.2002


Untenliegende und obenliegende Nockenwellen

In der SZ v. 5.10.02 auf der Automobilseite über den Mercedes 300 SL:
„eine unten liegende Nockenwelle“ ... „mit oben liegender Nockenwelle“
Laut Duden jetzt richtig, aber ein typisches Beispiel, daß in Fachsprachen zusammengesetzte Partizipien, zu denen es keine zusammengeschriebenen Infinitive gibt, wenn keine Tätigkeiten, sondern Zustände beschrieben werden, zu selbständigen Verbaladjektiven mit den vollen Eigenschaften von Adjektiven geworden waren und daß die Reformschreibung solche gewachsenen uralten Fachausdrücke vernichtet.
Im Motorenbau waren die „untenliegende Nockenwelle“ und die „obenliegende Nockenwelle“ seit langer Zeit feste und eindeutige Bezeichnungen. In den Wörtern „untenliegend“ und „obenliegend“ ist das Wesentliche die Betonung auf „unten“ bzw. „oben“.
Aus „unten liegend“ und „oben liegend“ könnten Laien schließen, daß es auch unten oder oben stehende Nockenwellen geben könnte oder solche, die an ihrem unteren oder oberen Ende „liegen“. So müssen auch die dafür verantwortlichen Germanisten gedacht haben. Einer gut verständlichen technischen Beschreibung kann jetzt nichts Schlimmeres passieren, als daß sie von technischen Laien oder einem Rechtschreibprogramm überarbeitet wird.

Henning Upmeyer         Montag, 7.10.2002


  

  

         Donnerstag, 3.10.2002


Ukrainische Grammatik

Zufällig lerne ich seit zwei Jahren als weitere slavische Sprache Ukrainisch. Es ist eigentlich eine Mischform zwischen Polnisch und Russisch, das ist geschichtlich bedingt. Ich habe zwei Grammatikbücher: Jaroslav Runyckyj, von 1992 und Svetlana Amir-Babenko, von 1999. In den Grammatikformen sind zahlreiche Unterschiede, und die Ukrainischlehrerin bestätigte, daß die Grammatik sich noch entwickelt und nicht amtlich festgeschrieben ist. Das kann ein Vorteil sein, weil viele historische Formen entfallen, die z.B. das Polnische und das Tschechische sehr erschweren, im Gegensatz zur slovakischen Grammatik, die erst 1918 festgeschrieben wurde und die einfachste von allen slavischen Sprachen ist.

Henning Upmeyer         Mittwoch, 2.10.2002


Die Schulen und die lebenden deutschen Autoren

Die lebenden deutschen Autoren, die ihre Werke nicht durch die Reformschreibung verfälschen lassen wollen, werden bekanntlich in den Schulen nicht mehr gelesen.
Ich halte das für Zensur. Wir haben mit der Wiedervereinigung einiges aus der DDR mitübernommen, dessen wir uns erst allmählich bewußt werden.
Es ist etwa dasselbe, wie wenn der Geschichtsunterricht beim ersten Weltkrieg endet.
Im übrigen bestätigen die Politiker selbst die Meinung, daß mit vernünftigen Argumenten überhaupt nichts erreicht werden kann, sondern erst mit Riesen-Demos und Straßenschlachten mit der Polizei. Die Presse berichtet sowieso erst dann darüber, und was nicht in der Zeitung steht oder im Fernsehen berichtet wird, gibt es nicht.  

Henning Upmeyer         Mittwoch, 2.10.2002


Dur, Moll, Äther, Ether, Oxyd, Oxid

Dur: von lat. ‚durus‘ hart; substantiviert: ‚in Dur‘

Moll: indogermanische Wurzel ‚(s)mel-‘ zerreiben, zermahlen, mahlen
davon u.a. lat. ‚mollis‘ weich, sanft, mild; substantiviert: ‚in Moll‘

Äther: indogermanische Wurzel ‚*aidh-‘ brennen, glühen;
altgriech. ‚aithein‘ brennen, glühen, leuchten; ‚aithär‘ das Brennende, Glühende, Leuchtende, Himmel, Äther, Luft;
lat. ‚aestus‘ Glut, Hitze

Ether: von den Chemikern als internatione rein chemische Bezeichnung durchgesetzt

Oxyd: altgriech. ‚oxys‘ scharf, spitz, sauer; vgl. ‚Oxymoron‘
aus franz. ‚oxyde‘ und ‚oxyder‘ entlehnt

Oxid: von den Chemikern als internationale chemische Bezeichnung durchgesetzt

Henning Upmeyer         Dienstag, 1.10.2002


Verben der Bewegung mit Akkusativobjekten

‚fahren‘ ist transitiv oder intransitiv, je nachdem, ob man ein Fahrzeug aktiv steuert oder passiv mitbenutzt.
‚das Rennen fahren bzw. laufen, einen Weg gehen, die Bahn schwimmen,‘ usw., meist Sportausdrücke, mit oder ohne Objekt gebräuchlich.
Andere Verben können als Verben der Bewegung benutzt werden.
Um einen Vergleich mit den slavischen Sprachen zu benutzen (die ja auch zur indgermanischen Sprachfamilie gehören und einen etwas älteren Entwicklungszustand aus der gemeinsamen Wurzel zeigen): Objekte und Präfixe machen aus einer unbestimmten Bewegung eine betimmte.  

Henning Upmeyer         Dienstag, 1.10.2002


„Ihr lernt Blödsinn nach Vorschrift“

Werden die Schüler eigentlich psychologisch und dialektisch darauf vorbereitet, daß sie außerhalb der Schule von der überwiegenden Mehrheit der Erwachsenen gesagt bekommen: „Ihr lernt Blödsinn nach Vorschrift“ ? Oder wissen sie als Antwort nur „Dafür werden keine Rechtschreibfehler mehr gewertet“ ? Aber gilt das auch für die Arbeitgeber bei Bewerbungen ?

Henning Upmeyer         Montag, 30.Sep.2002


Nachtrag: wichtige Stichworte im Beitrag von H.-Ch. Weißker

Weitere wichtige Sichworte:
Bedeutung der Gruppenzugehörigkeit für die Beurteilung der Leistungen von Mitgliedern der eigenen Gruppe und von Nichtmitgliedern.
Unterscheidung zwischen Intelligenz und Rechtschreibfähigkeit.

Henning Upmeyer         Montag, 30.Sep.2002


Am 27.9. hier verschwunden: Lob für Hans-Christian Weißker

Ich möchte auch an dieser Stelle auf den hervorragenden Beitrag des Jenaer Physikers Hans-Christian Weißker aufmerksam machen, den (den Beitrag) Herr J.-M. Wagner dankenswerterweise am 26.9.im Forum zugänglich gemacht hat:
„Die Rechtschreibreform und einige ihrer Argumente“

Der Beitrag bestätigt meine (als Dipl. Ing. Univ. der Elektrotechnik)schon bisher bestehende Meinung, daß die deutsche Sprache ein viel zu wertvolles Gut ist, um sie allein den Germanisten und Deutschlehrern zu überlassen, und daß für sie auch naturwissenschaftliche Beobachtungsweisen und Untersuchungsmethoden notwendig sind.

Wichtige Stichworte in dem Beitrag:
Funktionieren der wissenschaftlichen Kommunikation nur auf der Grundlage einer entwickelten und lebendigen Sprache.
Bedeutung eines gemeinsamen Wortschatzes für die interpersonelle Kommunikation.
Dinge, die nicht vereinfacht werden können; Vergleich mit der Konstanten Pi.
Mustererkennung beim Lesen.
Strukturen einer lebenden und sich entwickelnden Sprache.
Sprachliche Identität und die kulturelle Geschlossenheit des deutschen Sprachraumes.
Freier Wettstreit der Ideen.
Vergleich mit der Physikdidaktik.
Verantwortungsbewußtsein für das selbstorganisierende Ökosystem Sprache.  

Henning Upmeyer         Montag, 30.Sep.2002


Liest der Bundespräsident Zeitungen?

Entweder liest der Bundespräsident nur die FAZ oder er läßt sich vorlesen. Sonst müßte er die Tatsache bemerken, daß die deutsche Schriftsprache in den Zeitungen „den Bach runtergeht“. Wenn man Deutschland im Ausland vertreten will, darf man am Niedergang der deutschen Schriftsprache nicht vorbeisehen. Da sie bisher ein Teil der deutschen Kultur war, hat auch die deutsche Kultur (und die österreichische und schweizerische) Schaden genommen. Wie will man das im Ausland vertreten? Da man dieses neue Schriftdeutsch dort nicht vorzeigen kann, werden noch mehr Deutsche gleich in Englisch veröffentlichen. Andere Länder lassen ihre Sprache nicht mutwillig verhunzen.

Henning Upmeyer         Sonntag, 29.Sep.2002


  

Gruesse aus Nikolaev*!
Die Ukraine ist ein Musterbeispiel dafuer, dass der Partei-Kommunismus vor der Perestroika h i e r seine Berechtigung hatte. Nach Gorbatschov ist das Land regelrecht auseinandergefallen, die Leute lesen kaum noch, in den letzten 10 Jahren haben 10 von 55 Mill. Leuten das Land verlassen. Derzeit geht, mit Ausnahme der Landwirtschaft, alles den Bach runter. Akademiker, Lehrer, die auf den Maerkten alles moegliche verkaufen, Kuerbiskerne, (leere!) Flaschen, undefinierbares Bratzeug (Gaensefleisch??), usw.
„Intercitys“: Ja, einmal pro Tag, mit 60 kmh - absolute Hoechstgewindigkeit. Dafuer gibt es immerhin heissen Tee, und man lernt im Zeitlupentempo Land und Leute kennen.
Was tun? Keine Ahnung. $$ jedenfalls helfen nicht, auch vom maennlichen Teil der Bevoelkerung ist nichts Enscheidendes zu erwarten. Und Frauen, die etwas koennen, haben hier nichts zu sagen.

Natuerlich denke ich auch hier ab und zu daran, was man in Deutschland so treibt. Gern wuerde ich z. B. einmal eine Kopie des letzten Exemplars des Rustschen Reformansatzes in die Hand bekommen...

Matthias Draeger   MD, St. Goar   reichl-verlag@telda.net   Sonntag, 29.Sep.2002


Wo ist der Eintrag vom 27.9.02 geblieben?

Oder hat es ihn nie gegeben?
Ich erinnere mich anders.

H.U.         Sonntag, 29.Sep.2002


Zuerst stirbt die Rechtschreibung und danach die Grammatik

Gelesen in der Südd. Zeitg v. 26. Sept. 02, Feuilleton, „Runter vom Leuchtturm“, Bayerns Kultusminister Zehetmair über ein Bundeskulturministerium:
Hans Zehetmair: „Das Amt des Bundeskulturbeauftragten ist überflüssig, wenn die Bundesregierung so weiter macht wie in den vergangenen vier Jahren.“

‚machen‘ und ‚weiter machen‘ verlangen ein Akkusativobjekt, was gemacht oder weiter gemacht wird.
‚weitermachen‘, wie es auch der Duden vorschreibt, braucht keines.
Beide Aussagen sind umkehrbar: mit Objekt Getrenntschreibung, ohne Ojekt Zusammenschreibung.
Da hier keines vorgesehen ist, ist die SZ-Schreibweise falsch.


Dazu eine Scherzfrage: Ist ein ‚Bundeskulturminister‘ ein ‚Minister für Bundeskultur‘? Was ist dann eine ‚Bundeskultur‘?
Bei drei- und mehrelementigen Substantivkompositionen sollten Gelegenheitsverbindungen durch einen Bindestrich von lexikalisch festen Verbindungen unterschieden werden: ‚Bundes-Kulturminister‘

Henning Upmeyer         Donnerstag, 26.Sep.2002


„ß“ als Großbuchstabe

Ich erinnere mich ganz genau, weil ich mich damals sehr darüber gewundert habe, daß wir in der Grundschule gleich nach dem Krieg einige Schul-Landkarten hatten (die großen, die vor der Klasse an die Tafel gehängt werden), auf denen in Überschriften mit Großbuchstaben für „ß“ „SZ“ gedruckt war. Möglicherweise oder sehr wahrscheinlich waren es Bestände aus dem „GROSZDEUTSCHEN REICH“. Diese Schreibweise war wohl nur sehr vorübergehend (während des „Tausendjährigen Reiches“) üblich und wurde danach wieder aufgegeben.

Henning Upmeyer         Mittwoch, 25.Sep.2002


Er schwieg viel sagend

In der Fernsehberichterstattung zur Bundestagswahl wurde erwähnt, daß die meisten Regierungschefs Gerhard Schröder mehr oder weniger enthusiastisch zur Wiederwahl als Bundeskanzler gratulierten, »nur US-Präsident Bush schwieg vielsagend«, wie es in einem Kommentar hieß.

In der ›neuen‹ Schreibweise müßte es, wenn ich es richtig sehe, wohl heißen: »Er schwieg viel sagend«.

Was für ein unglaublicher Schwachsinn, der einem durch die Anwendung der sogenannten neuen »Recht«schreibung beschert wird! ...

Einmal abgesehen von dem Umstand, daß das Verhalten der US-Regierung zum Nachdenken Anlaß gibt, frage ich mich allen Ernstes, wie jemand viel sagend schweigen kann ...

Soll das irgendein geheimnisvolles Paradoxon sein oder ein besonders tiefsinniges Oxymoron? Oder ist es ganz einfach eine von zahlreichen unfreiwilligen ›Stilblüten‹, die uns die sogenannte »Recht«schreibreform inzwischen beschert hat?

Letzteres dürfte zutreffend sein.
Nicht die Richtigschreibung der deutschen Sprache wird durch diese Reform vereinfacht, sondern die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten werden durch sie eingeschränkt.
Ich bin davon überzeugt, daß sich die Folgen der Reform spätestens in einigen Jahren noch bitterlichst offenbaren werden.

Darum und immer wieder:
Weg mit dieser Schwachsinnsreform!!!
Niemand braucht sie. Niemand will sie.

Thomas Rhaire   Hamburg   Thomrhai@gmx.de   Mittwoch, 25.Sep.2002


Noch ein Tabu-Thema in Deutschland

Wenn Politiker wieder einmal öffentlich vor Volksbegehren und Volksentscheiden warnen, ist es für die Zeitungen ein Tabu-Thema, daß Volksentscheide ja gar keine bleibende Wirkung haben und schon wenig später vom Parlament aufgehoben werden können, wie 1999 in Schleswig-Holstein nach dem erfolgreichen Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform geschehen. Vielmehr sollen sie verhindert werden, weil sie öffentlich beweisen würden, daß die Bevölkerungsmehrheit mit Entscheidungen ihrer gewählten Vertreter nicht einverstanden ist und daß diese gegen den mehrheitlichen Volkswillen regieren, wie es jetzt bei der Rechtschreibreform geschieht, was die Allensbach-Umfrage ganz klar und eindrucksvoll bewiesen hat. Deswegen auch die Bezeichnungen „Plebiszit“, in dem das abwertende Wort „Plebs“ für Volk steckt, und „Populismus“, der an das Wort „Pöbel“ denken lassen soll.  

Henning Upmeyer         Dienstag, 24.Sep.2002


  

  

         Sonntag, 22.Sep.2002


  

  

         Sonnabend, 21.Sep.2002


  

  

         Sonnabend, 21.Sep.2002


  

  

         Sonnabend, 21.Sep.2002


Nett !

Nette Seite !

die Sröberkiste   http://www.diestoeberkiste.de      Sonnabend, 21.Sep.2002


  

  

         Sonnabend, 21.Sep.2002


  

  

         Sonnabend, 21.Sep.2002


Wahl 2002

Ein Kanzlerkandidat, der den geregelten Atomausstieg wieder rückgängig machen will, einem rechtspopulisten Haider in Österreich persönlich zum Wahlsieg gratuliert, gegen Minderheiten hetzt, verbrecherische Machenschaften von Herrn Koch und Kanther in Hessen billigt (Spendenaffäre/O-Ton: Es handelt sich bei den Gelder um jüdische Nachlässe aus der Schweiz) und sich darüber hinaus dafür einsetzen will grundlegende demokratische Instituionen wie unseren Bundesrat aufzuweichen, kommt nach 57 Jahren bei großen Teilen der deutschen Bevölkerung zwar wieder ganz gut an, ist aber von jedem
demokratisch, fortschrittlich und weltoffen denkendem Menschen abzulehnen.

Michael Mertensen         Sonnabend, 21.Sep.2002


Beitrag „Wahl 2002“

Hat der irgendetwas mit Rechtschreibung oder deutscher Sprache oder Sprache im weitesten Sinne zu tun?
Nach meiner ganz persönlichen Meinung sollten völlig themafremde Beiträge wohl besser gelöscht werden.

Henning Upmeyer         Sonnabend, 21.Sep.2002


Wahl 2002

Ein Kanzlerkandidat, der den geregelten Atomausstieg wieder rückgängig machen will, einem rechtspopulisten Haider in Österreich persönlich zum Wahlsieg gratuliert, gegen Minderheiten hetzt, verbrecherische Machenschaften von Herrn Koch und Kanther in Hessen billigt (Spendenaffäre/O-Ton: Es handelt sich bei den Gelder um jüdische Nachlässe aus der Schweiz) und sich darüber hinaus dafür einsetzen will grundlegende demokratische Instituionen wie unseren Bundesrat aufzuweichen, kommt nach 57 Jahren bei großen Teilen der deutschen Bevölkerung zwar wieder ganz gut an, ist aber von jedem
demokratisch, fortschrittlich und weltoffen denkendem Menschen abzulehnen.

Michael Mertensen         Sonnabend, 21.Sep.2002


Wahl 2002

Ein Kanzlerkandidat, der den geregelten Atomausstieg wieder rückgängig machen will, einem rechtspopulisten Haider in Österreich persönlich zum Wahlsieg gratuliert, gegen Minderheiten hetzt, verbrecherische Machenschaften von Herrn Koch und Kanther in Hessen billigt (Spendenaffäre/O-Ton: Es handelt sich bei den Gelder um jüdische Nachlässe aus der Schweiz) und sich darüber hinaus dafür einsetzen will grundlegende demokratische Instituionen wie unseren Bundesrat aufzuweichen, kommt nach 57 Jahren bei großen Teilen der deutschen Bevölkerung zwar wieder ganz gut an, ist aber von jedem
demokratisch, fortschrittlich und weltoffen denkendem Menschen abzulehnen.

Michael Mertensen         Sonnabend, 21.Sep.2002


Schreiben an Politiker?

Bringt es irgendetwas, in irgendeiner Sache als Einzelperson an einen Politiker zu schreiben?
Nein in allen nur denkbaren Varianten!

Ich habe es ausprobiert, als ich im Jahr 2000 mir von der US-amerikanischen Botschaft das vorbildliche neue „US-amerikanische Gesetz gegen Altersdiskriminierung bei Beschäftigungen“ (für Arbeitgeber, Qualifizierungen, Gewerkschaften, Arbeitsvermittler, Stelleninserate, Bewerber) im Original habe schicken lassen, die wichtigsten Teile ins Deutsche übersetzt habe und es zusammen mit dem Original an den Bundeskanzler, den Bundesminister für Arbeit und Soziales, den entsprechenden Bayerischen Staatsminister, alle Bundestagsfraktionen und die Gewerkschaftszentralen geschickt habe. Geschehen ist garnichts, man scheint nur lästigzufallen und den Betrieb zu stören. Die Politiker sind nur am eigenen Vorankommen und der Machtergreifung ihrer Partei interessiert. An die angeschriebenen Politiker kommt es garnicht heran und wird vom Vorzimmer beantwortet. Vorschläge von außen sind sowieso unerwünscht.

Dagegen ist ein Musterbeispiel für erfolgreichen Protest die Verbraucherreaktion auf die überstürzte Euro-Bargeldeinführung und die absichtlich zu schnelle Abschaffung der zusätzlichen DM-Preisauszeichnung: Massenhafte Kaufzurückhaltung und drastische Umsatzrückgänge. Die Käufer haben sehr große wirtschaftliche Macht. Man muß sie ihnen nur noch bewußtmachen.

Was kann man daraus lernen: Sich nicht an die Politiker, sondern an die Verbraucher wenden. Die Nachteile der Reformschreibung muß man dem Volk erklären und nicht den Politikern. Die fühlen sich nur belästigt. Erst wenn das Volk unruhig wird, sehen Politiker „Handlungsbedarf“. Den Buchkäufern einfach zu lernende und zu merkende Testhinweise zum Erkennen der Reformschreibung an die Hand geben und sie zu dem entsetzten Schrei „Igitt, das ist ja in Reformschreibung“ veranlassen und zu dem Wunsch „Ich möchte Bücher in der klassischen, guten Rechtschreibung“ und „Dann muß ich Kinder- und Jugendbücher im Antiquariat suchen“ und ihnen den Rücken stärken gegen mitleidige Blicke der Verkäufer wegen „altmodischer Einstellung und Nicht-Lernfähigkeit“. Wenn der Umsatz der Bücher in Reformschreibung drastisch zurückgeht, werden die Verlage reagieren, weil ihnen die Buchhändler zu recht die Schuld geben. Es geht nur über Umsatz und Gewinn oder Verlust. Diese Rgeln gelten ganz allgemein.

   

Henning Upmeyer         Freitag, 20.Sep.2002


  

  

         Sonntag, 15.Sep.2002


§ 61 Ableitungen von geographischen Eigennamen auf ‚-er‘ schreibt man groß

Als Diktat-Gemeinheiten empfohlen:

„Ein deutscher und ein Schweizer LKW stießen zusammen.
Ein Deutscher stieß mit einem Schweizer LKW zusammen.
Ein deutscher LKW stieß mit einem Schweizer zusammen.
Ein deutscher Depp und ein Schweizer Depp.
Ist ein Deutscher deutscher Bürger?
Sind alle Schweizer Schweizer Bürger?“

Wenn es auch richtig blöd aussieht, steht es doch im Duden.
Weil wir das schon immer so gemacht haben.
Das erklärt natürlich alles.
Gibt es eine bessere Begründung?

Henning Upmeyer         Sonnabend, 14.Sep.2002


§ 61 Ableitungen von geographischen Eigennamen auf ‚-er‘ schreibt man groß

  

         Sonnabend, 14.Sep.2002


Sachverständige werden nicht angehört

Es gibt mindestens einen herausragenden und wissenschaftlich anerkannten unabhängigen Sachverständigen für die deutsche Rechtschreibung: Herrn Prof. Ickler, der mehrere entsprechende Gutachten in Buchform veröffentlicht hat und über das Internet von einer Gruppe sehr kompetenter ehrenamtlicher freier Mitarbeiter unterstützt wird.
Das Problem ist, daß die Auftraggeber nicht etwa beide Seiten getrennt anhören, wie es seit dem römischen Recht als Rechtsgrundsatz gilt („audiatur et altera pars“), sondern die Auswertung der Gutachten des unabhängigen Sachverständigen (Prof. Ickler) der begutachteten und daher nicht unabhängigen Seite (der Kommission) übertragen, was ein eindeutiger Rechtsverstoß ist. Es ist eine Schande für die deutsche Justiz, daß auch das Bundesverfassungsgericht so gehandelt hat.

Die Rechtschreibreform ist aber nicht das einzige offizielle Tabu-Thema:

Ein weiteres offizielles Tabuthema ist, daß es beim Eisenbahnunglück in Eschede wesentlich weniger Tote gegeben hätte, wenn die auf das feste Hindernis aufprallenden Waggons nicht zusätzlich dem schiebenden wesentlich schwereren Triebkopf als Knautschzone zur Vernichtung seiner Bewegungsenergie hätten dienen müssen. (Nur auf freier Strecke ist der Bremsweg unabhängig vom Gewicht und nur vom Reibungswert abhängig.) Bei der nächsten ICE-Generation wurde dieses äußerst gefährliche Prinzip eines geschobenen Hochgeschwindigkeitszuges aufgegeben durch auf alle Achsen des Zuges verteilte Antriebsmotoren und leichte Steuerköpfe.

Ein weiteres offizielles Tabuthema ist, daß es beim Einsturz des World Trade Centers wesentlich weniger Tote gegeben hätte, wenn die leichten Stahlgitterträger-Geschoßdecken ausreichenden Brandschutz gehabt hätten und nicht einfach von ihren Wandauflagern abgerissen wären und beim Herabfallen nicht auch die unversehrten Geschoßdecken einfach abgerissen hätten und nicht dadurch den Außenwänden die Knicksteifigkeit genommen hätten und wenn es zwei gegen Verqualmung getrennt geschützte ausreichende Fluchtwege gegeben hätte. Die beim Bau geltenden US-Normen scheinen gegenüber deutschen Normen aus Kostengründen unverantwortlich leichtfertig zu sein.

In allen diesen Fällen liegt fehlendes Verantwortungsbewußtsein der mächtigen Auftraggeber für die vielen von diesen Entscheidungen abhängigen Menschen vor. Das Schlimme ist, daß ihre Macht so weit reicht, öffentliche Diskussionen über ihre Fehlentscheidungen zu verhindern. Die sogenannte Pressefreiheit gilt nur gegenüber staatlicher, nicht gegenüber wirtschaftlicher Macht.

Henning Upmeyer         Donnerstag, 12.Sep.2002


  

  

         Donnerstag, 12.Sep.2002


Antwortschreiben des Bayerischen Staatsministeriums vom 5.9.02

Als Ergebnis der Anfrage muß man feststellen, daß die Auftraggeber der Rechtschreibreform sich nicht für deren Fehler und negativen Folgen interessieren, aber sehr dafür, daß die Reformgegner mittels ihrer genauen Kenntnisse der Fehler und Folgen Unruhe in der Bevölkerung erzeugen. Diese Unruhe soll von Auftraggeberseite unbedingt verhindert werden, weil dadurch auch die Unfähigkeit der Auftraggeber offensichtlich würde, ihr in Auftrag gegebenes Werk kritisch zu prüfen.

Allein hier liegt die Erfolgs-Chance der Reformgegner. Sie müssen sich im Interesse des Kulturguts deutsche Sprache sowohl als exzelente Kenner, als auch als Unruhestifter und Aufwiegler betätigen. Das ist hier die benötigte Zivilcourage.

Öffentliche Vorträge wie von Herrn Gymnasiallehrer Stirnemann erreichen gerade viele Lehrer, die sich bisher nicht mit den Einzelheiten befaßt haben, und wirken so als doppelte Multiplikatoren. Ich kann mir nicht vorstellen, daß nur in der Schweiz Lehrer das dürfen. Man sollte darüber nachdenken, wie in Deutschland solche öffentlichen Vorträge organisiert werden können, z.B. unter einem Titel wie „Weiterbildung der Lehrer über die Folgen der Rechtschreibreform für die deutsche Sprache“.

Henning Upmeyer         Mittwoch, 11.Sep.2002


  

  

         Dienstag, 10.Sep.2002


Antwortschreiben aus dem Bayerischen Staatsministerium vom 5.9.02

„Wiener Absichtserklärung 1996, Bertelsmann März 1999, Duden August 2000. Beide Nachschlagewerke sind zuverlässige Ratgeber in orthografischen Fragen.“

Damit ist klar beantwortet, welche Bertelsmann- und Duden-Ausgaben von der Bayerischen Staatsregierung als zuverlässig anerkannt sind.
Alle späteten Ausgaben sind es nicht mehr.
An bayerischen Schulen dürfen folglich nur diese Ausgaben benutzt werden.

Folglich sind die Verlage verpflichtet, diese Ausgaben weiter für bayerische Schüler und Lehrer vorzuhalten.
Folglich muß man den Verlagen Täuschung der bayerischen Käufer von späteren, geänderten Ausgaben vorwerfen, weil diese von der Bayerischen Staatsregierung nicht ebenfalls als zuverlässig anerkannt sind.
Folglich braucht jede nach März 1999 bzw. August 2000 geänderte Ausgabe dieser Nachschlagewerke für die Benutzung in bayerischen Schulen die Anerkennung als zuverlässig seitens der Bayerischen Staatsregierung. Denn die Deutschnote und damit der berufliche Werdegang kann von den richtigen Nachschlagewerken abhängen.  

Henning Upmeyer         Montag, 9.Sep.2002


Antwortschreiben aus dem Bayerischen Ministerium vom 5.9.02

„Soweit erforderlich, erarbeitet die ‚Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung‘ die Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks.“

Laut Duden-Taschenbuch „Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“, Kap. A 2, S. 21 „ist das neue Regelwerk mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung vom 1. Juli 1996 in Kraft gesetzt worden.“

Es hat noch nie eine Anpassung des Regelwerks an die vielen von der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung erarbeiteten Vorschläge stattgefunden.
Folglich gilt weiterhin die Fassung des Regelwerks von 1996.

Soweit also in neueren Wörterbuch-Ausgaben andere Schreibweisen als im amtlichen Regelwerk zugelassen auftreten, mögen sie zwar den Vorschlägen der Kommission entsprechen, sind aber illegal. Soweit diese Schreibweisen wieder der bisherigen Schreibweise entsprechen, sind sie bis 2005 zugelassen, andernfalls fehlerhaft.

Das fördert die allgemeine Verunsicherung, weil Schüler nicht wissen, was vorrangig gilt: das amtliche Regelwerk oder die Einträge in neueren Wörterbuch-Ausgaben.

Henning Upmeyer         Sonntag, 8.Sep.2002


Antwortschreiben aus dem Bayerischen Staatsministerium vom 5.9.02

„Die führenden deutschen Rechtschreibwörterbücher entsprechen nach einer Erklärung der Kommission vom 17.8.02 der amtlichen Regelung.“

Bezüglich der neuesten Wörterbuch-Ausgaben ist das eine Lüge, weil sie tatsächlich nicht mehr den amtlichen Regeln von 1996 entsprechen. Es scheint unbedingt und dringend notwendig, dazu dem Ministerium Beweise vorzulegen.

„Sollten bei einzelnen Schreibungen Zweifel aufkommen, so besteht die Möglichkeit, sich an die Sprachberatung der Wörterbuchverlage oder der Gesellschaft für Deutsche Sprache zu wenden.“

Soweit Wörterbücher während Klassenarbeiten benutzt werden dürfen und für die Korrektur der Klassenarbeiten und für Zeitungsredakteure und Korrektoren ist das zeitmäßig nicht durchfürbar und insoweit der Ratschlag Blödsinn.

Henning Upmeyer         Sonntag, 8.Sep.2002


der Korpus, das Korpus

laut Rechtschreibduden und Kleiner Wahrig:
der Korpus, die Korpusse - Grundkörper eines Möbelstücks
das Korpus, die Korpora - Sammlung von Texten, Resonanzkörper

H. U.         Freitag, 6.Sep.2002


  

Wie scheibt man das Korpus in Mehrzahl??? Der Korpus ist menschlich, das Korpus sachlich (Musikinstrumente)

         Freitag, 6.Sep.2002


Man kann die schweizer Exportwirtschaft zum Eßzett zwingen

Deutsche und österreichische Verbraucher können die schweizer Exportwirtschaft zum Eßzett zwingen, wenn sie es ablehnen, Waren zu kaufen, aus deren Aufschriften ihre Kinder Rechtschreibfehler lernen könnten, die nach alter und neuer Rechtschreibung solche sind: Deutsche und Österreicher wollen z.B. Soßen kaufen und keine Sossen. Wegen der Rechtschreib-Gefährdung der Kinder durch in Deutschland und Österreich fehlerhafte schweizer Warenaufschriften sollte man die Verbraucherschutz-Organisationen einschalten und vor dem Kauf warnen.
Davon ausgenommen sind nur geschützte Produktnamen.

Hilfe für die Schweizer wäre nur möglich, wenn in die Rechtschreibwörterbücher bei allen Wörtern mit ‚ß‘ hinzugefügt würde „schweizerisch: ‚ss’“, so wie jetzt bei „’Wagen‘, Plur. südd. auch ‚Wägen’“ steht.

