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Sigmar Salzburg
10.12.2017 19.18
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Das reformierte Rechtschreib-Trauerspiel geht weiter

Verlernen wir, richtig zu schreiben?

[I bims ... hatten wir schon, lassen wir weg] ... Der (anonyme) Betreiber karikiert die vielen Schreibfehler im Internet, indem er absichtlich falsche Sätze auf kitschige Fotos klatscht. 360.000 Usern gefällt das. Es ist zu befürchten, dass nicht alle von ihnen merken, wenn etwas inkorrekt geschrieben wird.

Denn immer mehr Menschen stehen mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß. Für Österreich gibt es dazu keine belegbaren Zahlen, für Deutschland schon – etwa in der Studie von Wolfgang Steinig. Der Germanistikprofessor der Uni Siegen hat Schulaufsätze aus drei Jahrzehnten miteinander verglichen und kommt zum Schluss: Schüler machen heute mehr als doppelt so viele Rechtschreibfehler wie vor vierzig Jahren. Besonders erschütternd ist die Entwicklung bei Kindern aus bildungsfernen Familien – bei ihnen hat sich die Fehlerhäufigkeit sogar verdreifacht. Die pädagogische Mode, Kinder anfangs nach Gehör schreiben zu lassen, könnte eine Ursache sein. [Gut als ablenkende Erklärung!]

Angehende Lehrer

Dass das nicht nur ein deutsches Phänomen ist, beobachtet Erwin Rauscher, Rektor der Pädagogischen Hochschule (PH) Niederösterreich: „Das haben wir bei den Eingangsprüfungen festgestellt, die die Studienbewerber bis vor zwei Jahren ablegen mussten. Da scheiterten die meisten neben Sport und Musik an der Rechtschreibung." Er ortet nicht nur Probleme bei Orthografie und Interpunktion: „Auch die Vielgestaltigkeit des Ausdrucks geht zurück.“ Doch gerade Lehrer müssten die Rechtschreibung verinnerlichen, fordert Christine Schörg, Fachdidaktikerin an der PH NÖ: „Die Gesellschaft hat ein Recht darauf, dass Pädagogen diese beherrschen – Physik- genauso wie Deutschlehrer.“ Ein frommer Wunsch. Denn auch sie stellt fest, „dass sich das Schreibbewusstsein verändert hat. Es wird toleriert, dass man Fehler macht“.

Eine Ursache sieht Schörg in den zahlreichen Rechtschreibreformen: „Die Regeln wurden sehr oft geändert, etwa für die Schreibweise von Fremdwörtern oder die Getrennt- und Zusammenschreibung. Viele haben sich nicht mehr ausgekannt und gedacht, dass es eh nicht so wichtig ist. Manche Lehrer haben aufgegeben.“ Und auch in den Zeitungen schleichen sich immer mehr Flüchtigkeitsfehler ein. Ein Umstand, den der eine oder andere KURIER-Leser bereits zurecht [zu Recht] kritisiert hat.

„Gemma Billa?“

Deutlicher wird Andreas Hock, Journalist und Autor aus Deutschland: Der 43-Jährige hat ein Buch geschrieben, in dem er den Niedergang der deutschen Sprache beklagt. „Wenn wir so weitermachen, züchten wir eine Generation von Analphabeten heran.“ Einen großen Teil des Problems sieht auch er in modernen Kommunikationskanälen wie WhatsApp. „Es gibt Studien, wonach 14- bis 20-Jährige noch nie einen Brief geschrieben haben. Man schreibt ja nicht einmal mehr falsch, sondern drückt Gefühle nur noch mit gelben Gesichtern aus.“

Er wünscht sich, im Bus wieder vollständige Sätze zu hören (Stichwort: „Gemma Billa?“). „Natürlich muss sich Sprache verändern. Der Unterschied zu früher ist, dass man damals die Regeln noch kannte und sich absichtlich abgrenzte. Heute weiß man es schlicht nicht besser.“ Hock befürchtet, dass Grammatik weiter an Bedeutung verlieren wird und fehlerhafte Mails in der Berufswelt eines Tages Alltag sein werden: „Menschen mit einer gepflegten Sprache werden immer weniger werden.“

