Dankwart Guratzsch
Die Geschichte, die Stadt, das Haus: Dankwart Guratzsch wird 65, von Rainer Haubrich
Als neulich das WELT-Feuilleton in eine andere Etage umzog, tauchte aus den Tiefen der WELT-Geschichte ein Plakat des Jahres 1974 auf, das seitdem viel beachtet im Flur hängt. Guten Tag, Bonn, steht oben in dem Schriftzug mit dem Kußmund, darunter sind fast 150 Gesichter versammelt. Es ist die Mannschaft der damaligen WELT, der damals einzigen überregionalen Tageszeitung am damaligen Regierungssitz. Unter den Feuilleton-Redakteuren findet sich auch der junge Dr. phil. Dankwart Guratzsch, Hobby: Rosenzucht. Als einer der wenigen aus jenen Tagen ist er dieser Zeitung bis heute verbunden geblieben, vor allem dem Feuilleton.
Architektur und Stadtentwicklung sind sein großes Thema. Schon bevor dies in anderen Medien aufgegriffen wurde, stritt Dankwart Guratzsch für einen behutsamen Umgang mit unserem architektonischen Erbe und für eine Stadtplanung, die sich an den Traditionen des Ortes orientiert.
Seine Beiträge wurden mehrfach ausgezeichnet, bereits 1976 mit dem Journalistenpreis Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz. Bis heute hat er sich dabei einen fast jugendlichen Elan bewahrt und eine Neugier, die ihn auch das gute Neue in der Architektur entdecken und feiern läßt.
Dankwart Guratzsch wurde in Dresden geboren, und das Schicksal dieser grausam zerstörten Stadt hat seinen Blick auf Architektur und Stadtplanung geschärft. Er ist Dresden sein Leben lang verbunden geblieben. Nach dem Fall der Mauer engagierte er sich nicht nur in seinen Berichten und Reportagen, sondern auch in diversen Gremien und auf Podien für einen an der Geschichte orientierten Wiederaufbau dieser Barockstadt, gegen viele Zweifler und Kritiker auch für die Rekonstruktion ihres Herzstücks, der Frauenkirche.
Fast auf den Tag genau zu seinem heutigen 65. Geburtstag wird jetzt mit der Turmspitze der äußere Wiederaufbau dieses Wahrzeichens abgeschlossen. Für Dankwart Guratzsch kann es kein schöneres Geschenk geben.
Die Welt, 14. Juni 2004
Dem Jubilar zuliebe rückumgestellt
|