Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Deutschdidaktik
Willkommen Die 20 neuesten Beiträge im Forum
Fadensuche     Suche
Kennkarte ändern     Häufig gestellte Fragen   zu anderen Nutzern  kostenlose Anmeldung   Anfang  verabschieden
Jemandem diese Seite senden! Druckvoransicht zeigen
Forum > Schule
Deutschdidaktik
< voriges Leitthema     nächstes Leitthema >
Verfasser
Leitthema    Post New Thread     Post A Reply
Theodor Ickler
08.07.2003 03.26
Diesen Beitrag ansteuern
Didaktiker

Ursula Bredel u. a. (Hg.): Didaktik der deutschen Sprache. Paderborn u. a. (Schöningh) 2003. Zwei Bände.

Das Werk ist, wie alles Deutschdidaktische, in Reformschreibung gehalten (mit kleinen Fehlern, darunter wiederspiegeln), handelt auch ausführlich von Rechtschreibung, enthält sich aber jeder Kritik der Rechtschreibreform, die sogar fast unerwähnt bleibt. Nur Hartmut Küttel (der schon an einem Buch von Nerius mitgearbeitet hat), hat einen Passus, den man als zarte Reformkritik lesen könnte:
„Da die Neuregelung der Rechtschreibung in zwei fehlerträchtigen Bereichen liberalisiert hat“ (hier folgt ein sachlich fehlerhafter Zwischensatz) „ist der Anteil von Kommaverstößen nunmehr geringer, mindestens um ein Viertel. Weniger Kommafehler sind freilich kein Spiegel bedachtsamerer, angemessenerer syntaktischer Strukturierung.“ (S. 386)
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
24.06.2003 20.27
Diesen Beitrag ansteuern
Wertschätzungen

Lieber Herr Wagner!

Wir müssen sicherlich in unserer geschlossenen Gesellschaft, die sich auf Drägers Internetseiten tummelt, nicht darüber diskutieren, ob (oder daß) seit 1996 an den Schulen Falsches unterrichtet wird. Da besteht weitestgehend Konsens.
Aber wir können gemeinsam über die Unverfrorenheit der Kultusbehörde nachdenken, die wissentlich Falsches unterrichten läßt. Da müßte man immer wieder nachhaken, z.B. beim Altphilologen Zehetmair, seines Zeichens streng katholisch sowie buß- und reumütig.
Auch können wir uns Gedanken machen darüber, warum so viele Lehrer, die gemäß ihrer Ausbildung eigentlich das Falsche vom Richtigen unterscheiden können müßten, sich für die Unterrichtung des Falschen entscheiden. Auch da müßte man immer wieder nachhaken, weil normalerweise jede Fehlentscheidung wehtut.

Zwar wären auch Gedanken angebracht, dahingehend, welchem Prozentsatz der Bevölkerung in Bezug auf die Rechtschreibung jenes Gefühl für richtig und falsch innewohnt, doch sollte man jene Gedanken lieber dem Beamtenstab überlassen, denn als Privatmensch wäre man:
a) mit statistischen Erhebungen hoffnungslos überfordert, und
b) könnte man ohnehin – selbst wenn man im Besitz eines unwiderlegbaren Gutachtens wäre – ausschließlich mit Amtshilfe etwas für die allgemeine Bildung tun.

Vorab müssen wir davor kapitulieren, daß unsere Ämter bzw. die in Geiselhaft genommenen Beamten das für richtig erachten, was wir als falsch bezeichnen.
Man müßte denen einen Weg eröffnen, damit sie nicht mehr „dauerlügen“ müssen; und dies möglichst bald, denn Lüge scheint in unserer Gesellschaft zur ausgeprägten Gewohnheit zu werden. Nie zuvor wurden die Begriffe „Tugend und Moral“ derart auf den Kopf gestellt.

Übrigens wurden zu Beginn der 90er Jahre in der Schule die Begriffe „Wertorientierung“ und „Wertevermittlung“ sehr hochgehängt (bzw. hoch gehängt).
Ich lach' mich schlapp!


__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
margel
24.06.2003 13.43
Diesen Beitrag ansteuern
Da isses

Ich hab´s aus der Ostfriesen-Zeitung.

