In der Reihe Schülerduden ist die Neubearbeitung des Bedeutungswörterbuchs erschienen.
Nach der Beseitigung vieler Wörter durch die Reform stand die Redaktion vor einer schwierigen Aufgabe. Wie in anderen Reformwörterbüchern findet man jetzt ganze Wortgruppen alphabetisch dort eingeordnet, wo die zusammengesetzten Wörter stünden, wenn es sie noch gäbe. Also so genannt, auseinander setzen usw. sehr seltsam, denn andere Wortgruppen sind natürlich nicht durch eigene Einträge ausgezeichnet. Man spürt richtig das schlechte Gewissen der Wörterbuchmacher nach dem Abmurksen der Wörter, die aber doch noch irgendwie herumgeistern. Wenn der Schüler nachgeschlagen hat, weiß er, was so genannt (angeblich) bedeutet, aber er weiß immer noch nicht, was das sogenannt bedeutet, das er in seinen Texten gefunden hat, im Wörterbuch aber nicht mehr findet, weil auch der letzte Hinweis darauf getilgt ist, daß es dieses Wort einmal gegeben hat.
Schlimm ist auch der Band Zitate in der Reihe des Großen Duden. Wie schon im zehnbändigen Großen Wörterbuch ist alles auf Neuschreibung umgestellt, auch Zitate von Gegenwartsautoren, die sich ausdrücklich von der Reform distanziert haben. Der Duden macht sie allesamt zu unfreiwilligen Kronzeugen für die Reformschreibung. Eine Kulturschande ersten Ranges.
__________________
Th. Ickler
|