Wahnhafte Büchervernichtung auch in Österreich
Lesestoff ist vor Fehlern nicht gefeit
Die neue Rechtschreibung ist noch nicht in allen Bücherregalen des Landes zur Gänze angekommen.
Sattelfest in der neuen Rechtschreibung sind noch nicht alle Bücher. In der Bibliothek der Hauptschule Rosental sei das eine Kostenfrage
Lesen ist Abenteuer im Kopf, lautet ein oft verwendetes Zitat. Abenteuerlich ist oftmals auch die Rechtschreibung mancher Schüler. Was liegt daher näher, als die Jugend anzuhalten, möglichst viel zu lesen. Beim Besuch heimischer Bibliotheken stellt man aber fest: In den Regalen schlummern noch Kinder- und Jugendbücher, die in der alten Rechtschreibung verfasst sind. Vor allem die S-Schreibung sticht dabei ins Auge, gehören mußte, daß, Fluß und Co. doch seit 2005 der Vergangenheit an. Der KURIER fragte daher in den Bibliotheken nach, wie man es mit dem Tausch der Bücher hält.
Wir wechseln die Bücher sukzessive aus, achten aber darauf, dass Erstlesebücher und Lesereihen nur noch in der neuen Rechtschreibung vorhanden sind, sagt Roman Huditsch, Leiter der Arbeiterkammerbibliothek in Eisenstadt. Nicht ausgeschieden habe man Klassiker in gebundener Ausgabe, die nicht mehr erhältlich sind. Tom Saywer, