Wegen Rechtschreibung: Beck stellt MPK in Frage
>>Beck stellt Ministerpräsidentenkonferenz in FrageDer rheinland-pfälzische Regierungschef Beck hat die Zukunft der Ministerpräsidenten-Konferenz in Frage gestellt.
Sollten die Beschlüsse des Gremiums künftig der beliebigen Disposition auch nur eines Landes unterliegen, erübrigten sich die Treffen, schrieb Beck nach Informationen der Süddeutschen Zeitung an den Konferenzvorsitzenden Wowereit. Anlass für den Brief des SPD-Politikers ist dem Blatt zufolge das Ausscheren von Bayern und Nordrhein-Westfalen aus der Rechtschreibreform. Beide Länder wollen nun erst noch das Votum des Rates für deutsche Rechtschreibung abwarten.
Im vergangenen Oktober hatte die Ministerpräsidenten-Konferenz einstimmig beschlossen, das neue Regelwerk zum 1. August dieses Jahres in Kraft zu setzen.<<
________________
Die Schlußweise von Herrn Beck geht in die richtige Richtung, aber nicht weit genug. Wenn eine Kulturform oder ein Denkgebäude (z.B. MPK, RS„R“, Abendland, ...) einen inneren Widerspruch bedingen, dann sind auch jene Ausgangsgegebenheiten (MPK usw.) fehlerhaft. Und dann hat Herr Beck recht, wenn er schreibt, daß sich die MPK-Treffen erübrigen.
Die wirkliche Schwäche der früheren MPKn liegt darin, daß ihre Intelligenz nicht ausreichte, die Unstimmigkeiten in der RS„R“ zu entdecken und richtig zu bewerten. Wenn ein bis dahin gesunder Körper einen Giftköder schluckt, stirbt der Körper.
Jetzt, da Herren Beck, Stoiber und Rüttgers bemerkt haben, daß etwas am Endergebnis in der Rechtschreibpolitik nicht stimmt, und da es klar wird, daß MPK und KMK diesen Fehler früher nicht nur haben durchgehen lassen, sondern überhaupt erst erzeugt haben, ist die Schlußfolgerung richtig, keine weiteren MP-Teffen (Antreten zum Befehlsempfang!) mehr zu machen, sondern die Staatskanzleien und Ministerien ohne die Zeit- und Herdenzwänge einer Personen-Konferenz in Ruhe bewerten und entscheiden zu lassen.
Doch genügt es freilich nicht, nun auf Konferenzen und Beschlüsse zu verzichten, sondern es muß dafür gesorgt werden, daß Beschlußvorlagen widerspruchsfrei sind oder notfalls ihre Widersprüche aufgedeckt werden.
Nicht auf gemeinsame Beschlüsse soll verzichtet werden, sondern darauf, daß mit Gruppenzwang Idiotieverdächtiges durchgesetzt wird. Wenn nämlich Lehrer dazu verpflichet werden, Schulkindern das Benutzen von vorhandenen deutschen Wörtern zu verbieten, und wenn in den Schulen nicht mehr die Kommasetzung unterrichtet werden darf, die auch künftig in allen Zeitungen (ob in „reformierter“ oder bewährter Schreibung) benötigt wird, dann ist das (ohne Übertreibung) idiotisch; ein solcher Giftköder, eingebaut in ein intelligentes System, kann das ganze System zum Einsturz bringen.
– Da war doch noch was: Ministerpäsident Wulff wollte doch, daß Niedersachsen aus der KMK aussteigt; was ist daraus geworden?
__________________
Detlef Lindenthal
|