Läppisch
Scharmant: Der Herr der Rechtschreibung kämpft für eine bessere Sprache
Zehetmair bleibt Vorsitzender im Rechtschreibrat Butike und Kupee
MÜNCHEN Der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair bleibt an der Spitze des Rates für deutsche Rechtschreibung. „Ich werde weitermachen“, sagte er.
Seine jetzige Amtszeit als Ratsvorsitzender endet am 31. Dezember 2010, die neue Amtsperiode beträgt sechs weitere Jahre. „Wie lange ich weitermache, weiß ich noch nicht, aber ich will Kontinuität und dann irgendwann einen reibungslosen Übergang ermöglichen.“
Der 74-Jährige hatte zuvor über mangelnde – vor allem finanzielle Unterstützung der Kultusministerkonferenz (KMK) geklagt und eine weitere Amtszeit infrage gestellt. „Ich habe der KMK unmissverständlich gesagt, dass wir Geld brauchen“, sagte Zehetmair.
Am Donnerstag übergab Zehetmair in Brüssel der Kultusministerkonferenz den zweiten Bericht des Rechtschreibrates mit weiteren Empfehlungen zur Überarbeitung der Rechtschreibreform.
Außerdem schickte er Exemplare an die Regierungen in der Schweiz und in Österreich. „Wir haben eine Reihe von Unebenheiten beseitigt“, sagte er. Der Rat empfiehlt in seinem Bericht die Streichung einiger eingedeutschter Schreibweisen wie Kupee (Coupé), Butike (Boutique), scharmant (charmant), Sketsch (Sketch) oder auch Maffia mit zwei f.
Restorant und Portmonee
Untersuchungen hätten ergeben, dass Schüler in bis zu 98 Prozent der Fälle die ausländischen Schreibweisen – wie sie bis zur Rechtschreibreform auch im Deutschen galten – benutzen, sagte Zehetmair. In weiteren Untersuchungen sollen in Zukunft unter anderem auch die Schreibweisen Restorant (Restaurant) oder Portmonee (Portemonnaie) überprüft werden.
Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache in Karlsruhe kritisierte den neuen Bericht des Rechtschreibrates und bezeichnete die Empfehlungen als „läppisch“. „Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt in seinem jetzt vorliegenden 2. Bericht, die Malaise mit der “Maläse“ und einigen anderen Zwangseindeutschungen zu beenden, um überhaupt etwas vorweisen zu können. Aber damit bemäntelt er nur die eigene Untätigkeit“, hieß es in einer Mitteilung. Die große Aufgabe, die Groß- und Kleinschreibung zu überarbeiten, sei beispielsweise nicht gelöst worden.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung war im Dezember 2004 als Reaktion auf die massive Kritik an der Rechtschreibreform gegründet worden. Ihm gehören 40 Mitglieder aus sechs Ländern an – seine Empfehlungen gelten als verbindlich, die großen deutschen Wörterbücher halten sich daran.
Nürnberger Nachrichten 10.12.10
Falsch: Die Empfehlungen des Rates waren bis jetzt nicht verbindlich, sondern bedurften der Zustimmung der Kultusminister. Solche hat es seit 2006 nicht mehr gegeben, um „Verlässlichkeit“ zu suggerieren und „Rechtschreibfrieden“ vorzutäuschen.
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