Mit Klick die Kennkarte von margel ansehen    Suche weitere Einträge von margel        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
meckes
24.06.2003 13.22
Diesen Beitrag ansteuern
Wo isses?

"...die folgende Zeitungsmeldung vom Tage: Der Bielefelder Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann plädiert für eine „praxisnahen“ Unterricht. Dieser könne z.B. darin bestehen, daß Jugendliche als „Dienstleister in Mini-Unternehmen Verantwortung übernehmen und so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.“ Er denkt dabei an „Party-Manager“...“

Sehr interessant, dieses Verständnis von Praxisbezug. Wäre es möglich die Tageszeitung anzugeben, in der das stand? Vielleicht sogar eine Online-Ausgabe? Das würde ich gerne im Zusammenhang lesen und einigen zum Lesen weitergeben.

Dank für Ihre Mühen, margel!

Marc Eckes

Mit Klick die Kennkarte von meckes ansehen    An meckes schreiben   Suche weitere Einträge von meckes        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
margel
24.06.2003 11.38
Diesen Beitrag ansteuern
Das isses!

Wie wirklichkeitsfremd und abgehoben die Diskussion auf diesen Seiten ist, zeigt uns die folgende Zeitungsmeldung vom Tage:
Der Bielefelder Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann plädiert für eine „praxisnahen“ Unterricht. Dieser könne
z.B. darin bestehen, daß Jugendliche als „Dienstleister in
Mini-Unternehmen Verantwortung übernehmen und so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.“ Er denkt dabei an
„Party-Manager“ und spekuliert darauf, daß vielleicht die
Schüler mit den schlechtesten Noten besonders coole Musik auflegen.
Frau Gaby Schneider-Schelling sieht „prickelnde, praktische
Teile des Unterrichts“. Wer als Achtkläßler gelernt habe, einen Stuhl zu reparieren, der werde vielleicht nicht mehr so leicht fremdes Mobiliar demolieren. (Was nützt ihm aber dann seine Fertigkeit im Reparieren?)
Da braucht es dann lt. Frau Gaby nur noch ein „Quäntchen“ Durchhaltvermögen...

Mit Klick die Kennkarte von margel ansehen    Suche weitere Einträge von margel        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
margel
24.06.2003 08.38
Diesen Beitrag ansteuern
Mit der Brechstange

Lieber Herr Wagner,
das ist ja gerade der schul – und bildungspolitisch
einzigartige Vorgang, daß nämlich die Schule als
Motor einer tiefgreifenden Umwälzung herhalten soll, die die ganze Gesellschaft betrifft.
Dies war und ist nicht ihre Aufgabe – nach unserem Verständnis. Außerdem ist sie dazu auch nicht fähig.
Hinzu kommt, daß nun etwas gelehrt wird, was nach dem
Urteil einer erdrückenden fachlich ausgewiesenen Mehrheit
sachlich falsch ist. Es ist schon oft gesagt worden: Zur Zeit lernen die Schüler etwas, was in der Erwachsenenwelt nicht akzeptiert und nicht praktiziert wird.
Nach meiner Auffassung verstößt dies gegen die Menschenwürde
und auch gegen den gesetzlich festgeschriebenen Bildungauftrag der Schule. Was die zuständigen Stellen da betreiben, könnte man verbrecherisch nennen, nicht im juristischen, aber im moralischen Sinne.
Daß das Experiment scheitern wird, schon gescheitert ist,
und trotzdem im blinder Verbohrtheit fortgesetzt wird,
ist das eigentlich Bestürzende an der Sache.

Mit Klick die Kennkarte von margel ansehen    Suche weitere Einträge von margel        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
J.-M. Wagner
23.06.2003 20.00
Diesen Beitrag ansteuern
Das Recht der Kinder und die Pflicht der Erwachsenen

(I.)
In der Schule muß die Reformschreibung benutzt werden; das ist so und steht hier, als Tatsache an sich, nicht zur Debatte. Es kommt mir aber darauf an, daß sich genau dadurch das Problem ergibt, daß die Kinder Falsches lernen müssen: Es ist klar, daß „es tut mir sehr Leid“ falsch ist, und „so genannt“ schreiben zu müssen statt „sogenannt“, ist ebenfalls falsch (von der gesprochenen Sprache und von der Grammatik her gesehen). Und so weiter; Beispiele für Verstöße gegen die Grammatik, den Wortschatz und die Wortbedeutungen gibt es ja zuhauf.
 