Henning Upmeyer         Freitag, 6.Sep.2002


Die Wortfamilie ‚wenden‘, die Wortwurzel ‚wend‘

Auf Linguistisch: ‚wenden‘ ist die „Implizite Derivation“ vom Grundwort ‚winden‘. Die abgeleiteten Verben drücken „ein Bewirken der im Grundwort genannten Tätigkeit“ aus. Meist ist ein schwaches Verb als Kausativum von einer Ablautform eines starken Verbs abgeleitet.
Auf Normaldeutsch: Das gemeingermanische Verb ist das Veranlassungswort zu ‚winden‘ und bedeutet eigentlich ‚winden machen‘.

‚wenden‘ gehört zu den „rückumlautenden Verben“. Die Verben ‚wenden‘ und ‚senden‘ bilden auch regelmäßige schwache Formen. Es hat zwei Vergangenheitsformen: schwach: wendete, gewendet; und stark: wandte, gewandt.

Abgeleitete Substantive: Wende, Heuwender, Wendel, Wendung, Wendehals.
Abgeleitete Adjektive: wendig, wetterwendisch.
Abgeleitete Verbaladjektive: ein gewandter Junge, ein gewendeter Anzug.

Übliche Präfixe: ab-, an-, auf-, be-, ein-, ent-, hin-, um-, ver-, weg-, zu-, zurück-.
Abgeleitete Substantive: Abwendung, Anwendung, Aufwendung, Aufwand, Bewenden, Bewandtnis, Einwendung, Einwand, Entwendung, Hinwendung, Notwendigkeit, Umwendung, Verwendung, Verwandter, Verwandtschaft, Vorwand, Wendigkeit, Zuwendung, Zurückwendung.
Abgeleitete Adjektive: aufwendig, notwendig.
Abgeleitete Verbaladjektive: abgewendet, abgewandt, angewendet, angewandt, aufgewendet, aufgewandt, entwendet, rückwätsgewandt, verwendet, verwandt, zugewendet, zugewandt,
Abgeleitete Adverbien: auswendig, inwendig.

Prof. Ickler im „Kritischen Kommentar“ zu § 13: „’aufwendig‘ wird durch die Reihenbildung ‚auswendig, inwendig‘ gestützt“.
Es kann ebenso mit ‚Aufwendung‘ begründet werden. Das ‚ä‘ gibt es nur in den Pluralformen der Substantive mit der Singular-Endung ‚-wand‘.

Das gemeingermanische Verb ‚winden‘ gehört mit verwandten Wörtern in anderen indogermanischen Sprachen zu der indogermanischen Wurzelform *uendh-: drehen, winden, wenden, flechten.
Von ‚winden‘ abgeleitet sind ‚Wand‘ (eigentlich Gewundenes, Geflochtenes; Wände wurden ursprünglich geflochten), ‚Windel, Wendeltreppe, Gewinde‘.

Quellen: Duden-Herkunftswörterbuch, 2. Aufl. 1989; Fleischer/Barz, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache; Deutsche Schulgrammatik.   

Henning Upmeyer         Donnerstag, 5.Sep.2002


  

  

         Donnerstag, 29.8.2002


„warmlaufen“ vs. „warm laufen“; „heißlaufen“ vs. „heiß laufen“

Jeder Maschinenbauer weiß, daß ein Benzinmotor erst die volle Leistung bringt, nachdem er warmgelaufen ist (seine Betriebstemperatur erreicht hat), und nicht erst, nachdem er eine Zeit lang warm gelaufen ist (wie lange denn auch im warmen Zustand?).
Jeder Eisenbahner weiß, daß ein heißgelaufenes Radlager (das zu heiß geworden ist) sofort geschmiert werden muß und auf keinen Fall weiter heiß laufen darf (in überhitztem Zustand), weil es sonst „frißt“ und in Brand gerät. Das sind eindeutig unterschiedliche Betriebszustände.

Die Sätze „der Motor ist 10 Min. lang warm gelaufen“ und „das Rad ist 1 Std. lang heiß gelaufen“ sind zweideutig und unklar: Ist der Motor 10 Min. lang warmgelaufen und das Rad 1 Std. lang heißgelaufen oder ist der Motor warm 10 Min. gelaufen und das Rad heiß 1 Std. lang gelaufen?
Die „Dazwischenstellprobe“ gibt Klarheit, ob eine Zusammenfügung oder eine Wortgruppe vorliegt: Ein Ergebniszusatz kann nicht durch etwas Dazwischengestelltes unterbrochen werden, wohl aber eine adverbiale Angabe. Nur die reflexiven Formen mit „hat sich“ sind in beiden Schreibweisen eindeutig. Unverständlich bleibt, warum im Neuschreibduden, 21. Auflage, „heißlaufen“, aber „warm laufen“ die Norm sein soll. Vielleicht soll „warm“ zu „heiß“ steigerbar sein.

‚warmlaufen‘ und ‚heißlaufen‘ sind Fachausdrücke aus der Praxis des Maschinenbaues, möglicherweise orthographische Infinitiv-Rückbildungen aus den Verbalsubstantiven. Techniker schaffen immer wieder neue Fachausdrücke und fragen nicht erst den Googel, was die Statistik dazu hergibt. Wenn ein neuer Ausdruck gut ist, bekommt er später seine Statistik und wird dann oft auch normalsprachlich benutzt, wobei diese Benutzer oft die Herkunft nicht kennen.  Der Hinweis „Fakultativschreibung“ wäre in solchen Fällen falsch und irreführend, richtig muß der eine „fachsprachlich“ genannt werden, auch wenn er normalsprachlich mitbenutzt wird. Problematisch wird es erst, wenn Fachausdrücke in die Standardsprache übernommen werden und dort statistische Minderheitsvarianten bleiben. Wenn sie als Minderheitsvariante der Standardsprache aus dem Verkehr gezogen werden sollen, muß vorher geprüft werden, ob die Minderheit der Fachleute diese Bezeichnungen braucht.

Techniker und andere Fachleute brauchen unbedingt bedeutungsunterscheidende Unterscheidungsschreibungen, damit ihre Beschreibungen und Bedienungsanleitungen lieber übergenau als mißverständlich sind. Vor allem Übersetzer in andere Sptrachen dürfen sie nicht mißverstehen. Sonst haftet der Hersteller für Schäden. Das ist die Wirklichkeit und keine Weltordnung vom Schreibtisch aus.
Man kann sogar den Umkehrschluß ziehen: Die Politiker und Parteien sind deswegen alle für den Neuschrieb, weil sie sich damit noch besser möglichst ungenau ausdrücken können.  

Henning Upmeyer         Freitag, 23.8.2002


„immerwährend“

Von 1663 bis 1803 tagte „der Immerwährende Reichstag“ in Regensburg. (Bis dahin tagte er von Fall zu Fall in verschiedenen Reichsstädten.) Interessant wäre, wie das damals geschrieben wurde. Man schrieb auf „Früh-Neuhochdeutsch“.

‚immergrün‘ ist ein „Dauereigenschafts-Adjektiv“ und ‚immerwährend‘ ein „Verbal-Adjektiv“. (Als Verbaladjektiv hieße es ‚immergrünend‘.)
(Dagegen bezieht sich in „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“ das ‚immer‘ auf ‚bemüht‘ und nicht auf ‚strebend‘.)

Diese Getrenntschreibung ist ein weiteres Beispiel dafür, daß die Sprachentwicklung zu zusammengeschriebenen Verbaladjektiven von Amts wegen als Fehlentwicklung beurteilt wird und auch lexikalisch gefestigte Verbaladjektive zu Partizipien zurückgebildet werden. Wenn es dann dazu keinen zusammengeschriebenen Infinitiv gibt, wird Getrenntschreibung angeordnet (§ 36 (3)).

Bei ‚fortwährend‘ gibt es ein (wenn auch ungebräuchlich gewordenes) Verb ‚fortwähren‘, und ‚fort-‘ wurde in die geschlossene Liste der mit Verben zusammensetzbaren Partikel aufgenommen (§ 34 (1)).

Beispiele für die Erkennbarkeit der Bestandteile (§ 39 (1)):

Immerfort kamen Anrufe, aber der Zuständige war immer fort.
Immerhin war sie immer hin, wenn er ihr in die Augen schaute.
Immer während des immerwährenden Reichstags waren die Herbergen voll.
Immerzu kamen Besucher, aber das Tor war immer zu.

Henning Upmeyer         Donnerstag, 22.8.2002


Gesellschaft ‚für‘ deutsche Sprache,  Institut ‚für‘ deutsche Sprache

Laut Duden-Herkunftswörterbuch kann ‚für‘ vieles bedeuten:

„’für‘ ist eng verwandt mit ‚vor‘. Für die Schriftsprache haben erst die Grammatiker des 18. Jh.s den Gebrauch so geregelt, daß heute ‚vor‘ mit dem Akkusativ und Dativ räumlich und zeitlich, ‚für‘ mit dem Akkusativ nur übertragen verwendet wird. Der übertragene Gebrauch ist bei ‚für‘ schon früh entwickelt. Er gibt entweder Bestimmung, Zweck, Schutz an (‚ein Buch für dich‘ ist eigentlich ‚vor dich gebracht‘, ‚ein Mittel für Husten‘ eigentlich ‚vor den Husten gestellt‘) oder ‚Stellvertretung‘ (‚für jemand eintreten‘ ist ‚(schützend) vor ihn treten‘; dazu auch ‚für etwas halten‘, ‚für Geld kaufen‘).“

Welche Bedeutung das ‚für‘ im Namen dieser Gesellschaft und dieses Instituts hat, ergibt sich also jeweils erst aus ihren Taten.

Henning Upmeyer         Dienstag, 20.8.2002


Die Folge der Zurückbildung der Verbaladjektive zu Partizipien mit Akkusativ-Objekten: Das Verschwinden der Artikel und der Wandel von Gegenständen zu Begriffen

Bei der neuen Getrenntschreibung bisheriger lexikalisierter Zusammensetzungen wird im Singular oft auch bei Gegenstandswörtern (konkreten, wahrnehmbaren Gegenständen und Lebewesen) der bei der Zusammenschreibung weggefallene Artikel nicht wieder ergänzt: ‚herzerfrischend‘ wird zu ‚Herz erfrischend‘, ‚wohnungsuchend‘ zu ‚Wohnung suchend‘, ‚schweißtreibend‘ zu ‚Schweiß treibend‘ usw., obwohl die dazu finiten Formen den Artikel vor dem Akkusativ-Objekt im Singular brauchen (außer in Zeitungsüberschriften und -anzeigen).

Aus: Der kleine Duden, Deutsche Grammatik, Ausgabe 1988:
„Ziffer 256: Der Gebrauch von Substantiven ohne Artikel
In bestimmten Fällen werden Substantive ohne einen Artikel verwendet, wenn mit ihnen etwas Allgemeines ausgedrückt werden soll. So stehen vor allem Begriffswörter oft ohne Artikel.
(Ziffer 183: Begriffswörter (Abstrakta) bezeichnen Nichtgegenständliches (Begriffe), z.B. Vorstellungen, Eigenschaften, Zustände, Vorgänge, Sachverhalte, Beziehungen.)
Auch Stoffbezeichnungen werden ohne Artikel gebraucht, wenn mit ihnen allgemein der Stoff (nicht eine bestimmte Menge dieses Stoffes) bezeichnet werden soll.
(Ziffer 186: Substantive, die Stoffe (Materialien) bezeichnen)
In festen Fügungen (z.B. Funktionsverb-Gefügen) und in Aufzählungen steht ebenfalls das Substantiv häufig ohne Artikel.
Artikellose Substantive findet man vor allem in Schlagzeilen, Anzeigen, Telegrammen, Kommandos.“

Pluralformen von Gegenstandswörtern können schon bisher ohne Artikel eine unbestimmte Menge bezeichnen: ‚Die Stadt baut Wohnungen. Der Helfer stapelt Sandsäcke. Der Bäcker backt Semmeln. Der Mechaniker repariert Autos.‘ usw. Grammatisch korrekt muß der Plural dann auch in den Partizipien und Verbaladjektiven erscheinen: ‚die wohnungenbauende Stadt, der sandsäckestapelnde Helfer, der semmelnbackende Bäcker, der autosreparierende Mechaniker‘.
„Ziffer 254: Der unbestimmte Artikel hat keine Pluralform; bei einer unbestimmten Menge steht nur das Substantiv in dem entsprechenden Fall.“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 19.8.2002


Steigerbarkeit der Verbaladjektive von Einfachverben

Fast alle sind höchstens in übertragener Bedeutung steigerbar:
Eine glänzendere Erscheinung; Eine glänzendere Farbe? Eine schreiendere Farbe; Ein schreienderes Kind? Ein brennenderes Problem Ein brennenderes Haus?

Zur Steigerbarkeit der Verbaladkektive von zusammengesetzten Verben sagt meine Schulgrammatik von 1952:
„a) Wenn dieTeile eines zusammengesetzten Adjektivs eng miteinander verschmolzen sind und dadurch ein neuer Begriff mit übertragenem Sinne entstanden ist, wird das Grundwort gesteigert: in großzügigster Weise, vielsagendste, hochverehrtester, die großmütigste Unterstützung, der hochfahrendste Mensch.
b) Ist die Verbindung der beiden Teile aber lockerer, so wird derjenige Teil gesteigert, dessen Begriff eine Steigerung erfahren soll. Ein vielgelesenes Buch: nicht der Begriff des Lesens soll und kann gesteigert werden, sondern ‚viel‘, also: das meistgelesene Buch. Ebenso z.B. naheliegend - näherliegend - nächstliegend, bestgehaßt, bestgelegen, meistgeliebt, leichtverständlich - leichter verständlich, ein höchstgestellter Beamter, die größtmögliche Eile, der tiefstgefühlte Dank.

Gelegentlich schwankt der Gebrauch:
schwerwiegendere neben: schwerer wiegende Bedenken
weitgehendste neben: weitestgehende Pläne
ein wohlschmeckenderer neben: ein besser schmeckender Apfel.“

Weil im Laufe der Sprachentwicklung lockere Verbindungen zu festen Begriffen verschmelzen können, ist dieses Gebiet in dauernder Weiterentwicklung.  

Henning Upmeyer         Dienstag, 13.8.2002


Modalverben

‚dürfen, können, (lassen,) (ver-)mögen, müssen, sollen, wollen‘

Kennzeichen für den Gebrauch als Modalverb: Im Perfekt statt des Partizips II des Modalverbs dessen Infinitiv, und die zugehörigen Vollverben mit dem Infinitiv ohne ‚zu‘. ‚Sehen‘ kann Modalverb sein: ich sehe ihn kommen; ich habe das kommen sehen.

Einige Modalverben können selbständig als transitive Vollverben gebraucht werden: Er hat es nicht gedurft; ich hätte das nicht gekonnt; ich habe ihn nie gemocht; ich habe das nicht gewollt.

Einige Modalverben können mit Partikeln als Präfixe transitive Vollverben bilden: umgangssprachlich: etwas nicht abkönnen; ich habe das nicht abgekonnt.

‚lassen‘ bildet mit Präfixen transitive Vollverben: ab-, an-, ran-, auf-, rauf-, aus-, raus-, durch-, ein-, rein-, hin-, hinter-, los-, mit-, nach-, über-, unter-, vor-, weg-, zu-lassen.

Wenn bei Bewegungsverben deren Präfix auch vor das Modalverb gesetzt werden kann, wird manchmal (wohl eher umgangssprachlich) das Bewegungs-Vollverb weggelassen und sein Präfix an das Modalverb vererbt. Zusammenschreibung, wenn das Präfix andernfalls auch als Präposition oder Modaladverb mißverstanden werden könnte. Diskussionswürdig ist, ob dann modaler Gebrauch mit einem weggelassenen oder nur gedachten präfigierten Vollverb oder selbständiger Gebrauch des Modalverbs als präfigiertes Vollverb vorliegt, also ob im Perfekt der Infinitiv oder das Partizip II mit ‚ge-‘ gesetzt werden soll: Sie haben nicht ...
‚mit-’: mitdürfen, mitgedurft, mitkönnen, mitgekonnt, mitmögen, mitgemocht, mitmüssen, mitgemußt, mitsollen, mitgesollt, mitwollen, mitgewollt;
ebenso, aber eher umgangssprachlich:
‚durch-’: durchkönnen, durchgekonnt, durchmüssen, durchgemußt, durchwollen, durchgewollt;
‚weiter-’: weiterdürfen, weitergedurft, weitermüssen, weitergemußt, weiterwollen, weitergewollt.

Steckbrieflich gesucht werden: Beispiele für präfigiertes Modalverb mit Vollverb.  

Henning Upmeyer         Montag, 12.8.2002


Amerikanisch

Ich empfehle: Ernst Leisi, Christian Mair, Das heitige Englisch, aktuell: Achte, neubearbeitete Auflage 1999, Kap. VI. Das Englische als Weltsprache, Das Amerikanische

H. U.         Montag, 12.8.2002


Rückkehr zur klassischen Rechtschreibung, idealerweise unter Vereinfachung der Regeln

Sehr viele Leute, nämlich eigentlich alle, die ich frage, halten die neue Rechtschreibung für absoluten Blödsinn, aber die frühere ebenfalls für verbesserungsbedürftig. Hier könnte man ansetzen, indem man anhand der Google-Ergebnisse die klassischen Rechtschreibregeln überarbeitet und anpaßt. Die im Ickler-Wörterbuch enthaltenen „Hauptregeln der deutschen Orthographie“ sollten zu einem vollständigen System ergänzt werden, um den Duden-Regeln etwas viel Besseres und Grammatik-gestütztes und vor allem leichter Verständliches entgegenzusetzen.

H. U.   O-Dorf   h@u.de   Sonntag, 11.8.2002


Zusammengesetzte Adjektive

In meiner Schulgrammatik von 1952 steht: „Über die Zusammenschreibung eines Adjektivs mit seiner vorangehenden Erweiterung entscheidet die Betonung. ... In prädikativer Stellung werden oft Adjektiv und Erweiterung gleich stark betont und daher getrennt geschrieben. Attributiv: eine buntbemalte Decke; prädikativ: die Decke ist bunt bemalt.“ Wird das bei der Google-Auswertung berücksichtigt?

H. U.   O-Dorf   h@u.de   Sonntag, 11.8.2002


§ 34  Adjektiv + Verb

Satz (3) sagt ausdrücklich „wenn das Adjektiv in dieser Verbindung erweiterbar ist,“ Was für ‚hoch‘ gilt, kann auch auf ‚voll, leer‘ usw. angewandt werden. ‚Den Tank volltanken, den Keller leerpumpen‘ ist nicht relativ, sonder absolut gemeint und bedeutet schon ‚ganz voll‘ bzw. ‚ganz leer‘.

H. U.   O-Dorf   h@u.de   Sonntag, 11.8.2002


Kleinschreibung der Substantive

Bevor man so etwas fordert, muß man prüfen, welche Nebenwirkungen es hätte. Die Dänen waren die letzten, die das eingeführt haben, als Angleichung an die übrigen festlandskandinavischen Sprachen. Für Dänisch, Schwedisch, Norwegisch und Isländisch gilt aber, daß bei zusammengesetzten Verbformen der finite und der infinite Teil bzw. Hilfs- und Hauptverb höchstens durch ein Adverb getrennt werden können und daß Haupt- und Nebensatz dieselbe Wortfolge haben. Es wäre interessant, ob die dänische Wortstellung vorher freizügiger war. Eine ähnlich freizügige Wortstellung im Satz und die Wortfolge in Haupt- und Nebensatz wie das Deutsche hat nur das Niederländische. Also müßte man das als Vergleich heranziehen, z.B. ob es auch dort verwechselbare, weil gleichgeschriebene Wörter gibt, die bei uns durch Groß- und Kleinschreibung unterschieden werden können, und wie die Niederländer das lösen.

H. U.   O-Dorf   h@u.de   Sonntag, 11.8.2002


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Etappen der Rechtschreibreform
Am 1. Juli 1996 wurde in Wien von den deutschsprachigen Ländern ein Abkommen unterzeichnet, die deutsche Rechtschreibung zu ändern. Das Abkommen wurde in Wien unterzeichnet, weil von hier die Anregung zur Reformierung der Rechtschreibung ausging. 1983 hatte sich Österreich offiziell an die anderen deutschsprachigen Länder mit der Frage gewandt, ob es nicht an der Zeit sei, die 1901 beschlossene und 1902 in Kraft gesetzte Rechtschreibung zu überarbeiten.
Die Bundesrepublik Deutschland, die Deutsche Demokratische Republik, Liechtenstein und die Schweiz griffen diese Anregung auf. In den folgenden Jahren setzten diese Länder jeweils Fachkommissionen bzw. Fachbeauftragte ein, um einen Vorschlag für eine reformierte Rechtschreibung auszuarbeiten. Die Fachkommissionen der Länder schlossen sich zu einem Internationalen Arbeitskreis für Orthographie zusammen und legten 1988 identische Neuregelungen vor. Diese wurden in der Öffentlichkeit gründlich diskutiert.
Der Umgang mit der Rechtschreibreform besonders in Deutschland
Es gab eine Anhörung im Bundestag, und viele Hinweise, Kritiken und Anregungen wurden von der Fachkommission ausgewertet und eingearbeitet. Die Mitglieder der Fachkommission der DDR wurden nach dem 3. Oktober 1990 in die Fachkommission der Bundesrepublik Deutschland berufen, ihre Mitarbeit und ihr Sachverstand blieben also der Kommission erhalten.
Im November 1994 wurden die Regelungen auf der 3. Orthographischen Konferenz von Wien abschließend beraten. Als Beobachter nahmen auch Vertreter der Länder teil, in denen Deutsch Minderheitensprache und teilweise Amts- oder Schulsprache ist, zum Beispiel Italien (wegen Südtirol), Belgien, Luxemburg, Rumänien, Russland, Kasachstan. Sie alle erklärten, der Neuregelung beitreten zu wollen.
In der Bundesrepublik wurden die Neuregelungen von der Ständigen Konferenz der Kultusminister und -senatoren am 30.11./01.12.1995 mit geringfügigen Änderungen angenommen. Österreich, die Schweiz und Liechtenstein hatten die Regeln schon vorher beschlossen. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer nahmen den Beschluss zustimmend zur Kenntnis.
Nach vielen positiven und negativen Kommentaren in der Öffentlichkeit im Herbst 1995 und Winter 1995/96 und nachdem das Bundesverfassungsgericht Beschwerden gegen das Verfahren nicht angenommen hatte, konnte das Abkommen am 1. Juli 1996 in Wien unterzeichnet werden.


Bild 2 Offiziell ist die neue Rechtschreibung am 01.08.1998 in Kraft getreten. In der Übergangszeit bis zum 31. Juli 2005 gelten noch Schreibungen nach den alten und nach den neuen Regeln. Viele Kultusminister hatten ihren Schulen bereits für das Schuljahr 1997/98 empfohlen, die neuen Regeln und Schreibweisen zu lehren, damit diese als richtig akzeptiert werden. In Schleswig-Holstein hatte sich am 27. September 1998 die Bevölkerung des Landes über einen Volksentscheid gegen die neue Rechtschreibung entschieden. Mit parteiübergreifender Mehrheit setzte sich im Dezember 1999 der Landtag in Kiel über den Volksentscheid hinweg und beschloss, dass auch an den schleswig-holsteinischen Schulen nach den neuen Rechtschreibregeln unterrichtet werden solle.
Die Menschen reagieren äußerst unterschiedlich auf die neue Rechtschreibreform, die Meinungen reichen von Zustimmung, über „sie hätte noch schärfer ausfallen müssen“ (z. B. Kleinschreibung) bis zur völligen Ablehnung (die FAZ schreibt seit August 2000 wieder in alter Rechtschreibung).
Neue Wörterbücher und Arbeitshefte der Schulbuchverlage unterstützen die Durchsetzung der Rechtschreibreform. Auch die öffentlichen Verwaltungen in Bund und Ländern schließen sich nach und nach der neuen Rechtschreibung an. Die meisten Zeitungen und Zeitschriften sowie die großen Nachrichtenagenturen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich spätestens Ende 1999 ebenfalls auf die neue Rechtschreibung umgestellt.

Die Änderungen der Rechtschreibung betreffen:

die Laut-Buchstaben-Zuordnung (einschließlich der Fremdwortschreibung),
die Getrennt- und Zusammenschreibung,
die Schreibung mit Bindestrich,
die Groß- und Kleinschreibung,
die Zeichensetzung und
die Worttrennung am Zeilenende.


  
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         Sonnabend, 10.8.2002


deutsch ‚Literatur ‚ vs. lateinisch ‚litteratura‘ und ‚littera‘

Ich muß jedesmal überlegen, ob ‚Literatur‘ mit einem oder zwei ‚t‘ geschrieben wird. Ich habe einen Merkspruch gefunden: „Literatur schreibt man mit nur einem ‚t‘, weil es ‚mindestens einen Liter Buchstaben‘ (una litra litterarum‘) bedeutet.“

H.U.    O-Dorf   h@u.de   Sonnabend, 10.8.2002


Welches ist die ‚gute Literatur‘ für die Rechtschreibung?

Zitate aus dem Forum:
Herr Lachenmann am 6.8.02: „... diesem gesunden Menschenverstand oder besser: seinem im unbefangenen Umgang mit guter Literatur gewachsenen und insofern natürlichen Sprachempfinden ... Die Beschreibung des Sprachgebrauchs anhand von geeigneten Statistiken ist sicherlich die einzig seriöse Methode in der Sprachwissenschaft, wenn es um die reine Darstellung der Orthographie geht ... Welche Literatur ist da die richtige?“

Herr Prof. Ickler am 6.8.02: „Woher kommt der gesunde Menschenverstand denn, wenn es um Sprache geht? Doch nur aus den Texten, aus der Lese-Erfahrung.“

Herrn Lachenmanns Frage ist sehr berechtigt. ‚Literatur‘ ist ein Sammelbegriff, und ‚Text‘ ist alles Geschriebene. Hier geht es nur um die Rechtschreibung, und die sollte für alle Literatur-Varietäten außer Mundartdichtung die gleiche sein. Also: aus welcher ‚guten‘ Literatur kann die nötige Lese-Erfahrung für die richtige Rechtschreibung kommen? Vorschläge bitte! Für Schüler, für Erwachsene, für Anwender der Standardsprache, der Fachsprache, der Literatursprache. Aus der Zeitungssprache ganz sicher nicht, vor der muß man seine Kinder dringend warnen, ebenso vor der Politikersprache. (Zur Vertiefung: Peter Braun, Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache, Sprachvarietäten)

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   h@u.de   Donnerstag, 8.8.2002


G.u.Z.: Sind auch Verbaladjektive Adjektive und auch Adjektive Nomina?

Vervalsubstantive sind Substantive mit allen Eigenschaften eines solchen, denn ‚Verbal-‘ ist nur das Bestimmungswort zur Wortart ‚Substantiv‘. Sie dürfen mit anderen Wörtern feste Bindungen eingehen. Folgerichtig sind Verbaladjektive Adjektive. Wie Adjektive sind sie deklinierbar und nicht alle steigerbar. Nicht im Regelwerk, nur im großen Wahrig steht das Wort „Verbaladjektiv: aus einem Verbum gebildetes Adjektiv“. Adjektive dürfen mit anderen Wörtern feste Bindungen eingehen; neu: mit Partizipien nur noch eingeschränkt. Das Problem ist die Abgrenzung zwischen Partizipien als Verbform und Verbaladjektiven, zwischen Zustandspassiv (‚sein’-Passiv) und Verbaladjektiv in prädikativem Gebrauch (früher: als ‚Prädikatsnomen‘) mit ‚sein‘.

Zu ‚Nomen‘ im Duden: „Nennwort, Substantiv; häufig auch für Adjektiv und andere deklinierbare Wortarten“. Im Bertelsmann: „deklinierbares Wort“. Im kleinen Wahrig: „der Beugung unterliegende Wortart“. Im großen Wahrig: „deklinierbares Wort (Substantiv, Pronomen, Adjektiv)“. Letzteres habe ich vor langer Zeit im Gymnasium gelernt. Aber dann steht im Duden und im großen Wahrig: „Nomen acti: Substantiv, das den Abschluß oder das Ergebnis eines Geschehens bezeichnet; Nomen actionis: Subst., das ein Geschehen bez.; ... Nomen qualitatis: Subst., das eine Eigenschaft bez.“ In dieser hier unlogischen Einschränkung der Nomina auf Substantive liegt der Hund begraben, denn auch Adjektive können als Verbaladjektive ein Geschehen bezeichnen: aktiv: „der beutejagende Wolf“, medial: „die einstürzenden Neubauten“, passiv: „der hochverehrte Professor“ oder das Ergebnis eines Geschehens: aktiv: „der studierte Herr“, medial: „die eingestürzten Neubauten“, passiv: „das zerstörte Haus“, auch als prädikativ (als Prädikatsnomen) gebrauchte Verbaladjektive: „die Sonne ging rotglühend unter“, „er kam braungebrannt heim“ und als ‚Eigenschaftswörter‘ eine dauerhafte Eigenschaft. Viele Verbaladjektive können auch adverbial gebraucht werden: „das interessiert mich brennend.“

Wenn man folgerichtig die Kategorien ‚Nomen acti, Nomen actionis, Nomen qualitatis‘ für alle Nomina gelten ließe, soweit im Einzelfall sinnvoll, also auch für Verbaladjektive, würde die neue Diskriminierung der Partizipien, nur dann mit anderen Wörtern zusammengeschrieben werden zu dürfen, wenn auch der zum Partizip gehörende Infinitiv zusammengeschrieben wird, für Verbaladjektive hinfällig und müßte im Einzelfall entschieden werden. Für Adverbien, die adverbial gebrauchte Verbaladkjektive sind, müßte dann bei Getrennt- und Zusammenschreibung mit anderen Wörtern logischerweise dasselbe wie für alle übrigen Adjektive gelten.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 7.8.2002


bitte schön vs. bitteschön

Vielleicht könnte man von den Slaven lernen, wie es zweifelsfreier gemacht werden könnte:
Das tschechische Wort für ‚bitte‘ heißt ‚prosim‘ und ist eigentlich die 1.Pers. Sing. Präs. und heißt wörtlich ‚ich bitte‘. Es wird stets in Kommata eingeschlossen, weil es eigentlich ein eigener kurzer Satz ist.
Entsprechendes ist mir für das Slovakische, Polnische und Ukrainische bekannt.
Bei uns werden zwar gerade die Kommata abgeschafft, aber hier wären sie angebracht, um Irrtümer zu vermeiden.

H. U. Ihrwißtschonwer   Ihrwißtschonwo   h@u.de   Montag, 5.8.2002


Weit nach der Rechtschreibreform

hi leute,
ich weiss garnicht, was ihr euch so aufregt.
ich bin jetzt in der 13. klasse und komme gut mit der neuen rechtschreibung klar.
so, muss nu auch ins bett...morgen is ja nun mal schule.

email: Sammy05@uboot.com

Helge   gehtkeinenwasSTR. 15   sammy05@uboot.com   Sonntag, 4.8.2002


Zur Rechtschreibung des Englischen im deutschen Wortschatz

Aus: Ilse Sörensen, Englisch im deutschen Wortschatz, Volk und Wissen Verlag, 1995:
(in bisheriger Rechtschreibung und nach deren bisherigen Regeln)

„Die Schreibung englischer Wörter in diesem Buch orientiert sich weitgehend am Duden und am Duden Oxford Großwörterbuch.
Bei Wörtern, die nicht oder in unterschiedlichen Formen in deutschen Nachschlagewerken erfaßt sind, ist es schwierig, eine bestimmte Schreibung festzulegen. Es fehlt an umfassenden Regeln. Selbst klassische Lexika verweisen in ihrem Regelteil für Fremdwörter nicht selten auf das Wörterverzeichnis, in dem wiederum nur ein Teil des Gesuchten ausgewiesen ist. Solange jedoch Regeln die Ausnahme und Ausnahmen die Regel sind, werden wir auf die unterschiedlichsten Schreibweisen stoßen und sind verunsichert. Hier sind Sprachwissenschaftler gefordert, besonders im Hinblick auf die ständig steigende Zahl neuer Anglizismen und Amerikanismen.
Grundsätzlich gilt - so der Rechtschreibduden -, daß Fremdwörter, die (noch) nicht angeglichen sind, in der fremden Schreibung wiedergegeben werden. Wann aber ein Wort als angeglichen gilt, bleibt offen, denn der Prozeß des Eindeutschens ist in ständiger Bewegung.
Die folgenden Punkte befassen sich mit den häufigsten Rechtschreibschwierigkeiten. Anhand von Beispielen wird die Komplexität veranschaulicht.