Steht das Abendland also vor dem Untergang? Nein, beruhigt Erwin Rauscher. „Schüler haben dafür andere Fähigkeiten.“ Zum Beispiel fänden sie sich in der globalisierten Welt besser zurecht als ihre Großeltern.

kurier.at 8.12.2017

Sicher können sie Rechtschreibung besser rappen. Es fing mit der Ganzwort-Reformiererei in den 60ern an. Meine Frau klagt noch heute darüber.

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Sigmar Salzburg
26.08.2015 17.19
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Wesentliches bleibt ungesagt.

Bilanz nach zehn Jahren Rechtschreibreform

Christiane M. Pabst ist neue Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs.


Christiane M. Pabst ist die neue Chefredakteurin in jener Redaktion, die seit sechzig Jahren das Österreichische Wörterbuch herausgibt. Die Germanistin hat im Jubiläumsjahr die Agenden ihres pensionierten Kollegen Herbert Fussy übernommen. Als Mitglied einer Arbeitsgruppe geht sie auch der Frage nach, inwieweit die Reform der Rechtschreibung in Österreich verstanden und umgesetzt wird, beziehungsweise für Probleme sorgt.

Kurier: Frau Pabst, schreiben inzwischen alle Menschen in Österreich „dass“ mit Doppel-S?
Christiane M. Pabst:
Bei vielen stellt sich diese Frage nicht, weil ihnen der Unterschied zwischen das und dass (früher daß) nicht bewusst ist. Aber das führt direkt zur Diskussion, warum Grammatik in der Schule wichtig ist.

Auf die wir hier im Detail leider nicht eingehen können. Wem bereitet die Rechtschreibreform sonst noch Probleme?
Jedenfalls jenen, die umlernen mussten ohne entsprechende Hilfe, ohne dass ihnen ihre Firma einen Rechtschreibkurs angeboten hat. Zudem jenen Menschen, die keinen „Schriftlichkeits“-Beruf haben, aber trotzdem mit Schriftlichem zu tun haben.

Und in welchen Bereichen bereitet die Rechtschreibreform am meisten Probleme?
Im Wesentlichen bei den Fragen getrennt oder zusammen? sowie groß oder klein? Hier erscheinen die Regeln den Leuten oft nicht logisch.

Was hilft uns bei der Klein- bzw. Großschreibung?
Kurz gesagt: Klein schreibt man Wörter, bei denen man keinen Artikel davor stellen kann, zum Beispiel: Sie laufen gerne eis. Wird ein Hauptwort mit dem Zeitwort in der Nennform nicht zusammengeschrieben, bleibt das Hauptwort groß. Zum Beispiel: Angst haben.

Und beim Getrennt- bzw. Zusammenschreiben?
Auch da gibt es eine ganz praktikable Regel: Ist die Bedeutung nicht die tatsächliche, sondern eine übertragene, schreibt man das Wort zusammen. Der Unterschied wird bei folgendem Beispiel deutlich: Es wird ihr schwerfallen, (für Mühe verursachen) den Stein zu heben, der schwer fällt.

Kann Österreich Beistrich?
Nein, leider noch weniger als vor der Reform. Was schmerzt: Die Beistrichregelung wurde nämlich im Zuge der großen Reform 1996 vereinfacht. Die Mehrheit der Leute hat aber niemals die Regeln gelesen, dabei könnte man sie im Österreichischen Wörterbuch jederzeit wunderbar nachschlagen (lacht).

Ist die Reform auch für Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache verständlich?
Die meisten Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, haben ganz andere Probleme: etwa die Verwendung der Artikel der, die, das oder die korrekte Bildung von Nebensätzen.

