Karl Blüml
Der österreichische Reformschwätzer vom Dienst, Karl Blüml, hat Anfang des Jahres ein Interview gegeben, in dem er angebliche Erfolge der „Reform“ herbeischwafelt. Diese Passagen seien hier wiedergegeben und kommentiert:
Karl Blüml über neue Herausforderungen beim Lesen- und Schreibenlernen
„In der AHS gibt es funktionale Analphabeten”
Das Interview führte Thomas Aistleitner
Karl Blüml ist Landesschulinspektor für AHS in Wien und zuständig für Deutsch/Lesen/Bibliotheken und Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache.
[…]
[Karl Blüml] Ich führe es jährlich mit den zugegeben sehr einfachen Tests des Salzburger Lesescreenings vor. Und wenn ich dann an der AHS im Schnitt 25 Prozent Kinder habe, die unter einen Lesequotienten von 85 fallen, dann ist das ein funktionaler Analphabetismus.
[Trotz „Reform“? Einem, der die Muttersprache liebt, sollte auch wohl ein anderes Wort für „Screening“ (natürlich nicht „Beschirmen“) einfallen!]
Sie sind das am längsten dienende österreichische Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung. Welchen Status hat derzeit die Rechtschreibreform? Die Hysterie ist abgeklungen?
[Eine bestellte Suggestiv-Fragestellung]
Es ist akzeptiert, was geschehen ist.
[Wohl nur in dem Sinn: „Es ist akzeptiert, daß der Weltkrieg stattgefunden hat“.]
Wir vom Rat für deutsche Rechtschreibung erheben gerade, was akzeptiert wird und wo es Akzeptanzprobleme gibt.
[Menschenexperiment.]
In ein paar Jahren wollen wir dann nachbessern.
[Einziger denkbarer Grund für die Verzögerung: Gesichtswahrung.]
Aber nicht zu früh, denn wir wollen wissen, ob Kinder, die nach der neuen Rechtschreibung gelernt haben, auch eine bessere Rechtschreibfähigkeit haben.
[Ein Widerspruch zu den in der nächsten Antwort behaupteten Erfolgen. Also noch einige Jahre Zwangsvolksverdummung als Experiment an Wehrlosen. Nach Prof. Eisenberg sind aber gegenwärtig keine Erhebungen möglich.]
Die Reformer haben ja angekündigt, die neue Rechtschreibung würde das richtige Schreiben erleichtern. Hat sich das bewahrheitet?
Ja, in bestimmten Bereichen ganz eindeutig: Wer mit der neuen Rechtschreibung aufgewachsen ist, macht weniger Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung, macht weniger S-Fehler.
[Weniger s-Fehler? Eine durch nichts belegte Behauptung. „Wildniss“, „Erlaubniss“, „Humanissmuss“! Nie im Leben habe ich mehr s-Fehler gesehen, auch bei meinen eigenen Kindern nicht.
Und Groß- und Kleinschreibung! Einheitlich klein wurden bisher geschrieben:
ein bisschen, seit Langem/langem, seit gestern, des Öfteren, das meiste, im Nachhinein, alles in allem, und Ähnliches, Not sein, ein wenig, es ist das Gleiche, dasselbe, sein Eigen, zu eigen, du hast Recht/recht, …
Nicht „einlernbar“! Wer soll sich das Durcheinander merken?]
Das gilt natürlich nicht für die „das oder dass“-Schreibung, das ist ja ein Grammatikproblem ...
[Nicht nur: Die Heyse-Regel „nach kurzen, betonten Vokalen“ fördert psychologisch die falschen „dass“ – und sogleich enttarnt sich der Fragesteller als parteilicher Stichwortgeber:]
.. und damit nicht so einfach „einlernbar“. Gibt es nicht Aspekte der Rechtschreibung, die man erst ab einem gewissen Alter unterrichten sollte?
Ja, vor allem mit der Getrennt- und Zusammenschreibung sollte man nicht zu früh beginnen. Dafür braucht es ein semantisches Verständnis für die unterschiedlichen Bedeutungen. Das ist kein Thema der Pflichtschulzeit.
[Das ist Unsinn. Eine richtig betonte Aussprache fördert zwangsläufig eine sinnvolle Zusammenschreibung – in jeder Altersstufe.]
Einige große Zeitschriften und Zeitungen wie der Spiegel oder die FAZ haben sich ja lange geweigert, die neue Rechtschreibung anzuwenden. Inzwischen haben sie alle umgestellt. Sehen diese Verlage im Nachhinein betrachtet nicht sehr alt aus mit ihrer ursprünglichen Verweigerung?
[Sehen nicht vor allem die neuen Texte alt aus mit ihrer antiquierten Großschreibung von Unwichtigem?]
Prestigeträchtige Medien haben offenbar besonders bewahrende Kräfte. Manche FAZ-Redakteure haben wohl eine Zeitlang [war bis 2006 verboten] geglaubt, dass mit der alten Rechtschreibung auch das Abendland untergehen könnte, und sie deshalb mit Zähnen und Klauen verteidigt. Aber wenn das ein Grund wäre, dann wäre das Abendland nicht viel wert.
[Das haben nur die Reformschwätzer ihren Gegnern in den Mund gelegt. Es bleibt aber dennoch eine unglaubliche staatlich organisierte Kulturbanauserie, wenn beispielsweise das Wort „Quentchen“, die kleine alte Gewichtsmenge, verboten wird. ]
Ist es nicht ganz allgemein so, dass Reformen Widerstand provozieren?
[Und jetzt die falsche Menschelei:]
Menschlich ist es verständlich. Wenn ich Jahrzehnte etwas richtig gemacht habe, und plötzlich soll das falsch sein, werde ich mich wehren – auch wenn es bei der Rechtschreibreform ja gar nicht so war, dass das Alte von einem Jahr aufs andere falsch war. Andererseits gibt es Reformen, die ohne Weiteres akzeptiert werden – wie die Währungsreform. Wir haben ja angeblich den Schilling so geliebt – und den Euro ohne Weiteres angenommen. Das hat mich fasziniert.
[Davon kann ein Blüml nur träumen: Das sein Unfug ohne weiteres (Sträuben) angenommen wird. Wäre die Schreibreform genauso sinnvoll wie die Währungsreform gewesen, dann würde nicht das meiste (das Meiste?) schließlich zurückgenommen werden müssen.
6. Februar 2009
http://www.lesenetzwerk.at/index.php?id=327
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