1. Zusammengesetzte Wörter
Bei Zusammensetzungen aus zwei Wörtern gibt es drei mögliche Schreibweisen:
- in einem Wort ohne Bindestrich
- in zwei Wörtern mit Bindestrich
- in zwei Wörtern ohne Bindestrich

Im Prinzip gilt folgende Schreibung:
- in einem Wort ohne Bindestrich (Beispiel: Airport),
  wenn die Hauptbetonung auf dem Bestimmungswort liegt und das Gesamtwort in seiner zusammengeschriebenen Form gut lesbar ist;
- in zwei Wörtern mit Bindestrich (Beispiel: Air-condition),
  wenn die Hauptbetonung auf dem Bestimmungswort liegt, das Gesamtwort aber ohne Bindestrich schwer lesbar und unübersichtlich ist;
- in zwei Wörtern ohne Bindestrich (Beispiel: Hard cover),
  wenn beide Wörter betont werden.

Bei aus mehr als zwei Wörtern bestehenden Zusammensetzungen steht im Englischen fast immer ein Bindestrich zwischen dem ersten und dem zweiten Glied (gegebenenfalls auch zwischen dem dritten und dem vierten), während das letzte separat steht.
Beispiele: Four-wheel drive; roll-on roll-off ship; second-hand shop

Im Deutschen zeichnet sich folgendes Schema ab:
Alle Wörter werden durch Bindestriche verbunden. Dabei werden das erste und das letzte Wort groß, die dazwischenliegenden Wörter klein geschrieben.
Beispiele: Four-wheel-Drive; Roll-on-roll-off-Schiff; aber: Secondhandshop

2. Groß- und Kleinschreibung
Die Schreibung eingedeutschter Wortgruppen ist uneinheitlich.
Im Prinzip gilt folgendes:
- Bei aus zwei Wörtern bestehenden Ausdrücken, die für einen substantivischen Begriff stehen, wird das erste Wort groß und das zweite klein geschrieben.
Beispiele: Hard cover, aber: Hard Rock; Irish coffee, aber: Irish-Stew
- Bei aus mehr als zwei Wörtern bestehenden Ausdrücken, die für einen substantivischen Begriff stehen, werden das erste und das letzte Wort groß und die dazwischenliegenden Wörter klein geschrieben.
Beispiel: Duty-free-Shop, aber: Break-even-point

3. Pluralbildung
Bei Substantiven, die aus dem Englischen in den deutschen Sprachgebrauch gelangen, übernehmen wir zunächst die im Englischen üblichen Pluralformen.
Beispiel: Airbag, Plur. ...s
Im Laufe der Zeit entwickelt sich nicht selten eine zweite Pluralform, die der deutschen Bildeweise entspricht.
Beispiel: Test, Plur. ...s, auch ...e
Das betrifft vor allem Wörter, die sowohl englisch als auch deutsch ausgesprochen werden.
Beispiele: Lotion, Plur. ...s, auch ...en; Clan, Plur. ...s, auch ...e
Nach der endgültigen Eindeutschung bleibt oft nur die im Deutschen gebräuchliche Pluralform übrig.
Beispiele: Additiv (additve(s)), Plur. ...e; Gallone (gallon(s)), Plur. ...n

4. ss oder ß
Im Prinzip gilt, daß ein Wort bis zur Eindeutschung mit ss und danach mit ß geschrieben wird.
Beispiele: Boß, Busineß, Dreß - Cross, Bypass, first class

Bei Komposita stellen wir eine uneinheitliche Schreibung fest.
Beispiele: Business class, Big Business, Fancy-dress-Ball, Dressman; aber: Showbusineß
Die Schreibung von Dressman mit ss erstaunt um so mehr, als es dieses Wort im Englischen nicht gibt.

5. Verben und ihre abgewandelten Formen
Ins Deutsche übernommene Verben werden beliebig abgewandelt. Die Schreibung ist uneinheitlich und variabel.
Beispiele: gehandicapped - gehandicapt - gehandikapt; gemanaged - gemanagt; gesponsored - gesponsert; getuned - getunt“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   Henning@upmeyer.de   Freitag, 2.8.2002


Getrennt- und Zusammenschreibung: Der Infinitiv - aus einem Substantiv aus der Verbwurzel

Prof. Ickler im Forum amm 25.7.2002: „Das kommt von der Doppelnatur des Infinitivs, der ja ursprünglich ein Substantiv war und es in gewissem Sinne immer noch ist, d.h. nur unvollkommen ins Verb-Paradigma integriert. Es gibt kaum eine Form, die dem Sprachwissenschaftler so viele Rätsel aufgibt.“

Robert SCHMITT-BRANDT, Einführung in die Indogermanistik, 1998, Kap. 3.5.6.1 Infinitive: „Die Infinitive und Partizipien der alt-idg. Sprachen entstanden zweifellos aus Verbalnomina, die Infinitive und Supina aus verschiedenen Kasusformen von Verbalsubstantiven, also Substantiven, die von Verbalwurzeln aus gebildet waren. So diente der Akk., urspr. Kasus der Richtung, in der eine Bewegung erfolgt (vgl. lat. ‚Romam - nach Rom‘), zur Bildung von Infinitiven nach Verben der Bewegung (vgl. lat. ‚cubitum it - er geht schlafen‘). Der Dativ, urspr. Kasus zur Angabe der Person, zu deren Gunsten oder Ungunsten sich ein Geschehnis auswirkt, bzw. zur Angabe des Gegenstandes, im Hinblick auf welchen sich ein Ereignis vollzieht, entwickelt sich zu einem Infinitiv des Zwecks (um zu ...). Ebenso gibt es Infinitive aus Ablativ-Formen, aus Lokativ-Formen.
Solange solche Formen noch als Nominalkasus zu Verbalnomina betrachtet werden, kann man von keiner grammatischen Kategorie des Infinitivs sprechen. Erst nach der Loslösung aus dem Nominalparadigma entsteht ein Inf. bzw. Supin, d.h. die Situation ist mit der Entstehung von Adverbien aus erstarrten Kasusformen des Substantivs vergleichbar (z.B. lat. ‚domi - zu Hause‘ aus dem Lok. Sg. zu ‚domus - Haus‘).
Da sich keine gemein-idg. Infinitive aus den Inf.-Bildungen der einzelnen Sprachfamilien erschließen lassen, können wir davon ausgehen, daß es keine g-idg. Infinitive gab.“

Oswald SZEMERENYI, Einführung in die vergleichende Sprachwissenschaft, 1990, Kap. IX.6. Verbum infinitum: „An infiniten Formen besaß das idg. Verbum mehrere im System fest verankerte adjaktivische Formen, die Partizipien und Verbaladjektiva; dagegen scheinen Nomina noch nicht zu einem festen Bestandteil des Verbalparadigmas geworden zu sein: die späteren Infinitive existieren, wenn überhaupt, noch als unabhängige Nominalformen.
6.2: Die von den späteren idg. Sprachen her so selbstverständlich anmutende Kategorie des Infinitivs ist für das Gesamtindogermanische nicht zu erweisen und auch nicht anzusetzen. Denn im Vedischen herrscht noch ein früherer Zustand, in dem eine große Anzahl (16!) von Bildungen in der Funktion des späteren Infinitivs auftreten kann, und zwar in Kasusformen, die durch die Satzstruktur bedingt sind. In der Regel sind diese Infinitive Kasusformen von deverbalen Abstrakten. Morphologisch sind von besonderer Bedeutung die Abstrakta auf ‚-tu-, -ti-, -(a)s- und ‚-(v)an-‘.
Ebenfalls indogermanischen Alters ist der griech. Infinitivtypus auf ‚-ein‘, das nach dem Zeugnis des Mykenischen auf ‚-e(s)en‘ zurückgeht und so mit dem Ved. Inf. auf ‚-sani‘ zusammenzuhalten ist.
Bei den lateinischen Infinitiven geht die allgemeine Aktiv-Endung ‚-re‘ des Präsens nach dem Zeugnis von ‚es-se‘ (und ‚vel-le‘) und dem perfektischen ‚is-se‘ auf ‚-se‘ bzw. auf ‚-si‘ zurück. (s. Kap. 6. Spiranten: Im Lateinischen ist ‚s‘ innervokalisch zu ‚r‘ „rhotazisiert“.)
Dem altindischen Typus ‚-taye‘ von einem ‚-ti’-Nomen entspricht der balto-slavische Inf. auf ‚-ti‘.
Einen anderen Weg schlug das Germanische ein, indem es für den Infinitiv den Akkusativ eines Neutrums auf (idg.) ‚-no-‘ verwendet: got. ‚bairan‘ stammt von idg. ‚*bheronom‘.“

Wilhelm STREITBERG, Urgermanische Grammatik, 1974, Abs. 198 Das Verbum infinitum: „Infinitive sind errstarrte Kasusformen von Nominibus agentis. ... Das Germanische kennt nur einen Inf. Präs. Die Grundform für die Formen sämtlicher germ. Dialekte ist der neutrale Nom. - Akk. Sing.
Da die Nomina, die als Infinitive fungieren, von Haus aus mit dem Verbum gar nichts zu schaffen haben, so ist a priori zu erwarten, daß sie in der Stammbildung ursprünglich von dem Tempus, an das sie sich anschließen, völlig unabhängig waren. Der ursprüngliche Zustand hat sich im Slavischen noch ziemlich treu erhalten.
Die Partizipia sind Verbaladjektiva, die von Haus aus Nomina agentis sind.“

Udo GERDES/Gerhard SPELLERBERG, Althochdeutsch - Mittelhochdeutsch, 1991, Absatz 95: „Der Infinitiv ist der Form nach der (erstarrte) Akkusativ eines neutralen Verbalsubstantivs, und zwar eines Nomen actionis. ... Bildungssuffix ist ‚-na-‘, das an die jeweiligen Präsensstämmen antritt. Im Deutschen geht der Infinitiv stes auf ‚-n‘ aus, nachdem der stammbildende Vokal ‚-a-‘, ebenso wie die Akkusativ-Endung ‚-m‘ geschwunden ist.“

In FLEISCHER/BARZ, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, 1995, gibt es sowohl die Infinitivkonversion zur Substantivbildung als auch die Substantivkonversion zur Infinitivbildung.

Sinn und Zweck dieser ausführlichen Zitate:
Weil der Infinitiv vom Verbalsubstantiv abstammt, das bekanntlich in festen Zusammenbildungen wie jedes deutsche Substantiv zusammengeschrieben wird, unabhängig von Steiger- oder Erweiterbarkeit eines Adjektiv-Teils oder von Partikel-Listen oder von Verbindungen mit ‚sein‘ oder anderen Infinitiven oder von Adjektiv-Endungen auf ‚-ig, -isch, -lich‘, ist es eben keine Modeerscheinung, sondern eine unbewußte innere Logik (das früher hochgelobte und heute von den Reformern als störend verurteilte Sprachgefühl, das durch Nachsehen im Wörterbuch ersetzt werden soll), den Infinitiv des zugehörigen zusammengebildeten Verbs intuitiv ebenfalls zusammenschreiben zu wollen. Deswegen empfindet man das neue Getrenntschreibungsgebot für diese Infinitive als so unnatürlich und willkürhaft.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 31.7.2002


Getrennt- undZusammenschreibung:  

  

         Mittwoch, 31.7.2002


Eingedeutscht „Ängland“ nach neuer Rechtschreibung

Was können wir dafür, daß „die in altenglischer Sprache schreibenden Schriftsteller wie auch der westsächsische König Alfred der Große“ die neue deutsche Rechtschreibung mit ihren Etymologisieungen nicht kannten und „ihre Sprache von Anfang an“ statt ‚anglisch‘ „’englisch‘ nannten“ und daß „gegen Ende des 10. Jahrhunderts das Land“ statt ‚Anglaland‘ „’Englaland‘ und ab 1100 ‚England‘ genannt wurde“. (Quelle: Martin LEHNERT, Altenglisches Elementarbuch, § 6.) Andere Ländernamen wurden ja auch eingedeutscht wie ‚Spanien‘, ‚Frankreich‘, ‚Italien‘, ‚Polen‘, ‚Rußland‘ usw., also muß auch ‚England‘ in deutsch etymologisch richtig als ‚Ängland‘ geschrieben werden.  

H. U.   Olching   h@u.de   Dienstag, 30.7.2002


  

Bilder auf der Startseite laden nicht, Forum außer Betrieb, Seite des VRS aus dem Netz genommen ...
Was ist denn hier passiert?

Christian Dörner      Christian.Doerner@gmx.de   Montag, 29.7.2002


Die spinnen, die Römer

In Rom vor der Einführung der Stellenschreibweise:
Eine Hand voll sind 5, als römische Zahl „V“.
Zwei Hände voll sind „V“ plus „V“, als römische Zahl „X“.
Zwei Hände voll und ein Fuß voll sind „X“ plus „V“, römisch „XV“.
Zwei Hände voll und zwei Füße voll sind „X“ plus „X“, römisch „XX“.
Um mit Händen und Füßen zählen zu können, gingen die Römer barfuß in Sandalen.
Zum Weiterzählen brauchte man eine oder auch mehrere Kohorten.

H. U.   Olching   h@u.de   Montag, 29.7.2002


Schulbücher-Druckschriften

Obwohl wir in der Grundschule im Gegensatz zu meinem wenige Jahre älteren Vetter schon Antiqua in Fibeln und Schreibschrift lernten, wurden bis ziemlich lange nach dem Krieg die Schulbücher weiter in gotischer Druckschrift gedruckt (die hatte sicher auch einen bestimmten Namen), bis das Mitte der 50er Jahre verboten wurde. Z.B. die Deutsche Schulgrammatik von Rahn-Pfleiderer, Klett Verlag 1952. In der Lateinischen Sprachlehre von Schmidt/Wecker von 1950 sind die lateinischen Worte und Texte in Antiqua und die deutschen in gotischer Druckschrift gesetzt. Nachträglich bin ich dankbar, diese Schrift gelernt zu haben, denn ich bin immer wieder entsetzt, wenn meine Kinder sagen, Texte in gotischer Druckschrift können wir nicht lesen oder nur sehr sehr mühsam.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonnabend, 27.7.2002


Dreifachkomposita und Trennung am Zeilenende

Der kleine Duden, Deutsche Grammatik, 1988, Absatz 60: „Auch bei den Teilungsregeln geht es oft darum, Wörter und Wortteile, die inhaltlich zusammengehören, nicht auseinanderzureißen. In solchen Fällen wird also nicht nach Sprechsilben, sondern nach kleinsten bedeutungstragenden Einheiten (Morphemen) getrennt.“

Rechtschreibduden 1967, R 168: „Vermeide Trennungen, die zwar den Vorschriften entsprechen, aber den Leseablauf stören.“

Amtliches Regelwerk 1996, § 111, viel ungenauer: „Zusammensetzungen und Wörter mit Präfix trennt man zwischen den einzelnen Bestandteilen.“

Prof. Icklers Kritischer Kommentar 1999, Seite 209: „Regeltechnisch wäre noch anzumerken, daß § 111 besser an den Anfang dieses Kapitels (Worttrennung am Zeilenende) gestellt worden wäre, denn die Zerlegung zusammengesetzter Wörter in ihre Konstituenten geht der weiteren Zerlegung in Silben voraus.“

Noch besser wäre:

Auf Linguistisch: „Bei der Komposition einer okkasionellen Wortbildungskonstruktion mit einer lexikalisierten WBK sollte entsprechend der Gesamt-Akzentuierung und der Sprechpause sinnvollerweise in der okkasionellen WBK und nicht in der lexikalisierten WBK getrennt werden.“

Auf Normaldeutsch: „Beim Zusammentreffen einer Gelegenheitszusammenfügung mit einer festen Zusammenfügung sollte entsprechend der Gesamtbetonung und der Sprechpause sinnvollerweise in der Gelegenheitszusammenfügung und nicht in der festen Zsammenfügung getrennt werden.“

Begründung: Überraschungswirkungen beim Lesen und Vorlesen durch falsche Sprechpausen und falsche Betonung infolge sinnentstellender Trennungen am Zeilenende.

In einer Werbeanzeige für ein Fernrohr gefunden: „Volles Sehfeld auch für Brillenträger durch individuell einstellbare Drehaugen-
muscheln.“ (gemeint waren vermutlich drehbare Augenmuscheln)
Weitere Beispiele dieser Art: Leinwandbier-
zelt, Klötzchenbau-
kasten, Aluhaus-
türe, Marmorfenster-
bank, Stadtauto-
bahn, Openend-Klavier-
abend, Blockkraft-
werk, Minikinder-
krippe, Baumwollbett-
bezug, Kopfbahn-
hof, Schachwelt-
meister

Beispiele der anderen Art: Haus-
türvordach, Auto-
bahnkreuzung, Straßen-
bahnschiene, Baum-
wollzelt, Eß-
zimmermöbel, Miet-
wohnungsblock, Futter-
mittelskandal, Partner-
stadtbesuche, Spiel-
straßenschild, Arbeits-
schutzbeauftragter, Roll-
schuhverleih, Fach-
werkhäuser, Staub-
saugerbeutel, Kranken-
hausparkplatz, Jugend-
stilmöbel, Lebens-
mittelmarkt, Land-
gerichtsdirektor, Kinder-
gärtnerinnenschule, Kinder-
gartenplatz

Ceterum censeo vocis sonum teutonicum esse scribendum, minimum ad prohibendum errores. - Im übrigen meine ich, daß die deutsche Wortbetonung geschrieben werden muß, mindestens um Irrtümer zu verhindern. (Mittellateinisches Glossar: teutonicus - deutsch)

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 24.7.2002


‚Schattenwirtschaftsminister‘

In der Süddeutschen Zeitung vom 12.7.02, Wirtschaft, Thema des Tages:
„... Kanzlerkandidat Edmund Stoiber und sein Schattenwirtschaftsminister Lothar Späth ...“

‚Schattenwirtschaftsminister‘ aus Ingenieurssicht:
Ein dreielementiges Wortkettenmolekül mit zwei Bindungen, von denen eine möglicherweise schwächer ist ist als die andere, aber welche, ist der Meinung des geneigten Lesers überlassen.

‚Schattenwirtschaftsminister‘ aus Linguistensicht:
Nach Hans ALTMANN/Silke KEMMERLING, Wortbildung fürs Examen:
„Kap. 1.4.5. Determinativkomposition (Zusammensetzung)
Determinativkomposita bilden den am häufigsten belegten und produktivsten Wortbildungstyp.
Das Letztelement ist kategoriebestimmend.
Der Hauptakzent liegt auf dem Determinans, das Determinatum weist Nebenakzent auf.
Reihenfolge: Determinans vor Determinatum. Die Veränderung der Konstituentenabfolge bewirkt die Umkehrung des Determinationsverhältnisses: ‚Schrankwand‘ vs. ‚Wandschrank‘.

Indiz für die Binnengrenze bei drei- und mehrgliedrigen Bildungen ist die Usualisierung bzw. Lexikalisierung von zwei Konstituenten und die Intonation des Dekompositums, die die interne Struktur widerspiegelt.“
(Nach FLEISCHER/BARZ 2.2.1.2.2. „werden in der seit J. Grimm, Grammatik 2, 1878, üblichen Weise als Dekomposita solche Komposita bezeichnet, die aus mehr als zwei Grundmorphemen bestehen“.)

‚Schattenwirtschaftsminister’: Sowohl ‚Schattenwirtschaft‘ als auch ‚Wirtschaftsminister‘ wären mögliche Untereinheiten, beide sind aber bereits usualisiert und lexikalisiert (Duden), sodaß die Binnengrenze dem Leser freigestellt ist, ebenso die Akzentgliederung des komplexen Ausdrucks.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Donnerstag, 18.7.2002


  

  

         Mittwoch, 17.7.2002


Lexikalisierung von Wortbildungskonstruktionen

Reformierte Wortgruppen, d.h. durch die Rechtschreibreform zu Wortgruppen zurückgestufte Zusammensetzungen hatten vorher als lexikalisierte Wortbildungskonstruktionen (WBK) besondere Eigenschaften:

Aus FLEISCHER/BARZ, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, 2. Aufl. 1995:
„1.4.4.: Den Prozeß der Aufnahme in den Wortschatz bezeichnen wir als Lexikalisierung. Er hat zwei Seiten: Speicherung und Demotivation.
Der Ausdruck Speicherung erfaßt den Sachverhalt, daß die betreffenden Wortbildungsprodukte zu kollektivem bzw. gesellschaftlichem „Sprachbesitz“ geworden sind und als reproduzierbare lexikalische Einheiten intersubjektiv verwendbar sind.
Der Ausdruck Demotivation erfaßt den Sachverhalt, daß die konstruktionsinterne semantische Beziehung der beiden unmittelbaren Konstituenten (UK) hinter ihrer Funktion als - ganzheitliches - Etikett für eine Klasse von Gegenständen zurücktritt.
Die Lexikalisierung stellt eine Einheit beider Teilprozesse dar; Speicherung ohne Demotivation bedeutet noch keine Lexikalisierung.

1.5.1.2. Komposition und Wortgruppe
Man kann die Grenze zwischen WBK, und zwar Komposita, und Wortgruppen nicht immer klar bestimmen. Unter Wortgruppen werden hier nichtprädikative Syntagmen mit substantivischem oder verbalem Kern verstanden.
Abgrenzungsprobleme ergeben sich vor allem bei zusammengesetzten Verben und Adjektiven bzw. Partizipien, weniger bei substantivischen Komposita.
Bei Fügungen mit verbaler oder adjektivischer/partizipialer zweiter Konstituente fehlen formale Unterschiede zwischen Wortbildungskonstruktion (WBK) und Wortgruppe, denn die Konstituenten stehen bei beiden Verknüpfungsarten jeweils in derselben Form und Reihenfolge nebeneinander.

1.5.1.3. Der Terminus Lexem bestimmt eine im Wortschatz gespeicherte semantische Einheit, die als Benennung einen Begriff repräsentiert und syntaktisch autonom ist. Entscheidend für die Bestimmung einer WBK als Lexem ist demnach ihre Lexikalisierung und ihre daraus resultierende intersubjektive Verfügbarkeit. Dabei sind Lexikalisierung und die Tendenz zur Demotivation in der Regel einander bedingende Erscheinungen.
Okkasionelle WBK werden nicht zu den Lexemen gezählt.
Zwischen Okkasionalismen einerseits und Lexemen andererseits muß man ein breites Übergangsfeld annehmen. Nicht alle Okkasionalismen festigen sich im Sprachgebrauch so weit, daß sie gespeichert werden. Ihre Lexikalisierung ist primär außersprachlich bedingt, und zwar hängt sie davon ab, ob in der Kommunikationsgemeinschaft eine entsprechende Bezeichnungsnotwendigkeit vorliegt und die WBK akzeptiert wird.“

Aus Hans ALTMANN, Silke KEMMERLING, Wortbildung fürs Examen, 2000:
„1.5.1. Wird eine Wortbildungskonstruktion usualisiert/lexikalisiert, so verliert sie ihre potentielle Vieldeutigkeit zugunsten einer festen, meist im Wortschatz fixierten Bedeutung; die anderen Möglichkeiten werden ausgeschlossen. Man nennt diesen Prozeß auch Begriffskonsolidierung durch Univerbierung.“

Meine Meinung:
Diese von der Linguistik als für die deutsche Sprache charakteristisch bezeichneten Prozesse werden von den Rechtschreibreformern in vielen Fällen als Fehlentwicklungen verurteilt, die sie rückgängigmachen wollen. Durch die neue Getrenntschreibung werden aber seit langem stabile Wortbildungskonstruktionen zu okkasionellen WBK zurückgestuft und in sehr vielen Fällen in den Wörterbüchern gelöscht. Es besteht der Verdacht, daß durch das Löschen ihre erneute Univerbierung verhindert werden soll. Gute Wörterbücher sollten aber auch weiterhin alle stabilen Begriffe auflisten. Da der Gedankenreichtum anerkanntermaßen vom Vorrat an sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten abhängt, ist das Auslöschen bisheriger fester Sprachbegriffe eine Einflußnahme auf das Denken. Die Zunahme der Anforderungen an genaues Denken auf allen Gebieten hatte die Präzisierungen im Wortschatz und die Unterscheidungsschreibungen ja erst nötig gemacht. Ungenaues Denken in ungenauen Ausdrücken ist eine Art Rückfall in die Steinzeit.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Dienstag, 16.7.2002


Getrennt- und Zusammenschreibung: Ergänzung zu Partizipien

Gegen die Sonderbehandlung der Partizipien bei der Rechtschreibreform:

Zitate aus: Hans Altmann, Silke Kemmerling, Wortbildung fürs Examen, 2000 (Band 2 der Reihe Linguistik fürs Examen):

„4.11. Grammatische Transpositionen

Regelhafte Wortartübergänge zum Adjektiv gibt es nur von der Basis Verb aus, und zwar:

1.) Partizip I: die Endung ‚-(e)nd‘ führt zu einem kompletten Übergang von Verben zu Adjektiven, da die entsprechende Form im Hochdeutschen nicht verbal gebraucht werden kann (anders als in den meisten Dialekten). Es wäre konsequenter, sie unter die Adjektivierungssuffixe zu rechnen, doch steht eine lange grammatische Beschreibungstradition dagegen, die sie zu den Flexiven zählt: ‚reizend, bedeutend, treffend‘.

2.) Partizip II: ‚anerkannt, gefragt, abgebrüht, ergriffen, verschwiegen, eingebildet‘. Im Gegensatz zum Partizip I ist diese Form (‚ge...(e)t, ge...en,‘ bei präfigierten Verben ohne ‚ge-‘) in Verbalformen enthalten, z.B. im Perfekt, Plusquamperfekt, Futur II und in den Passivformen. Zusätzlich ist sie rein adjektivisch verwendbar. Die Trennungsproblematik zwischen ‚sein’-Zustandspassiv und Perfekt Aktiv mit ‚sein‘ sowie prädikativem Adjektiv zeigt die enge Verwandtschaft. Zudem haben sich viele Partizipien II vom verbalen Paradigma gelöst und eine eigene Semantik entwickelt, oder aber Adjektiva mit der Form des Partizip II haben keine verbalen Parallelen (sog. „Pseudopartizipien“ wie ‚bescheuert, benachbart‘). Für Adjektivhaftigkeit spricht die Komparierbarkeit und die Fähigkeit zur Präfigierung mit ‚un-‘.

Bedeutung: Verlust der aspektualen Bedeutung und feste Bezeichnung einer Eigenschaft bzw. Relation („Habitualität“).“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonntag, 14.7.2002


Deutsche Heldensagen: Vor langer, langer Zeit ...

Es waren einmal sieben Professoren in Göttingen, später bekannt als „Die Göttinger Sieben“, darunter die Brüder Grimm, die dem Verfassungsbruch ihres Landesherrn, des Königs von Hannover, widersprachen und deswegen von ihm aus ihren Ämtern vertrieben wurden und danach an anderen deutschen Universitäten sehr erfolgreich weiterarbeiteten.

Es waren einmal die führenden deutschen Atomphysiker, darunter Werner Heisenberg, Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik (bis 1958 in Göttingen), und sein oberster Mitarbeiter Carl Friedrich von Weizsäcker, die 1957 in ihrer „Göttinger Erklärung“ die Mitarbeit an einer deutschen atomaren Rüstung verweigerten und deswegen von Bundeskanzler Adenauer als „Ignoranten“ beschimpft, aber nicht aus ihren Ämtern vertrieben wurden.

Es war einmal Deutschland vor 1933 die internationale Hochburg der Wissenschaft und Forschung, gerade wegen fehlender staatlicher Eingriffe, bis die besten Wissenschaftler wegen „nicht-arischer“ Abstammung von den Nazis vertrieben wurden und in die USA gingen. (Danach kam bekanntlich die „Deutsche Physik“ des Herrn Stark, über die man heute nur noch lacht.)

Das sind deutsche Heldensagen aus meiner Gymnasialzeit in Göttingen; die geneigten Leser mögen sich an ähnliche sagenhafte Begebenheiten an anderen Universitäten erinnern.

Wenn heute viele Professoren bezüglich der Rechtschreibreform als Untertanen und Duckmäuser angesehen werden, muß man fragen, warum das jetzt so ist. Wissenschaftlich denken zu können ist sicher nicht an solche Eigenschaften gekoppelt, aber möglicherweise wissenschaftlich arbeiten zu dürfen und zum Professor und gar zum Fachbereichsleiter berufen zu werden. Möglicherweise gehen so viele begabte Wissenschaftler zeitweise oder für immer in die USA, weil sie dort nicht Untertanen und Duckmäuser sein oder werden müssen, um befördert zu werden. Von den emeritierten Professoren könnte man allerdings mehr Zivilcourage erwarten. Als Pensionisten dürfen sie doch ungeniert und gefahrlos ihre Meinung sagen. Aber vielleicht verlieren sie dann lukrative Nebentätigkeiten.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 8.7.2002


Getrennt- und Zusammenschreibung: Herkunft und Funtion von Partizip I und II

Partizip I und II sind zwar der Herkunft nach von Verben abgeleitet, aber der Funktion nach je nach Anwendung Verbformen bei Ersatz für einen Nebensatz oder Adverbien oder Nomina bei Gebrauch als Adjektiv oder Substantiv (daher die Namen Partizip und Mittelwort).
Ebenso wie sie bei substantivischem Gebrauch selbstverständlich der Wortart Substantiv zugeordnet und als solche behandelt, also großgeschrieben und mit Adjektiven, Adverbien und Substantiven zusammengeschrieben werden (weil es getrennt geschriebene deutsche Substantive nicht gibt), sollten sie bei adjektivischem Gebrauch konsequenterweise der Wortart Adjektiv zugeordnet und als solche behandelt, also bei Zusammensetzung mit einem weiteren Adjektiv oder einem Substantiv oder einem Adverb oder einem Verb (beim Verb als Adjektiv-Adverb) mit diesem zusammengeschrieben werden, wenn der Sinn es verlangt, und zwar als Erstglied und Zweitglied.
Die Rechtschreibung sollte sich nach der Funktion eines Wortes richten und nicht nach seiner Herkunft. Das wäre für die überwiegenden Normalanwender ohne linguistische Fachkenntnisse eine große Erleichterung, und das ist ja auch die Absicht der Reform, die aber hier durch die Sonderbehandlung der Partizipien zu einer großen Erschwerung führt. Für Anwender ist ganz allgemein nur die Funktion und Eigenschaft wichtig, nicht die Herkunft und Entstehung.
Auch mit verblaßten Substantiven verfährt man so und schreibt sie bei nicht-substantivischem Gebrauch klein.
Daher sollte in der Rechtschreibung die Wortart „Partizip“ oder „Mittelwort“ für die Anwendung als besondere Wortart aufgelöst und unflektierbar den Verbformen und den Adverbien und flektierbar den Adjektiven und den Substantiven zugeordnet werden.
Das Englische kann hier Vorbild sein: Viele englische Wörter und Wortformen sind je nach Anwendung Verb oder Adjektiv oder Substantiv und werden dann vollwertig als solche Wortarten behandelt.
Die westslavischen Sprachen unterscheiden bei Partizip I durch charakteristische Suffixe zwischen einerseits Verbform als Nebensatz-Ersatz und andererseits Adjektiv- oder Substantivform (Unterscheidung durch Großschreibung gibt es nicht).
(In den meisten lebenden indogermanischen Sprachen ist das Partizip I aktivisch und das Partizip II passivisch.)
Dieser Vorschlag zwingt niemanden zum völligen Umlernen, sondern bestätigt und vereinheitlicht nur den in der klassischen Rechtschreibung schon mehr oder weniger üblichen Gebrauch.
Fachliteratur: Ludwig Eichinger, Deutsche Wortbildung; Ernst Leisi, Das heutige Englisch.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonnabend, 6.7.2002


Nachtrag zu „brennend“

„brennend“ hat tatsächlich zwei Bedeutungen: physikalisch als „in Flammen stehend“ und medizinisch als „schmerzend“. Die erste Bedeutung ist in „Brennend heißer Würstchenstand“ und die zweite in „Brennend heißer Wüstensand“ gemeint. Nur in der übertragenen Bedeutung als „dringend“ kann ein „brennendes Problem“ zu einem „brennenderen Problem“ werden. Aber „*brennender heiß“ gibt es nicht.