Wie sollten nun zum Beispiel die Eltern damit umgehen? Was sollen sie von den Lehrern fordern? Das Recht der Eltern ist klar: Die Kinder sollen in der Schule das lernen, was für die jeweilige Klassenstufe in der jeweiligen Schulart vorgesehen ist. Letztlich geht es also um die Kinder. Worauf aber haben die Kinder ein Recht – speziell bezüglich des Erlernens der Sprache?
 
Das Beherrschen der Schrift – und das bedeutet Lesen und Schreiben – ist ein Teil des sprachlichen Kommunikationsvermögens. Das bedeutet, daß sich die Rechtschreibung sinnvoll in die sprachliche Kommunikation einordnen muß. Eine solche, sich nach aus sprachlich-kommunikativer Perspektive sinnvollen Kriterien richtende Rechtschreibung sollen die Kinder lernen; ja, ich denke sogar, daß sie darauf einen Anspruch haben: teilzuhaben am kulturellen Erbe und an der kulturellen Entwicklung der Menschheit. Das heißt (unter anderem), zu erfahren, was sich bis zum heutigen Zeitpunkt herausgebildet hat, was erprobt ist und zusammenpaßt, und auch, was sich noch entwickelt.
 
Warum sollte man – ganz generell gefragt – den Kindern in irgend einem Bereich des menschlichen Wissens, Denkens und Handelns, der Kultur und der Kunst, das Beste vorenthalten? Daß nicht alle Kinder Genies werden, ist klar, aber die Chance dazu müssen sie bekommen!
 
(II.)
Was bedeutet das für das Erlernen des Kommunizierens, mündlich wie schriftlich? Die gesprochene Sprache ist das Primäre der Kommunikation, in dem Sinne, daß die Prinzipien, nach denen die gesprochene Sprache funktioniert, in der Schriftsprache nicht durchbrochen werden dürfen.
 
Das heißt aber nicht, daß sich die Schriftsprache in allen konkreten Details möglichst exakt nach der gesprochenen Sprache richten muß – weil die Schriftsprache ein anderes physikalisches Medium benutzt, weil sie ohne Mimik und Gestik auskommen muß, muß sie in konkreten Dingen eigene Wege gehen. Dazu gehören etwa die Satzzeichen (Punkt, Komma, Ausrufe-, Frage- und Anführungszeichen etc.), die Groß- und Kleinschreibung, Ligaturen, der Unterschied zwischen Gedanken- und Binde-/Trennstrich etc. Diese (z. T. typographischen) Besonderheiten dienen dem Erfassen der Bedeutung beim Lesen von Texten, und genauso ist es mit den Wortzwischenräumen: Der Text wird inhaltlich und logisch gegliedert, und der Inhalt und die Logik, nach der das geschieht, ist die gleiche Logik wie die der gesprochenen Sprache.
 
Ist das eine Selbstverständlichkeit? Ich finde, daß es das sein sollte. Wird die neue Rechtschreibung diesem Prinzip gerecht? Nein!! Sie verstößt (punktuell) dagegen! Sie verstößt damit (punktuell) gegen das Recht der Kinder, eine sich nach sprachlich-kommunikativ sinnvollen Kriterien richtende Schreibung zu erlernen.
 
(III.)
Mir geht es hier letztlich nicht um „die alte“ oder „die neue“ Rechtschreibung, sondern (unter anderem) darum, daß allgemeingültige sprachliche Prinzipien, soweit möglich, gewahrt werden. In der Schule müssen die Kinder die Reformschreibung in vollem Umfang erlernen (weil sie in vollem Umfang amtlich ist), und sie haben keine Chance, etwa wie eine Zeitungsredaktion sich auf die Teile zu beschränken, die – nach allgemeingültigen sprachlichen Kriterien beurteilt – unbedenklich sind, in anderen Teilen aber bei den herkömmlichen Schreibungen oder Regeln zu bleiben. Daher komme ich zu dem Fazit, daß der Forderung, allgemeingültige sprachliche Prinzipien (weitestgehend) zu wahren, die herkömmliche Rechtschreibung besser gerecht wird als die reformierte.
 
