Brief an Dieter E. Zimmer

zur neuen
Hausorthographie der ZEIT

von Theodor Ickler

 

„Mir wird, je länger ich lebe, immer verdrießlicher, wenn ich den Menschen sehe, wie er gerade das Gegenteil tut von dem, was er tun will, und sich alsdann, weil die Anlage im Ganzen verdorben ist, im Einzelnen kümmerlich herum pfuschet.“ (J. W. v. G.)

Sehr geehrter Herr Zimmer,

vielen Dank für freundliche Erwähnung im ZEIT-Spezial vom 10. Juni 1999! Die Hausorthographie der ZEIT trägt ja in sehr erfreulicher Weise zum Abriß der verpfuschten Rechtschreibreform bei; sie unterstützt insofern unserer Bemühungen, diese völlig überflüssige, milliardenteure Rechtschreibverwirrung doch noch zu verhindern. Natürlich ist das, was Sie vorlegen, eine Hausorthographie, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz. Die Behauptung, die ZEIT wechsele „zur neuen Rechtschreibung“, ist daher irreführend; sie wechselt zu einer neuen Schreibung. Die ist weniger schlecht als die amtliche, aber schlechter als die bisherige. Was soll denn an so genannt, fürs Erste usw. besser sein? Leichter ist sie natürlich auch nicht. Daß dies nun jeder auf den ersten Blick erkennen kann, ist ein großes Verdienst der ZEIT.

Zur wiederhergestellten Kleinschreibung bei leidtun gratuliere ich (aber warum gleich Zusammenschreibung?). So Leid es mir tut sieht ja auch gar zu dumm aus. Allerdings hätten Sie recht haben ebenfalls beibehalten müssen, denn wie Recht der Präsident hat (gleich auf S. 1 derselben Ausgabe der ZEIT) ist ja offenbar grammatisch falsch. Die Reformer werden es wie so vieles andere demnächst zurücknehmen. Über das befremdliche Not tun, das Sie selbst verwenden, ist alles schon gesagt worden. Man wundert sich, daß hier eine sprachgeschichtliche Entwicklung, die man überall nachlesen und auch ganz lebendig spüren kann, völlig ignoriert, an anderer Stelle aber auf entlegenen Etymologien herumgeritten wird, zum Beispiel bei den Stängeln, die auch in dieser Ausgabe der ZEIT wuchern.

Daß die Neuregelung „ganz auf den Schulgebrauch zugeschnitten sei“ und „keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Printmedien“ nehme, trifft jedenfalls nach den Intentionen der Reformer nicht zu. Der Oberreformer Augst hat dazu erst kürzlich folgendes geschrieben:

„Generell ist die amtliche Regelung, die ja auch die Belange der Drucker und Setzer berücksichtigen muss, zu umfangreich: sie muss für die Schule reduziert werden.“ (Gerhard Augst/Mechthild Dehn: Rechtschreibung und Rechtschreibunterricht. Stuttgart 1998, S. 90)

Es ist also ­ auch laut Vorwort der amtlichen Regelung ­ keine Schulorthographie. Allerdings versagt sie de facto vor professionellen Bedürfnissen, aber das ist eine Sache für sich.

Nun möchte ich ein paar Anmerkungen zum Inhalt Ihrer ZEITschreibung machen.

Die Darstellung der amtlichen Neuregelung bei Wochentagen und Tageszeiten ist nicht richtig: dienstags abends bleibt natürlich auch in der Neuregelung zulässig (s. amtl. Wörterverzeichnis).). Hinzuzufügen wäre noch, daß das „Verbot“ von Dienstag abends objektiv falsch ist; denn da man auf die Frage Wann kommt er denn? antworten kann Dienstag! (mit adverbialem Akkusativ), muß man auch sagen können Dienstag abends. Überhaupt führt das konsequente Durchdenken dieses ganzen Kapitels genau zur bisher üblichen Schreibweise mit allen ihren Varianten zurück. Diese Varianten sind nämlich das Ergebnis unterschiedlicher grammatischer „Programme“ zur Bezeichnung von Terminen und Zeiträumen. Sobald man das durchschaut hat, wirkt die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten auch nicht mehr so verwirrend.