Henning Upmeyer   Olching   h@u.de   Freitag, 5.7.2002


brennend heiß, glühend heiß, kochend heiß

Der Würstchenstand ist brennend heiß. - Na klar ist er heiß, wenn er brennt (wie heiß, hängt von seinem Material ab).
Das Eisen ist glühend heiß. - In glühendem Zustand ist Eisen nun mal heiß (über 500 Grad je nach Legierung).
Das Wasser ist kochend heiß. - Kochendes Wasser ist meistens heiß (außer bei sehr niedrigem Luftdruck).
Wenn brennend, glühend, kochend als Verbformen gemeint sind und für einen Nebensatz stehen, sind diese drei Aussagen überflüssig.

Wenn brennend, glühend, kochend als Adjektive und Steigerungsformen von heiß gemeint sind, sollten sie mit heiß zusammengeschrieben werden, um Verwechslungen mit obigen Aussagen zu vermeiden, also brennendheiß, glühendheiß, kochendheiß, denn als Adjektive sind sie selbst nicht steigerbar, *brennender, *glühender, *kochender gibt es physikalisch nicht.  

Henning Upmeyer   Olching   h@u.de   Donnerstag, 4.7.2002


Außer-Icklersche Fachliteratur gegen die Reform

Als Zitate gefunden in der Magisterarbeit von Ulrike Sell aus Naila in Bayern, Johann-Wolfgang-von-GoetheUniversität Frankfurt, Institut für Deutsche Sprache und Literatur, 1999, Thema: Die aktuelle Rechtschreibreform. Ausgewählte Argumente des Für und Wider: Gutachter: 1. Prof. Schlosser, 2. Prof. Ossner (Die Arbeit wäre es wert, veröffentlicht zu werden.)

(Die Zitate aus ICKLER werden als bekannt vorausgesetzt.)

Zur Orthographietheorie:
Aus Utz MAAS, Grundzüge der deutschen Orthographie, 1992 (vergriffen):
S. 7: „Wir schreiben also nicht Laute, sondern schreiben Worte, oder noch richtiger gesagt: wir schreiben in grammatischen Strukturen.“
S. 5: MAAS konstatiert als primäre Funktion der Schrift, daß „das Schriftsystem einem Leser Sinnerschließungshilfen“ geben soll.
S. 339: MAAS fordert eine „systematische Rechtschreibforschung als Voraussetzung für eine Reform“.

Zur Laut-Buchstaben-Zuordnung:
Aus Horst Haider MUNSKE, Orthographie als Sprachkultur, 1997:
MUNSKE zufolge geht es bei der Umlautschreibung nicht um die „Kennzeichnung einer historischen Verwandtschaftsbeziehung“, sondern um eine „synchrone Analogie“ (S. 303). Beim morphematischen Prinzip, zu dem auch die Umlautbezeichnung gehört, sei zu unterscheiden „zwischen einer Art historischer (=etymologischer) Richtigkeit und einer semantischen Zusammengehörigkeit“ (S. 19). Durch Lexikalisierung verdunkelte semantische Beziehungen sollten graphisch nicht wieder „aufgehellt“ werden (z.B. neu: behände wegen Hand). „Behende“ ist „synchroner Audruck fehlender semantischer Verbindung“ (S. 303) zu „Hand“. Semantische Verbindung muß durch produktive Wortbildungsmuster gestützt werden, da „für das orthographische Stammprinzip (...) die synchrone Wortfamilie maßgebend“ (S. 304) ist.

Zur Getrennt- und Zusammenschreibung:
Aus MUNSKE, s.o.:
S. 321: MUNSKE spricht vom „semantischen Prozeß der Aspektualisierug“, der durch die Zusammenschreibung signalisiert wird.
S. 323: Die Univerbierung ist dadurch gekennzeichnet, daß „ihre syntaktischen Beziehungen versteinert und ihre semantischen Beziehungen häufig so verschoben werden, daß die Konstituenten nicht mehr den Regeln einer Wortgruppe entsprechen, sondern ein idiomatisiertes Ganzes bilden. Dies kommt syntaktisch u.a. in veränderter Valenz oder Attribuierbarkeit als Ganzes, morphologisch in der Flektierbarkeit als Ganzes, semantisch in spezifischen referentiellen Potenzen zum Ausdruck.“

Aus MAAS, s.o.
S. 179: „Im Deutschen haben wir offensichtlich eine fließende Skala von Abstufungen zwischen Wortfolge und Wort, mit Formen, die teilweise beides sind (so v.a. im Hinblick auf die Abtrennung der Partikeln). Die Sprachentwicklung zeigt hier die schon mehrfach angesprochene Tendenz zur Univerbierung von Syntagmen („Lexikalisierung“).“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Donnerstag, 4.7.2002


Reformierte Wortbildung

Im Fachbuch „Wortbildung fürs Examen“ (aus der Reihe „Linguistik fürs Examen“) von Hans Altmann, Professor für Germanistische Linguistik an der Uni München und Mitglied des Prüfer-Kommitees für Staatsexamina in Bayern, hat die reformierte Wortbildungslehre der Rechtschreibreformer schon zugeschlagen:
1.5.2. Nullrelation. „Der Unterschied zum freien Syntagma liegt insbesondere in der Begriffskonsolidierung, z.B. ‚eine handvoll‘ vs. ‚eine Hand voll‘.
1.5.14. ‚tipptopp‘
2.2. ‚Auto fahren‘, „Man sollte sich dabei nicht von der Orthographie, insbesondere von der reformierten, irritieren lassen: die Orthographie folgt erst in relativ großem Abstand den morphologischen Entwicklungen.“
2.5.1. ‚voll essen, voll füllen, voll gießen, voll heulen, voll pumpen; voll labern, voll sabbern, voll laufen, voll packen, voll kritzeln‘
2.5.4. ‚ineinander fahren/ laufen/ rennen, beieinander bleiben, beieinander stehen, davor hängen‘
2.5.5. ‚tot beißen, gerade biegen, falsch spielen, kurz halten (streng)‘
2.5.6. ‚Staub saugen; Rad fahren, Maschine schreiben, Dank sagen, Halt machen; Kegel schieben‘
2.5.7. „Stets getrennt geschriebene Verben, deren Zweitglieder zumeist die Verben ‚bleiben, lassen, lernen‘ sind, z.B. ‚kennen lernen, verloren gehen; sitzen bleiben, stehen lassen’“
4.3. ‚leuchtend rot‘
4.6. ‚Not leidend‘

Der Witz daran ist, daß in diesem Buch zur Vertiefung auf das Buch Fleischer/Barz verwiesen wird, in dem die klassische Wortbildung in der klassischen Rechtschreibung beschrieben wird.


Herr Prof. Ickler möge bitte sich kundig machen, ob die reformierte Wortbildung der Rechtschreibreformer schon überall Uni-Prüfungsstoff ist und ob auch die Professoren wie die Lehrer der Disziplinierung durch die Kultusminister unterliegen oder sich ihr freiwillig unterworfen haben. Müssen sie entgegen der Freiheit der Wissenschft auf Befehl der Kultusminister die Lehren der Rechtschreibreformer vortragen? In Bayern unterstehen sie eigentlich dem Wissenschaftsminister.
Wie sind die vorreformerischen Wissenschaftler zu bewerten? Gelten deren Forschungsergebnisse jetzt als falsch, weil sie politisch unpassend geworden sind?
Ist die Wortbildung der deutschen Sprache keine exakte Wissenschaft mehr, sondern ideologisch gelenkt? Es erinnert penetrant an die politische Steuerung der Wissenschaft in der DDR.

Der deutschen Bundesregierung verdankt die Welt auch die Erkenntnis, daß die Gesetze der Physik nicht gelten, wenn sie deutschen gesetzlichen Bestimmungen widersprechen: Nach der Wärmeschutzverordnung sind die schweren Außenwände vieler älterer Gebäude bei Außentemperaturschwankungen oder Sonneneinstrahlung per Gesetz keine Wärmespeicher mit stunden- oder tagelangen Einschwingvorgängen, sondern trägheitslose Wärmeleiter mit immer stationärem Wärmestrom wie Leichtbauwände. Die Professoren könnten diesen Unsinn beenden und endlich eine handliche Rechenformel für den dynamischen Wärmedurchgang in wärmespeichernden Wänden entwickeln, denn bei ihnen sollte eigentlich nicht gelten: Was man zwar jederzeit messen, aber noch nicht einfach berechnen kann, gibt es eben nicht. Vielleicht ist ein solche Rechenformel bei Dämmstoffherstellern und Bauwirtschaft unerwünscht, weil sie das Geschäft mit der Altbausanierung mindern könnte.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 1.7.2002


Melanie

  

         Sonntag, 30.6.2002


Wortbildungsfachliteratur gegen die neue Getrenntschreibung

Sprachwissenschaftliche Fachliteratur zur heutigen Wortbildung und ihren sprachlichen Gesetzmäßigkeiten, ausgewählt als Argumente gegen die verordneten neuen Getrenntschreibungsregeln der Rechtschreibreform

Teil 1

Auszüge aus: Peter Braun, Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache, 4. Auflage 1998:

2.3.2 Wortbildung: Tendenz der Synthese

Die Zunahme und Verstärkung der Univerbierung kann als Haupttendenz der deutschen Wortbildung angesehen werden. Gemeint ist die in der Sprachgemeinschaft zunehmende Tendenz, Wortgruppen zu einem Wort zusammenzufassen; aus Wortmehrheiten werden Worteinheiten.
Die Zusammenfassung von Wortgruppen zu Worteinheiten beginnt schon im Mittelalter; sie hat in der deutschen Gegenwartssprache Ausmaße angenommen, wie sie in kaum einer anderen europäischen Sprache zu  beobachten sind: Während man bei den meisten Entwicklungsstendenzen, vor allem im Bereich der Syntax und der Morphologie, eine Veränderungsrichtung von der Synthese zur Analyse beobachtet, kann man im Bereich der Wortbildung eine Tendenz der Synthese registrieren.

Im Alt- und Mittelhochdeutschen werden Einzelwörter meistens aus dem Satzzusammenhang heraus verbunden, z.B. ‚abent-stern, schrib-wise‘. Neben diesen „echten“ oder „eigentlichen“ Zusammensetzungen (J. Grimm) gibt es im Mhd. auch schon die „unechten“ oder „uneigentlichen“ Komposita, die aus der syntaktischen Verbindung von (vorgestelltem) Genitiv und Substantiv entstanden sind: ‚mines vater hus, der sunnen schin‘.
Viele schriftliche Denkmäler belehren uns, „wie langsam dieses Zusammenwachsen erfolgte, wie das ganze Mittelalter hindurch beide Fügungen nebeneinander durchaus möglich und lebendig sind“ (Tschirch).

Im 16. und 17. Jahrhundert tritt eine entscheidende Änderung ein: selbständige Wörter werden auch ohne die Voraussetzung des syntaktischen Zusammenhangs zusammengerückt. Zugleich entstehen Kombinationen von Adjektiv und Substantiv.

Für die heute so überaus starke Zunahme der zusammengesetzten und abgeleiteten Lexeme sind folgende Ursachen zu nennen:

1. Der ungewöhnlich große Benennungsbedarf in allen Bereichen des modernen Lebens sowie das Streben nach sprachlicher Differenzierung in vielen Sach- und Fachbereichen.

2. Streben nach Verdeutlichung

3. Streben nach sprachlicher Ökonomie

4. Stilistische Gründe: Viele Zusammensetzungen und Ableitungen bringen eine Aussage prägnanter und anschaulicher zur Geltung als (umständliche) Wortgruppen.

Auf die Frage nach typischen Wortbildungsmitteln unserer Zeit heben W. und E. Müller drei adjektivische Bildungstypen besonders hervor: Zusammensetzungen wie „wetterwirksam“ - „schmerzlindernd“ - „sportbegeistert“. Diese ökonomischen Sprachmittel sind besonders dazu geeignet, ganze Teilsätze durch ein einziges Wort zu ersetzen.

Hinter den drei Beispielen stehen Reihen von adjektivischen Wortbildungen, die in der deutschen Gegenwartssprache besonders produktiv sind:
1. Substantiv + Adjektiv: ‚winterfest‘ u.a.
2. Substantiv + Partizip I: ‚raumsparend, aufsichtführend‘ u.a.
3. Substantiv + Partizip II. ‚luftgekühlt‘ u.a.

Wie viele Neuerungen, so sind auch diese keine Erfindungen des 20. Jahrhunderts: G. Keller verwendet „händereibend“, „freudestrahlend“, „punschtrinkend“, und J. Paul kennt: „kopfschüttelnd“, „herzerfrischend“, „liebewinkend“. Die Wörterbücher Campes und der Brüder Grimm enthalten eine ganze Reihe weiterer Beispiele, aber von einer größeren Produktivität dieser Wortbildungsmittel kann man erst in der Gegenwartssprache sprechen.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 19.6.2002


Fachliteratur Teil 2

Auszüge aus: Fleischer/Barz, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, 2. Auflage 1995:

Dazu meine Meinung:
Die Ausführungen, besonders zu Adjektiv und Verb, und die ausdrückliche Betonung der bedeutungsunterscheidenden Schreibweisen als Zusammen- und Getrenntschreibung sind völlig entgegengesetzt zu den Aussagen der Rechtschreibreform in deren §§ 34, 35, 36.

Da das Buch 1995 erschienen ist, war es den Rechtschreibreformern vorher bekannt.
Daher drängt sich die Frage auf, ob die Reformer wissenschaftliche Tatsachen der Wortbildung einfach abschaffen können oder ob dieses Buch im Falle des Erfolgs der Reform dann als Irrlehre aus dem Verkehr gezogen oder inhaltlich völlig neu bearbeitet („verbrannt oder widerrufen“) werden muß.
Eine Umstellung nur der Rechtschreibung würde den Inhalt nur unverständlich und unglaubhaft machen.

Da das Buch noch nicht zurückgezogen wurde und weiter in Universitätsbuchhandlungen vorliegt, muß man annehmen, daß die Verfasser weiterhin zu ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen und Aussagen stehen. Diese dürfen folglich als sprachwissenschaftliche Gegenargumente gegen die Rechtschreibreformer verwendet werden.

Es scheint, daß jetzt Lehramtsstudenten etwas Entgegengesetztes lernen, als sie später unterrichten müssen.

H.U.   Olching   h@u.de   Mittwoch, 19.6.2002


Fachliteratur Teil 2.1

noch: Auszüge aus: Fleischer/Barz, Wortbildungslehre der deutschen Gegenwartssprache, 1995

1. Grundsätze und Grundbegriffe (Die Nummern sind die des Buches.)

1.1. Wortbildung ermöglicht die Produktion von Zeichenkombinationen in Wortstruktur im Gegensatz zur Konstruktion von syntaktischen Wortverbindungen (Wortgruppen), und ein großer Teil solcher „komplexen Wörter“ wird zur festen Wortschatzeinheit und im Wortschatz gespeichert (was für syntaktische Fügungen (Wortgruppen) nicht in gleicher Weise gilt).

Neue Benennungseinheiten entstehen unter dem Druck gesellschaftlicher Bedürfnisse.

Die Wortbildungsforschung ist eine selbständige Teildisziplin, und die Wortbildung ist eine selbständige, relativ autonome Sprachebene.

Die „wortgrammatische Kreativität“ und die „satzgrammatische Kreativität“ sind strukturell voneinander verschiedene Größen.

1.2.2. Wortbildung ist die Produktion von Wörtern (Wortstämmen) auf der Grundlage und mit Hilfe vorhandenen Sprachmaterials. Bedeutungstragende „Bausteine“ werden nach bestimmten Regeln „ausgebaut“.

1.2.3.3. Als die zentralen Mechanismen der Wortbildung stehen Komposition (Zusammenfügung) und Derivation (Ableitung) im Mittelpunkt dieses Buches. Derivation umfaßt auch Konversion und Rückbildung.

1.3.3. Das Wortbildungssystem ist neben der Syntax ein zweites Erzeugungssystem der Sprache.

1.3.4. Es existiert eine prinzipielle Verschiedenheit zwischen Wortstrukturen einerseits und syntaktischen Wortverbindungen (Wortgruppen und Sätzen) andererseits.

1.3.5. Die Wortarten Substantiv, Adjektiv, Adverb und Verb sind am stärksten erweiterungsfähig. Das jeweils erzeugte Wortbildungsprodukt ist ein Wort dieser Wortarten.

1.4.4. Morphosemantische Motivation ist die Erschließbarkeit einer Wortbildungskonstruktion (WBK) aus der Bedeutung ihrer Bestandteile, z.B. ist ‚glatthobeln‘ durch ‚glatt‘ und ‚hobeln‘ „motiviert“.

Demotivation (oder Idiomatisierung) liegt vor, wenn die Gesamtbedeutung nicht mehr aus den Einzelbedeutungen analysierbar ist.

Wortbildungsprodukte tendieren stärker als syntaktische Konstruktionen zur Aufnahme in den Wortschatz. Diesen Prozeß bezeichnen wir als Lexikalisierung.

Das „linguistische Lexikonmodell“ ist vom „sprachlichen Gedächtnis als einem psychologischen System“ zu unterscheiden. Auch „sprachlich regelmäßig gebildete Ausdrücke“ können im sprachlichen Gedächtnis gespeichert sein, weil sie häufig gebraucht werden. Sie sind aber in der Regel keine Wortschatzeinheiten und unterliegen nicht der Lexikalisierung.

1.5.1.1. Wortbildungsprodukt als Wort
Eine Wortbildungskonstruktion (WBK) muß nach ihrer morphologischen Struktur grundsätzlich als Wort bestimmt werden, unabhängig vom Grad ihrer Komplexität. Sie ist eine morphosyntaktische Einheit ohne strukturinterne Flexion, und sie kann nicht durch andere Wörter unterbrochen werden. Für die Wortbildungskonstruktion gilt außerdem wie für jedes Wort, daß sie der „kleinste relativ selbständige, d.h. potentiell isolierbare sprachliche Bedeutungsträger“ ist.

1.5.1.2. Komposition und Wortgruppe
Die Wortbildungskonstruktion (WBK) wird wortintern nicht flektiert. Die Konstituenten einer Wortgruppe dagegen werden einzeln flektiert und betont, darüber hinaus ist die Wortgruppe syntaktisch expandierbar.

Bei Fügungen mit verbaler oder adjektivischer oder partizipialer zweiter Komponente fehlen formale Unterschiede zwischen Wortbildungskonstruktion (WBK) und Wortgruppe. (‚zusammenkommen - zusammen kommen, schwerverständlich - schwer verständlich, vollbesetzt - voll besetzt‘).Als Hilfe für die Bestimmung der Wortbildungskonstruktion werden die teilweise auch hier bestehenden Akzent- und Bedeutungsunterschiede zwischen WBK und Wortgruppe genutzt. Die verbale Zusammensetzung trägt in der Regel nur einen Hauptakzent und eine neue Gesamtbedeutung, die sich gegenüber der Bedeutung der Wortgruppe durch eine stärkere „inhaltliche Verschmelzung“ der beiden Konstituenten auszeichnet: ‚zusammenkommen‘ = sich versammeln, ‚zusammen kommen‘ = gemeinsam kommen. Nach diesen Kriterien werden Verben wie ‚gleichbleiben, klarstellen, krankmachen, weißnähen‘ zusammengeschrieben.
Für Adjektive und Partizipien wird Zusammenschreibung gefordert, wenn die Verbindung beider Teile als relativ stabil angesehen wird und das entsprechende Gefüge „bestimmte Dauereigenschaften“ ausdrückt (‚frischgebackenes Brot‘),
Getrenntschreibung jedoch, wenn das Erstglied als Adverbialbestimmung zu verstehen ist und die Fügung somit als erweitertes Attribut gewertet wird (‚frisch gebackenes Brot‘). Hier kann der Sprecher / Schreiber folglich je nach Aussageabsicht zwischen Zusammen- und Getrenntschreibung, d.h. zwischen Komposition und Wortgruppe variieren.

Trotz der genannten Unterschiede zwischen Wortbildungskonstruktion (WBK) und Wortgruppe begegnen besonders bei den Fügungen mit Verben als zweitem Glied schwer zu beurteilende Grenzfälle. So werden bestimmte Fügungen (noch) getrennt geschrieben, obwohl eine semantische Verschmelzung beider Glieder eingetreten ist: ‚zugrunde gehen, läsig fallen, locker sitzen, schwanger gehen‘. Andere erscheinen trotz relativ schwacher oder fehlender semantischer Differenzierung zur entsprechenden Wortgruppe als ein Wort: ‚weiterbefördern, weiterhelfen, suberhalten, geradesitzen, vorbeigehen‘. Auch der Akzent hilft hier nicht weiter: In ‚geradesitzen‘ z.B. liegt der Hauptakzent ebenso auf dem nichtverbalen Erstglied wie in ‚zugrunde gehen‘.
Dabei darf die Zusammenschreibung durchaus als Hinweis auf die Entwicklung der Wortgruppe zum Kompositum gewertet werden.

1.5.2.1. Wortbildungskonstruktionen (WBK) als Morphemgefüge
WBK sind Morphemgefüge. Ihre lineare Segmentierung in Minimalzeichen führt zur Isolierung der Morpheme, der bedeutungstragenden „elementaren Einheiten der Wortstruktur“.
Einteilung in Grundmorpheme (Basis-, Kernmorpheme) einerseits sowie Flexions- und Wortbildungsmorpheme (Afixe) andererseits.

Grundmorpheme sind als Träger einer „lexikalisch-begrifflichen Bedeutung“ „lexikalisch autonom“, „wortfähig“, sie kommen selbständig als Wort vor. Sie fungieren aber auch als Konstituenten von WBK, sie sind (für Komposita) „kompositionsfähig“ und (für Derivate) „basisfähig“.
Darüber hinaus gelten zahlreiche Grundmorpheme „von sich aus aufgrund ihrer Semantik (als) wortartenspezifisch“. Über diese Merkmale verfügen vornehmlich Grundmorpheme der sogenannten Hauptwortarten Substantiv, Verb und Adjektiv; Präpositionen, Konjunktionen und Pronomen dagegen stellen diesbezüglich eine periphere Gruppe dar.  

H.U.   Olching   h@u.de   Mittwoch, 19.6.2002


Fachliteratur Teil 2.2

noch: Auszüge aus: Fleischer/Barz, Wortbildungslehre der deutschen Gegenwartssprache, 1995

2. Wortbildung des Substantivs

2.2. Komposition

2.2.1.1.1. Wortbildungskonstruktionen (WBK) wie ‚ein Fußbreit, ein Haarbreit, ein Maßvoll, eine Handvoll, einen Mundvoll, eine Zeitlang‘ sind keine Komposita, sondern Konversionsprodukte von Wortgruppen (vgl. 2.6.3.).

2.2.1.2. Die Univerbierung einer Wortgruppe als „sachlicher“ Benennung eines Gegenstandes entspricht in der Regel den Bedürfnissen nach handlicher Kürzung für den Alltagsgebrauch.

2.6.1.3.1. Konversion von Wortgruppen
Die Konversion von Wortgruppen ist - wie auch sonst die Derivation von Wortgruppen - mit Univerbierung verbunden.

2.6.3. Sonstige Konversionen

Zur Konversion von Wortgruppen gehören auch ‚eine Handvoll, eine Handbreit, ein Wegbreit‘.
  

H.U.   Olching   h@u.de   Mittwoch, 19.6.2002


Fachliteratur Teil 2.3

noch: Auszüge aus: Fleischer/Barz, Wortbildungslehre der deutschen Gegenwartssprache, 1995

3. Wortbildung des Adjektivs

3.1.1. Die Konversion der attributfähigen Nominalformen des Verbs (Partizip I und II) zu Adjektiven ist besonders ausgeprägt.
Innerhalb der adjektivischen Komposition ist auch ein großer Teil der häufigen Wortbildungskonstruktionen (WBK) mit Partizip I oder II als Zweitglied zu behandeln (‚wasserabweisend, gehbehindert‘).

3.1.3.2. Unter den adjektivischen Erstgliedern wird ‚hoch-‘ am stärksten genutzt, mit Partizip II: ‚hochbegabt, hochbetagt, hochgebildet, hochautomatisiert, hochindustrialisiert‘.
Weitere adjektivische Erstglieder mit Patizip II sind ‚hell-‘ (‚hellbegeistert‘), ‚tief-‘ (‚tiefbesorgt, tieferschüttert, tiefverschneit, tiefgefroren‘) und ‚voll-‘ (‚vollmechanisiert, volltransistoriert‘).
Das Adverb ‚viel‘ ist reihenbildend vorwiegend in Verbindung mit Partizip II: ‚vielbefahren, vielbeschäftigt, vielbesungen, vielgelesen, vielumworben, vielzitiert‘, weniger mit Partizip I: ‚vielverheißend, vielversprechend‘.
Der Bevorzugung von Kombinationen mit Partizip entspricht ‚wohl-’: ‚wohlausgewogen, wohlbedacht, wohlbegründet, wohlbehütet, wohlbekannt, wohlberaten, wohlerhalten, wohlerzogen, wohlgeordnet, wohlüberlegt‘.

3.1.3.4. Farbbezeichnungen bilden eine eigene Wortbildungssgruppe.
Seltener treten Verbstämme und Formen des Partizip I auf (‚leuchtendrot, roseschimmernd‘).
Von den Suffixmodellen erscheinen nur das abschwächende ‚-lich‘ (auch in Komposita: ‚rötlichblond‘).

3.2. Komposition
Wortbildungskonstruktionen (WBK) mit partizipialem Zweitglied kommen auf verschiedene Weise zustande:
Als Bestandteil des Paradigmas eines verbalen Kompositums (‚blankgebohnert‘);
als adjektivisches Kompositum aus Substantiv bzw. Adjektiv + Partizip;
als Rückbildung von einem substantivischen Kompositum: ‚querschnittsgelähmt‘.

Die Kombinationsmöglichkeiten mit Partizipien sind auch für adjektivische Erstglieder vielfältig: ‚weitreichend, schwerwiegend, reichbegabt, frohgestimmt‘.

Eine kleine Gruppe älterer Partizipialkomposita mit substantivischem oder adjektivischem Erstglied hat das ‚-ge-‘ des Partizip II in der tonschwachen Mittelsibe getilgt: ‚altbacken, neubacken‘ (heute noch: ‚ein neugebackener Professor‘), ‚hausbacken‘ (1691 ‚hausgebacken brot‘), ‚neuwaschen‘ (14. Jahrhundert: ‚ein neugewaschen hemd‘), ‚rechtschaffen‘ (noch bei Goethe im Götz: ‚rechtgeschaffen‘).

3.2.3. Adjektiv als Erstglied

3.2.3.1. Determinativkomposition
‚schwerkrank, schwerverdaulich, frühreif, dünnflüssig, altklug‘.
Für die Partizipialkomposita gelten ähnliche Strukturen: ‚neugeboren, reichgeschmückt, schwerverletzt‘.

Das Erstglied ist in der Regel attributive Bestimmung des Zweitgliedes; die Wortbildungskonstruktion (WBK) entspricht damit semantisch meist der alternativen syntaktischen Wortverbindung. Doch werden beide durch einen deutlichen Akzentunterschied auseinandergehalten: ‚frühreif - früh reif‘.

Wie stark der adjektivische Charakter der Partizipialkomposita empfunden wird, zeigen Superlativformen: ‚schwachdenkendst, schöngefärbtest, vielbesuchtst‘ (statt ‚meistbesucht‘).

3.2.5. Sonstige Erstglieder

3.2.5.1. Pronomen
Auch hier ist ‚selbst-‘ am aktivsten, auch Wortbildungskonstruktionen (WBK) mit Partizip II und I: ‚selbstgebacken, selbstgemacht, selbstgestrickt, selbstvernarrt; selbstredend, selbsttragend, selbstbeobachtend‘.

3.2.5.3. Flexionsloses Wort
Adverbien: Eine Ausnahme machen ‚ebenso-‘ (‚ebensogut, ebensohäufig, ebensolang‘) und ‚wohl-‘ (überwiegend in Verbindung mit Partizip I und II: ‚wohllautend, wohlriechend, wohlausgewogen, wohlbedacht‘).

3.2.6. Partizipialkomposita mit Partizip I verdeutlichen in der Fuge nicht selten die pluralistische Beziehung des Erstgliedes: ‚händereibend, die nestersuchenden Schwalben‘.

H.U.   Olching   h@u.de   Mittwoch, 19.6.2002


Fachliteratur Teil 2.4

noch: Auszüge aus: Fleischer/Barz, Wortbildungslehre der deutschen Gegenwartssprache, 1995

4. Wortbildung des Adverbs

4.1.2. Das Adverb ist außerordentlich kompositionsaktiv beim Verb, das betrifft vor allem Lokaladverbien.

4.3.2. Konversion von Wortgruppen

4.3.2.1. Konversion substantivischer Wortgruppen
Pronomen + Substantiv: ‚diesmal, manchmal, jedesmal‘.
Bewahrung des Artikels innerhalb des Konversionsproduktes ist seltener: ‚unterderhand, vorderhand‘.
Erweiterte Wortgruppen als Basis zeigen: ‚hierzulande, querfeldein‘.

4.3.2.2. Konversion sonstiger Wortgruppen
‚dessenungeachtet‘.

H.U.   Olching   h@u.de   Mittwoch, 19.6.2002


Fachliteratur Teil 2.5

noch: Auszüge aus: Fleischer/Barz, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, 1995

5. Wortbildung des Verbs

5.1.1.2. Verbale Komposition: ‚mit dem Rad fahren - radfahren, zusammenkommen, kennenlernen, maschineschreiben‘. Syntaktisch gesehen, liegt der Bildung verbaler Komposita eine bloße „Zusammenrückung“ benachbarter Elemente zugrunde; eine Ausnahme stellen lediglich Komposita aus Verbalstamm und Verb dar.

5.1.2.1. Komposita aus zwei Verben: sie werden entweder aus Verbalstamm und Infinitiv oder aus zwei Infinitiven oder aus Partizip II und Infinitiv zusammengesetzt (‚liegenlassen, verlorengehen, sitzenbleiben, kennenlernen, schätzenlernen, liebenlernen‘).

Komposita mit nominalem Erstglied, mit Adjektiv (‚fertigstellen‘).

