KMK-Stützpunkt Aschaffenburg
Norbert Geis (CSU/MdB) ist kein Unbekannter. Im Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages hat er zusammen mit Detlev Kleinert (F.D.P.) die berühmte Resolution „Die Sprache gehört dem Volk“ initiiert. Ein gutes Jahr lang (Februar 1997 bis Februar 1998) haben die Abgeordneten damals daran gearbeitet, eine entschlackte und abgeschmackte Resolution bundestagsmehrheitsfähig zu gestalten (Einzelheiten siehe unter dem Leitfaden „Dokumente“ im Strang „Politische Machbarkeiten“. Dort befindet sich auch eine Namensliste der damals kritisch-gesinnten Abgeordneten).
Am 10.09.04, in Aschaffenburg, saß Norbert Geis auf dem Podium der Veranstaltung „Wege aus der Rechtschreibkrise“. Er nahm es auf mit solch kompetenten Reformkritikern wie „Denk“, „Krieger“, „Kunze“ und „Pfeiffer-Stolz“.
Und – wie die Nachbetrachtung im Aschaffenburger Main-Echo zeigte –: er gewann.
In der Presse wurde er gar bemitleidet, ob seines schweren Standes: er, der Realist unter glühenden Kritikern, die holzschnittartige Argumente vortrugen.
Aber auch die Argumente, die Norbert Geis vortrug, waren keineswegs sachlich. Beim ersten Zwischenruf nach gerade mal viertelminütigem Eigenvortrag (Zwischenruf: „Das kennen wir doch schon alles!“) reagierte er standesgemäß: „Wenn es ihnen nicht paßt, dann können Sie ja nach Hause gehen!“
Und bei der Frage bzgl. der Akzeptanz ließ er keinen Zweifel offen, daß ihm die Akzeptanz der Bevölkerung gelinde gesagt „wurschtegal“ sei, daß er sich vielmehr nach der Akzeptanz der 16 Kultusminister bzw. der 16 Ministerpräsidenten richte, und die sei eindeutig pro Reform.
Ich kenne Herrn Norbert Geis von Kindesjahren an. Seit 1996 allerdings beginne ich, den Mann kennen zu verlernen“, weil ich nicht verstehen kann, wie und warum ein verdienter Demokrat verlustig geht.
Gleichwohl kann ich nachvollziehen, daß ein System die Menschlichkeit erstickt.
PS:
Ich denke auch nach über Zufälle und Fügungsgewalten,
denke nach über die Flutkatastrophe 2002, die Herrn Schröder den Wahlsieg bescherte,
denke nach über die Unnachgiebigkeit der SPD-Kultusminister und Ministerpräsidenten, die noch vor kurzem mehrheitlich dem CDU/CSU-Wankelmut in Sachen Rechtschreibreform gegenüberstand, so lange, bis der Kanzler am heutigen Tag (22.09.04) ein opportunes Wort sprach.
Ekelerregend ist es, das Buhlen um die Gunst der Wähler.
Und es tut weh, daß diejenigen Politiker, die vorgeben (und das auch tatkräftig und langfristig und nachweislich getan haben) letztendlich der Konsequenz entbehren
Es tut weh, daß Aschaffenburg (bzw. Bayern) neuerdings ein KMK-Stützpunkt ist.
Solcher Gesinnungswandel ist unfaßbar!
Abschließender Merksatz: Die Diskussion um die Rechtschreibreform erfordert überparteiliches Engagement!
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nos
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