Wie wirkt sich die neue Rechtschreibung auf Ihre Arbeit in der Wörterbuch-Redaktion aus?
Es gab seit der großen Reform immer wieder kleinere Reformen. Jede Veränderung wird von uns in der nächsten Auflage umgesetzt.

Täuscht der Eindruck, dass in den sozialen Medien die Rechtschreibung kaum noch eine gravierende Rolle spielt?
Er täuscht ganz und gar nicht. Die sozialen Medien sind nahe an der gesprochenen Sprache. Wichtig ist, dass die Message ankommt. Tatsache ist, dass die alte Maßeinheit für Bildungsgrad, Klugheit und soziale Schicht in den sozialen Medien überhaupt keine Rolle mehr spielt.

Sind Rechtschreibprogramme ein Fluch oder ein Segen?
Ein Fluch für die Schülerinnen und Schüler, wie ich meine, weil damit Rechtschreibung nicht geübt und internalisiert werden kann. Ein Segen sind sie eigentlich nur für jene, die die Rechtschreibung ohnehin beherrschen. Weil der Computer den Sinn der Sätze nicht verstehen kann.

Noch ein Ausblick: Hat uns die SMS der Kleinschreibung nähergebracht als all die Germanisten, die sie seit Jahren fordern?
Gegenfrage: Aktivieren Sie immer die Großschreibtaste, wenn Sie eine SMS schreiben? Ich nicht. Meine Antwort ist somit: ja.
________________________________________

Chronologie

1994
Vertreter der Kultus- und Innenministerien Österreichs, der Schweiz und Deutschlands einigen sich mit Germanisten auf einen gemeinsamen Entwurf. Die Bemühungen für eine Reform reichen zu diesem Zeitpunkt bereits gut zehn Jahre zurück.

1996
In Wien wird eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, die Reform wird aber nach einem politischen Hickhack nicht flächendeckend umgesetzt.

2006
Nach weiteren heftigen Debatten von Sprachwissenschaftern, Autoren und Politikern tritt am
1. August 2006 die korrigierte „Rechtschreibreform“ in kraft.

2007
Nach Ende einer einjährigen Übergangsfrist wird die bis heute gültige Reform per 1. August 2007 an den Schulen verbindlich.

(kurier) Erstellt am 26.08.2015, 06:00

kurier.at 26.8.2015

Nachtrag: Umfassender als diese Chronologie ist die „Chronik einer Überwältigung“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung v. 6.8.2004, als der Zusammenbruch der Rechtschreib„reform“ zum Greifen nahe war.

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Sigmar Salzburg
11.02.2012 22.21
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Kulturverfall ... Rechtschreibreform

Dilettanten: „Wollen anstelle des Könnens“

Sie machen Politik, verkaufen faule Finanzprodukte und verschaukeln uns im TV. Weil wir es bewundern, es mit nichts zu etwas zu bringen. Sagt Autor Thomas Rietzschel…


„Je weniger wir Herr der Dinge sind, desto mehr haben wir gelernt, den Anschein zu erwecken“, schreibt der Kulturgeschichtler und Autor Thomas Rietzschel in „Die Stunde der Dilettanten“ – und jedem fallen wohl die verschiedensten Beispiele ein, …

Wir leben in einer Zeit, in der uns in den Medien, den Talkshows, den Nachrichten Experten für praktisch alles begegnen – und Sie schreiben ein Buch über die Stunde der Dilettanten. Wieso?

Das Expertentum, das uns vorgeführt wird, ist nicht immer ein Expertentum in der Sache. Wenn Sie in der Finanzkrise ein bisschen zurückdenken: Die Vorstände der gescheiterten Banken traten allesamt als große Finanzexperten auf.

Im Bankwesen kannten sie sich aber aus.

Nein, … Das, worauf sie sich verstanden haben, ist die große Kunst des Dilettanten: sich und der Welt etwas vorzumachen. Bildung wird durch die Einbildung, sie zu haben, ersetzt.