Das Verb ‚neubauen‘ kann sowohl als Determinativkompositum aus ‚neu‘ und ‚bauen‘ als auch als Konversion zu ‚Neubau‘ interprtiert werden.

5.2.2. Infinite Formen als Erstglied
Die Komposition aus zwei Infinitiven ist im wesentlichen auf die Verben ‚bleiben, lassen‘ und ‚lernen‘ beschränkt: ‚liegenbleiben, sitzenbleiben, stehenbleiben, steckenbleiben; liegenlassen, sitzenlassen, stehenlassen, steckenlassen; achtenlernen, liebenlernen, schätzenlernen; spazierenfahren, spazierengehen, spazierenreiten‘.

Mit Partizipien sind gebräuchlich ‚gefangenhalten, gefangennehmen, gefangensetzen; verlorengehen, „der verlorenbleibende Sohn‘.

Die Übergänge zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung in den infiniten Formen sind fließend. Einige Verben kommen in beiden Varianten vor. Die Bedeutungen lassen sich dabei in der Regel als direkte und übertragene Bedeutung unterscheiden: ‚jmdn sitzen lassen‘ = jmdm einen Platz anbieten - ‚sitzenlassen‘ = im Stich lassen; ‚stehen bleiben‘ = sich nicht setzen - ‚stehenbleiben‘ = nicht gehen (Uhr). Allerdings ist für einige Verben auch bei übertragener Bedeutung Getrenntschreibung üblich, besonders in Verbindung mit ‚gehen‘.

5.2.3. Substantiv als Erstglied
‚haltmachen, kegelschieben, kopfstehen, radfahren, seiltanzen, standhalten, schritthalten, hohnlächeln, lobpreisen‘.


5.2.4. Adjektiv als Erstglied
Die Univerbierungstendenzen schreiten fort.
‚aufrechterhalten, einiggehen, fertigbekommen, fertigbringen, fertigkriegen, fertigmachen, flüssigmachen, geheimhalten, geringachten, gesundbeten, gesundpflegen, gesundstoßen, geradebiegen, geradehalten, geradelegen, geradeliegen, gerademachen, geradesitzen, geradestellen, kahlfressen, kaltbleiben, krummnehmen, kurzhalten, neubeleben, richtigstellen, zufriedenlassen, zufriedenstellen, näherbringen, näherkommen, näherstehen, nähertreten, weiterarbeiten, weiterbefördern, weiterbestehen, weiterbilden, weitergehen, weiterkämpfen, weiterreisen, weiterzahlen‘. Wenn das Adjektiv bei zusammengesetzten Verben in den Komparativ gesetzt wird, tritt in der Regel Getrenntschreibung ein: ‚hochachten‘, aber ‚höher achten, leichtfallen‘, aber ‚leichter fallen, braunbrennen‘, aber ‚hellbraun brennen, blankbohnern‘, aber ‚spiegelblank bohnern‘.

5.2.5. Adverb als Erstglied
Die meisten adverbialen Erstglieder bei verbalen Komposita sind Lokaladverbien. Dazu kommen Adverbien mit lokaler und temporaler Bedeutung. Kausal- und Modaladverbien entziehen sich weitgehend dieser Wortbildungsart.
U.a. ‚davorstehen, beiseitelegen, aufwärtsgehen, vorwärtsentwickeln, weiterbestehen, wiedererkennen‘.
Hier wird das Adverb betont. Ein zusätzlicher Akzent auf dem Verbstamm weist auf Getrenntschreibung der Fügung hin.

5.3.5. Rückbildung
Rückgebildete Verben: ‚korrekturlesen, mähdreschen‘.


Nachtrag:
Im Buch angeführte defektive Verben, d.h. die nicht oder nur in Ausnahmefällen in den finiten Formen verwendet werden:
Rückgebildete Verben ‚seiltanzen, bruchrechnen, kurpfuschen‘.
Weitere Rückbildungen, die nur im Infinitiv gebräuchlich sind: ‚wettlaufen, wettrennen, wettstreiten‘; ‚wetteifern‘ gehört nicht dazu.
Verben mit ‚rück-‘ wie ‚rückspulen, rückkoppeln, rückblenden‘ werden meist nur in den infiniten Formen gebraucht.
Einige Rückbildungen haben (noch) kein vollständiges Verbalparadigma ausgebildet: ‚ehebrechen, segelfliegen‘ stehen nur im Infinitiv, ‚generalüberholen, kunststopfen, zweckentfremden‘ nur im Infinitiv und Partizip II.  

H.U.   Olching   h@u.de   Mittwoch, 19.6.2002


Fachliteratur Teil 3

Auszüge aus: Bernd Naumann, Einführung in die Wortbildungslehre des Deutschen, 3. Auflage 2000:

4.3.3 Verben mit Verbzusatz

Die erste Komponente kann ein Substantiv sein wie ‚danksagen, dauerparken, haushalten, hohnlachen, hohnsprechen, lichthupen, notleiden, schautanzen, schlittenfahren, schritthalten‘ etc. Die neuen Rechtschreibregeln haben mit derartigen Zusammensetzungen ihre besonderen Schwierigkeiten und verfahren alles andere als konsequent: Bei ‚danksagen‘ wird daneben auch die Getrenntschreibung eingeräumt, also ‚Dank sagen‘, bei schritthalten ist nunmehr Getrenntschreibung die allein geltende Norm: ‚Schritt halten‘. Formen wie ‚dauerparken, lichthupen‘ oder ‚schautanzen‘ sind im neuen Rechtschreibduden überhaupt nicht verzeichnet, darf es sie nicht geben?

Die erste Komponente kann auch ein Adjektiv sein: ‚offenhalten, richtigstellen, steifhalten, volltanken‘ etc. Auch hier gelten z.T. neue Regeln: Künftig nur noch ‚offen halten, steif halten, richtig stellen‘ und ‚voll tanken‘.

Seltener mit einem Verb als erster Komponente: ‚kennenlernen, mähdreschen, saugbohnern, sitzenbleiben, sitzenlassen, stehenbleiben, stehenlassen, warnstreiken‘ etc. Hier sind die neuen Regeln besonders weitgehend: Alle Formen werden künftig getrennt geschrieben (‚mähdreschen, saugbohnern‘ und ‚warnstreiken‘ sind nicht verzeichnet).

H. U.   Olching   h@u.de   Dienstag, 18.6.2002


Fachliteratur Teil 4

Auszüge aus: Ludwig Eichinger, Deutsche Wortbildung, 1. Auflage 2000:

2.1 beim Verb
‚aneinandergehängt‘

2.3.2 Adjektivtypisches
Die nominale Option im Verb, nämlich die adjektivische Verwendung des Verbs im Partizip.
Dabei hat das Partizip I keinen Platz mehr in der verbalen Flexion. Peter Eisenberg (1998) schließt das Partizip I aus dem verbalen Paradigma aus.
Das Partizip II ist in dieser Hinsicht ein kritischerer Fall. Es steht genau am Übergang zwischen flexivischer Verboption und nominaler Verwendung.
‚am darauffolgenden Tag‘
Partizipiale Inkorporationen: ‚rückwärtsgerichtet, wasserabweisend, hochzivilisiert, frischgepflügt‘

2.3.3 Ganz anders: das Verb
Determinativkompositum beim Verb: ‚wiedererkennen, stehengeblieben‘
Verfestigung und Univerbierung, V + V-Typen: ‚kennenlernen, sich gehenlassen, bleibenlassen, laufenlassen, liegengelassen, spazierengehen, wiedererkannte, wachlag‘

3.1.1.3 Zum Adjektiv
‚hochzivilisiert, neukonstruiert‘

3.1.1.4 Zum Verb
partizipiale Konversionen: ‚braungebrannt, kurzgeschoren‘
Bildungen mit innerem Objekt, die leicht in Univerbierung übergehen: ‚radfahren, geigespielen‘

3.1.2.3 Zum Adjektiv
Partizipialkomposita: ‚wurstessend, übelriechend, buntbebildert‘

3.1.2.4 Zum Verb
Doppelpartikelverben: ‚auseinanderdividiert‘
Kombination mit lexikalisch inkorporiertem inneren Objekt: ‚klavierspielen, kopfstehen, eislaufen, leidtun, rechthaben‘

3.2.3 Zum Adjektiv
‚weitreichend, aneinandergekettet, zugrundeliegend, nichtssagend, naheliegend‘

3.3.2 Inkorporation beim Adjektiv, Lexemfügungen, von Partizipien: ‚leerstehend‘

4.2 Das Adjektiv: ‚buntbewimpelt, wasserabweisend, wasserdampfdurchlässig, ölfördernd‘

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Dienstag, 18.6.2002


Mark Twain, Die schreckliche deutsche Sprache

Auszug aus: Mark Twain, Die schreckliche deutsche Sprache, Manuscriptum Verlagsbuchhandlung 2000; 8 EU (zweisprachig, in klassischer deutscher Rechtschreibung) (Das Buch enthält auch „Slovenly Peter“, Twains englische Nachdichtung des „Struwwelpeter“.)

Es gibt in der Welt Leute, die sich die größte Mühe geben, die Mängel einer Religion oder einer Sprache aufzudecken, und dann gelassen ihrer Wege gehen, ohne Abhilfe vorzuschlagen. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen: Ich habe gezeigt, daß die deutsche Sprache reformbedürftig ist. Nun denn, ich bin bereit, sie zu reformieren. Zumindest bin ich bereit, die geeigneten Vorschläge zu unterbreiten. Ein solches Vorgehen wäre bei jemand anderem unbescheiden; aber ich habe alles in allem mehr als neun Wochen einem gewissenhaften und kritischen Studium dieser Sprache gewidmet und daraus ein Zutrauen zu meiner Fähigkeit, sie zu reformieren, gewonnen, das mir eine bloß oberflächliche Bildung nicht hätte vermitteln können.

Zuerst einmal würde ich den Dativ fortlassen. Er bringt die Plurale durcheinander; und außerdem weiß man nie, wann man sich im Dativ befindet, wenn man es nicht zufällig entdeckt - und dann weiß man nicht, wann oder wo man hineingeraten ist, wie lange man schon drin ist oder wie man jemals wieder herauskommen soll. Der Dativ ist nur eine närrische Verzierung - es ist besser, ihn aufzugeben.

Als nächstes würde ich das Verb weiter nach vorn holen. Man kann mit einem noch so guten Verb laden, ich stelle doch fest, daß man bei der gegenwärtigen deutschen Entfernung nie wirklich ein Subjekt zur Strecke bringt - man verletzt es nur. Deswegen bestehe ich darauf, diese wichtige Wortart an eine Stelle vorzuholen, wo sie mit bloßem Auge leicht zu erkennen ist.

Drittens würde ich einige kraftvolle Wörter aus der englischen Sprache importieren - zum Fluchen und auch, um alle möglichen kräftigen Dinge kräftig ausdrücken zu können.

Viertens würde ich die Geschlechter reorganisieren und sie nach dem Willen des Schöpfers verteilen. Dies als Ehrfurchtsbeweis, wenn schon als nichts anderes.

Fünftens würde ich diese großmächtigen, langen, zusammengesetzten Wörter beseitigen oder den Sprecher auffordern, sie abschnittsweise vorzutragen, mit Pausen zum Einnehmen von Erfrischungen. Das beste wäre, sie gänzlich abzuschaffen, denn Ideen werden leichter aufgenommen und verdaut, wenn sie einzeln kommen, als wenn sie in einem Haufen anrücken. Geistige Speise ist wie jede andere; es ist angenehmer und bekömmlicher, sie mit einem Löffel einzunehmen statt mit einer Schaufel.

Sechstens würde ich vom Sprecher verlangen, aufzuhören, wenn er fertig ist, und seiner Rede nicht eine Girlande dieser unnützen „haben sind gewesen gehabt haben geworden seins“ anzuhängen. Solche Kinkerlitzchen entwürdigen eine Rede, statt ihr einen zusätzlichen Reiz zu verleihen. Sie sind daher ein Ärgernis und sollten verworfen werden.

Sibentens würde ich die Parenthese (den Einschub) abschaffen. Ebenso die Unterparenthese, die Unterunterparenthese und die Unterunterunterunterunterunterparenthesen sowie die abschließende, weitreichende, allumfassende Hauptparenthese. Ich würde von jedem einzelnen, hoch oder niedrig, verlangen, daß er eine einfache, gradlinige Erzählung entwickle oder aber sie zusammenfalte, sich darauf setze und still sei. Übertretungen dieses Gesetzes sollten mit dem Tode bestraft werden.

Und achtens und letztens wüder ich „Zug“ und „Schlag“ mit ihren Anhängseln beibehalten und den Rest des Vokabulars verwerfen. Das würde die Sache vereinfachen.

Nun habe ich angeführt, was ich als die notwendigsten und wichtigsten Änderungen betrachte. Man kann wohl kaum erwrten, daß ich gratis noch mehr nennen werde; aber es gibt weitere Vorschläge, die ich einreichen kann und werde, falls meine geplante Bewerbung dazu führt, daß ich von der Regierung in aller Form dazu angestellt werde, die Sprache zu reformieren.

Meine philologischen Studien haben mich davon überzeugt, daß ein begabter Mensch Englisch (ausgenommen Rechtschreibung und Aussprache) in dreißig Stunden lernen kann, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren. Es liegt also auf der Hand, daß die letztgenannte Sprache zurechtgestutzt und ausgebessert werden muß. Wenn sie so bleiben sollte, wie sie ist, müßte man sie sanft und ehrerbietig bei den toten Sprachen ablegen, denn nur die Toten haben Zeit, sie zu lernen.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 17.6.2002


  

  

         Sonnabend, 15.6.2002


Belsatzar?

Belsatzar oder Belsazar?
Google fand bei
Seiten aus D 138 mal, bei Seiten auf D 193 mal und weltweit 298 mal den Titel Belsatzar „platziert“.
Ist dieser Titel von Heinrich Heine oder kommt er aus Pisa?
Für Belsazar sprachen insgesamt 3508 Googles.
Weiß jemand, wie Heine den Titel tatsächlich schrieb?

Für eine Antwort bin ich sehr dankbar
genzmann@tiscalinet.de

Rolf Genzmann   Hausdorffstraße 233, 53129 Bonn   genzmann@tiscalinet.de   Freitag, 24.5.2002


  

  

         Sonntag, 12.5.2002


So schreiben wie Jürgen Schrempp!

Das ist die bisher beste Werbung für die klassische Rechtschreibung:

Der Daimler-Chrysler-Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp benutzt für sich selbst die klassische Rechtschreibung und für das Volk die reformierte.

Dazu aus „Latein im Alltag“: Quod licet Iovi, non licet bovi. Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen (noch lange) nicht erlaubt. Bedeutung: Eines schickt sich nicht für alle. Ein römisches Sprichwort, das bestimmte Rechte von einem bestimmten Stand abhängig macht.

Das braucht sich das Volk doch nicht mehr gefallenlassen. Wir haben doch keine Rechtschreib-Klassengesellschaft. Wir dürfen alle so schreiben wie Herr Schrempp und sollten von diesem Recht Gebrauch machen und es den Großkopferten zeigen. Jetzt erst recht. Ja wo samma denn?

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Donnerstag, 11.4.2002


Festlandskandinavische Zusammenschreibungen

Beweis, daß die Zusammenschreibungen keine deutsche Modeerscheinung des letzten Jahrhunderts, sondern seit dem späten Mittelalter oder dem Beginn der Neuzeit belegt sind:
Auszüge aus Einar Haugen, Die skandinavischen Sprachen, Kapitel „Festlandskandinavische Wortbildung“:
„Der offensichtlichste und schöpferischste Wortbildungsprozeß war immer die Zusammensetzung. Viele Ableitungen waren ursprünglich Zusammensetzungen, deren erstes oder zweites Element seinen Akzent oder seine Bedeutung verloren hatte. Aber neue Zusammensetzungen wurden und werden laufend geschaffen, meistens nach gut etablierten Mustern.
Zusammensetzungen waren ein bevorzugtes Element des barocken Stils, wie ihn Opitz (1597 - 1639) in Deutschland und Arebo (1587 - 1637) in Dänemark und andere verstanden.
Ein bevorzugter Typ von Zusammensetzungen, besonders im Schwedischen, ist das Verb, das ein Substantiv beinhaltet. Dieser Typ ist alt, obwohl er selten ist. Erst im achtzehnten Jahrhundert werden solche Zusammensetzungen häufig. Sie sind ursprünglich durch analoge Kürzungen aus nominalen oder adjektivischen Zusammensetzungen gebildet worden.
Unter dem Einfluß des lateinischen und deutschen Stils begannen Dänisch und Schwedisch im späten Mittelalter zusammengesetzte Verben zu bilden. Sie waren im allgemeinen literarisch im Stil und abstrakt oder übertragen in der Bedeutung nach dem Vorbild ähnlicher deutscher Zusammensetzungen. Die Folge ist, daß Verb-Partikel-Phrasen in den skandinavischen Sprachen entweder getrennt (und konkret) oder zusammengesetzt (und abstrakt) oder beides sind. In jenem Fall ist die getrennte Form konkret und/oder informal, die zusammengesetzte Form ist abstrakt und/oder formal.“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 8.4.2002


  

  

         Sonnabend, 6.4.2002


Die Anglizismen der Rechtschreibreform:

Im Englischen wandelten sich die synthetischen Verbalkomposita des Altenglischen (das dem Deutschen ähnlicher war) im Mittel- und Neuenglischen und noch mehr im Amerikanischen zu analytischen verbalen Wortverbänden mit der Funktion eines Einzelwortes.
Das Deutsche benutzte bisher nebeneinander beide Wortbildungsverfahren, um mit denselben Wortbausteinen zunterschiedliche Bedeutungen auszudrücken: Mit den synthetischen, zusammengeschriebenen Verbalkomposita resultative Bedeutungen und mit den analytischen, getrennt geschriebenen verbalen Wortverbänden modale Bedeutungen.
Durch die Getrenntschreibung als Normalfall sollen nach englischem Vorbild die verbalen Wortverbände auch die bisherigen Verbalkomposita ersetzen. Dadurch werden deren spezielle Wortbedeutungen einfach ausgelöscht und die geschriebene Sprache mißverständlich, weil der verbale Wortverband jetzt beide Bedeutungen ausdrücken soll. Das ist der schwerwiegendste Anglizismus und ein großer Schaden für die deutsche Sprache.

Durch die neue Getrenntschreibung bisher zusammengeschriebener Substantiv-Verb-, Substantiv-Partizip- und Substantiv-Adjektiv-Komposita erhalten diese Substantive die Funktion von Adverbien („adverbiales Substantiv“); das ist ein ganz typischer Anglizismus, denn im Englischen können dieselben Wörter je nach Stellung im Satz Substantive, Verben oder Adjektive sein, als sogenannte „Nullableitung“ oder „Konversion“.

Auch die bei der Rechtschreibreform erstmalig verwendeten sogenannten „Volketymologien“ sind für englische Wortbildungen typisch, also ein Anglizismus.

Weil diese Anglizismen von Staats wegen auf Dauer eingeführt werden sollen, sind sie viel schwerwiegender als die kurzlebigen englischen Modewörter.

(Die verwendeten Fachausdrücke stammen aus den Quellen: Ernst Leisi, Das heutige Englisch; Manfred Scheler, Der englische Wortschatz.)

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Dienstag, 2.4.2002


  

  

         Sonntag, 17.3.2002


Englische Sprachpflege

Aus „Ernst Leisi: Das heutige Englisch“, achte, neubearbeitete Auflage 1999, Kap. Die Hochsprache (Standard English):
„Staatliche Autorität hat sich in die sprachlichen Dinge so gut wie nicht eingemischt, da dies dem freiheilichen englischen Geiste widersprochen hätte. Die Abneigung gegen die Dekretierung hat es auch verhindert, daß in England eine Sprachakademie (d.h. eine staatlich autorisierte Körperschaft zur Pflege der Sprache) zustande kam, obwohl der Plan zu einer solchen lange Zeit, besonders eifrig von Jonathan Swift (1667 - 1745), verfolgt wurde.

Alle diese Bücher stellen mehr oder weniger freiwillig akzeptierte Normen dar, die von der Staatsgewalt in keiner Weise offiziell unterstützt werden, wogegen z.B. die Regelbücher von Duden die in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz „gültigen amtlichen Regeln“ enthalten.

Die Aufgabe der Sprachpflege liegt, da es keine Akademie gibt, beim Individuum, bei den Bildungsanstalten und vor allem bei den Sprachgesellschaften. Unter den letzteren sind vor allem zu nennen: die (mehr historisch ausgerichtete) Philological Society, der die Schöpfng des Oxford English Dictionary zu verdanken ist, und The English Association, die Herausgeberin der Essays and Studies und des Year’s Work in English Studies. Auch Lehrerverbände (National Council for the Teaching of English, Großbitannien, und National Council of Teachers of English, USA) äußern sich des öfteren zu sprachlichen Fragen. Besonders in den USA gibt es auch eine Reihe viel gelesener Zeitungskolumnisten, die sich mit Liebe zum Detail und großem Engagement, aber vielleicht nicht immer im Einklang mit den Methoden der universitären Sprachwissenschaft mit Fragen des Sprachgebrauchs auseinandersetzen: Der bekannteste unter ihnen ist William Safire, dessen Beiträge unter anderem in der New York Times und in der International Herald Trbune zu lesen sind.

Die Sprachpflege widmet sich heute, neben der Klärung der bereits erwähnten Detailfragen, weniger einem Purismus im Sinne der Ausmerzung „vulgärer“ oder fremder Wörter: Es sind ihr weniger nationalistische Züge anzumerken als in manchen anderen Ländern: der Kampf gilt viemehr den sinnentleerten Modewörtern, der gedankenlosen Handhabung der Sprache überhaupt, sowie den bombastischen und oft verwirrenden Auswüchsen des journalese (Zeitungsstil) oder officialese (Amtsstil), die zum Beispiel die Plain English Compaign immer wieder ins Visier nimmt, die sich 1979 auf publikumswirksame Weise konstituierte, als sie vor dem Parlament in Westminster eine öffentliche Zerreißung von unverständlichen amtlichen Formularen organisierte.“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Freitag, 15.3.2002


  

  

         Freitag, 15.3.2002


Deutschherrenklub

Herzliche Heilsgrüße aus Berlin, wir würden uns freuen, wenn Sie uns auf dem laufenden (oder doch auf dem Laufenden) halten würden.

Ihr
Deutschherrenklub

http://www.izan.de

Deutschherrenklub   www.izan.de   info@izan.de   Montag, 11.3.2002


Deutschherrenklub

Herzliche Heilsgrüße aus Berlin, wir würden uns freuen, wenn Sie uns auf dem laufenden (oder doch auf dem Laufenden)halten würden.

Ihr
Deutschherrenklub

http://www.izan.de

Deutschherrenklub   www.izan.de   info@izan.de   Montag, 11.3.2002


  

  

         Dienstag, 5.3.2002


Duden Korrektor

Wenn Sie etwas Spaß haben wollen, empfehle ich Ihnen den Test des „Duden Korrektors“ unter www.duden.de! Achtung, der Test geht wohl nur an ca. fünf Beispielen, dann tritt offenbar eine Sperre in kraft, die man am besten damit umgeht, indem man eine andere E-Mail-Adresse angibt. Auf mein freches Beispiel erhalte ich folgende E-Mail:
.....

Es folgen die Ergebnisse Ihrer Anfrage an die Online-Demo des Duden Korrektors.

Ihre Eingabe:
Der Kern gesunde Vater empfahl dem Lehrer nicht zu wiedersprechen sondern ein zu schlafen.

Korrektur:
Der Kern gesunde Vater empfahl dem Lehrer nicht zu wiedersprechen sondern ein zu schlafen[1].

Legende:
[1] „schlafen“
Groß- und Kleinschreibung überprüfen. Wenn dieser Infinitiv als Substantiv gebraucht wird, muss er großgeschrieben werden. Korrekturvorschläge: Schlafen

Diese Mail wurde automatisch generiert und dient ausschließlich zur Demonstration der linguistischen Leistungsfähigkeit des Duden Korrektors. Das Programm selbst verfügt über seine Integration in Word über eine
weit größere Funktionsvielfalt. ...
.....

Um Gottes Willen! - Man beachte übrigens die Schreibweise von „Duden Korrektor“ und „Online-Demo“. Was fällt auf? Tja, und dann korrigiert der Duden Korrektor noch immer „sogenannt“ in „so genannt“. Aber das ist doch seit dem 3. Bericht der Rechtschreibkommission gar nicht mehr „in“, oder?

Gruß aus dem Süden.

J. Langhans   Karlsruhe   j.langhans@t-online.de   Dienstag, 26.2.2002


  

  

         Dienstag, 26.2.2002


Deutschland

„Deutschland: Wir können alles, außer vernünftig schreiben.“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Dienstag, 26.2.2002


Die Neuschöpfung der RSR: das adverbiale Substantiv

Die Rechtschreibreformer haben durch die neue Getrenntschreibung die neue Wortart „adverbiales Substantiv“ geschaffen (nicht zu verwechseln mit dem Akkusativobjekt transitiver Verben). Es ersetzt die bei Getrenntschreibung bisher nötige „adverbiale Wortgruppe“.
Verwendung: Bei allen Adjektiven und allen intransitiven Verben, wo es nicht mit einem Akkusativobjekt kollidieren oder verwechselt werden kann. Beispiele:
Bei intransitiven Verben: Aus „kopfstehen“ wurde „Kopf stehen“ statt „auf dem Kopf stehen“, u. a.
Bei Partizipien von intransitiven Verben: Aus „angsterfüllt“ wurde „Angst erfüllt“ statt „von Angst erfüllt“, u. a.
Bei Adjektiven: Aus „seitenwindempfindlich“ wurde „Seitenwind empfindlich“ statt „gegen Seitenwind empfindlich“, u. a.
Wie ein echtes Adverb wird das neue „adverbiale Substantiv“ ohne Artikel verwendet und nicht dekliniert und ist durch Vergleichs- und Steigerungspartikel erweiterbar.
Auch hier gilt, was Frau Ursula Morin am 6.2.02 so beschrieben hat: „Dahinter steckt wohl die unausgesprochene Sehnsucht (der RSR), nicht Deutsch, sondern Englisch als Muttersprache zu haben. Ein sehr merkwürdiges Phänomen ...“

Nachdem in den neuen Duden-Grammatiken diejenigen Grammatikregeln, die der Reformschreibung widersprechen, ohne öffentliche Bekanntgabe einfach weggelassen wurden, damit Schüler und Reformgegner sich nicht mehr auf sie berufen können sollen, sollte ehrlicherweise diese von den Rechtschreibreformern neugeschaffene Wortart in die Duden-Grammatiken aufgenommen werden, damit ganz klar wird, daß sie nicht nur die Schreibweise, sondern auch die Grammatik geändert haben.
Weil die Grammatik für Schüler wie ein Gesetzbuch wirkt, müssen weggefallene bzw. aufgehobene Vorschriften wie in Gesetzbüchern als solche gekennzeichnet werden.
Gibt es eigentlich unabhängige Leute, die von Amts wegen über die Grammatikregeln wachen und die in der Schule verwendeten Grammatikbücher auf Vollständigkeit kontrollieren?
Oder bestimmen das IDS und die Kultusminister im Geheimen auch über die Grammatikregeln und damit über die Sprache im Ganzen?

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 20.2.2002


Zeitunglesen

Hier noch ein (hoffentlich) starker Spruch:

Warnhinweis:

„Die Reformkritiker: Zeitunglesen (außer FAZ) gefährdet Ihre Rechtschreibung!“

(sowohl die bisherige klassische als auch die neue vorläufige)

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonntag, 17.2.2002


Betrifft: Agitation gegen Politiker

Zitat:
»Man sollte Politikern, die sich zwar gegen die Rechtschreibreform aussprechen, aber doch nichts gegen sie unternehmen, obwohl sie das kraft ihres Amtes leicht tun könnten, bei allem Respekt mangelnde Zivilcourage vorwerfen und daß sie damit genau das Bild bestätigen, das die Bevölkerungsmehrheit von Politikern hat, nämlich Sonntagsreden zur Volksberuhigung zu halten und in Wirklichkeit gar nicht die Absicht zu haben, etwas zu tun. Glaubwürdig und ein Vorbild sind sie damit nicht. In der Wirtschaft würden sie an Taten und nicht an schönen Reden gemessen. Falls sie von höchster Stelle einen Maulkorb bekommen haben, sollten sie so ehrlich sein, das zuzugeben, damit der Verantwortliche sich nicht hinter ihnen verstecken kann.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 10. Sept. 2001«

Dieser Eintrag liegt zwar shon etwas zurück, ist aber in gewissem Sinne zeitlos. Oder hatten Sie damals an irgend ein konkretes Beispiel gedacht? Gibt es da bestimmte Politiker, die Ihnen in dieser Beziehung unangenehm aufgefallen sind; haben Sie selber schon Erfahrungen mit Schreiben an Politikern gemacht? Mich interessieren alle Aspekte praktischer Erfahrungen, sowohl erfolgreiche wie erfolglose Ansätze, damit die vorhandenen Kräfte sinnvoll eingesetzt werden können.

Jan-Martin Wagner   Am Planetarium 42, 07743 Jena   jan-martin@ifto.physik.uni-jena.de   Sonnabend, 16.2.2002


Betrifft: Ich möchte lernen

Du meinst also prinzipiell ein Programm, daß z. B. Deinen Text so wie hier kommentiert:

»Ich möchte gerne ein Programm haben[,] wo ich meine Diktate eintippen kann[,] und da[ß] der Computer mir dann anzeigt[,] ob ich Fehler mache oder nicht!!!!«

Solche Programme gibt es, sie sind teuer, und sie taugen meist nicht viel. Und dann muß man sich meistens noch entscheiden, welche Version der Rechtschreibung man gern hätte - wobei man oft zwischen mehreren Varianten wählen kann (Bsp.: »Rechtschreibkorrektur jetzt mit Einstellbarkeit per einfachem Mausklick nach alter, neuer, streng neuer und gemischt alter und neuer Rechtschreibung«; http://www.rom-logicware.com/neu_8.htm).

Beispiel: Teste die Demoversion des Duden-Korrektors unter

http://www.duden.de/produkte/elektronisch/korrektor/onlinedemo.html


Ihre Eingabe:
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Diese Pflanze ist fleischfressend. Wie recht du damit hast! Das tut mir besonders leid. Sei mir bitte nicht feind!


Korrektur:
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Diese Pflanze ist fleischfressend. Wie recht du damit hast! Das tut mir besonders leid[1]. Sei mir bitte nicht feind!


Legende:
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[1] „leid“
    Groß- und Kleinschreibung überprüfen.
    Dieses Wort wird großgeschrieben, wenn es sich um ein Substantiv oder einen Eigennamen handelt.
    Korrekturvorschläge: Leid


Aber Achtung: In jedem der vier Sätze - die alle grammatisch völlig korrekt sind! - befindet sich ein Fehler im Sinne der neuen Rechtschreibung, aber das Programm hat nur einen einzigen erkannt!

Und, wie gesagt, nur im Original stimmt bei diesen Sätzen die Grammatik; was das Programm „korrigiert“ hat, ist in Wirklichkeit ein Grammatikfehler! Man schreibt ja auch nicht: „Das tut mir wirklich Gut“ oder „Das tut mir nicht Weh“, denn das sind keine Substantive (Hauptwörter).

Na, was gelernt?

Jan-Martin Wagner   Am Planetarium 42, 07743 Jena   jan-martin@ifto.physik.uni-jena.de   Sonnabend, 16.2.2002


Ich möchte lernen

Ich möchte gerne ein Programm haben wo ich meine Diktate eintippen kann und das der Computer mir dann anzeigt ob ich Fehler mache oder nicht!!!!

