‚Zu viel‘ ist ‚zuviel‘
Hans Zehetmair, der bekannte Ratsvorsitzende, will seine verbleibende Amtszeit darauf verwenden, die wahlweise Schreibweise „Dekolletee“ aus der „amtlichen“ Wörterliste streichen zu lassen – als ob es nichts Wichtigeres gäbe!
Dagegen meldet eben Google News für seinen Anzeigezeitraum in den Zeitungen 1100mal das sprachlich-intuitiv richtige „zuviel“, das allen Schülern als Fehler angestrichen werden muß.
Allein in den letzten 24 Stunden wurde 70mal „zuviel“ gefunden – neben den Milliarden, die die Stromkonzerne „zuviel“ abkassieren:
zuviel Zeit; zuviel Koffein; 66 000 Euro im Jahr ist zuviel; das wäre mir zuviel. Ein Zuviel; zuviel Wasser; zuviel Amerikahass; zuviel Substanz; der Name versprach nicht zuviel; zuviel Alkohol; zuviel getrunken; zuviel Respekt; Dynamo zuviel; zuviel gezahlte Abgeltungssteuer; die zuviel bezahlte Summe; Zuviel Licht und Schatten; Da wurde es der dreifachen Mutter zuviel; Was an der einen Ecke fehlt, kommt an der anderen gleich zuviel; nicht zuviel sagen; zuviel Zeit; Befreiung von zuviel vertaner Zeit; Den Leuten wird zuviel misstraut; 30 Millionen Euro zuviel; das Zuviel an diesen Sachen; zuviel Egoismus; zu viel Zucker und zuviel Aromen; Zuviel? Ist es zuviel, fünf Minuten zu warten? Drei Fahrzeuge im gegenspurigen Verkehr sind eins zuviel; zuviel gezahlte Steuern; könnten den Italienern endlich zuviel sein; Was sie an Zucker zuviel beinhalten; Zuviel erwarten darf man da nicht; Zuviel getrunken; von zuviel gezahlter Kapitalsteuer; klingt in den Ohren der Wirtschaftsverbände als zuviel; zuviel gejammert; zuviel Fäkalbakterien; einen Cent zuviel bezahlt; Zuviel Elektronik (faz.net) …
2006 mußten die Kultusminister das Scheitern der reformierten Trennschreibung offiziell eingestehen und die alten Schreibweisen wieder zulassen. Da dem Rat für Rechtschreibung aber durch die taktisch emsige KMK-Präsidentin Erdsiek-Rave alle weitere Zeit zur Überprüfung der „Reform“ gestrichen wurde, fielen (vermutlich) die kleinen Wörter wie „zuviel“, „soviel“, „wieviel“, die auch wieder hätten zugelassen werden müssen, unbeachtet unter den Tisch. Der zuvor großsprecherische Zehetmair gab klein bei, so daß dies und weiterer erheblicher Unfug in der Reform beibehalten wurde, zum Schaden der Schreibkultur – und der Schüler.
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