Anmerkungen zu
„Wie schreibt man jetzt?“ (2. Aufl. 1999) von DUDEN


von Theodor Ickler


S. 20: Karamelle ist keine Flexionsform von Karamel oder karamelisieren. Messner hat nichts mit Messe zu tun; was immer man von den Augstschen Volksetymologien hält, ein Buch aus dem Hause Duden darf nicht wissentlich falsche Behauptungen über sprachliche Tatsachen verbreiten. Das gilt auch für belämmert, einbläuen, Quäntchen (S. 21). Was der „Schneewechte“ recht ist, nämlich das Beharren auf der richtigen Etymologie, sollte dem Quentchen billig sein.

Was ist an Stopp, Steppdecke neu? Bei Stopp doch allenfalls die Ausdehnung auf die Tennissprache, die aber insgesamt Englisch ist. Erwähnenswert ist übrigens, daß das amtliche Wörterverzeichnis vorschreibt: Twostepp, aber Onestep. Nur der neue Bertelsmann hat sich die Freiheit genommen, diesen Unsinn zu korrigieren, offenbar in Absprache mit der Rechtschreibkommission, die zwar an der Neuregelung kein Jota ändern darf, die Wörterbuchmacher aber so berät, als seien die von den Kultusministern verbotenen Korrekturen dennoch in Kraft.

S. 21: Was ist an Schnäpper/Schnepper neu? (Im Duden 1991 war allerdings zu beanstanden, daß der Verweis auf schnäppern blind endete.) - Eltern und schwenken sind nur zwei von sehr vielen Ausnahmen. (Das ganze Buch erzielt übrigens seinen propagandistischen Nebenzweck durch Minimieren der unendlich vielen Ausnahmen und Sonderregeln. Die vereinfacht dargestellten Hauptregeln schmückt es gern mit dem Epitheton „konsequent“. Dabei ist doch klar, daß das Haus Duden die als weitgehend absurd durchschaute Reform auch nur erlitten haben kann, so daß der Jubel falsch klingt.)

S. 27: Bei Zierrat war kein r weggefallen, s. o. zur falschen Etymologie allgemein.

S. 31: Die Anekdote vom kaiserlichen Thron sollte man allmählich weglassen, damals ging es um das th in deutschen Wörtern.

S. 37: Getrenntschreibung war auch im alten Duden der Normalfall. Es ist eine Fälschung, dies als neue Errungenschaft der Reform herauszustellen.

S. 39: In irreführen, wettmachen stecken keineswegs verblaßte Substantive.

S. 49: Soll weit reichend wirklich unter allen Umständen getrennt geschrieben werden? Bertelsmann ist da schon weiter (wegen der gesamthaften Steigerbarkeit noch weitreichender, am weitreichendsten, die von den Kritikern immer geltend gemacht wurde; allerdings in Abweichung vom amtlichen Regelwerk).

S. 81: In heute Mittag usw. soll Mittag „eindeutig ein Substantiv“ sein, hat aber keines der Merkmale, die im amtlichen Regelwerk als Kriterien für Substantive angeführt werden.

S. 82: Die Großschreibung des Pronomens Sie wird zu Unrecht mit Höflichkeit begründet, es ist eine reine Differenzschreibung. Daher entfällt auch die Begründung der Kleinschreibung von du. Staatliche Eingriffe in die Umgangsformen der Bürger sind ohnehin zurückzuweisen.

S. 86: Die Beschränkung klassifizierender und daher groß zu schreibender Bezeichnungen auf Botanik und Zoologie ist aus dem Wortlaut der amtlichen Regel nicht herzuleiten, wo eindeutig nur Beispiele gemeint sind. Selbstverständlich haben andere Disziplinen ebenfalls ihre mehrwortigen Termini. Dadurch eröffnet sich ein unabsehbares Feld der Großschreibungen, und mit der „Konsequenz“ der neuen Regel ist es nicht weit her.

S. 90: In leid tun, not tun, pleite gehen stecken selbstverständlich keine Substantive, die verordnete Großschreibung ist völlig absurd und wird demnächst rückgängig gemacht werden.

S. 100: Der Begriff der „Paarformel“ hat in der Neuregelung keine Grundlage.

S. 123: Beispielsatz: Es ist lange daran gearbeitet worden, die Rechtschreibung neu zu regeln. Das Komma ist nicht wegen des rotgedruckten Es, sondern wegen daran obligatorisch!

S. 129: ck ist nicht mit ch vergleichbar, weil es laut § 3 für kk steht. Die Bemerkungen über Software sind hinfällig, weil jedes Trennprogramm mit ck leichter zurechtkommt als mit der neuen Silbentrennung, die wegen ihrer vielen unerwünschten Optionen die Softwarefirmen vor die größten Schwierigkeiten stellt.

Fazit: Die Mischung aus dürftig aufbereiteten Regeln und reformpropagandistischen Ladenhütern ist wenig ansprechend. An die grundsoliden früheren Dudenbücher von Wolfgang Mentrup usw. darf man gar nicht denken.