Wer sich als konsequenter Ablehner der alten Rechtschreibung versteht – lehnt der-/diejenige auch die sprachlichen Prinzipien ab, nach denen sich die Rechtschreibung (meines Erachtens: sinnvollerweise) richten sollte? Sind nicht Wortschatz, Wortbedeutungen und Grammatik die Grundlagen der Sprache, egal, ob in mündlicher oder schriftlicher Form? Darf eine Rechtschreibreform etwas am Wortschatz, den Wortbedeutungen oder der Grammatik einer Sprache verändern? Man könnte behaupten, daß eine Rechtschreibreform das per Definition gar nicht kann. Das ist aber ein zweifacher Irrtum. Zum einen sieht die korrekte Logik so aus: (a) Wenn eine Reform eine (echte, reine) Rechtschreibreform ist, ändert sich nichts an Wortschatz, Wortbedeutungen und Grammatik. (b) Wenn sich durch eine Reform etwas am Wortschatz, den Wortbedeutungen oder der Grammatik geändert hat, war es keine (echte, reine) Rechtschreibreform. Im Sinne der Aussagenlogik sind (a) und (b) äquivalent. Es kommt also immer darauf an, zu prüfen, was sich wirklich geändert hat, denn erst daran läßt sich erkennen, worum es sich wirklich handelt. Zum anderen können diese Veränderungen (von Wortschatz, Wortbedeutungen und Grammatik) durchaus im Zuge einer Reform auftreten, die auf eine andere Rechtschreibung abzielt – als „Nebenwirkungen“, wenn die Reform allgemeingültige sprachliche Prinzipien mißachtet. So ist es bei der 1996er Reform geschehen.
 
(IV.)
Was folgt daraus für die Kinder? Was soll man ihnen beibringen? Ich denke, daß ganz allgemein zumindest folgende zwei Prinzipien relevant sind: Zum einen muß für alle das gleiche Wissen den Ausgangspunkt bilden, das Wissen, das in der Erwachsenenwelt als gültig anerkannt ist und welches das maximal Erreichbare in dem jeweiligen Fach darstellt. Zum anderen muß bei jedem Kind individuell geschaut werden, wie weit es in seiner Entwicklung ist und was es als nächstes lernen muß und kann (und danach muß noch überlegt werden, was die sinnvollste Art und Weise ist, es dem Kind beizubringen).
 
Diese beiden Punkte sind zwar hochgradig idealisiert, machen aber einen fundamentalen Unterschied klar: Der Grundstock an Wissen und Weisheit, an den die Kinder herangeführt werden sollen, ist in seinem vollen Umfang nicht identisch mit dem, was die Kinder jeweils quasi als nächsten Happen gefüttert bekommen, und er ist auch nicht identisch mit dem, was die Kinder als Summe aller dieser von außen gefütterten Häppchen während ihrer Schulzeit zu sich nehmen. Oder anders ausgedrückt: Es gibt kein Fach, in dem man in der Schule das maximal darin erlangbare Wissen erlernt bzw. die gesamte darin enthaltene Weisheit aufnimmt – das ist ein Prozeß, der das ganze Leben in Anspruch nehmen kann, und verschiedene Menschen kommen darin unterschiedlich weit.
 