Der Gingko ist völlig neu, müßte also rot gedruckt werden; bisher war Ginkgo üblich, daneben soll Ginko eingeführt werden. Das wäre immerhin zu erwägen, aber dringenden Handlungsbedarf wird man hier so wenig sehen wie bei all den Wechten, Stängeln und Ständelwurzen, also den vielbelächelten Spielereien des Reformers Augst, die übrigens teilweise erst nach der Wiener Abschlußkonferenz ohne Kenntnis der anderen Reformer in das Regelwerk hineingeschrieben worden sind.

Selbstständig ist keine andere Schreibung, sondern ein anderes Wort als selbständig und war auch bisher jederzeit möglich (stand bloß nicht im Duden). An der Bereitschaft, nun plötzlich das kakophone selbstständig zu verwenden, kann man den Grad der Beflissenheit ablesen, mit der sich alle möglichen Leute, von denen man es nicht anders erwartet hatte, den Wünschen der deutschen Kultusminister unterwerfen. (Die Verfasser der amtlichen Neuregelung selbst verwenden es übrigens nicht!)

Außer den „vier Bedingungen“, die Sie für die Zusammenschreibung mit Partizipien aufstellen, gibt es noch andere gute Gründe, daher müssen auch blutsaugend, fleischfressend usw. wiederhergestellt werden. Näheres in meinem „Kritischen Kommentar zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ (2. Auflage 1999). Die Energieversorgungsunternehmen sind immer sehr erstaunt, wenn man ihnen mitteilt, daß ihr Lieblingswort energiesparend nicht mehr existieren soll! Das kommt aber alles wieder (weshalb es ja auch so unsinnig ist, gerade jetzt umzustellen).

Ihr Kommentar, bei den Verbverbindungen sei die deutsche Orthographie „nicht reformierbar“, ist ganz aus der Sicht eines Schülers formuliert, der gar sehr wegen möglicher „Fehler“ besorgt ist. In Wirklichkeit geht es doch um eine von der Sprachgemeinschaft geschaffene Möglichkeit der schriftlichen Differenzierung (aneinander hängen gegenüber aneinanderhängen), und „Reform“ würde einfach deren Annullierung bedeuten. Das wollen Sie doch erklärtermaßen gerade nicht ­ womit Sie sich übrigens in einem fundamentalen Gegensatz zu den Reformern befinden, der Ihre Willfährigkeit in anderen Dingen noch unbegreiflicher macht. Das Schülerhafte der ganzen Reform fiel ja den unabhängigen Sachverständigen von Anfang an auf. Schon die Vermittlung einer „erwachsenen“ Sicht der Dinge würde den Rechtschreibunterricht revolutionieren. Allerdings wäre dann keine Reform mehr nötig, und deshalb wird es wohl bei jenem Starren auf das Ziel der „Fehlervermeidung“ bleiben, das Sie von Ihren Gewährsleuten übernommen haben.

Gibt es einen plausiblen Grund, das Allerweltswort sogenannt durch Getrenntschreibung aus dem deutschen Wortschatz zu tilgen? Warum schließt sich die ZEIT ausgerechnet diesem Schritt an, der doch ganz gewiß weder Sinn noch Zukunft hat? Warum wollen Sie die Beseitigung des seit Jahrhunderten gebrauchten Kompositums Zeitlang (ebenso auch Handvoll, Fingerbreit usw.) mitmachen? Zu den unbedachten Folgen gehört die ungrammatische Schreibung auf eine Zeit lang, für eine Zeit lang. In der umgestellten ZEIT liest man doch tatsächlich die Hand voll deutscher Soldaten ­ und das wollen Sie uns als moderne Weiterentwicklung einer angeblich veralteten Orthographie verkaufen? Für wie dumm halten Sie eigentlich Ihre Leser?

