Peter-Sodann-Bibliothek
In der Wochenendbeilage der „jungen Welt“ (in der traditionellen Rechtschreibung):
»Wir waren schon mal ein Stück weiter.«
Gespräch mit Peter Sodann. Über seine Liebe zu Büchern, ein Rittergut als Kulturzentrum, die Ignoranz von Schriftstellern und ein angemessenes Bild von der DDR
...
Wann haben Sie angefangen, die in der DDR erschienenen Bücher zu sammeln?
Das fing 1989 an. Ich habe einfach nicht verstanden, wie man Bücher einfach wegwerfen kann. Das war doch so eine Art kalter Bücherverbrennung damals. Es gab zwar gute und schlechte Bücher, wie heute auch. Wobei heute mehr schlechte Bücher gedruckt werden, Massenware oder auch Bestseller genannt. Aber wenn man gar keine schlechten Bücher liest, weiß man auch nicht, was gute Bücher sind...
Haben Sie in Halle noch etwas zu tun?
... Wenn ich montags da bin, gehe ich hin und höre mir an, was so passiert in der Stadt. Zum Beispiel, daß die Universität verkleinert wird. Das hängt aber wiederum damit zusammen, daß gute Leute aus dem Osten in die Wüste geschickt und die Stellen mit dritt- bis viertklassigen Leuten aus dem Westen besetzt wurden. Dementsprechend ist jetzt das wissenschaftliche Niveau...
Es gibt noch ein anderes Phänomen. Bis zu 20000 Bibliotheken sind mit der DDR verschwunden. Da ist die Krankenhausbibliothek, die Gewerkschaftsbibliothek und die Gefängnisbibliothek dabei. In jeder dieser Bibliotheken war mindestens fünfmal Christa Wolf vorhanden. Also sind Christa Wolfs Bücher ungefähr 100000 mal verbrannt, vernichtet, weggeschmissen worden... Ich empfinde das als Schande. Auch deshalb die Bibliothek.
Die Peter-Sodann-Bibliothek wurde im Mai 2012 offiziell eröffnet. Sie befindet sich am Thomas-Müntzer-Platz 8 in 01594 Staucha und kann von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 14 Uhr besucht werden, außerdem in diesem Jahr noch an folgenden Samstagen jeweils von 10 Uhr bis 14 Uhr: 2. November, 14. Dezember und Sonntag, 15. Dezember (Weihnachtsmarkt). ...
Die Bibliothek im Internet: http://www.psb-staucha.de
jungewelt.de 12.10.13
Schon nach fünf Jahren Einheitsdeutschland wurde eiligst mit den Stimmen der fünf hinzugekommenen Kultusminister-Amateure die „Rechtschreibreform“ beschlossen, die zu weiteren Büchervernichtungen führte.
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