… Beispiel: Facebook. Marc Zuckerberg ist ein Experte von hohen Graden, er hat bald eine Milliarde Nutzer weltweit und damit eine enorme Macht. Was ihm fehlt, ist die kulturelle Kompetenz, mit dieser Macht umzugehen.

… Der Dilettant dagegen betreibt die Sache allein, um persönlichen Gewinn aus ihr zu ziehen. Er will sich in einer Rolle spiegeln. Das erleben wir in der Politik ganz ausgeprägt. Sie hatten in Österreich Jörg Haider, der Politiker gewesen ist, weil er sich als solcher gefiel. Wir haben in Deutschland unter anderem unseren Außenminister Guido Westerwelle, der in dem Moment, als er das Amt seiner Träume erreicht hatte, nichts mehr mit dem Amt anzufangen wusste…

… Man kann gar nicht unbegabt und unwissend genug sein, um es nicht zu etwas zu bringen.

Die Dilettanten in der Unterhaltungsbranche sind aber die harmlose Variante.

Die in der Politik sind gefährlicher, weil wir ausbaden müssen, was sie einfältig oder eitel anrichten. Und sie werden mehr, weil wir es ihnen so leicht machen. Dilettantismus ist immer die Erscheinung einer leistungsmüden Gesellschaft. …

Wieso ist Angela Merkel eine Dilettantin – die rettet doch gerade Europa?

Tut sie das? Nein, Angela Merkel verfolgt keine politischen Ziele. Seit sie Chefin der CDU ist, hat die Partei ihr Profil verloren, ist austauschbar. Alles, was sie tut, zielt auf den Machterhalt ab, darauf, Bundeskanzlerin zu bleiben. Da ist sie nicht gehemmt durch irgendwelche politischen Ziele. Deshalb kann sie heute für die Atomkraft sein und morgen dagegen, sie kann uns heute sagen, mit ihr wird es keinen Rettungsschirm geben, und morgen Milliarden dafür in den Sand setzen. Sie ist der dilettantische Tatmensch par excellence…

Aber ist es nicht schwierig, als Politiker an einer Weltanschauung festzuhalten, wenn die Konkurrenz des Populisten mit den einfachen Botschaften immer größer wird?

Ja. Das macht die Sache aber nicht besser. Wenn wir auf dieser Bahn weiter abwärtsdriften, verlieren wir die Grundlagen unserer Zivilisation. Im Ergebnis entsteht eine Gesellschaft skrupelloser Selbsthelfer.

Und wie kommt man da wieder raus?

Indem wir anfangen, uns wieder auf das zu besinnen, was unsere Gesellschaft konstituiert hat: auf tradierte Wertvorstellungen und auf die bildungsgetragene Vernunft vor allem. Ihr verdanken wir unseren Wohlstand…

Sie reden vom bildungspolitischen Kulturverfall und nennen die Rechtschreibreform als Beispiel.

Sie ist Beispiel dafür, wie Reformen von Dilettanten in Gang gesetzt werden, die von der Sache nichts verstehen. Die Rechtschreibreform hat sich nicht aus der Entwicklung der Sprache ergeben, sie ist ein soziales Projekt gewesen: Die Sprache wurde auf ein Maß reduziert, das der gerade verfügbaren Bildung noch halbwegs entspricht.

Aber die Kehrseite der Medaille, alles können zu sollen, ist doch in der Schule, dass man Schwächen nachbüffelt anstatt Talent und Stärken zu fördern und damit alles auf ein Durchschnittsniveau nivelliert wird?

Es wird nivelliert, und zwar zulasten der Schwachen. Wir fördern in der Breite, damit alle zumindest formal den gleichen Abschluss erreichen... Nein, Bildung muss in der Gesellschaft einen Wert darstellen, sie muss ihr etwas bedeuten. Mit der Bildung hat sich das Bürgertum einst sein eigenes Wertesystem geschaffen, ihr hat es im 19. Jahrhundert Paläste gebaut, Museen, Universitäten, Bibliotheken …

Haben Sie in diesem Kulturpessimismus eigentlich irgendwo auch einen optimistischen Ansatz oder Ausweg?