Das krampfhafte Hervorkramen ausgewählter Etymologien führt dazu, daß in der ZEIT nun die Nichtoperierten ebenso behände laufen (!) und springen (!) wie die Operierten ­ eine penetrante Erinnerung an die seit Jahrhunderten vergessene Wortherkunft, die hier unfreiwillig komische Vorstellungen von Patientenakrobatik hervorruft.

Die neu-alte Großschreibung der vielen Floskeln wie im Allgemeinen, im Übrigen, im Wesentlichen usw. stört das Lesen. Sie beruht auf jener Artikelprobe, die von denselben Reformern noch vor wenigen Jahren als gar zu primitiv abgewiesen wurde. Überhaupt: Die Reformer, die noch unmittelbar vor den Wiener Beschlüssen einstimmig die „gemäßigte Kleinschreibung“ befürwortet hatten, wußten jederzeit, daß vermehrte Großschreibung nicht die Lösung sein kann. Schon 1974 schrieb der Reformfanatiker Augst:

„Ein anderer Versuch von Erich Wüster (sic! er hieß Eugen) lief darauf hinaus, durch vermehrte Großschreibung eine weniger problematische und einsichtigere Grenzziehung zwischen Groß- und Kleinschreibung zu erreichen. Eine seiner Regeln lautete: entweder groß und auseinander oder klein und zusammen. Hugo Moser hat jedoch in einer umfangreichen Studie ­ wiederum mit großen Wortlisten ­ nachgewiesen, daß auch diese Grenzziehung Ungereimtheiten in Kauf nehmen muß, daß eine Grenzziehung grundsätzlich nicht möglich, da die Wortart ,Hauptwort‘ nicht zu fixieren ist.“ (Gerhard Augst (Hg.): Rechtschreibung mangelhaft? Heidelberg 1974, S. 44)

Die Einführung der Wüsterschen Großschreibung hatte also rein taktische Gründe. Wahrscheinlich wollen die Reformer gerade auf diesem so offenkundig absurden Wege doch noch ihre geliebte Kleinschreibung durchsetzen. („Geliebt“ stammt nicht von mir, sondern von Augst selbst, der im Rückblick beklagt, daß er „viele geliebte Reformziele“ habe aufgeben müssen, vgl. H. Strunk [Hg.]: Documenta orthographica, Hildesheim 1998, S. XVIII. Dieses Bekenntnis sollte man nachlesen, es öffnet die Augen dafür, was der brennende Ehrgeiz eines einzelnen vermag.) ­ Wie heißt es doch so vielversprechend in den Dudeninformationen vom Dezember 1994? „Es ist ein Anfang gemacht worden, weitere Vereinfachungen und Verbesserungen können sich zu einem späteren Zeitpunkt anschließen.“ Das kann gar nicht anders gemeint sein, als daß die Reformer ihre zunächst von den Kultusbeamten niedergemachten vier Hauptziele doch noch zu erreichen hoffen: Kleinschreibung (dies vor allem!), Tilgung der Dehnungszeichen, weitgehende Fremdworteindeutschung und Einheitsschreibung das.

Was die oben genannten Fälle von Großschreibung betrifft, so ist der Artikel nicht einmal mehr aus der Verschmelzung mit der Präposition herauslösbar (in dem Allgemeinen?, für das Erste?), so daß die Schüler mit der primitiven Probe auch nicht recht zu Rande kommen werden. Zur Erinnerung: Die besondere Rationalität der Großschreibung beruht auf einer Entwicklung von der Großschreibung „ehrenhalber“ (GOtt usw.) über die Eigennamen- und Substantivgroßschreibung zur textsemantisch begründeten Großschreibung: Substantivgruppen, die das bezeichnen, wovon im Text wirklich die Rede ist, werden durch Großschreibung ausgezeichnet. Dies ist längst jedem gebildeten Leser in Fleisch und Blut übergegangen. Die Neuschreibung dreht das Rad um Jahrhunderte zurück. Aber wer denkt an den Leser? Die Leser sind nie gefragt worden, die der ZEIT am allerwenigsten, wie man u. a. an der Leserbriefpolitik zum Thema Rechtschreibreform beobachten konnte!