Sandra Voorbraak   Am Botterbarg 64   sandrinchen20@hotmail.com   Donnerstag, 14.2.2002


Mathematik

Potential, Potenz, Potentialfunktion, Potenzfunktion, Potenzregel, Potenzmenge, Potenzpunkt stehen im Stichwortverzeichnis jeder besseren Matheformelsammlung, auch im Schülerduden Mathematik.
Wer denkt da an etwas anderes? Nur eine allgemein bildende statt einer allgemeinbildenden Schule besucht und Mathematik abgewählt?

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 4.2.2002


Erziehung zur Respektlosigkeit

Etwas Agitation gefällig?
Man sollte den Lehrern entgegentreten mit dem Schlagwort
„Das Verbot des großgeschriebenen „Du“, „Dein“, „Ihr“, „Euer“ in Briefen ist
bewußte Erziehung zur Respektlosigkeit gegenüber zu achtenden älteren Verwandten und damit
ein Erfolg der 1968er auf ihrem „Marsch durch die Institutionen“ gegen den „Muff von 1000 Jahren“ und
Bestandteil der öffentlichen Stimmungsmache gegen die „viel zu vielen Älteren"“.
(Aber wartet nur, wenn die erst die Mehrheit sind!)
Die Bewertung, ob die Briefanrede respektvoll oder respektlos ist, steht nicht den Schreibern, sondern nur den Empfängern zu, und bei Erwachsenen ist die bisherige bewährte Rechtschreibung angesehener.
Grundregel für Schüler:
Wohlhabende Verwandte darf man nicht mit merkwürdiger und aus deren Sicht respektloser Rechtschreibung verärgern, sonst bekommt man von ihnen keine Geschenke.
Nach dem Krieg lohnte es sich, den Großeltern Briefe in ihrer gewohnten deutschen Schrift zu schreiben; heute lohnt es sich, Großeltern, Onkeln, Tanten und Paten Briefe in ihrer gewohnten bisherigen Rechtschreibung zu schreiben. So wie damals zusätzlich die deutsche Schrift, zahlt es sich heute aus, zusätzlich die bisherige Rechtschreibung zu lernen und anzuwenden.
Und: Nur wer beide Rechtschreibungen genau kennt, kann sich ein eigenes Urteil bilden und mitreden.
Die Praxis kehrt das Verfassungsgerichtsurteil ins Gegenteil: In der Schule soll jeder schreiben, wie der Lehrer es gerade will, außerhalb der Schule zahlt es sich aus, so wie die Älteren zu schreiben.
Großeltern, Onkel, Tanten und Paten sollten diesen Druck durch Belohnungen brutal und konsequent ausüben, um ihre gewohnte bisherige Rechtschreibung zu retten. Finanzielle Vorteile überzeugen immer.  

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonnabend, 2.2.2002


Manno-Meter

Potenziometer...
War das nun für Vanessa oder die andere?
Komm jetzt...

Pippin der Verschnupfte         Sonnabend, 2.2.2002


Potentiometer und Potenziometer

Klingt gleich, ist aber eigentlich etwas völlig verschiedenes.
Müssen die Schüler das im Diktat unterscheiden können?
War nur ein Scherz.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 28.1.2002


Urkundenfälsching durch veränderte Rechtschreibung

§ 267 StGB (Strafgesetzbuch):
(1) Wer zur Täuschung im Rechtsverkehr eine unechte Urkunde herstellt, eine echte Urkunde verfälscht oder eine unechte oder verfälschte Urkunde gebraucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Der Versuch ist strafbar.
(3) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonntag, 27.1.2002


  

  

         Freitag, 25.1.2002


Kostenlose Erotik im Internet ?!?!?

Tolle Page und hier noch ein Interessanter Surftip für Erotikfans - www.flirtundmehr.de - völlig werbefrei, keine nervigen PopUp’s und keine Dialer, wirkt sehr seriös, vom kurzen Flirt zum Seitensprung wird da alles geboten, echt schnuckelig, macht’s gut

Chantal   München   chantal@rs2.de   Freitag, 25.1.2002


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komm jetzt

vanessa      vanessa@lolitacam.de   Donnerstag, 24.1.2002


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Skandinavische Sprachpflege und Sprachplanung

Abschrift aus: Einar Haugen, Die skandinavischen Sprachen, 3.Kapitel, Die Sprachpflege, 3.2 Sprachplanung
„Mit der Massenausbildung des neunzehnten Jahrhunderts wurde die effektive Kontrolle in die Hände des Erziehungsministeriums gelegt. Die Ministerien mußten Ratschläge bei Experten einholen, was dann wiederum dazu führte, daß offizielle oder halb-offizielle Ratgeberausschüsse für sprachliche Probleme gegründet wurden.
Heutzutage gibt es in den skandinavischen Ländern mehr oder weniger permanente Ausschüsse, die sich mit Sprachplanung in irgendeiner Form befassen. Diese Ausschüsse samt ihrem Gründungsjahr sind: in Finnland Svenska Sprakvardsnämnden (1942); in Schweden Nämden för svensk sprakvard (1944); in Norwegen Norsk spraknemnd (1952), Norsk sprakrad seit 1972; in Dänemark Dansk sprognövn (1955) und in Island Islenzk malnfnd (1964). Die Vereinheitlichung einheimischer Begriffe für technologische Bereiche ist die Hauptaufgabe des norwegischen Ausschusses Radet for teknisk terminologi (1938), der dänischen Terminologiegruppe (1946) und des schwedischen Ausschusses Tekniska nomenklaturcentralen (1941). Eine beträchtliche Anzahl von Veröffentlichungen dieser Ausschüsse liegt schon vor.
Diese modernen Organisationen werden mit Aufgaben betraut, die über die Nationalsprache hinausgehen. Einer der Gründe, der zu ihrer Gründung führte, war, der Zersplitterung der skandinavischen Sprachen Einhalt zu gebieten und die Terminologie innerhalb Skandinaviens zu vereinheitlichen. In den Statuten der einzelnen obengenannten Ausschüsse wird festgelegt, daß sie in Verbindung mit den entsprechenden Organisationen der anderen skandinavischen Länder stehen sollen. Ein Weg, um dieses Ziel zu erreichen, ist das Abhalten regelmäßiger skandinavischer Treffen der Ausschüsse. Seit 1954 finden solche Treffen statt. Eine Reihe von Veröffentlichungen sind daraus entstanden, unter dem Titel Nordiske Sprakproblemer (in Norwegisch; in Dänisch Nordiske Sprogproblemer, in Schwedisch Nordiska Sprakfragor), die nicht nur über die Tätigkeit der Ausschüsse berichten, sondern auch Beiträge zur Sprachpflege enthalten. Seit 1970 erscheint diese Veröffentlichung jährlich unter dem Titel Sprak i Norden. Im Jahre 1978 wurde in Oslo ein nordisches Sekretariat gegründet, um die Tätigkeit der nationalen Ausschüsse zu koordinieren (Nordisk Spraksekretariat 1977).
Das Interesse an Problemen der Schriftsprache ist nicht auf Expertengremien oder offizielle Ausschüsse begrenzt. Es ist bei allen vorhanden, die sich der Sprache persönlich oder beruflich bedienen. Für den Außenstehenden ist es auffallend, wie häufig Sprachprobleme in der Tagespresse diskutiert werden, und das nicht nur in Ländern wie Norwegen und Finnland, in denen eine ständige Diskussion über die Standardsprache im Gange ist. Reformer und Reformgegner haben sich seit dem achtzehnten Jahrhundert Gefechte in der Presse geliefert. Private Vereine sind gebildet worden, um Änderungen der Schriftsprache zu fördern oder um solchen Änderungen entgegenzuwirken. Kreative Schriftsteller haben sich mit den Normen auseinandergesetzt, entweder um sie zu bestätigen oder um sie abzulehnen, um die Liebe oder den Haß für das Ausdrucksmittel ihrer Kunst zu verkünden. Die Notwendigkeit des Unterrichtens hat das Entstehen von Lehrbüchern gefördert, angefangen mit Grammatiken und Wörterbüchern bis hin zu Lesebüchern und Anthologien. In jedem Land haben sich Gruppen von Linguisten gebildet, die im allgemeinen an der Universität als Erzieher der künftigen Lehrer wirken.
Sie haben nicht nur zur Etablierung der einheimischen Normen beigetragen, sondern auch zur Untersuchung der Geschichte, der Dialekte und der Struktur der Nationalsprache. Und mehr als einmal haben die Standpunkte der Liguistik in diametralem Gegensatz zu der Auffassung der Laien gestanden. Das gilt auch für die Klügsten und Hochgebildeten unter den Laien, wenn Linguisten den Versuch unternommen haben, das Feld der Emotionen durch die kühle Betrachtungsweise der Wissenschaft zu erhellen.“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 23.1.2002


Einige europäische Währungen mit Pluralform(en):

Folgende (zum Teil bisherige) west- und mitteleuropäische Währungen haben (hatten) Pluralform(en):

Spanien: 1 peseta;  10 pesetas
Portugal: 1 escudo;  10 escudos
Italien: 1 lira; 10 lire
Griechenland: 1 drachmä;  10 drachmes
Slowenien: 1 tolar (männl. unbelebt);  2 tolarja (Dual);  3 .. 4 tolarji (Plural);  5 .. tolarjev (Genitiv Pl.)
Slowakei, Tschechien: 1 koruna (weibl.), Akk.: korunu;  2 .. 4 koruny (Plural),  5 .. korun (Gen. Pl.)
Polen: 1 zloty (männl., adjektivisches Subst.); 2 .. 4 zloty (Plural);  5 .. zlotych (Gen. Pl. Adjektiv)
Litauen: 1 litas, Akk.: lita;  2 litai (plural), akk.: litus; 10 litu (Gen. Pl.)
Schweden, Norwegen, Dänemark: 1 krone;  10 kroner

Weil in den westslawischen Sprachen unbelebte Substantive mit der Endung -o sächlich sind, mit Mehrzahl auf -a und Gen. Pl. ohne Endung, würde Euro dort heißen: 1 euro;  2 .. 4 eura;  5 .. eur.

Keine eigene Pluralform haben (hatten): pound, gulden, Mark, franc, Franken, Schilling.

Man muß beobachten, ob und wie die anderen Völker Euro und Cent in ihre Sprachen einbauen: Wenn sie es tun, haben wir dasselbe Recht, auch gegen den Willen der Bundesregierung oder der Kultusminister, soviel Zivilcourage muß sein. Artikel 20 Grundgesetz: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ („ausgehen“ nach Meinung von Regierung und Parteien im Sinne von „erlöschen, enden“).
Wir Deutschen sollten uns die Grammatikformen von Euro und Cent nicht auch von der Regierung vorschreiben lassen, wie es schon mit der Rechtschreibung geschehen ist. Herr Prof. Ickler sollte hier „dem Volk aufs Maul schauen“, denn die Nachrichtenagenturen und Zeitungen wurden vermutlich bestochen und haben sich als Maßstab disqualifiziert.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 16.1.2002


  

  

         Freitag, 11.1.2002


Die richtigen Einheiten

Da ein Euro fast soviel wert ist wie ein Dollar, muß klar sein, daß „one billion dollars“ etwa ein Tausendstel von einer Billion Euros ist, weil es im Englischen keine Milliarde gibt. Gegen Mißverständnisse bei den vulgär-englischen und -deutschen Ausdrücken hilft nur das Internationale Einheitensystem (SI = „Systeme International d’Unites“).
Die SI-Vorsätze und-Kurzzeichen für dezimale Vielfache und Teile sind:
Deka, da: 10 hoch 1 = 10
Hekto, h: 10 h. 2 = 100
Kilo, k: 10 h. 3 = 1.000
Mega, M: 10 h. 6 = 1.000.000
Giga, G: 10 h. 9 = 1.000.000.000
Tera, T: 10 h. 12 = 1.000.000.000.000
Dezi, d: 10 hoch -1 = 0,1
Zenti, c: 10 h. -2 = 0,01
Milli, m: 10 h. -3 = 0,001
usw.
Nimmt man als Basiseinheit unseres Geldes den Euro, Kurzzeichen €, so ergibt sich:
Ein Tausendstel Euro ist 1 Millieuro, 1 m€ (damit muß man rechnen, um richtig runden zu können)
Ein Hundertstel Euro ist ein Zentieuro, 1 c€ (vulgärdeutsch Zent) = 10 m€, Millieuros
Ein Zehntel Euro ist 1 Dezieuro, 1 d€ (vulgärdeutsch Zehnerl) = 10 c€, Zentieuros
Ein Euro, 1 € = 10 d€, Dezieuros = 100 c€, Zentieuros (vulgärdeutsch Zents, Zentis, Zenzis)
Zehn Euros sind 1 Dekaeuro, 1 da€ = 10 €
Hundert Euros sind 1 Hektoeuro, 1 h€ = 100 € = 10 da€, Dekaeuros
Tausend Euros sind 1 Kiloeuro, 1 k€ = 1.000 € = 10 h€, Hektoeuros = 100 da€, Dekaeuros
Eine Million Euros sind 1 Megaeuro, 1 M€ = 1.000.000 € = 1.000 k€, Kiloeuros
Eine Milliarde Euros sind 1 Gigaeuro, 1 G€ = 1.000 M€, Megaeuros = 1.000.000 k€, Kiloeuros
Eine Billion Euros sind 1 Teraeuro, 1 T€ = 1.000 G€, Gigaeuros = 1.000.000 M€, Megaeuros
Manche meinen, der Euro wird ein Megaflop, Mflop, mit Flop als Basiseinheit.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Donnerstag, 10.1.2002


  

  

         Dienstag, 8.1.2002


Behördendeutsch oder die dritte Variante

Wochenzeitung „Das Parlament“, Nr. 1-2, 4./11. Januar 2002, S.11: Überschrift: „Die wirtschaftliche Lage der deutschen Binnenschiffahrt ist besorgnis erregend“
Spalte 3: Die Ertragslage verschlechtert sich und ist nach Ansicht des Bundesverkehrsministeriums „besorgnis erregend“.
Der Text wurde demnach von der Zeitung wörtlich vom Ministerium übernommen.
Die Bundesregierung hat mit „besorgnis“ ein neues Adverb festgelegt.
Oder: Die Unterscheidung verschiedener Wortarten ist aufgehoben.
Das sind nur die Vorboten einer durch die Rechtschreibreform notwendig gewordenen Grammatikreform, auch wieder durch den Staat.
Schöne neue Sprache.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonntag, 6.1.2002


Nicht vergessen!

Bitte vergessen Sie nicht die allein stehenden (in Gruppen meist sitzenden, zu zweit gelegentlich auch liegenden) Menschen dieser Welt ...

Thomas Rhaire   Hamburg   Thomrhai@gmx.de   Dienstag, 25.12.2001


Das Wirtshaus „Zum Neuschrieb“ hat sich an Weihnachten fein gemacht.

Mit besonderer Empfehlung der Kultusminister haben wir:
Frisch gebackene Ehepaare,
Weich gekochte Ehemänner,
Hart gesottene Geschäftsleute,
Kalt gestellte Politiker.
Wir haben die tollsten Gerichte fertig bekommen, nehmen aber auch weiter gehende Vorschläge an.
Außerdem empfehlen wir unsere wirklich Staub trockenen Weine oder als Alternative und Neuzüchtung den ersten nassen Wein und daraus endlich den schon von Heinz Erhardt gewünschten Sekt „Henkel Nass“.
Bei uns können Sie ein Mal kurz treten und Ihre Geldbörse kurz halten und ihre ganze Familie sitzen lassen.
Es wird Ihnen wohl schmecken. Gehen Sie aber nicht ohne wenigstens einen Mund voll Suppe.
Die Kultusminister, die die Schriftsprache eindeutig gemacht haben, und die Zeitungen (nicht die FAZ, und das tut uns sehr Leid) sind voll des Lobes.
Wir weisen aber darauf hin, dass hier nach Mitternacht die Bürgersteige hoch geklappt werden (ca. 1 Meter hoch) und bei uns die Stühle hoch gestellt werden (auf die Tische).
N.S.: Weil die Kultusminister den Wortschatz rationalisiert haben, der bisher unkontrolliert wucherte, kommen wir jetzt mit viel weniger Wörtern aus, und haben die Leser die Freiheit bekommen, mit der frei gestellten Wortbetonung die ihnen passende Bedeutung herauszulesen, wodurch das Lesen jetzt richtig Spaß macht.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonntag, 23.12.2001


„Made in Germany“

Diese Bezeichnung stand bisher in der ganzen Welt für deutsche Qualität und Wertarbeit. Erfunden und durchgesetzt haben diese Bezeichnung die Engländer, um gegenüber ihren Erzeugnissen die damals nach ihrer Meinung minderwertigeren deutschen Produkte zu kennzeichnen, und sie haben das Gegenteil damit erreicht und ein Gütesiegel geschaffen. Für die neue deutsche Rechtschreibung gilt die damalige Meinung der Engländer jetzt wieder: Druck-Erzeugnisse in der neuen Chaos-Rechtschreibung sind wirklich keine deutsche Wertarbeit und beschädigen das Gütesiegel „Made in Germany“ und auch den bisher guten Ruf der deutschen Wissenschaft und schaden dem Ansehen der deutschen Sprache in der übrigen Welt, denn sie verleiten zu dem Schluß, von deutschen Erzeugnissen insgesamt könne nicht mehr die bisherige Qualität, sondern dasselbe Chaos erwartet werden. Das schadet der Exportwirtschaft und gefährdet dort Arbeitsplätze. Warnende Stimmen aus dem Ausland dürfen nicht wie bisher einfach ignoriert werden, denn die Warner sind dort Meinungsvervielfältiger. Auch die Rechtschreibung deutschsprachiger Druck-Erzeugnisse muß im Ausland deutsche Qualität und Wertarbeit bezeugen. Wenn die Deutschen das nicht hinbekommen, muß man Inder holen, damit sie es vormachen.  

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonntag, 16.12.2001


  

  

         Sonntag, 16.12.2001


Beschwerde

Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es: das log-in oder der log-in heisst.
Pfide, Gscheidschreiber

Wolfgang Fünfeck         Donnerstag, 6.12.2001


Klassiklatein als künstlich geschaffenes Regelwerk

In Marcello Durante, Geschichte der italienischen Sprache, wird im Kapitel I.1. „Die beiden Gesichter des Lateins“, ausgeführt, daß Cicero und die sogenannten Grammatiker aus dem sich selbsttätig entwickelnden archaischen Latein, speziell aus dem urbanen Latein Roms das klassische Latein für den Gebrauch in öffentlichen Angelegenheiten künstlich entwickelt und fixiert haben. Cicero: „Die Sprache muß gereinigt werden und feste und unveränderliche Richtlinien erhalten. Es ist unumgänglich, eine selektive Norm zu schaffen.“ Die Konstrukteure des Klassiklateins haben es aber in der privaten Unterhaltung nicht benutzt. Das archaische Latein entwickelte sich daneben als Volkssprache selbsttätig weiter, übernahm viele im klassischen Latein verbotene Gräzismen und Nominalkomposita nach griechischem Muster und die modernere und leichter verständliche griechische Wortstellung und Syntax und wurde zur Ausgangsform für die romanischen Sprachen. Durante: „Vulgärtexte können wir fließend lesen und verstehen, weil sie nach unserer Technik des Hörverstehens konzipiert sind.“

Eine archaisierende Rechtschreibung konnte nur in Island durchgesetzt werden, weil die ganze Bevölkerung nach dem Ende der Jahrhunderte langen dänischen Oberherrschaft den dänischen (und damit zugleich den niederdeutschen) Einfluß ausmerzen und sich auf ihre Abstammung von den norwegischen Wikingern besinnen wollte. Die Dänen haben ihre Rechtschreibung abweichend zur Aussprache an die skandinavische Sprachengemeinschaft angeglichen, damit diese Schriftsprachen untereinander leseverständlich bleiben.

Die deutschen Rechtschreibreformer wollen wie die Schöpfer des Klassiklateins eine selektive Norm schaffen, die auf den schriftsprachlichen Zustand vor den durch Zusammenschreibungen selbsttätig entstandenen Wortschöpfungen zurückgeht, und die Schriftsprache von diesen selbsttätigen Weiterentwicklungen reinigen, die die Reformer als Fehlentwicklung ansehen. Viele Wortkompositionen sind nach den in der Renaissance wiederentdeckten griechischen Mustern gebildet worden und sollen deswegen verboten werden. Auch die vermehrte Großschreibung soll auf frühere Sprachzustände zurückgeführt werden, und dabei werden den Schülern sogar Grammatikfehler gelehrt. Wie beim Klassiklatein muß dazu aber die selbsttätige Weiterentwicklung verhindert werden, die ja wieder neue Wortschöpfungen durch Zusammenschreibungen bringen würde. Die Rechtschreibreformer lassen zwei getrennte Rechtschreibungen zu: Die durch die verbotenen Zusammenschreibungen schwerer leseverständlich gewordene Normschreibung und in Fachtexten zur zwingend notwendigen leichten Leseverständlichkeit weiter Zusammenschreibungen, zum Nachteil und zur Verunsicherung der Schüler, was als Normsprache und was als Fachsprache gilt.

Zur Abschreckung sollte jedes Jahr die Zeitung mit der nach allen Rechtschreibregeln fehlerhaftesten Schreibweise öffentlich herausgestellt werden. Vielleicht bekommt die Süddeutsche Zeitung den Fehlerteufel.  

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 5.12.2001


Toll

Tolle Seiten! Kompliment, schaut doch auch mal auf unserem Grusskarten Portal www.grusskarten.info vorbei.

Ralf         Mittwoch, 5.12.2001


Glauben und Wissen

Es wäre eine Glaubensfrage, wenn es keine klaren Belege dafür gäbe, daß die reformierte Rechtschreibung von der großen Mehrheit des Volkes unerwünscht ist. Und das Projekt Rechtschreibreform lief doch nicht als eine Art statistischer Bestandsaufnahme, sondern fand im isolierten Raum eines kultusministeriellen Auftrags mit von vornherein pur präskriptivem, artifiziellem Ansatz statt. Der Korpus, der den Reformern überhaupt nur zugänglich sein konnte, ist völlig derselben Natur wie der, auf den sich Ickler stützt. Davon auszugehen, die reformierte Rechtschreibung sei dem allgemeinen Volksgebrauch näher bzw. würde wahrhaftig mehr auf diesen Rücksicht nehmen, ist viel mehr Glaubensdogma, als das Gegenteil anzunehmen. Denn die Belege für das Gegenteil liegen auf der Hand. Sie wurden auf dieser Seite schon mehrfach ausführlich benannt und erklärt. Aber gegen Glaubensdogmen kann man mit Rationalität nun einmal schwer an.

Damit das erwähnte Glaubensdogma einigermaßen stimmig wird, muß sich das Schreibvolk auf die Reform zubewegen, denn die Reform hat sich in keinster Weise auf das Schreibvolk zubewegt. Das kann nur hinhauen, wenn man die vollendeten Tatsachen an der Schule schafft, genau so, wie es geschehen ist. Mitbestimmung der betroffenen Sprachgemeinschaft wird ja mit allem Mitteln unterdrückt. Das dürften Sie auch mitgekriegt haben.

Christian Melsa   22149 Hamburg   c_melsa@gmx.net   Dienstag, 4.12.2001


Glaubensfrage

Herr Melsa, es ist doch die alte Frage - offenbar eine Glaubensfrage - ob man eine Rechtschreibung für volksnah hält, wenn sie Veränderungen der Norm von solchen Schreibweisen abhängig macht, die einige Schreibeliten in Abweichung von der geltenden Regelung machen, oder ob man die Tendenz zur Nichtbeachtung von unnötigen Ausnahmen und Unterregeln zum Ausgangspunkt nimmt und sie im Sinne der Regeln veralgemeinert, und das dann volksnah nennt. Darum geht es doch. Wir sehen es halt unterschiedlich.

Michael Jansen       m.jansen@berlin.de   Montag, 3.12.2001


  

  

         Montag, 3.12.2001


Starre

Herr Jansen, daß die alte Duden-Rechtschreibung starrer gewesen sein soll als die amtliche reformierte, stimmt doch nicht ganz. Wenn man allein schon sehr viel mehr Wörter braucht, um eine Regelung zu beschreiben, dann kann sie nur strikter sein. Erst recht nicht kann man die künstlich konstruierte Reformrechtschreibung als eine volksnahe Orthographie bezeichnen. Bekanntlich wollte und will die Mehrheit des Volkes sie gar nicht haben. Wenn auch der Vergleich mit Latein problematisch ist, dann doch aber nicht aus den Gründen, die Sie anführen. Vielmehr scheint mir da nur eine oberflächlich gezogene Parallele zugrundezuliegen, daß nämlich das klassische Latein eben eine überkommene Konvention war, so wie auch die herkömmliche deutsche Rechtschreibung von den Reformern und ihren Mitmachern - allerdings gänzlich willkürlich und unzutreffend - für überkommen erklärt wurde.

Christian Melsa   22149 Hamburg   c_melsa@gmx.net   Sonntag, 2.12.2001


Normgrundlage

Er meint wohl, daß der Korpus, der für Ihr Wörterbuch erforscht wurde, nicht unbedingt das Schriftdeutsch des gemeinen Volkes ist. Um das näher kennenzulernen, müßte man noch eine große Menge persönlicher Briefe aus allen Gegenden und Schichten untersuchen. Immerhin gibt es ja sogar Rechtschreibkonventionen, die sich allein auf diesen Bereich beziehen (Großschreibung von „Du“).

Christian Melsa   22149 Hamburg   c_melsa@gmx.net   Sonntag, 2.12.2001


?

Falls Sie, Herr Jansen, mit ihrem reichlich knappen letzten Beitrag eine Kritik an meiner Darstellung der deutschen Rechtschreibung gemeint haben sollten, wäre ich für eine etwas deutlichere Sprache dankbar, da ich selbstverständlich gern etwas dazulerne und mein Wörterbuch ja ausdrücklich zu diesem Zweck unterbreitet habe.

Theodor Ickler   91080 Spardorf   theo.ickler@t-online.de   Montag, 26.11.2001


Latein und deutsche Rechtschreibung

Ich finde den Vergleich dann doch misslungen, weil die Zuordnung eine andere ist: Die Hochsprache Latein entspricht in dieser Hinsicht eher der bisherigen Duden-Rechtschreibung, die für die Realität und die eigentlichen Bedürfnisse der Anwender zu starr war. Die reformierte Rechtschreibung macht eine Anpassung (im Wesentlichen über die Regeln, nicht über Einzelschreibweisen, damit hier gleich Klarheit besteht!). Auch die Ickler’sche Rechtschreibung ist keine Bürgerrechtschreibung im Sinne des Vergleichs, also wie gesprochenes Latein der breiten Bevpölkerung (sein Korpus ist auf dieser Seite ja bekantt).

Michael Jansen       m.jansen@berlin.de   Montag, 26.11.2001


Augustinus

In dem neuerschienenen Buch von Rainer Schlösser: „Die romanischen Sprachen“ (sehr lesenswert, in der bisherigen Rechtschreibung und mit sehr viel Information über den neuesten Forschungsstand für einen geringen Preis) wird der Kirchenvater Augustinus (von dem auch der immer aktuelle Satz stammt: „Was sind Staaten ohne Gerechtigkeit anderes als Räuberbanden?“) mit dem Satz zitiert: „Es ist besser, die Grammatiker tadeln uns, als daß die Leute uns nicht verstehen.“ Er meinte den Gegensatz zwischen dem klassischen Latein, das bereits in der ausgehenden Antike dem Volk Verständigungsschwierigkeiten bereitete, und dem lebendigen Bürgerlatein.
Dieser Satz ist auch für die bewährte deutsche Rechtschreibung gültig: „Es ist besser, die Rechtschreibreformer und die Lehrer tadeln uns, als daß die Leser uns nicht mehr verstehen.“ Der Sinn: Die gute Verständlichkeit eines Textes ist wichtiger als die Einhaltung abstrakter Regeln und Vorschriften. Die Verfasser von Fachtexten haben das schon in der Antike gewußt und sind heute die wichtigsten Zeugen für die damals im Alltag wirklich benutzte Sprache. Der Beweis für das Naturgesetz, daß die verständlichere Form sich durchsetzt, ist das Überleben des Bürgerlateins in den romanischen Sprachen.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Donnerstag, 22.11.2001


lieb gewinnen oder liebgewinnen

Kann ein Jemand eine Jemandin gewinnen oder eine Jemandin einen Jemand (vielleicht bei „Herzblatt“)?
Hat „lieb gewinnen“ sowieso nur resultative oder daneben auch modale Bedeutung, ist es eindeutig oder zweideutig?
Hat er sie ganz lieb gewonnen (er hat ihr in die Augen geschaut, und jetzt ist sie hin) oder - leider ab jetzt verboten - ganz liebgewonnen (sie hat ihm in die Augen geschaut, und jetzt ist er hin)? Vertauschte Rollen genauso möglich. Das wäre dann ein sehr schönes Beispiel, um Schülern die reformierte Rechtschreibung anschaulich zu erklären.
Falls es beide Bedeutungen je nach Betonung, aber mit gleicher Schreibweise gibt, muß ab jetzt die Silbenbetonung mitgedruckt werden. Die Schriftsetzer sollten sich was einfallen lassen, z.B. wie den Betonungsakzent im Spanischen bei nicht-regulärer Betonung (schwierig nur bei deutschen Umlauten).

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonntag, 18.11.2001


„Die hethitische Getrenntschreibung“ als Namensvorschlag für die neue deutsche

Bei entsprechenden Vergleichen der wichtigsten indogermanischen Sprachen ist die hethitische Sprache die einzige, in der Präverbien grundsätzlich vom Verb getrennt geschrieben werden. Dabei hat jede klassische Sprache selbständig ihre Schriftsprache entwickelt: Sanskrit, Griechisch, Lateinisch, Gotisch, Kirchenslawisch. (Wie die gemein-indogermanische Sprache geschrieben worden wäre, wenn sie ein Alphabet gehabt hätte, wissen wir nicht.)
Da diese Getrenntschreibung auch in der reformierten deutschen Rechtschreibung der Normalfall werden soll, berechtigt die neue deutsche Variante wegen ihrer ebenfalls absoluten Singularität zu der Bezeichnung „die hethitische Getrenntschreibung“, auch weil diese Schreibweise schon einmal als Einzelerscheinung mit der hethitischen Sprache untergegangen ist und dasselbe Verschwinden auch von der deutschen neuen Getrenntschreibung zu erwarten ist.
Die deutsche Sprache mit ihrem einzigartig vergesellschafteten Wortschatz ist im Gegenteil besonders geeignet für jederzeit neue Wortschöpfungen durch Zusammenschreibungen vorhandener Bauelemente wie in einem Baukastensystem, nicht nur bei Substantiven, sondern ebenso bei Verben, Partzipien, Adjektiven und Adverbien. Solche Wörter werden vom Leser durch gedankliche Zerlegung in ihre Bestandteile auch sofort verstanden. Wer dieses System richtig begreift, muß für diese äußerst produktive Eigenschaft unserer Sprache dankbar sein und darf sie nicht unterdrücken lassen. „Freiheit für die Zusammenschreibungen!“

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 12.11.2001


Isländisch

Zu dem Beitrag über Isländisch viel weiter unten.

Daß Isländer ihre alten Texte gut lesen können, hat sehr wohl etwas mit Rechtschreibung zu tun. Wenn die Isländer nämlich ihre Rechtschreibung ihrer Aussprache anpassen würden, könnten sie das nicht mehr. Die Aussprache des Isländischen hat sich nämlich ganz schön gewandelt. Man spricht heute anders als zur Zeit der Sagas. Vergleichbar ist das auch mit dem Dänischen. Die Dänen sprechen auch anders als sie schreiben. Wollten sie ihre Rechtschreibung der Aussprache anpassen, wäre es für die Schweden und Norweger nicht mehr so einfach, Dänisch zu lesen!

Aus Schweden noch die Information, daß sich dort eine Initiative zur Bekämpfung der Getrenntschreibung gebildet hat. Man sieht in Schweden vermehrt Schreibweisen wie Sjuk gymnast statt Sjukgymnast. Das erste heißt übersetzt „kranker Gymnast“, das zweite „Krankengymnast“.

Heike Frank, Skandinavistin   Schopfheim   h.d.frank@surfeu.de   Montag, 12.11.2001


Forster (nicht Foster)

sorry...

         Montag, 12.11.2001


Bindestrich (Antwort auf Foster)

Diesen Fehler machen die Leute seit eh und je. Der Denkfehler dabei ist, dass man etwa Willy Brandt doch ohne Bindestrich schreibt; wenn man das dann mit dem Wort Platz verbindet, muss nur dort, wo die Verbindung stattfindet, ein Bindestrich gesetzt werden, also Willy Brandt-Platz. Die Leute machten es vor der Reform falsch, sie machen es nach der Reform falsch. Ob das die Schüler wenigstens richtig machen, die mit reformierter Rechtschreibung aufwachsen? Abwarten...

Michael Jansen       m.jansen@berlin.de   Montag, 12.11.2001


Anderes Beispiel:

Bill Clinton (Bill statt William - na und?).

Christian Melsa   22149 Hamburg   c_melsa@gmx.net   Dienstag, 6.11.2001


Joschka und so

Joschka Fischer ist eben unter diesem Namen überall bekannt. Wer spricht denn auch von Walter Elias Disney? Immerhin gab es ja sogar schon einen deutschen Bundeskanzler, der sogar einen völlig anderen Namen (seinen Exil-Decknamen) trug als den, mit dem er geboren wurde.

Das Binde Strich-Chaos aus der SZ ist allerdings wirklich sehr amüsant. Mir scheint manchmal fast, als würde diese Zeitung das ganze Neuschriebdurcheinander absichtlich satirisch verarbeiten.

Christian Melsa   22149 Hamburg   c_melsa@gmx.net   Dienstag, 6.11.2001


Bindesstrich: Franz Josef Strauß-Preis? Hanns-Seidel-Stiftung?

„Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban erhält den Franz Josef  Strauß-Preis der Hanns-Seidel-Stiftung.“
So steht es in der Süddeutschen Zeitung vom 5.11. 01 S. 55.

Kann jemand Auskunft darüber geben, warum bei Franz Josef  Strauß-Preis  kein Bindestrich zwischen den Vornamen und dem Familiennamen steht, wohl aber  bei Hanns-Seidel-Stiftung?

Ist es nur eine sprachliche Schlamperei oder will die Süddeutsche Zeitung damit ausdrücken, daß der Name Franz Josef  Strauß nicht stimmt, da der frühere Verteidigungsminister, Starfighteraktionär, Parlamentbelügner und spätere bayerische Ministerpräsident in seiner Geburts- und Heiratsurkunde nur als einfacher  Franz Strauß geführt wurde? Vielleicht hängt das auch  mit dem Unterschied  zwischen Stiftung und Preis zusammen.  Aus welchem Topf stammt der Preis?  Gestiftet von Max oder Monika? Franz-Strauß-Preis(ohne Josef)wäre wenigstens der ehrlichere Preis. Ungarns  Ministerpräsident wäre auch mit ihm zufrieden gewesen.

Weil ich gerade bei Namen bin: Warum wird Joseph Martin Fischer  immer noch mit seinem Spitz- oder Kosenamen als Joschka auch in der sogenannten seriösen Presse geführt? Wann begreifen wir endlich, daß Politik keine Sache eines pubertierenden  Ewigclowns ist? Wie lange wollen wir uns selbst noch betrügen, daß ein ehemaliger Pflastersteinewerfer, Polizistenschläger, Bücherklauer, der selbst seine Lehre als Fotograf nicht durchgestanden  hat, als Außenminister unser Volk vertreten kann?

Peter W. Forster
Lerchenstraße 9
84137 Vilsbiburg

Peter W. Forster   Lerchenstraße 9   pw.forster@t-online.de   Dienstag, 6.11.2001


Zeitliche Verzögerung oder „Time lag"  

Es ist interessant zu beobachten, wie lange es dauert, bis Journalisten und Wissenschaftler diese Seiten entdecken, und wie lange es dauert, bis sie sich trauen, ihre Visitenkarte zu hinterlassen.

Da ist einmal Stephan Dové, der Korrektor der neuen Zürcher Zeitung, der sich als Nutzer im Rechtschreibforum eingetragen hat und die Netzseite der NZZ www.nzz.ch/ angegeben hat. Nun bin ich einmal gespannt, wie lange es braucht, bis ein deutscher Journalist diese Informationsquelle nutzt und Farbe bekennt.

Mir war die NZZ-Gruppe bisher nicht bekannt. Die AG für die Neue Zürcher Zeitung gibt nicht nur die »Neue Zürcher Zeitung« als eine der ältesten Zeitungen heraus, sondern ist auch in zahlreichen anderen Bereichen tätig. Dazu gehören die Publikation des Monatsmagazins »NZZ Folio«, die TV-Produktion NZZ Format, und mit NZZ Online ist die »Neue Zürcher Zeitung« als Internetdienst verfügbar. Um Synergieeffekte zu erzielen, ist die NZZ Beteiligungen an Druckereien und an Verlagen eingegangen, welche 1998 in der NZZ-Gruppe zusammengefaßt worden sind. Die NZZ-Gruppe ist in die Bereiche Neue Zürcher Zeitung AG, Regionalzeitungen und Geschäftsdruck unter dem Holdingdach der AG für die Neue Zürcher Zeitung gegliedert.

Presseprodukte der NZZ-Gruppe

1. Tageszeitungen
Neue Zürcher Zeitung: Schweizer und Internationale Ausgabe, Zürich
St. Galler Tagblatt (mit 9 Regionalausgaben), St. Gallen
Der Bund, Bern
Werdenberger & Obertoggenburger, Buchs

2. Sonntagszeitung
NZZ am Sonntag, Zürich (Start 17. März 2002)

3. Anzeiger
Anzeiger St. Gallen, St. Gallen
Anzeiger Region Bern, Bern
Zürich Express, Zürich

4. Zeitschriften/Magazine
NZZ Ticket (das Ausgehmagazin der Neuen Zürcher Zeitung), Zürich
NZZ Folio (das Montagsmagazin der Neuen Zürcher Zeitung), Zürich
Smash (Tennismagazin), St. Gallen
Drive (Golfmagazin), St. Gallen

5. Fachzeitschriften
Die neue Schulpraxis, St. Gallen
Textil-Revue, St. Gallen
Viscom, Print + Communication, St. Gallen

6. Television/Radio
NZZ Format, Zürich
Tele Ostschweiz, St. Gallen
Radio Aktuell, St. Gallen
Radio Ri, Buchs
BE1, Bern

Man sieht also, daß auch das St. Galler Tagblatt, in dem der Schweizer Lehrer Stefan Stirnemann seine hervorragenden, über die Rechtschreibreform aufklärenden Beiträge veröffentlicht, zur NZZ-Gruppe gehört.

Neu hinzugekommen ist in www.rechtschreibreform.com übrigens auch der japanische Germanist Yutaka Nakayama, der zuerst im Forum der DEUTSCHEN SPRACHWELT www.deutsche-sprachwelt.de/forum/ mit Beiträgen hervortrat. Dort findet man auch seine E-Mail-Adresse.

Schon die Verbreitung von Informationen über die Rechtschreibreform über die Massenmedien ist sehr lückenhaft und dauert recht lange. Aber zur Information über das Internet sind viele Journalisten technisch genauso wenig fähig oder willig wie viele Normalbürger und auch Lehrer. Auch bei Journalisten wird es ähnlich lange dauern wie bei den Lehrern, bis sie mit dem Internet umgehen wollen und es beherrschen. Auch so ist sicherlich der Time-lag, die zeitliche Verzögerung dieser Kenntnisse zu erklären. Aber auch wenn die Internettechnik beherrscht wird, haben manche Journalisten und Germanisten gewisse Berührungsängste und eine Scheu, offen ihr Interesse an dem Thema Rechtschreibreform zu zeigen, das im Bereich des Tendenzschutzes ihrer Verleger liegt. Es wird sich auf Grund dieses Time-lags nur sehr allmählich zeigen, ob ausländische Journalisten und Germanisten unbefangener an die Materie herangehen als die große schweigende Mehrheit deutscher Journalisten und Germanisten.

      Manfred.Riebe@raytec.de   Dienstag, 6.11.2001


Hitler-Tagebücher

Ja, lieber Herr Genzmann, die gefälschten Hitler-Tagebücher kamen indirekt von Bertelsmann. Wieso?
Man schaue nach bei www.stern.de/magazin/impressum/index.html. Dort steht:
Stern - Das Deutsche Magazin, Gegründet von Henri Nannen †, GRUNER + JAHR AG & CO.
GRUNER + JAHR aber gehört mehrheitlich Bertelsmann.
Man braucht sich eigentlich nicht an die Hitler-Tagebücher zu erinnern, sondern braucht bei www.google.de nur das Stichwort „Hitler-Tagebücher“ einzugeben. Dann sprudeln die Informationen nur so.

      Manfred.Riebe@raytec.de   Dienstag, 6.11.2001


Hethitische Getrenntschreibung

Mögliche Erklärung von § 34 des amtlichen Regeltextes, Getrenntschreibung von Verbzusätzen:
Anscheinend sehen dessen Erfinder die älteste schriftlich überlieferte indogermanische Sprache, den Hauptvertreter der anatolischen Gruppe, das Keilschrift-Hethitische (1600 - 1200 v. Chr.) in diesem Punkt als den ursprünglichen und deshalb allein richtigen Sprachzustand an. Im Standardwerk von Johannes Friedrich, Hethitisches Elementarbuch, Erster Teil, Kurzgefaßte Grammatik, steht nämlich in § 143 A) „Wie in den anderen indogermanischen Sprachen wird auch im Hethitischen die Bedeutung des einfachen Verbalstammes durch Präverbien modifiziert. Das Hethitische nimmt insofern einen altertümlichen Standpunkt ein, als die Präverbien stets als selbständige Wörter geschrieben werden und kleine Wörtchen (z.B. die Negation, § 281) zwischen Präverb und Verbum treten können. b) Die wichtigsten Präverbien sind: hinein, zurück, wieder, hinterher, weg, weiter, hin, hinab, hinzu, mit, vorwärts, heraus, vor, hinauf, empor, oben, herunter, auf, ein.“ Anscheinend sind entsprechende Zusammenschreibungen in anderen indog. Sprachen für die Erfinder des § 34 nur später (ab Sanskrit, Griechisch, Lateinisch, Germanisch, Slawisch) eingerissene Fehlentwicklungen, aber keine natürlichen Weiterentwicklungen.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 5.11.2001


zurnot

Ich muß zurschande meiner Allgemeinbildung einräumen, bis dato in Unkenntnis der Tatsache gewesen zu sein, daß die vermeintlichen »Hitler-Tagebücher« damals bei Bertelsmann verlegt worden waren ...

Mit den neuen »Recht«schreibwörterbüchern, die im selben Verlag, aber auch bei Duden erscheinen, werden wir nun offenbar ein weiteres Mal verschaukelt ...

Hm, die Schreibweisen ›zuderstunde‹ und ›andemabend‹ könnte ich zurnot zwar annehmen, zurzufriedenheit und zurerbauung genügen sie für mein Empfinden jedoch noch nicht ganz ...

Thomas Rhaire   Hamburg   Thomrhai@gmx.de   Montag, 5.11.2001


zurstunde

Schreiben Sie doch lieber zuderstunde.
Auch andemabend scheint angemessener als an dem Abend.
Schade, daß sich kaum jemand an die gefälschten Fritz-Hitler-Tagebücher erinnert. Kamen die nicht auch von Bertelsmann?

Genzmann      genzmann@aol.com   Sonntag, 4.11.2001


›zurstunde‹?

Mal angenommen, ich würde vollkommen obrigkeitshörig (...) und aus diesem Grunde bemüht sein, mich gemäß den ›neuen Schreibregeln‹ zu verhalten: müßte ich dann – wenn »zurzeit« (für »zur Zeit«) nun Vorschrift ist – nicht auch ›zurstunde‹ (für ›zur Stunde‹) nehmen???

Thomas Rhaire   Hamburg   Thomrhai@gmx.de   Sonnabend, 3.11.2001


Philologen und Linguisten

Es erstaunt zunächst, daß die überwiegende Mehrheit der Germanisten sich gegenüber der Schlechtschreibreform und der neuen Schlechtschreibung passiv verhält.
In „Geschichte der italienischen Sprache“ von Marcello Durante findet man die dazu passende Erklärung: „Für den Philologen ist der Text mit seinen Aspekten und Problemen Gegenstand der Untersuchung. Für den Linguisten ist der Text ein Element der Beurteilung der den Strukturen und der Sprachentwicklung immantenen Gesetze.“

Die meisten Germanisten werden für den gymnasialen Deutschunterricht ausgebildet, um dort Literaturtexte interpretieren zu lassen, und sind daher Philologen. Weil die Sekundärliteratur ihnen die Musterlösungen bietet, ist für sie die Schreibweise der Originaltexte ganz unwichtig. (Für die Schüler, die die Sekundärliteratur nicht haben, ist die neue Schreibweise eine mutwillige Erschwerung des Textverständnisses. Für sie empfiehlt sich die Lektüre dieser Texte zusätzlich in der bisherigen Rechtschreibung.)

Besonders die Wörtervernichtung handelt den „den Strukturen und der Sprachentwicklung immanenten Gesetzen“ zuwider. Die bisherige natürliche Weiterentwicklung der Sprache in Richtung neuer Wortschöpfungen durch Zusammenschreibungen wird beendet. Dafür gibt es als grammatische Neuerungen erstmals in einer indogermanischen Sprache bei intransitiven Verben Akkusativobjekte oder Substantive als großgeschriebene Adverbien und Vergleiche und Steigerungen bei Substantiven. Dagegen müssen die Linguisten aktiviert werden. Sie sind keine an die Erlasse der Kultusminister weisungsgebundenen Schullehrer, sondern nur der Wissenschaft verpflichtete Hochschullehrer. Wenn die zukünftige Sprachentwicklung vom Staat diktiert wird, ist sie nicht mehr Gegenstande der Sprach-, sondern der Politikwissenschaft.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Freitag, 26.10.2001


Agitation bei Kunden, Industrie, Handel und Banken

Herr Prof. Ickler hat am 14.10.01 einen sehr wichtigen Satz geschrieben (er schreibt natürlich immer sehr wichtige Sätze):
„Auch müßten Firmen einsehen, daß ihre Werbung zum Teil verpufft, wenn sie das Volk mit dummer Rechtschreibung ärgern.“

Dazu passen die Ausführungen von Marcello Durante in „Geschichte der italienischen Sprache“: „Der Dialekt, aus dem die italienische Sprache hervorging, war das Florentinische und nicht allgemein das Toskanische. ... Welche Faktoren haben die Beförderung des Florentinischen zur Nationalsprache bestimmt? ... Das Florentinische war das konservativste Idiom. ... Es waren die Kaufleute, die die Praxis des schriftlichen Volgare verbreiteten. ... Die Florentiner beherrschten die Hochfinanz und besaßen die Hegemonie in Handel und Industrie, sie bildeten zum Großteil die unternehmerische Klasse, stellten sich oft für diplomatische Dienste zur Verfügung. ... Die Präsenz des Florentinischen war überall spürbar, im Handelswesen, bei der Finanzierung von Kriegen und Allianzen, bei der Steuererhebung.“

Für uns bedeutet das, daß die von Industrie, Handel und Banken geschriebene Sprache entscheidend ist, nicht nur in der Werbung, sondern in allen Bereichen des Schriftverkehrs mit Kunden und Geschäftspartnern. Die Kunden müssen nur ermutigt werden, im Schriftverkehr mit ihnen die bewährte Qualitätsrechtschreibung zu verlangen. Dann wird sich sehr schnell die Einsicht durchsetzen, daß man Kunden und Geschäftspartner nicht mit merkwürdiger Rechtschreibung verärgern darf, sondern daß es für den Wettbewerbsvorteil nötig ist, für sie die bewährte Qualitätsform beizubehalten. Die Firmenleitungen sagen schon immer zu ihren Mitarbeitern: „Die Kunden bezahlen Euren Arbeitsplatz.“ Weil Industrie, Handel und Banken auf die Wünsche und Meinungen ihrer Kunden große Rücksicht nehmen müssen, liegt hier die Chance für den Sieg der bisherigen Qualitätsform.
Weil dann die Mitarbeiter sie auch voll beherrschen müssen, müssen alle Schulabgänger und Hochschulabsolventen, die nicht in den Staatsdienst eintreten, und das ist die große Mehrheit, für die Einstellungstests und die Berufspraxis wieder umlernen. Die Schulen lehren dann nur noch richtig für Staatsbedienstete, und das ist nur eine kleine Minderheit. Für die Rechtschreibung gilt dann: „Nicht für die Schule, sondern für den Staatsdienst lernen wir.“ Das wird sich die Mehrheit nicht bieten lassen.
Auch eine Zweigleisigkeit zwischen der Rechtschreibung der Wirtschaft und des Staatsdienstes, z.B. zwischen privaten und staatlichen Ausschreibungen, wird sich nicht halten. Eine eigene Behördenrechtschreibung wird sich lächerlich machen wie das österreichische Kanzleideutsch. Die Freistil-Rechtschreibung der Zeitungen wird bereits von niemandem mehr ernstgenommen.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonntag, 21.10.2001


Pronominal

Ah, hier wird auch gerade dieser Bereich angesprochen (wie im Forum). Ich sehe das so: Es gibt natürlich „das Gleiche“, etwa in einem Satz wie „Der Künstler versuchte, das Gleiche zu betonen“ (im Sinne von: die Gleichheit). In dieser Situation tritt eine echte Substantivierung ein. In einem Satz wie „Ob nun hier oder dort, das ist genau das gleiche“ muß „gleiche“ natürlich klein geschrieben werden, denn es geht nicht um das Gleiche. Das Ganze verhält sich ähnlich wie mit „jemand“; man schreibt „Es wollte jemand zu mir“, obwohl man natürlich auch substantivieren kann: „Dieser Jemand wollte zu mir“.

Mit dem Selben geht das allerdings schlecht sinnvoll - was soll das Selbe sein? Hier würde man wohl eher vom Selbst sprechen.

Christian Melsa   22149 Hamburg   c_melsa@gmx.net   Freitag, 19.10.2001


das Gleiche, das Selbe

was spricht gegen diese Schreibweise, Herr Upmeyer? Können Sie begründen, warum das Gleiche richtig ist, es umgekehrt aber dasselbe heißen muss? Ist das nicht, wie Ickler sagt, eine rein gewohnheitsmäßige Zusammenschreibung? Was bringt Sie zu der Annahme, dass es sich nicht um eine Substantivierung handelt?

Michael Jansen       m.jansen@berlin.de   Freitag, 19.10.2001


Das Selbe

In der Süddeutschen Zeitung gibt es jetzt „das Selbe“.
Ist „das Selbe“ die Substantivierung eines Adjektivs „selb“, z.B. aus „das selbe Auto“, nur analog zu „das Gleiche“ als Substantivierung des Adjektivs „gleich“, z.B. aus „das gleiche Auto“? (Der Bedeutungsunterschied wird sowieso oft mißachtet.)
Oder heißt es jetzt nicht nur: „Freiheit für die Substantive!“, sondern auch: „Freiheit für die Artikel!“?
Wenn Substantive und Artikel damit durchkommen, werden die anderen Wortarten bald auch nach Befreiung von ihren Fesseln schreien. Das ist dann der Freiheitsaufstand der deutschen Wörter. Jetzt haben wir noch (wohl schon zu lange) das „Neuhochdeutsch“. Danach werden wir das „Reformhochdeutsch“ oder kurz „Reformdeutsch“ haben.
Wenn aber für Zeitungen gilt: „Wie es euch gefällt“ (uns Lesern gefällt es gar nicht), brauchen wir erst recht keine neuen Regeln und überhaupt keine Reformkommission.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Donnerstag, 18.10.2001


Zwecklos

Ein gutes Demonstrationsobjekt: Witzig, daß kein einziger Rechtschreibfehler in dem vorangegangenen Beitrag durch die Rechtschreibreform entfällt.

Christian Melsa   22149 Hamburg   c_melsa@gmx.net   Mittwoch, 17.10.2001


Was soll der scheiß?????

Was soll der Scheiß hier eigentlich??? Da glaubt man, man kommt auf eine Seite mit ordentlichen Diktaten zum erweitertem Infinitiv und was findet man? Irgentwelche Schriften von komischen Heinis, die sich als Proffessoren und Doktoren ausgeben und irgentwelche gequirrlte Kacke verzapfen. Ich bin echt enttäuscht von dem Macher dieses Werkes, dass sich Internetseite schimpft. Was Sie brauchen ist wahrscheinlich mal wieder ordentlicher sex´. Gehen Sie doch ins Puff, wenn ihre Alte es ihnen nicht mehr richtig besorgen kann. Oder haben Sie gar keine alte??? Nun kennt ihr alle meine meinung zu diesem misst. Falls sie Ihnen nicht gefällt, können Sie mir ja mal Mailen.

Pr. Dr. Julian Massing   geht Sie nichts an   julimassing@yahoo.de   Mittwoch, 17.10.2001


Die sprache gehört dem volk!

Schlagt der Burjoisie ihr herrschaftsinstrument aus der hand! Aktion „rechtschreibung von unten“

„rewoluzza"   schwarzer block   pankapawilljong@berlin.de   Mittwoch, 17.10.2001


Weg mit der „Reform“!

Klingt ganz griffig. Allerdings ist der Aufruf zur Beseitigung
einer Reform schon ein Oxymoron in sich und stellt etwas die
Glaubwürdigkeit des Aufrufenden in Frage. Man denkt bei so etwas
eher an: „Weg mit den alten Zöpfen“. Es müßte vermittelt werden, daß in diesem
Falle das Beseitigen einer Reform gerade die Reform darstellt.

Christoph Kukulies      kukulies@gmx.de   Mittwoch, 17.10.2001


Streitruf

Der von Herrn Upmeyer angeregte Streitruf könnte beispielsweise »Rechtschreibung statt Schlechtschreibung – Weg mit der Reform!« lauten.
Es wäre zudem recht einprägsam, im Zusammenhang mit dem neuen, serifenlosen Duden nur noch vom »Schlechtschreib-Duden« zu sprechen.
Trifft’s den Nagel?

Thomas Rhaire   Hamburg   Thomrhai@gmx.de   Dienstag, 16.10.2001


Laufende selbsttätige Weiterentwicklung der Sprache:

Adverbiale (Umstandsbestimmungen) mit Substantiven enthalten normalerweise eine Präposition.
Wird das Verb zusammen mit der Umstandsbestimmung substantiviert, kann die Präposition verlorengehen.
Wird dann aus dem Verbalsubstantiv das Verb zurückgebildet, wird oft die Präposition nicht wieder ergänzt, vermutlich, weil sie unzweifelhaft und für das Verständnis redundant und unnötig ist. Auf diese Weise können Substantive zu großgeschriebenen Adverbien werden. Das ist eine grammatische Neuerung, die der Sprachgebrauch hervorgebracht hat und die von der Rechtschreibreform weiter vorangetrieben wird.

Ich fahre mit dem Auto, Bus, Fahrrad. -> Ich liebe das Autofahren, Busfahren, Fahrradfahren. -> Ich fahre Auto, Bus, Fahrrad.
Er läuft auf Skiern, Schlittschuhen, Rollschuhen. -> Er geht zum Skilaufen, Schlittschuhlaufen, Rollschuhlaufen. -> Er läuft Ski, Schlittschuh, Rollschuh.
Das Kind läuft auf der Mauer, auf dem Eis. -> Es geht zum Mauerlaufen, Eislaufen. -> Es läuft Mauer, Eis.
Er schwimmt auf dem Rücken. -> Er geht zum Rückenschwimmen. -> Er schwimmt Rücken.
Er steht auf dem Kopf, auf dem Posten. -> Er ist beim Kopfstehen, Postenstehen. -> Er steht Kopf, Posten.
Sie stehen in der Schlange. -> Sie sind beim Schlangestehen. -> Sie stehen Schlange.
Er zeichnet mit Tusche. -> Er liebt das Tuschezeichnen. -> Er zeichnet Tusche (oder tuschezeichnet er?).
Er turnt am Reck, am Barren. -> Er liebt das Reckturnen, Barrenturnen. -> Er turnt Reck, Barren.
Wir steigen auf den Berg. -> Wir gehen zum Bergsteigen. -> Wir steigen Berg (oder bergsteigen wir?).
Er tanzt auf dem Seil. -> Er geht zum Seiltanzen. -> Er tanzt Seil (oder seiltanzt er?).
Er hüpft im Sack. -> Er geht zum Sackhüpfen. -> Er hüpft Sack (oder sackhüpft er?).
Sie klettern auf den Baum, im Fels. -> Sie gehen zum Baumklettern, Felsklettern. Sie klettern Baum, Fels.
Der Vogel sitzt auf dem Baum. -> Der Vogel liebt das Baumsitzen. -> Der Vogel sitzt Baum.
Er sitzt gern im Wirtshaus. -> Er liebt das Witshaussitzen. -> Er sitzt Wirtshaus.
Die Katze liegt auf dem Dach. -> Die Katze liebt das Dachliegen. -> Die Katze liegt Dach.
Er mag nicht im Bett liegen. -> Er haßt das Bettliegen. -> Er liegt Bett.
Er badet in der Wanne. -> Er liebt das Wannebaden. -> Er badet Wanne (oder wannenbadet er?).

Außer „fahren“ sind es imperfektive, intransitive Verben; nur „fahren“ kann auch transitiv im Sinne von „führen“ sein.
Es scheint ein gesetzloses Gebiet zu sein und sollte in Prof. Icklers „Kritischem Kommentar“ zu §34, Satz (5) ausführlicher behandelt werden.   

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 15.10.2001


Laufende selbsttätige Weiterentwicklung der Sprache:

  

         Montag, 15.10.2001


Schlechtschreibung

Da ich Rechtschreibung im Sinne von Richtigschreibung verwende, die sogenannte »neue Rechtschreibung« sich in vielen Fällen jedoch als Falschschreibung erwiesen hat, bin ich geneigt,zwischen (bisher gültiger, »alter«) Rechtschreibung und (reformbedingter, »neuer«) Falschschreibung zu unterscheiden.
In den Fällen, wo die »neue Schreibweise« nicht ›falsch‹, sondern lediglich schwerer lesbar, umständlicher oder weniger eindeutig ist, gebe ich mich auch mit der Bezeichnung Schlechtschreibung zufrieden.
Also Rechtschreibung vs. Falschschreibung
bzw. Rechtschreibung vs. Schlechtschreibung.

Thomas Rhaire   Hamburg   Thomrhai@gmx.de   Donnerstag, 11.10.2001


Einprägsame Bezeichnungen gesucht

Als Zwischenergebnis erscheinen mir besonders aussagestark die Bezeichnungen „leseleichtere klassische Schreibweise“ und „leseschwerere Reformschreibweise“ zu sein.
Vielleicht gibt es noch bessere Bezeichnungen, die sich gut einprägen. Wichtig ist, daß auch jeder andere sie sofort versteht. Am wichtigsten ist, daß die vielen bisher Uninteressierten aufgeschreckt werden und sich persönlich betroffen fühlen.
Leichtere Lesbarkeit und dadurch leichteres Verständnis muß als Qualitätsmerkmal und Wettbewerbsvorteil für Druck-Erzeugnisse herausgestellt werden, auch und gerade bei Lesenlernern und ganz besonders bei den vielen Lesern ohne höhere Schulbildung. Was für Bedienungsanleitungen als selbstverständlich gefordert wird, muß auch für die Schreibweise gefordert werden. Die Käufer und die Buchhändler müssen das ausdrücklich von den Verlagen verlangen, weil es ganz ohne Mehraufwand möglich ist. Vielleicht läßt die Hervorhebung der leichteren Lesbarkeit sogar die Zeitungsmacher auf ihre Leser Rücksicht nehmen.
Die von den Gerichten behauptete Nicht-Betroffenheit des privaten Bereiches entspricht nicht der Wahrheit, weil man zwar weiter wie bisher leseleicht schreiben darf, aber in den meisten Druck-Erzeugnissen die leseschwerere Reformschreibweise lesen und verstehen können muß. Dadurch wird auf die Dauer doch die private Schreibweise beeinflußt und verändert.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 8.10.2001


Klassische Rechtschreibung

Gerade lese ich den Eintrag, den Herr Upmeyer am 18.09.2001 ins Gästebuch geschrieben hat. Es geht um die Suche nach Bezeichnungen für die „neue“ und die „alte“ Rechtschreibung.
Mir gefällt immer sehr gut „Klassische Rechtschreibung“. Irgendwie verbinden sich damit für mich die Assoziationen: „hohe Qualität, lange bewährt, unbedingt erhaltenswert“.
Für die „neue“ deutsche Rechtschreibung reicht mir der Ausdruck  "Neuschrieb“. Gerade auch, um die schlechte Qualität schon im Wort deutlich zu machen.
Auf jeden Fall ist die „alte“ Rechtschreibung die einzige einheitliche Rechtschreibung, die es je gab. Diese haben die Reformer gemeinsam mit den Kultusministern gnadenlos zerstört.
Claudia Ludwig
1. Vorsitzende
Lebendige deutsche Sprache e.V.   

Claudia Ludwig      info@lebendigesprache.de   Sonnabend, 6.10.2001


Nachtrag

Er schwimmt Brust, Rücken: Akkusativ? Wen oder was schwimmt er? Dann Passiv: Wird die Brust, der Rücken geschwommen? Instrumental? Womit schwimmt er? Lokativ? Worauf schwimmt er?
Er schreibt Maschine: Akkusativ? Was schreibt er? Dann Passiv: Wird die Maschine geschrieben? Instrumental? Womit schreibt er? Lokativ? Worauf schreibt er?
Da es für Instrumental und Lokativ keine kennzeichnenden Endungen gibt, verlangen sie eine entsprechende Präposition.

Fahren:
Obwohl er beim S-Bahnfahren (U-Bahnfahren) einmal ein Signal übersehen hat und deswegen als S-Bahnfahrer (U-Bahnfahrer) entlassen wurde, darf er weiter als S-Bahnfahrer (U-Bahnfahrer) S-Bahn (U-Bahn) fahren.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 3.10.2001


Weitere Grammatikfehler?

Regeln aus der Schulgrammatik (Rahn-Pfleiderer, Deutsche Schulgrammatik, Klett Verlag):
Verben, die einen Akkusativ bei sich haben, heißen transitiv, die mit anderen oder gar keinen Fällen verbundenen heißen intransitiv.
Transitive Verben bilden ein persönliches Passiv. Transitive und reflexive Verben bilden die zusammengesetzten Zeitformen mit „haben“, ebenso einige Intransitiva wie schlafen, weinen u.a.
Intransitive Verben der Bewegung und des Überganges bilden diese Formen mit „sein“.
Wenn bei einigen Verben der Bewegung die Tätigkeit an sich oder der Verlauf ohne Quelle oder Ziel hervorgehoben wird, müssen die zusammengesetzten Zeitformen mit „haben“ gebildet werden. Stehen, liegen, sitzen werden norddeutsch mit „haben“ und süddeutsch mit „sein“ verbunden.
Beim Bilden des Passivs werden Akkusativ-Objekt und Subjekt vertauscht.