Kein Patentrezept. Ich glaube aber, dass wir wieder mehr „Moralisten“ brauchen, keine kleingeistigen Beckmesser, sondern die kritischen Geister, von denen Erich Kästner sagte, dass sie zwar auf dem „verlorenen Posten“ sitzen, aber dennoch nicht aufhören können, auf dem Recht der Vernunft zu beharren. Wir müssen uns die politischen Eliten so ja nicht gefallen lassen, wir sind nicht gezwungen, sie zu wählen. Und es gibt durchaus Hoffnungszeichen, wenn Sie etwa sehen, was an Bürgerbewegungen gerade jetzt entsteht. .... Die Bürger sind nicht dumm, sie werden nur allzu oft für dumm verkauft.

kurier.at 11.2.2012

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Sigmar Salzburg
04.10.2011 15.54
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Reformer denken immer daran...

Die Feuerzangenbowle
Komödie, D 1944, 95 Min.


„Pfeiffer mit drei f“ " und das zu Zeiten, als niemand an eine Rechtschreibreform dachte, und die drei „f“ folgen zugegebenermaßen auch nicht aufeinander " aber diese Art, sich vorzustellen, ist ein Markenzeichen von Dr. Johannes Pfeiffer (Heinz Rühmann), jung, aber bereits ein erfolgreicher Schriftsteller…
Kurier.at 3.10.11

Der Kurier kennt die Schreibreformer nicht. Noch als die Städte vor 45 in Schutt und Asche zerfielen, arbeitete man beim großdeutschen Erziehungsminister Rust an einer Rechtschreibreform und wollte sogar die Feuerzangenbowle verbieten, weil sie den Widerspruch zur Wirklichkeit hätte sichtbar machen können.

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Sigmar Salzburg
06.05.2008 09.13
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Keine verbesserten Chancen ...

Serienbankräuber in Wien gefasst
Vier Überfälle werden einem 30-Jährigen zur Last gelegt. Eines der Markenzeichen des Verdächtigen: Schlechte Rechtschreibung.

… Ein Versuch, die „Hypo Bank“ in der Mariahilfer Straße am 12. Jänner 2007 auszurauben, schlug laut Polizei fehl: die Angestellten nahmen die schriftliche Aufforderung nicht ernst und rückten keinen Cent heraus.…

Die Botschaft des Zettels: „Ich will nicht ins Gefängnis. Ich brauche Geld, sonst muss ich jemanden umbringen“ – gespickt mit Schreibfehlern. Der Kriminelle musste zumindest dort ohne Beute wieder abrücken. …


Kurier (Wien) 05.05.2008
http://www.kurier.at/nachrichten/wien/157547.php

Die „Rechtschreibreform“ hat also nicht einmal die Chancen der kriminellen Unterschicht verbessert …

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Norbert Lindenthal
07.08.2004 16.58
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Kurier.at

7.8.2004

KULTUR

Rechtschreibung scheidet Geister


Die Diskussionen um die Einführung der alten Rechtschreibung werden immer hitziger.

Frankfurt/Main – Nach der Rückkehr der Großverlage Axel Springer und Spiegel zur alten Rechtschreibung streiten die politischen Parteien in Deutschland erbittert um die künftig richtigen Schreibweisen. Mehrere SPD-Ministerpräsidenten sprachen sich am Samstag für die Beibehaltung der Rechtschreibreform aus, der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle dagegen. Zuvor hatten bereits einige Unions-Ministerpräsidenten, darunter CSU-Chef Edmund Stoiber, für die zumindest teilweise Abschaffung der Reform plädiert – wobei es allerdings parteiinterne Gegenstimmen wie jene der baden-württembergischen Kultusministerin und CDU-Vizechefin Annette Schavan gab.

