Kieler Nachrichten
10.8.2004
Rechtschreibreform die KN fragten bei Kieler Lehrern nach
Trotz Mängel im Detail ließen sich die von den KN befragten Lehrer nicht zu einem mangelhaft oder gar ungenügend bei derBenotung der Rechtschreibreform hinreißen. Wenn schon eine Reform der Reform, so der Umfrage-Tenor, dann mit Augenmaß – und keine Rückkehr zur alten Schreibweise.
Hildegard Doerr (Lateinlehrerin am Gymnasium im BZM): Ich bin für die Beibehaltung der neuen Rechtschreibung. Wir haben uns daran gewöhnt, und es gibt kaum noch Probleme bei der Umsetzung. Höchstens bei älteren Menschen, die sich verständlicherweise auch nicht mehr umstellen mögen. Nur ein paar Unklarheiten sollten beseitigt werden. Ich war vor einigen Jahren in der Grundschule tätig. Dort wurde alles schon vor dem offiziellen Beginn der Rechtschreibreform umgestellt. Das war für uns Lehrer und für die Schüler kein Problem. Vor allem die Vereinfachungen in der Kommasetzung und die Regelungen bei der S-Schreibung wurden gerne angenommen.
Thomas Hinz (Deutschlehrer am Gymnasium im BZM): Ich habe gute Erfahrungen mit der Neuen Rechtschreibung gemacht. Zum Beispiel kann ich die S-Schreibweisen besser vermitteln, da sie nun regelhafter sind. Aber die Rechtschreibreform hat auch Schwachstellen. Doch die Haltung der Politiker und die Diskussionen, die nun über eine erneute Reform in Gange sind, finde ich idiotisch. Meine Schüler sind lernwillig und veränderungsbereit. Sie hinterfragen die Dinge kritisch. Sollte es wieder eine Änderung geben, werden sie auch damit umgehen können. Doch wird es nicht nur für die Schüler, sondern auch für Verlage eine unbequeme Zeit werden, wenn durchgesetzt wird, dass jahrelange Arbeit wieder zunichte gemacht werden soll.
Silke Hübner-Schälke (Deutschlehrerin am Gymnasium m BZM): Meine Töchter Hannah (11), Lisa (9) Jahre und Paula (7) haben die Neue Rechtschreibung von Anfang an gelernt und schnell angenommen. Sie lesen viel, ihre Jugend- und Kinderbücher sind in der neuen Rechtschreibung geschrieben. Allerdings hole ich selber beim Redigieren der Aufsätze öfter meinen Duden aus dem Regal. Es wäre wirklich skurril, wenn die Reform rückgängig gemacht werden würde.
Angelika Lodemann-Paterna (Fachleiterin Deutsch an der Klaus-Groth-Realschule): Ich plädiere für eine erneute Überarbeitung der Rechtschreibreform durch politisch unabhängige Fachleute. Denn vor allem die Zusammen- und Getrenntschreibung sowie die Zeichensetzung ist den Schülern nicht schlüssig vermittelbar. Deshalb ist hier der Willkür Tür und Tor geöffnet. Eine komplette Rückkehr zur alten Schreibweise wäre aber nicht der richtige Weg. Denn es gibt auch positive Elemente in der Rechtschreibreform wie die Verwendung von Doppel-S und "ß", auch die Groß- und Kleinschreibung ist in weiten Teilen in Ordnung.
Dagomar Heinz, Deutschlehrer am Max-Planck-Gymnasium: Die Rechtschreibreform ist ein Prozess, der noch Jahre oder vielleicht sogar Jahrzehnte dauern wird. Meine Erfahrungen sind unter dem Strich bis jetzt eher positiv, viele Standardfehler der Schüler bei der Rechtschreibung sind zurückgegangen. Es gibt mehr Freiheiten bei der Fremdwortschreibung und Zeichensetzung, diese Freiheiten gilt es nun weiter zu entwickeln. buck/küp/bog
nordClick/Kieler Nachrichten vom 10.08.2004 01:00
In den letzten 7 Tagen schon 152 mal gelesen zuletzt am 10.08.2004 um 09:21.
|