Ihre Erwartung, daß „die“ (welche?) Neuschreibung bei der jüngeren Generation zur Selbstverständlichkeit werde, ist um so unbegründeter, je mehr Erfolg der ZEIT-Hausorthographie beschieden sein wird. Gerade die Vielzahl konkurrierender Orthographien (alle nachweisbar schlechter und keine leichter als die bisherige) beseitigt jede Selbstverständlichkeit. Den Schülern ist damit wirklich nicht geholfen. Man sollte sie geradezu davor warnen, die ZEIT zu lesen.

Es geht offenbar längst bloß noch darum, die Verluste der Verlage in Grenzen zu halten. Übrigens hat weder die ZEIT noch eine andere Zeitung je die Kosten (vor allem durch Steuerausfälle) zu recherchieren versucht.

Wenn die Bürger in Schleswig-Holstein und vielleicht noch anderswo in vorbildlich demokratischer Weise entscheiden, daß sie bei der allgemein üblichen Orthographie bleiben wollen, sehe ich nicht, wie man das als Rückmarsch in die Kleinstaaterei lächerlich machen kann. Rückschrittlich ist nachweisbar die Reformschreibung: Das „Heysesche“ ss war von der vielgerühmten Zweiten Orthographischen Konferenz vor hundert Jahren endgültig abgeschafft worden, die bereits erwähnte Großschreibung (des Öfteren usw.) galt schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts als „übertrieben“ und wurde durch die intelligentere Kleinschreibung zurückgedrängt, und die vermehrte Getrenntschreibung ist achtzehntes Jahrhundert. Dies abzulehnen, ist nicht provinziell, sondern fortschrittlich. Ins neunzehnte Jahrhundert führt gerade auch die Entwicklung von Hausorthographien zurück, die man nach hundert Jahren gut funktionierender und hinreichend anpassungsfähiger Einheitsorthographie nicht mehr für nötig und möglich gehalten hätte. Übrigens haben die Schleswig-Holsteiner stellvertretend abgestimmt, weil man sich auf das Wort der Kultusminister verlassen hatte, daß ein Reformstopp in einem Bundesland genüge, um die Reform ganz zu beenden. Die „Neue Zürcher Zeitung“ hat die Selbstverständlichkeit ausgesprochen, daß ganz Deutschland ebenso abstimmen würde, wenn es unter fairen Bedingungen dazu käme. Aber die deutschen Zeitungsschreiber hatten mit ganz wenigen Ausnahmen nichts Eiligeres zu tun, als über diesen seltenen Fall einer gelungenen basisdemokratischen Notwehr gegen staatlichen Übermut zu spotten.

In die Chronik hätten wohl auch noch aufgenommen werden können: die Ablehnung der Reform durch den Haushaltsausschuß des Bundestags, die Ablehnung durch den Rechtsausschuß (nach öffentlicher Anhörung) und die Ablehnung durch das Plenum des Bundestags (26.3.1998). Daß beide Bundesregierungen sich darüber hinwegsetzten, macht diese Voten nicht ungeschehen.

Von der ganzen Reform wird wohl nur das ss bleiben, übrigens eine berüchtigte neue Fehlerquelle. Die Schüler schreiben jetzt ständig heisst usw., auch die neue Ausgabe der ZEIT führt es unfreiwillig vor. Und noch etwas bleibt: der Eindruck, daß die Kultusminister tun können, was sie wollen, und daß die Zeitungen kuschen. Oder mißverstehe ich das alles? Ist das ZEIT-Spezial am Ende bloß die Garnierung der Bertelsmann-Anzeige? In der übrigens ein Apostroph steht ­ „Ich verlass‘ mich auf den Bertelsmann“ ­, der laut Reformduden falsch ist; so viel zu Ihrer sinnigen Empfehlung, man solle sich in Zweifelsfällen an die Wörterbücher halten, die bekanntlich weder untereinander noch mit der amtlichen Regelung übereinstimmen! Allein vom Bertelsmannwörterbuch liegen elf Ausgaben in zwei Auflagen vor; zwischen der ersten und der bisher letzten gibt es Tausende von Abweichungen.