„Viel Kampagne, wenig Inhalt“

Für den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck hat die Ankündigung der Verlage „viel mit Kampagne und Public Relations“, aber „wenig mit Inhalt zu tun“, wie der SPD-Politiker dem „Tagesspiegel“ sagte. Der brandenburgische Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) verwies in der „Berliner Zeitung“ darauf, dass mit der Reform viele alte Ausnahmeregelungen sinnvollerweise aufgegeben worden seien.

"Überflüssig wie ein Kropf“

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle will dagegen für die Rücknahme der Rechtschreibreform kämpfen. „Die neue Rechtschreibung ist so überflüssig wie ein Kropf“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Daher könne und sollte sie rückgängig gemacht werden. Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Wolfgang Gerhardt, wird seinen Abgeordneten und allen Mitarbeitern sogar empfehlen, „fortan nur noch die alte Schreibweise zu benutzen“.

Widersprüche in CDU

Die Rücknahme soll nach dem Wunsch des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff schon im Herbst erfolgen. Damit würde man dem Wunsch einer großen Mehrheit der Deutschen nachkommen, sagte der CDU-Politiker der „Bild am Sonntag“. Widerspruch erntete Wulff jedoch von seinem ostdeutschen Unionskollegen Dieter Althaus. Der thüringische Ministerpräsident sagte der „Berliner Zeitung“: „Ich bin gegen eine Reform der Reform.“

Hohe Ablehnung

Eine Blitzumfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL ergab eine deutliche Mehrheit für die alte Rechtschreibung. 75 Prozent der allerdings nur 506 Befragten sprachen sich für die alten Schreibweisen aus, bei älteren Menschen war die Zustimmung sogar noch höher.

„Erpressungsversuch“

Der Geschäftsführer der Rechtschreibkommission, Klaus Heller, sagte der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, er halte den Boykott der neuen Regeln für einen „Erpressungsversuch“ und unmoralisch, da die Rechtschreibreform ein jahrzehntelanger demokratischer Prozess gewesen sei. „Es kann doch nicht sein, dass in der Schule etwas gelehrt wird, das anders ist als das, was man liest“, kritisierte er.

Lob für „FAZ“

Axel Springer und Spiegel hatten am Freitag überraschend die Rückkehr zu den alten Regeln angekündigt. Grund sei die mangelnde Akzeptanz der Reform in der Bevölkerung. Die „Süddeutsche Zeitung“ will sich anschließen; die „FAZ“ boykottiert die Reform schon seit Jahren. „Spiegel“-Chef Stefan Aust lobte am Samstag im Inforadio Berlin-Brandenburg die „FAZ“: „Das war damals sehr mutig und der richtige Schritt. Wir hätten im Grunde gleich mitmachen sollen.“

Schweizer Bildungspolitiker lehnen eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung klar ab. Eine Kehrtwende würde in den Schulen zu Chaos führen, sagte der Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Ulrich Stöckling, der „Neuen Zürcher Zeitung“. Sämtliche Lehrmittel seien umgestellt worden, die Lehrer in teuren Kursen geschult worden. Auswertungen hätten gezeigt, dass Schüler mit den neuen Regeln weniger Fehler machten als vorher. Wenn die deutsche Kultusministerkonferenz nicht hart bleibe, drohe ein Scherbenhaufen.

Artikel vom 07.08.2004 |apa |ale

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Norbert Lindenthal
28.07.2004 19.59
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Kurier.at

28.7.2004

KULTUR

Countdown für Rechtschreibreform


Ab 1. August 2005 sind die neuen Schreibregeln für Schulen und Ämter verbindlich.


Der Countdown für das endgültige In-Kraft-Treten der neuen Rechtschreibregeln läuft: In genau einem Jahr endet die siebenjährige Übergangsfrist, ab 1. August 2005 sind die neuen Schreibregeln für Schulen und Ämter verbindlich. Die Reform hat bereits jetzt zahlreiche Diskussionen hinter sich – unter anderem überstand das Regelwerk Verfassungsklagen in Deutschland und Österreich sowie Proteste von Autoren, selbst ernannten „Rechtschreib-Rebellen“ und einigen Zeitungen wie der „FAZ“. Zu den Befürwortern zählen die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK), die österreichische Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) und Schulbuchverlage.

