042 Zwischenbilanz nach 5 Jahren
Pressemitteilung vom 31.7.2003, 11.20 Uhr (56K)
| | | Pressemitteilung | | Tel. 06741-1720 · Fax 06741-1749 Mobiltelefon: 0170 5367039 | | | | | | | R e c h t s c h r e i b r e f o r m | Zwischenbilanz nach 5 Jahren | | | | Der Initiator des schleswig-holsteinischen Volksbegehrens zum Stopp der Rechtschreibreform, der Verleger Matthias Dräger, hat anläßlich des 5. Jahrestages der Einführung der Rechtschreibreform in den Schulen eine Zwischenbilanz gezogen: Die Reformer traten mit dem Anspruch auf, die Rechtschreibung werde durch die Rechtschreibreform vereinheitlicht. Wurde dieses Ziel erreicht? Nein. Die Rechtschreibung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist so uneinheitlich wie nie zuvor, ihre Einheitlichkeit wurde durch künstliche Eingriffe empfindlich gestört. Die Rechtschreibreform sollte eigentlich das Erlernen der Rechtschreibung erleichtern. Dieses Ziel wurde ebenfalls völlig verfehlt: Durch zahlreiche neue Ausnahmebestimmungen und Sonderregeln, die sich nach einer Untersuchung von Prof. Veith/Universität Mainz auf 1.106 Anwendungsbestimmungen und 105 Wörterlisten (Ausnahmen von den Regeln) im sog. amtlichen Regelwerk addieren, wurde die Rechtschreibung derart verkompliziert, daß ohne den Gebrauch eines Wörterbuches heute niemand mehr korrekt im Sinne der Rechtschreibreform schreiben kann. Das Erlernen der Rechtschreibung ist für Schüler sogar erheblich erschwert worden, weil Schüler in ihren Unterrichtsmaterialien zwangsläufig sowohl mit herkömmlicher als auch mit neuer Rechtschreibung umgehen müssen. Das wird für Studierende auch in Zukunft so bleiben, da gut 95 Prozent der Bibliotheksbestände in bewährter Rechtschreibung gedruckt sind. Die jüngsten Äußerungen von Gerhard Augst, dem langjährigen Vorsitzenden der Rechtschreibkommission, bewährte Schreibweisen wie gewinnbringend, besorgniserregend, Schwarzes Brett und Rote Karte in Zukunft wieder amtlich zuzulassen, bewertet Dräger als offene Bankrotterklärung: Die Reformer bestätigen damit die frühe Kritik ihrer Gegner, daß man langfristig die eingebürgerten Schreibweisen nicht entbehren kann. Dieser Prozeß, so Dräger, dürfte sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten fortsetzen, bis man, mit der Hypothek einer fehlerträchtigen ss-Regelung und um einige Duden-Ausgaben reicher und zig Euro ärmer ziemlich genau da wieder angekommen sein wird, wo man 1996 einmal gewesen ist. Während dieser Zeit werden die von den Reformern in den Klassenzimmern regelrecht verbotenen Schreibweisen Lehrern aber einigen Kummer und Schülern manche Träne bereitet haben. Um der Schreibgemeinschaft einen jahrelangen Rückzug auf die längst bewährten Schreibweisen zu ersparen, sieht Dräger nur eine Möglichkeit: Die Kultusminister selbst wollten eigentlich nie unbedingt eine Rechtschreibreform, sie sind von der Reformkommission übertölpelt und angeführt worden. Die Minister sind in dieser Sache jetzt aber nicht mehr handlungswillig, auch nicht mehr handlungsfähig. Um bei der Rechtschreibung in der Schule so bald wie möglich wieder zu geordneten Verhältnissen zurückzukommen und die deutsche Orthographie vor der äußerst fehlerträchtigen, in der Vergangenheit längst gescheiterten Heyseschen ss-Regelung zu bewahren, gibt es nur einen Weg: Die Rückkehr einer weiteren großen Tageszeitung, wie der Süddeutschen Zeitung oder der Welt zu den seit Jahrzehnten bewährten und eingebürgerten Schreibweisen. |
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