Sie stellen die Rechtschreibreform als unabwendbares Schicksal dar. Hält man dies mit der eigenwilligen ZEIT-Schreibung zusammen, so soll dem Leser suggeriert werden, irgendeine planmäßige Änderung der Orthographie sei unausweichlich. Das ist natürlich völlig aus der Luft gegriffen. In früheren Beiträgen haben Sie manchmal behauptet, es bestehe ein Junktim zwischen der Reform und der Aufhebung des Dudenprivilegs. Auch das trifft nicht zu. Die erwünschte „Entmachtung“ des Duden kann im Gegenteil als Chance begriffen werden, der allgemein üblichen Rechtschreibung erst recht die vorbildliche Geltung zu verschaffen, die vom Duden teilweise verdunkelt worden war. Dazu wäre die Entstaatlichung der Orthographie nötig, aber für eine solche liberale, sozusagen „englische“ Lösung sind die Deutschen in Ihren Augen auch hundert Jahre nach der Besiegelung der Einheitsorthographie wohl immer noch zu unreif.

Daß die Schulbücher der unteren Klassen und einige andere (fast durchweg äußerst fehlerhaft) bereits umgestellt sind, spricht nicht gegen eine Rücknahme der ohnehin zur Revision anstehenden Reform. Die Kultusminister haben nichts dagegen einzuwenden gehabt, daß auch die alten Schulbücher aufgebraucht werden: „Wegen der geringfügigen Unterschiede können Schulbücher in alter Rechtschreibung weiter verwendet werden“ (Schnellbrief des Niedersächsischen Kultusministeriums an die Schulen vom 15.7.1998). Also kann man auch die umgestellten Bücher aufbrauchen. Wer auf die Schulbücher verweist, die nach einer listigen Absprache zwischen Verlagen und Ministerien vorfristig umgestellt worden sind, beteiligt sich an jenem Mißbrauch der Schüler als Geiseln, der nachweislich in der Absicht der Reformer lag:

„Eine Änderung geltender Konventionen und Normen über den Schüler zu erreichen, ist zwar verlockend und wäre, wenn es gelänge, auch am erfolgversprechendsten, aber sie setzt an am schwächsten Glied in der Kette.“

So Augst im Jahre 1982; die Skrupel hat er inzwischen verloren.

In Wirklichkeit wird an den Schulen außer ein bißchen ss-Schreibung und gelockerter Kommasetzung so gut wie nichts von der Reform „umgesetzt“. Vom Rechtschreibwortschatz der Grundschule sind nach einer offiziellen Liste des sächsischen Kultusministeriums nicht mehr als 24 Wörter betroffen, alle wegen ss. Das ss ist ja, wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung feststellte, das deutlichste Zeichen der Unterwerfung unter den Willen der Kultusminister; schon deshalb wird es bleiben, jedenfalls in der ZEIT, die sich ausdrücklich zur Anpassung an den „Zeitgeist“ bekennt!

Schon vor Jahren, als noch fast gar nichts geschehen war, schrieben Sie: „Die Einheit der Orthographie ist dahin.“ Das war falsch, aber jetzt scheint es wahr zu werden, und zwar durch Ihre eigene, den Leser souverän verachtende Tätigkeit. Es wird Jahrzehnte dauern und ungeheure materielle und immaterielle Kosten verursachen, bis sich wieder eine Einheitsorthographie durchsetzt. Noch könnte man die Notbremse ziehen, aber dazu reicht wohl die Kraft nicht, oder es fehlt an Phantasie.

Trotzdem besten Dank! Sie haben uns mit dem vielen Rotgedruckten einen großen Dienst erwiesen. Je mehr Menschen die Neuregelung kennenlernen, sei es auch noch so gebrochen, desto besser für die Sprache.

Mit freundlichen Grüßen

Theodor Ickler