Was bedeutet das konkret für die Rechtschreibung? Wenn man über die Rechtschreibung spricht, muß man sich im klaren darüber sein, um welchen der beiden Punkte – Wissensvorrat oder Schulausbildung – es jeweils gerade geht. In meinen Augen erhebt die reformierte Rechtschreibung nicht nur den Anspruch, für die Schulausbildung dazusein, sondern auch, Einfluß auf den kompletten Grundstock dafür zu nehmen. Was ich kritisiere, ist genau letzteres: Mir geht es darum, daß es nicht angehen kann, daß die Regeln, von denen Frau Menges schrieb:

»Wir sind uns alle einig, dass es ein wahrhaft fehlerhaftes Rechtschreibwerk ist. Man kann sich auf nichts verlassen.«
Teil des entsprechenden Wissensvorrates werden sollen! Auf dieser Ebene will ich über die Rechtschreibung diskutieren. Es soll um den ersten Schritt gehen, der die Grundlage schafft. Der zweite Schritt ist, was in der Schule daraus gemacht wird. Es kann aber nicht die Schulausbildung der Maßstab für die Wissensgrundlage sein, denn dann hat man den zweiten Schritt vor dem ersten machen wollen – und das muß schiefgehen!
 
Es ist das Recht der Kinder, eine der sprachlichen Kommunikation gemäße Rechtschreibung zu erlernen, und es ist die Pflicht der Erwachsenen, sie ihnen beizubringen – und nicht, sie ihnen vorzuenthalten.

__________________
Jan-Martin Wagner

Mit Klick die Kennkarte von J.-M. Wagner ansehen    An J.-M. Wagner schreiben   Visit J.-M. Wagner's homepage!   Suche weitere Einträge von J.-M. Wagner        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
margel
23.06.2003 10.52
Diesen Beitrag ansteuern
Für Norbert.S.

Lieber Herr Schäbler,
ich möchte Ihnen wärmstens das Buch von M. Gronemeyer
„Lernen mit beschränkter Haftung – über das Scheitern
der Schule“ empfehlen, falls Sie es nicht schon kennen.

Viele Grüße aud der grünen Wildnis

Mit Klick die Kennkarte von margel ansehen    Suche weitere Einträge von margel        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
23.06.2003 10.06
Diesen Beitrag ansteuern
Kind gerechte Erziehung

„Fördern und fordern“, so lautet eine in der Politik häufig verwendete Wortspielerei, die mit Sicherheit einem pädagogischen Denkansatz entspringt.
Die dahinterstehende zweipolige Methode ist so alt wie die Erziehung selbst, denn artgerechte Erziehung zielte schon immer darauf ab, den zu Beginn völlig hilfsbedürftigen Zögling „flügge“ zu machen.
Ich vermute, daß in der modernen Erziehung die Methode des Förderns übergewichtet wird, daß Überbehütung, Verzärtelung und materielle Überhäufung stattfinden, wobei man sich nicht dem Kinde als individuelles, würdetragendes Wesen in seiner Ganzheit zuwendet, sondern nur in die pflegeleichten, sich selbst entwickelnden egozentrischen Anlagen investiert.
Meine Vermutung zu beweisen, dürfte nicht schwerfallen, denn es ist offenkundig, daß die Kultusbehörden in den zurückliegenden Jahren einen Großteil ihrer Bemühungen darauf verwendeten, die Anforderungen zu minimieren. Dies geschah z.B. durch die Entrümpelung der Lehrpläne, durch das Senken der Leistungsanforderungen in verschiedenen Fachbereichen (besonders leicht nachzuvollziehen im Fachbereich Mathematik) und zuletzt durch die sog. Rechtschreibreform (besser: „Rechtschreibedikt“).
Ein solcher Lösungsansatz, der das Fordern vernachlässigt, kann aber nicht stimmig sein.
Man kann und darf existente Gefahren nicht ausschließen, sondern ausschließlich auf drohende Gefahren, die laut weitgehend zuverlässiger Prognose auch in der Zukunft auftauchen werden, hinweisen. Man kann die Gesellschaft nicht verändern durch „Geiselnahme“ der Schüler!
Man lernt für das Leben, nicht für die Schule!
Nicht die Schule regiert die Gesellschaft, sondern die Gesellschaft macht ihre Forderungen der Schule gegenüber geltend.

Moderne Erziehung ist eine Luftnummer. Das gilt auch für die Wortgruppe „Kind gerecht“ ehemals „kindgerecht“.

__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Jörg Metes
22.06.2003 22.41
Diesen Beitrag ansteuern
DGLS

Ich merke, daß ich von Didaktik nicht genug verstehe.