Wenn aber der Substantiv-Fall nicht klar erkennbar ist?
Sie stehen Kopf: Was (Akkusativ-Objekt) oder wo (Lokativ mit verschlampter Präposition) oder womit (Instrumental mit verschlampter Präposition) stehen sie? Ist „stehen“ transitiv, folglich das Passiv: „Der Kopf wird gestanden“ oder intransitiv ohne Passiv? Orthographische Rückbildung von Kopfstehen?
Sie laufen Eis: Was (Akkusativ) oder wo (Lokativ mit verschlampter Präposition) laufen sie? Orthographische Rückbildung von Eislaufen? Wird das Eis gelaufen?
Sie stehen Schlange: Was (Akkusativ) oder wie (Instrumental) oder wo (Lokativ) stehen sie? Rückbildung von Schlangestehen? Wird die Schlange gestanden?
Es tut Not: Es tut was (Akkusativ) oder wie (Instrumental)? Rückbildung von Nottun? Wird die Not getan?
Die Sachen fangen Feuer: Was (Akkusativ) fangen sie? Wird das Feuer von den Sachen gefangen?
Sie gehen Pleite: Was oder wie gehen sie? Rückbildung von Pleitegehen? Wird die Pleite gegangen?
Sie fahren Zug, Bus, Auto: Was (Akkusativ) (als Fahrer) oder womit (Instrumental) oder worin (Lokativ) (als Fahrgäste) fahren sie? Rückbildungen von Zugfahren, Busfahren, Autofahren, wo schon aus der Substantivierung nicht erkennbar ist, ob als Fahrer oder Mitfahrer? Fährt ein S- oder U-Bahnfahrer die Bahn oder fährt er mit? Bei Bus- und Autofahrer ist es klar.
Sie fahren Rad, Ski: Was (Akkusativ) oder womit (Instrumental) oder worauf (Lokativ) fahren sie? Rückbildungen von Radfahren, Skifahren?
Fahren kann transitiv mit Passiv oder intransitiv ohne Passiv sein.
Sie laufen Schlittschuh: Was (Akkusativ) oder womit (Instrumental) laufen sie? Rückbildung von Schlittschuhlaufen? Wird der Schlittschuh gelaufen?
Es gibt noch viele weitere Beispiele, wo der Substantiv-Fall unklar bleibt und ob das Verb transitiv oder intransitiv ist und ob es ein Passiv gibt.

Orthographische Rückbildungen sind dann problematisch, wenn das Substantiv kein Akkusativ-Objekt, sondern ein Instrumental oder Lokativ mit bei der Substantivierung weggefallener Präposition ist. Eigentlich müßte diese bei der Rückbildung wieder hinzugefügt werden, damit der Substantiv-Fall klar wird. Sonst ist das mindestens schlechtes Deutsch. Die Rechtschreibreform vermehrt diese Fälle absichtlich und trägt dadurch dazu bei, auch die gesprochene Sprache ungenau zu machen. Es ist eben nicht nur Reformschreibung, sondern auch Reformdeutsch, was sich da ausbreitet. Früher wurden wir in der Schule in allen Fächern immer wieder angewiesen, uns genau auszudrücken, und es galt: „Wer sich nicht genau ausdrücken kann oder will, benutzt Fremdwörter, weil deutsche Wörter zu genau sind.“ Jetzt genügen dafür deutsche Wörter. Soll das hingenommen werden? Die selbständige Entwicklung der Sprache ging immer in Richtung genauerer Ausdrücke, denn genaues Denken braucht genaue Ausdrücke, und diese bewirken wieder genaues Denken. Das scheint bei höherer Stelle unerwünscht zu sein. Vielleicht würde es die Sprache der Politiker entlarven.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   hening@upmeyer.de   Donnerstag, 27.Sep.2001


Keine (!) Löschungen

Weiter unten beklagt Herr Upmeyer Löschungen. Die Redaktion hat eben dieses Gästebuch abgeschnitten und wegen Überlänge ausgelagert. In diesem Arbeitsgang wurden auch leere Einträge (ohne Text, nur Datum) gelöscht. Textbeiträge werden hier und auch in der neuen Forentechnik nicht gelöscht. Wenn jemand seinen Beitrag vermißt, bitte an die Bestätigung nach dem Abschicken denken. Vorher kann die Ansicht ja noch korrigiert werden (Nachrichten). Auch ein erneutes Laden kann den Beitrag hervorzaubern. Die ganz seltenen Löschungen sind begründet und gut dokumentiert. Eine herzliche Einladung möchten wir aussprechen, die „neue“ Technik kennenzulernen. Die neue Technik ruht auf einer Datenbank. In nur einer Datenbankdatei sind alle Beiträge an einer Stelle durchsuch- und eben auch findbar. Auch die Nachrichten werden demnächst in dieser Datenbank weitergeführt werden. Wir freuen uns über das Beitragleben hier in diesem „bisherigen“ Gästebuch. Es wird eines Tages wegen zu großem Zeitaufwand technisch vernachlässigt werden. Beispielsweise sind frischere Beiträge nicht mehr in die Datenbank übertragen worden und folglich auch dort nicht mehr findbar.

Dominik Schumacher   Bad Ems   DS@rechtschreibreform.com   Donnerstag, 27.Sep.2001


Schrieb oder Wisch

Im Prinzip ja, jedoch ist der Begriff Schrieb nicht in diesem Sinne zuzuordnen, eher abwertend im Sinne von Wisch, aber das ist wohl eher Gewohnheitssache.

(„Kam mir doch soon Schrieb ins Haus geflattert“)

Karl Eichholz      Karl.Eichholz@gmx.de   Freitag, 21. Sept. 2001


Reformschrieb

Schrieb, Schreibe, kommen so etwas salopp daher und fallen in die Kategorie
grassierende Substantivierung von Verben, wie auch z.B. „die Denke“. Mir fällt
zwar auch im Moment nichts Besseres ein, wollte aber auf diesen ‚Beigeschmack‘
hinweisen, wenn man diese Worte verwendet.

Vielleicht sollte man Schreibung als Stamm verwenden, also z.B.
bewährte Qualitätsschreibung, Reformschreibung.
Alte Rechtschreibung ist ja auch schon wieder abwertend.
Vielleicht ‚Altbewährte Rechtschreibung‘?

Christoph Kukulies      kukulies@rwth-aachen.de   Freitag, 21. Sept. 2001


Feuerwehr oder was?

Sehr geehrter Herr Upmeyer,

die von Ihnen angeschnittenen Löschungen kann ich nun wiederum nicht bestätigen; selbst grobe Entgleisungen sind bislang eher gemahnt denn gelöscht worden. Wie dem auch sei, auch hier wird selbstverständlich gelöscht, wenn es denn nottut, aber dem muß schon starker Tobak vorangehen.

Die Gepflogenheiten guter Gesellschaft gelten hier ebenso wie überall. Wer jedoch ein soziales Mitglied der Gemeinschaft ist und sich auch so verhält, dem wird wohl so schnell nichts gestrichen. Technische Pannen natürlich ausgenommen.

Daß Rechtschreibung nicht notwendigerweise auch alle Randbereiche der Politik beinhaltet, sollte auch einleuchten.

Bislang konnte ich dieses Forum eher als extrem tolerant und geduldig kennenlernen. Es gibt viele Foren, die sehr viel strikter sind.

Wenn es also keine technische Panne war (Sie hatten es doch tatsächlich abgeschickt und auch aus dem Netz lesen konnen?) und tatsächlich aufgrund des Inhalts gelöscht wurde, dann sollten Sie evtl. nochmal resümieren, ob denn alles der Etiquette entsprach.

Wenn es denn ungerechtfertigt verschwand, oder eben doch eine Panne war, so steht dem Wiederhineinstellen natürlich auch nichts im Weg. Wichtige Beiträge sollte man ohnehin im Doppel auf dem eignen Rechner haben.


Herzlichen Gruß von Karl Eichholz

Karl Eichholz      Karl.Eichholz@gmx.de   Donnerstag, 20. Sept. 2001


„Schwere Grammatikfehler"  


Wie sieht es bei Gericht aus?

Zwei Täter gestehen, daß sie den Mann zusammengeschlagen
haben, aber auf dem Protokoll steht, daß sie ihn zusammen
geschlagen haben. (Zwar kein schwerer Grammatikfehler, aber
das Strafmaß müßte geringer ausfallen, denn zusammen  schlagen
ist etwas anderes als zusammenschlagen).

Ruth Salber-Buchmüller      salberbuchmüller@hotmail.com   Donnerstag, 20. Sept. 2001


Altes Gästebuch

Sehr geehrter Herr Eichholz,

vielen Dank für Ihre Mitarbeit bei der Namenssuche. Ihr Vorschlag ist gut.

Ich bleibe im alten Gästebuch, denn aus der Tatsache, daß hier auch die Duplikate von versehentlich mehrfach abgeschickten Beiträgen nicht gelöscht werden, kann man schließen, daß hier keine Beiträge gelöscht werden.
In den anderen Abteilungen hört man öfters von Löschungen.
Dort wurde auch ein Beitrag von mir gelöscht, in dem ich überlegte, welche andere Sprache in Europa einen Vorteil von der Beschädigung der deutschen hat, und in dem ich daran erinnerte, daß zu großer Obrigkeitsgehorsam auch den Nazis Machtergreifung und -erhalt sehr erleichterten.

Mit freundlichen Grüßen
Henning Upmeyer

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10   henning@upmeyer.de   Donnerstag, 20. Sept. 2001


Schwere Grammatikfehler:

Die Getrenntschreibung von Verbzusätzen ist noch kein Grammatikfehler, aber oft eine wesentliche Bedeutungsverfälschung. Bisher wurde die Bedeutung durch die Schreibweise unterschieden: Die Zusammenschreibung „zusammenbrechen“ bezeichnete resultativ das Ergebnis und die Getrenntschreibung „zusammen brechen“ modal die Art und Weise der Ausführung der Handlung.

Die Getrenntschreibung von Substantiv-Partizip- und Substantiv-Adjektiv-Zusammensetzungen ist noch kein Grammatikfehler, wenn das Substantiv ein Akkusativ-Objekt ist, das keine Präposition verlangt, aber oft eine wesentliche Bedeutungsverfälschung. Bisher wurde die Bedeutung durch die Schreibweise unterschieden: Die Zusammenschreibung bezeichnete eine dauernde, nicht nur gelegentliche oder vorübergehende Eigenschaft und die Getrenntschreibung eine gelegentliche oder vorübergehende Eigenschaft.
Bisher war hier Zusammenschreibung nur erlaubt, wenn die Adjektiverweiterung tatsächlich nicht selbst auch erweitert war. Die reine Möglichkeit einer Steiger- oder Erweiterbarkeit spielte bisher keine Rolle.
Ein schwerer Grammatikfehler ist es aber, wenn bei den nachträglich abgetrennten Substantiven Vergleichs- oder Steigerungspartikel stehen, die nur für die vorherigen erweiterten Adjektive zulässig sind, nicht aber für Substantive, z.B. „wie“, „sehr“, „äußerst“, „besonders“ usw.

Die Getrenntschreibung von Substantiv-Partizip- und Substantiv-Adjektiv-Zusammensetzungen ist aber dann ein schwerer Grammatikfehler, wenn durch die bisherige Zusammenschreibung eine Präposition, ein Reflexivpronomen oder ein Possessivpronomen oder alle zusammen weggefallen waren und bei der späteren Getrenntschreibung nicht wieder hinzugefügt werden. Die Rechtschreibungs-Umstellprogramme z.B. der Süddeutschen Zeitung können das nicht, wenn es überhaupt als Automatik programmierbar ist, denn viele Partzipien und Adjektive verlangen ihre speziellen Präpositionen und Pronomen. Beispiele: regendurchnäßt = vom Regen durchnäßt, schuldbewußt = sich seiner Schuld bewußt. Ohne die richtigen Präpositionen und Pronomen sind das schwere Grammatikfehler. Diese Grammatikfehler werden jetzt zusätzlich zur Sinnverfälschung in die umgestellte Literatur eingebaut, so daß die Leser daraus fehlerhaftes Deutsch übernehmen, weil sie möglicherweise meinen, hier seien Präpositionen und Pronomen unnötig und Vergleichs- und Steigerungspartikel zulässig. Es wäre interessant, ob das auch in den Schulen so falsch gelehrt wird. Das wäre gerichtlich angreifbar und sollte nicht hingenommen werden.
Neuestes Beispiel aus der Fürstenfeldbrucker SZ vom 18.9.01: „Eine stabile und Hochwasser sichere Holzbrücke“. Die zahlreichen derartigen Beispiele beweisen, daß die Verfasser weiter die bisherigen Zusammenschreibungen wie „hochwassersicher“ verwenden und diese erst später von Rechtschreibprogrammen getrennt werden. Andernfalls hätten die Verfasser es gleich mit den notwendigen Präpositionen und Pronomen getrennt geschrieben. Sie trauen also der Dauerhaftigkeit der neuen Rechtschreibung auch nicht, und bei einer Rückumstellung brauchen nur die Umstellprogramme entfallen. Dies scheint die allgemeine Einstellung in den Redaktionen zu sein.
Traurig ist nur, daß Leserbriefe, deren Sinn durch Umstellprogramme nicht verfälscht werden soll, vorsichtshalber an kritischen Punkten in neuer Rechtschreibung verfaßt werden müßten, auch wenn man diese ablehnt. Das dient dann wiederum dem IDS als angeblicher Beweis, daß die neue Rechtschreibung angenommen würde.

Da die Bedeutungsverfälschungen vom IDS immer damit verharmlost werden, daß der Sinn angeblich aus dem Satzzusammenhang erkennbar bliebe, sollten die Grammatikfehler stärker herausgestellt werden, weil sie tatsächlich der Sprache Schaden zufügen und das rechtlich angreifbar ist. Deutsch-Profis sollten nach weiteren Fehlermöglichkeiten suchen.

Ohne ein zusätzliches Grammatikprüfprogramm sind die Rechtschreibungs-Umstellprogramme nicht auf die bisherige Literatur anwendbar. Eine Nachkontrolle von Hand ist unbezahlbar. Aber mit einem solchen Prüfprogramm würden peinlicherweise die durch die Rechtschreibungs-Umstellung verursachten Grammatikfehler sofort und überall massenweise sichtbar werden.

Quelle: Rahn-Pfleiderer, Deutsche Schulgrammatik, Klett Verlag

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 19. Sept. 2001


Reformschrieb?

wie wäre es mit
Normalschrieb / Reformschrieb
Altschrieb / Neuschrieb
Bewährtschrieb / Fehlerschrieb
Gutschrieb / Schlechtschrieb
?

„schrieb“ dürfte etwas besser treffen als „deutsch“, denn „deutsch“ kann ja auch gesprochen sein.
Es ist kurz, prägnant, läßt nicht viele Mißverständnisse zu.

Übrigens: Kommen Sie doch in die gute Stube!
Da gibt es im Regal sogar ein Fach, wo dieses Thema ganz gut dazupaßt.

Wir beißen nicht, es ist geheizt,
(.... wir haben Teer, wir haben Federn. Und wir lieben Scherze)

Wer sich nicht registrieren möchte, kann ins (neue) Gästebuch schreiben, wer sich registriert, kann überall schreiben.

Karl Eichholz      Karl.Eichholz@gmx.de   Mittwoch, 19. Sept. 2001


Kurze und einprägsame Namen gesucht:

Die Bezeichnungen „Deutsch in neuer Rechtschreibung“ und „Deutsch in bisheriger Rechtschreibung“ sind zu umständlich und zu lang.
Es ist sinnvoll, dafür kurze und einprägsame Namen zu erfinden, die außerdem die Veränderung der deutschen Sprache durch die Rechtschreibreform ausdrücken.
Das Deutsch in bisheriger Rechtschreibung könnte man „Normaldeutsch“ nennen, weil es die bewährte Rechtschreibung der Mehrheit der Bürger enthält.
Das Deutsch in neuer Rechtschreibung könnte man „Reformdeutsch“ nennen, weil es die reformierte Rechtschreibung der Kultusminister enthält.
Der Streitruf könnte dann lauten: „Normaldeutsch statt Reformdeutsch!“
Vielleicht haben andere Mitstreiter bessere Ideen. Der beste Vorschlag möge sich durchsetzen!

Beim Widerstandskampf gegen die Diktatur der Kultusminister kann an das Wartburgfest, das Hambacher Fest, die Göttinger Sieben und an Ludwig Börne und Heinrich Heine als die beiden ersten bedeutenden deutschen Journalisten erinnert werden. In allen Fällen ging es um politische und geistige Freiheit. Das ist der Ursprung der Farben Schwarz-Rot-Gold (erstmalig beim Freikorps Lützow in den Befreiungskriegen gegen Napoleon). Quelle: dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Band 2.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Dienstag, 18. Sept. 2001


Ein natürlich nicht abgedruckter Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung

27.5.01
An die Süddeutsche Zeitung, Redaktion Leserbriefe

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe folgenden Vorschlag: Berichte, die Sie von Presseagenturen schon in neuer Rechtschreibung erhalten, lassen Sie in dieser. Eigene Beiträge drucken Sie in der bisherigen Rechtschreibung. Die Leser können dadurch sofort zwischen diesen beiden Quellen unterscheiden und durch die Gegenüberstellung beider Rechtschreibungen selbst beurteilen, welche leichter lesbar und leichter verständlich ist. Da Ihre Zeitung wenigstens zum Teil von den Lesern bezahlt wird, sollten Sie, wie das für die Hersteller anderer Produkte selbstverständlich ist, anschließend die Kunden entscheiden lassen, wie das Produkt aussehen soll, das sie kaufen sollen.
Oder Sie sollten es öffentlich zugeben, falls Sie keine unabhängige Zeitung, sondern an Weisungen gebunden sind. Vielleicht sind ja nur noch die kleinen Verlage wirklich unabhängig und frei.

Mit freundlichen Grüßen, Henning Upmeyer  

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Sonnabend, 15. Sept. 2001


Agitation gegen Politiker

Man sollte Politikern, die sich zwar gegen die Rechtschreibreform aussprechen, aber doch nichts gegen sie unternehmen, obwohl sie das kraft ihres Amtes leicht tun könnten, bei allem Respekt mangelnde Zivilcourage vorwerfen und daß sie damit genau das Bild bestätigen, das die Bevölkerungsmehrheit von Politikern hat, nämlich Sonntagsreden zur Volksberuhigung zu halten und in Wirklichkeit gar nicht die Absicht zu haben, etwas zu tun. Glaubwürdig und ein Vorbild sind sie damit nicht. In der Wirtschaft würden sie an Taten und nicht an schönen Reden gemessen. Falls sie von höchster Stelle einen Maulkorb bekommen haben, sollten sie so ehrlich sein, das zuzugeben, damit der Verantwortliche sich nicht hinter ihnen verstecken kann.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 10. Sept. 2001


Agitation gegen Politiker

Man sollte Politikern, die sich zwar gegen die Rechtschreibreform aussprechen, aber doch nichts gegen sie unternehmen,obwohl sie das kraft ihres Ansehens leicht tun könnten, bei allem Respekt mangelnde Zivilcourage vorwerfen und daß sie damit genau das Bild bestätigen, das die Bevölkerungsmehrheit von Politikern hat, nämlich Sonntagsreden zur Volksberuhigung zu halten und in Wirklichkeit gar nicht die Absicht zu haben, etwas zu tun. Glaubwürdig und ein Vorbild sind sie damit nicht. In der Wirtschaft würden sie an Taten und nicht an schönen Reden gemessen. Falls sie von höchster Stelle einen Maulkorb bekommen haben, sollten sie so ehrlich sein, das zuzugeben, damit der Verantwortliche sich nicht hinter ihnen verstecken kann.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 10. Sept. 2001


Chinesische Schriftreformen

Eine Studentin aus der Volksrepublik China verglich die deutsche
Rechtschreibreform mit den chinesischen Schriftreformen und zeigte deren Einfluß auf die Sprachentwicklung auf:

„In China gab es insgesamt drei Schreibreformen seit der Machtübernahme der kommunistischen Regierung (Anmerkung: In Deutschland ist diese Reform nach Aussagen der Reformer erst der
erste Schritt. Es sollen ebenfalls weitere Reformen folgen. Derzeit arbeitet man bereits an der zweiten Reform. M.R.). Die jetzt in China offiziell gültige Schreibweise der chinesischen
Schriftzeichen ist das Ergebnis der zweiten Schreibreform in den fünfziger Jahren. (...) Diese ersten zwei Reformen wurden in der Volksrepublik durchgesetzt. In Taiwan und Hongkong und Übersee werden sie bis heute noch abgelehnt.

Ich hatte damals als Schülerin das große Pech gehabt, die dritte und die verfehlte Schreibreform gegen Ende der siebziger Jahre miterlebt zu haben. Als die dritte Reform ins Leben gerufen
wurde, hatten wir in der Grundschule bereits eine Menge Schriftzeichen gelernt.  Da kam die Anweisung von unserem Lehrer, man sollte die Schriften nach der neuesten reformierten
Schreibweise schreiben, die frühere Schreibweise  gelte in der Prüfung als falsch. Die dritte reformierte Schreibweise sei ja der jetzige Standard. (....) Ein Jahr darauf, als man sich endlich an die neueste Schreibweise gewöhnt hatte, war die Reform abgeschafft (Anmerkung: Das ist
auch unser Ziel. M.R.). Weil die dritte Reform einfach viele Gewohnheiten aller Schichten ignorierte, und somit auf den heftigsten Widerstand aller Chinesen gestoßen war, die auch nur
ein wenig Sinn für die schöne Schriftform hatten (Anmerkung: Auch hier spielte die Sprach- und Schriftästhetik eine Rolle! M.R.).
(...)
Doch aus den durchgesetzten beiden Schreibreformen wurden nicht gelungene Schreibreformen, wenn man 50 Jahre danach zurückblickt. Die Übersee-Chinesen behalten noch die nicht reformierte Schreibweise bei, und auch die Schreibweise in Taiwan und Hongkong bleibt von der reformierten Schreibweise auf dem Festland unbeeinflußt.

In der Volksrepublik zeigt sich heutzutage eher die Tendenz, wieder die überhaupt nicht reformierten Schriftzeichen vor den fünfziger Jahren aufzunehmen (Anmerkung: Auch das
Bundesverfassungsgericht hat am 14.07.98 entschieden, daß auch über das Jahr 2005 hinaus außerhalb der Schule jeder Bürger weiterhin die bewährte traditionelle Schreibweise beibehalten
könne. M.R.). Im Gesellschaftsleben haben alle möglichen Schreibweisen vor und nach den drei Schreibreformen ihre Geltung. Wenn man durch eine chinesische Geschäftsstraße in einer Provinz schlendert, werden einem die Errungenschaften der Schreibreformen kaum entgehen. Man sieht die Aushängeschilder der noblen Läden und Hotels in nicht reformierten komplizierten Schriftzeichen, die der staatseigenen Geschäfte in Standardzeichen der zweiten Reform und einige Imbißinhaber mit unvollständiger Schulbildung setzen noch die Schriftzeichen der längst abgeschafften dritten Schreibreform auf ihre Aushängeschilder. Auch in der „People’s Daily, Oversea Edition“, Chinas größter Zeitung für die Übersee-Chinesen, wird der Versuch bis heute noch unermüdlich unternommen, den Auslandschinesen fast fünfzig Jahre nach der durchgesetzten Schreibreform die Standardschreibweise des Chinesischen beizubringen, die von Tag zu Tag mehr Illusion erscheint.

Ich bin jetzt sehr gespannt, was nun aus der deutschen Schreibreform wird. Vielleicht führt man damit parallel zu der heutigen chinesischen Sprache, deren Zustand in Augen vieler ernsthafter chinesischer Philologen einen Dschungel des Chaos darstellt, auch dieselbe Vielfältigkeit und den Einfallsreichtum der Schreibweisen in die deutsche Sprache ein. Die chinesischen Politiker haben es dank der Diktatur geschafft, zwei Schreibreformen einzuführen und durchzusetzen, oder zumindest die Schüler dazu gebracht, in der Prüfung die reformierte Schreibweise anzunehmen. Sie sind aber nicht in der Lage, das damit entstandene Chaos zu beseitigen. Vielleicht schaffen manche deutsche Politiker mehr als ihre chinesischen Kollegen. (...)“
(Yun Zhang, Eichstätt: Schreibreformen angeordnet, aber Chaos nicht beseitigt. In: Süddeutsche Zeitung 27./28.03.1997, S. 47).

An dem chinesischen Beispiel sieht man, daß auf Grund ideologischer Verblendung selbst das primitive Verfahren von Versuch und Irrtum nicht ausreichend funktioniert. Die chinesischen Kommunisten unterlagen ebenso dem Machbarkeitswahn wie die deutschen Reform-Kommunisten, weil sie eine alte chinesische Weisheit mißachteten:

„Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist.
Ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist, so kommen keine guten Werke zustande.
Kommen keine guten Werke zustande, so gedeihen Kunst und Moral nicht.
Gedeihen Kunst und Moral nicht, so trifft die Justiz nicht.
Trifft die Justiz nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen.
Also dulde man keine Willkürlichkeiten in den Worten. Das ist es, worauf es ankommt.“

Konfuzius (551-479 v.Chr.), chinesischer Weiser

Heute gibt es bei uns auf Grund der Mängel der Rechtschreibreform sehr viele voneinander abweichende Hausorthographien, so daß in den Schulen und Zeitungen ähnlich wie in China eine Art Beliebigkeitsschreibung entstanden ist, eine Mischung aus 1. traditionellen, 2. neuen und 3. frei erfundenen Schreibweisen. Für Rechtschreibschwache ist dies nur scheinbar ein Paradies, denn entscheidend ist das, was im Berufsleben verlangt wird. Und das ist keine Beliebigkeitsschreibung, sondern weitaus überwiegend die traditionelle einheitliche Rechtschreibung.

Man hätte die chinesischen Schriftreformen auch mit dem Verbot der deutschen Schrift im Jahre 1941 vergleichen können, nach dem die deutsche Schrift fast verdorrte und heute ein Nischendasein führt, vgl. z.B. den Bund für deutsche Schrift und Sprache (BfdS), www.bfds.de/ und www.suetterlinschrift.de.

      Manfred.Riebe@raytec.de   Freitag, 7. Sept. 2001


Brave new language, schöne neue Sprache:

Der Neusprech der Süddeutschen Zeitung, Beispiel: Fürstenfeldbrucker SZ vom 7.9.01:
„Der Verurteilte ist Schuld einsichtich.“

Henning Upmeyer    Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Freitag, 7. Sept. 2001


Lese-/Rechtschreibkonzept

Liebe Mitstreiter,
ich hoffe, es stört niemanden, wenn ich diese Plattform einmal benutze, um etwas in Erfahrung zu bringen.
Seit kurzem ist mein „Jüngster“ in der 1. Klasse unserer hiesigen Grundschule. Kurz vorher erfuhren wir über seine Klassenlehrerin (sie ist neu an unserer Grundschule, kommt aus NRW), daß sie den Deutschunterricht nach dem Lese-/Rechtschreibkonzept eines Norbert Sommer-Stumpenhorst ausrichten bzw nach diesem Konzept unterrichten will.
Hier meine Frage in die Runde:
Ist irgend jemandem von Ihnen dieses Konzept bekannt?
Wenn ja, gibt es Erkenntnisse oder Erfahrenswerte darüber?
Das würde mich sehr interessieren. Wer etwas darüber weiß, kann mir das persönlich (eMail-Adresse unten) schicken.
Für evtl. eingehende Aufklärungen bedanke ich mich schon im voraus!

Klaus Kolbe, Korrektor   Tunner-Hartmann-Straße 1, 31553 Sachsenhagen   Klaus-Dieter.Kolbe@t-online.de   Freitag, 7. Sept. 2001


Sprachreformen

Herr Upmeyer, ich glaube, man könnte noch sehr viel mehr zusammentragen. Neulich erzählte mir ein Freund, in China habe es schon ca. 20 (Zahl ohne Gewähr) Sprach- bzw. Schriftreformen gegeben.

Ein Tipp:

http://www.jokers-online.de/tabelle_ar3.asp?WEA=8007048&Publica_ID=WBD-19172065501403156211&zz=10866&artnr=615799&rub=5&Urub=56

Ich hoffe, der Link funbktioniert.

Daniela Kopsch           Freitag, 7. Sept. 2001


Bedeutende Sprachreformen im übrigen Europa (soweit mir bekannt):

1741 Spanisch: Das phonetische Prinzip wird durch eine etymologische Orthographie ersetzt.
1867 Bosnien und 1868 Serbien: Ortographiereform auf der Grundlage von Vuk Stefanovic Karadzic.
1889 Dänisch: Feste orthographische Regeln für den Schulunterricht. 1950 Dänisch: Kleinschreibung der Substantive. Ziele: Annäherung an die Nachbarsprachen Norwegisch und Schwedisch.
1918 Isländisch: Einführung einer bewußt traditionellen, sogar archaisierenden und etymologisierenden Orthographie.
1907, 1917, 1938 Norwegisch: Orthographiereformen, die tief in das gammatische System hineinreichen, Verlagerung des Danonorwegischen von einer dänischen auf eine norwegische Grundlage.
1918 Jugoslavien: Gemeinsame Standarsprache Serbokroatisch offiziell verbindlich.
1944 Makedonisch: Moderne makedonische Standarsprache für die jugoslavische Republik Makedonien.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Donnerstag, 6. Sept. 2001


Komma (natürlich)!

   

           Donnerstag, 6. Sept. 2001


neue Kommregel?

Um welche Kommaregel handelt es sich denn hier?  

Daniela Kopsch           Donnerstag, 6. Sept. 2001


Gemeingefährliche neue Kommaregeln

Zweizeiliger Aufdruck auf einer Arzneipackung:

Arzneimittel für Kinder
unzugänglich aufbewahren!

Früher stand hinter „Arzneimittel“ ein Komma, und der Sinn war klar.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Mittwoch, 5. Sept. 2001


Isländisch

Herr Upmeyer,
dass Isländer vergleichweise leicht ihre mittelalterlichen Texte lesen können, hat, so weit ich weiß, nicht in erster Linie etwas mit der Rechtschreibung zu tun, sondern damit, dass sich die Sprache deutlich weniger verändert hat, als das etwas im Deutschen der Fall ist. Nehmen Sie das Französische. Das heutige Französische könnte noch so archaische Schreibweisen festlegen; beim Lesen von mittelalterlichen Texten würde das nicht helfen, da das Altfranzösische sehr weit vom heutigen Französischen weg ist. Dennoch kann es sein, dass in der heutigen isländischen Rechtschreibung einiges konserviert ist, was einen älteren Stand der Sprache wiedergibt (wie große Teilen im Englischen ja auch).

Daniela Kopsch           Dienstag, 4. Sept. 2001


Die isländische Orthographie

Zitat aus Einar Haugen, Die skandinavischen Sprachen, Kapitel 2.1 Isländisch:
„Die Orthographie bringt den isländischen Leser näher an die mittelalterliche Literatur. Kinder müssen dieses Privileg dadurch bezahlen, daß sie mehr Zeit für das Erlernen der Orthographie aufbringen müssen.“

Was mich daran beeindruckt, ist das Wort „Privileg“.
Es gibt viele andere Sprachen, wo infolge der Modernisierung der Rechtschreibung die mittelalterliche Literatur als Fremdsprache gelernt werden muß und nur noch Fachleuten im Original zugänglich ist.

Henning Upmeyer   Roseggerweg 10, 82140 Olching   henning@upmeyer.de   Montag, 3. Sept. 2001


Weitere Gästebücher sind erreichbar über die
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Das Gästebuch wurde wegen zu langer Ladezeiten an dieser Stelle abgeschnitten und ausgelagert.