Aus und vorbei
Der vorläufig letzte Versuch des Staates, die Gesellschaft zu verändern und erwachsene, freie Bürger umzuerziehen, ist gescheitert. Neu daran war, Schule und Schüler als Mittel zum Zweck, als Hebel zu benutzen, oder, wie man wohl sagen darf, zu mißbrauchen. Demokratische Entscheidungen wie auch eine kritische Erprobung wurden von vornherein vermieden. Man erwartete, daß von den zwangsweise Umgestellten ein unwiderstehlicher Sog auf die nicht so ohne weiteres zu Unterwerfenden ausgehen würde. Diese Erwartung schien sich sogar eine Zeitlang zu erfüllen, als nämlich fast die gesamte Presse sich anpaßte, oft in dem Irrglauben, hier sei eine gesetzliche Regelung in Kraft getreten, der sich auf die Dauer sowieso niemand widersetzen könne. Ohne die Gefolgschaft der Presse konnte der Zwangseinführung der Rechtschreibreform kein Erfolg beschieden sein. Das haben die verantwortlichen Politiker mit ihrem untrüglichen Gespür für die wirklichen Machtverhältnisse immer ganz genau gewußt. Nun, da wichtige Organe von der Fahne gehen, wird es noch eine Weile Rückzugsgefechte geben. Aber die Geschäftsgrundlage, sozusagen, ist zerstört.
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