Gleichwohl meine ich erkennen zu können, daß es auf den Seiten einer Gesellschaft, deren zentrales Anliegen die bessere Vermittlung des Lesens und Schreibens ist, so gut wie gar nicht um Fragen der Orthographie geht. Man beruft sich zwar auch auf Erkenntnisse aus dem Umfeld Augst, doch im wesentlichen befaßt man sich mit Fragen der Motivation. Das Unterrichten ist durch die Rechtschreibreform offenbar nicht leichter geworden. Der einzige Beiträger, der überhaupt den Hebel bei der Orthographie ansetzt, beklagt: »Dass (...) leider auch die gerade durchgestandene Rechtschreibreform in ihrer übergroßen Zaghaftigkeit nichts Entscheidendes geändert hat, ist allgemein bekannt« (Axel Stommel, Lehren aus dem Pisa-Schock, März 2003). Nur eine sehr viel radikalere Reform hätte seines Erachtens den Kindern das Lesen- und Schreibenlernen wirklich einfacher gemacht.

Es scheint mir insofern selbst die an und für sich willfährige Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben zuzugeben, daß diese Reform sinnlos war.
__________________
Jörg Metes

Mit Klick die Kennkarte von Jörg Metes ansehen    An Jörg Metes schreiben   Suche weitere Einträge von Jörg Metes        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
21.06.2003 04.56
Diesen Beitrag ansteuern
Erinnerungen an Pestalozzi

Aus meiner Seminarzeit ist mir der Begriff „pädagogisches Dreieck“ in lebendiger Erinnerung.
Meines Wissens stammt dieses geflügelte Wort von Pestalozzi (Schweizer Pädagoge/1746 – 1827), der als Urvater der Kinderdörfer gilt und Wesentliches für die Idee der Volksbildung getan hat.
Pestalozzi sah die Erziehung – trotz all seiner Empfindung für die unteren Gesellschaftsschichten und all seiner Liebe zu den Kindern – stets in Zusammenhang mit der politisch-sozialen und ökonomischen Lage.
Drei Eckpunkte gibt es im „pädagogischen Dreieck“.
Im erweiterten Sinne heißen sie: Kind – Erzieher – Raum.
Im schulischen Sinne: Kind – Lehrer – Stoff.
Bildlich ist von einem gleichseitigen Dreieck auszugehen, also von völlig gleicher Wertigkeit der Schenkellängen und Eckpunkte.

Herrn Metes, der im vorhergehenden Beitrag eine Erklärung sucht, kann ich nur mit der Erinnerung an Pestalozzi weiterhelfen. Mir scheint, daß die DGLS, ein Verein ist, in dem sich anerkannte Pädagogen (auffallend viele Schulräte), Soziologen und Uniprofessoren zusammengefunden haben, welche die Zuwendung zum Kind übergewichten. Das hat nach meinem Dafürhalten zur Folge, daß Sachgemäßheit und Zielgemäßheit auf der Strecke bleiben könnten.
Der Verein publiziert übrigens in neuer Rechtschreibung. Gerhard Augst ist dort kein Unbekannter.

__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Jörg Metes
20.06.2003 21.28
Diesen Beitrag ansteuern
DGLS

Für kindgerechtes Lesen und kindgerechtes Schreiben zugleich tritt die Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben ein:
»Nach PISA und IGLU ist es an der Zeit, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass Lesen und Schreiben elementare Rechte der Kinder sind.«
Ich habe mir das eine oder andere auf diesen Internetseiten zwar schon durchgelesen, aber nicht wirklich begriffen, worauf die DGLS hinauswill. Doch vielleicht ist unter uns ja jemand, der mit solchen Ansätzen schon besser vertraut ist und es mir erklären kann?
Mein Dank wäre ihm gewiß.
__________________
Jörg Metes

Mit Klick die Kennkarte von Jörg Metes ansehen    An Jörg Metes schreiben   Suche weitere Einträge von Jörg Metes        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Elke Philburn
23.01.2003 22.29
Diesen Beitrag ansteuern
Fehler anstreichen

Ich hatte schon immer den Eindruck, daß die „neue Rechtschreibung“ nicht, wie angekündigt, zum liberaleren Umgang mit der Orthographie führt, sondern dazu, daß ihre Bedeutung als Druckmittel noch verstärkt wird. Einen Schüler zur blinden Einhaltung von Regeln zu zwingen, die nachweislich sinnlos sind und nichts Gutes hervorbringen, dazu gehört schon einiges.