Arme Schüler

Spürbar wird das Auslaufen der Übergangsfrist praktisch nur für die Schüler. Bisher sind die „alten“ Schreibweisen zwar als überholt markiert, allerdings nicht als Fehler gewertet worden. Auch das „Mischen“ von alter und neuer Rechtschreibung in der gleichen Arbeit schadete den Schülern nicht. Das ändert sich ab 1. August 2005: Wer dann „daß" oder „Nullohnrunde“ schreibt, riskiert eine schlechtere Note.

Theoretisch sind auch die Ämter verpflichtet, mit 1. August 2005 auf die neue Rechtschreibung umzustellen. Tun sie dies nicht, hat das aber kaum Auswirkungen: „Wenn ein Bescheid Rechtschreibfehler enthält, hat das noch nie Konsequenzen gehabt“, meint der im Bildungsministerium für die Umsetzung der Reform zuständige Ministerialrat Fritz Rosenberger: „Wenn in einem Bescheid 'Schiffahrt' mit nur zwei F steht, ändert das den Inhalt ja nicht.“

Private müssen ebenfalls nicht umstellen – bei Verlagen räumt Rosenberger aber einen gewissen „Geschäftsdruck“ ein. Wenn Eltern nach Büchern für ihre Kinder suchten, würden sie natürlich darauf achten, dass diese in neuer Rechtschreibung abgefasst wären. Trotzdem sind nach wie vor Bücher des gleichen Verlags oft sowohl in alter als auch in neuer Rechtschreibung erhältlich. Im Vorjahr zeigte eine Umfrage, dass sich die Verlagshäuser im Belletristik-Bereich meist den Wünschen ihrer Autoren angepasst haben. Günter Grass und Hans-Magnus Enzensberger veröffentlichen etwa weiter in alter Rechtschreibung. Bei Kinder- und Jugendbüchern, Sachbüchern und Nachschlagewerken hingegen schwören sich die Verlage nach und nach auf die neue Orthografie ein.

Im Mittelpunkt von Diskussionen steht die Reform meist um den Jahrestag ihrer Einführung am 1. August 1998. Auch heuer haben wieder einige konservative deutsche Ministerpräsidenten sowie andere Vertreter von CDU und CSU eine Rücknahme verlangt. In Österreich machten sich SPÖ und FPÖ für Änderungen stark.

Umfragen zeigen zweierlei

Einerseits machen Schüler weniger Fehler als vorher. In einer österreichweiten Studie kurz nach Einführung der Rechtschreibreform hat sich herausgestellt, dass sich die Fehlerquote der ABC-Schützen speziell bei der Wortstammschreibung um 60 Prozent verringert hat. Gämse (von Gams), schnäuzen (von Schnauze) oder Stängel (von Stange) ist für die Kinder offenbar logischer als die bisherige Schreibweise dieser Wörter mit e. Auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung haben die Kleinen weniger Probleme als Schülergenerationen vor ihnen. Bei einer Umfrage im Vorjahr gab hingegen rund die Hälfte der erwachsenen Österreicher an, noch die alten Schreibregeln anzuwenden.

Die Reform wird übrigens nicht in der ursprünglichen Variante in Kraft treten. Mit dem Ende der Übergangsfrist werden die Regeln auf Grund von Vorschlägen der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung liberalisiert. Zwar bleiben sämtliche Reformschreibweisen aufrecht, in Streitfällen oder „Grauzonen“ bei der Getrennt- und Zusammenschreibung sowie bei der Groß- und Kleinschreibung soll es für den Anwender aber Wahlmöglichkeiten geben.

Artikel vom 28.07.2004 |apa |chr

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