Ich hoffe doch, daß die Eltern ordentlich Stunk machen werden, wenn das, was jetzt noch grün angestrichen ist, auf einmal rot ist und zu schlechteren Noten führt.

Mit Klick die Kennkarte von Elke Philburn ansehen    An Elke Philburn schreiben   Visit Elke Philburn's homepage!   Suche weitere Einträge von Elke Philburn        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Jörg Metes
23.01.2003 11.35
Diesen Beitrag ansteuern
Schüler-Mobbing

Meine 18jährige Nichte (12. Klasse, Schleswig-Holstein) hat vor ihrer Deutschlehrerin kapituliert. Lange hat die Nichte die herkömmliche Rechtschreibung beibehalten, immer wieder hat die Deutschlehrerin ihr die Aufsätze so korrigiert, daß die Seiten, wie meine Nichte berichtet, mit grünen Strichen übersät waren. Die Lehrerin hat ihr nicht nur – was ja wohl gereicht hätte – stellvertretend ein einzelnes daß für alle angestrichen, sondern jedes einzelne daß, muß, Schloß usw. usf.
Meine Nichte ist eine sehr gute Schülerin. Ihr ging es ums Prinzip. Sie findet die neue Rechtschreibung „doof“. Sie beherrscht die herkömmliche sehr gut. Die Lehrerin wollte ihr das (wozu sie meines Wissens keinen Auftrag hat) austreiben. Es ist ihr gelungen. Die Nichte schreibt jetzt dass.
__________________
Jörg Metes

Mit Klick die Kennkarte von Jörg Metes ansehen    An Jörg Metes schreiben   Suche weitere Einträge von Jörg Metes        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
29.05.2002 15.25
Diesen Beitrag ansteuern

Aus dem Brief eines namhaften Deutschdidaktikers (Mai 2002):

„Ich leide richtig unter der Situation, da ich selbst ein völliger Gegner des Neuen bin, aber beruflich auf strikte Einhaltung der neuen Schreibung zu achten habe. Im Unterricht, in den ich meine Studierenden begleite, kommt es zu den kuriosesten Situationen (alte Schreibweise, z.B. ß, an der Tafel, sofortige Intervention durch die Schüler, auch in höheren Klassen, Realschule 5-10). Ich bin erstaunt und erschrecke immer wieder, wie sehr die Schüler bereits auf die neue Schreibung eingeschworen sind. Bei anderen Gelegenheiten (z.B. Mitarbeit an einem Lesebuch) muß ich bei meinen Korrekturen peinlich genau sein. Da stört es mich dann zumindest sehr, daß vor „und“ und „oder“ (bei Einleitung eines Hauptsatzes) generell die Kommata weggelassen werden. Ich versuche dann noch zu intervenieren und zu differenzieren. Ich verstehe nicht, daß man relativ wenig Rückmeldungen erhält über die gravierenden Störungen beim Lesen, nicht nur im genannten Fall.“
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Alle Zeiten sind MEZ    Neuen Faden beginnen     antworten
Gehe zum Forum:
< voriges Leitthema     nächstes Leitthema >

Benutzungs-Regeln:
Wer kann im Forum lesen? Jeder Gast / jeder angemeldete Nutzer.
Wer kann ein neues Leitthema oder eine Antwort eintragen? Jeder angemeldete, eingewählte Nutzer.
Einträge können von ihrem Verfasser geändert oder auch gelöscht werden.
HTML-Kennungen beim Eintragen erlaubt? AN. Schnuten erlaubt? AN. vB-Kennungen erlaubt? AN. Bilder-Einbindung mit [IMG] erlaubt? AN.

Maßnahmen der Verwaltung:
Leitthema öffnen / schließen
Leitthema umziehen lassen
Leitthema löschen
Leitthema ändern

Herausgeber · Schreiben Sie uns · Forum

Technik von: vBulletin, Version 1.1.4 ©Jelsoft Enterprises Ltd. 2000. Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage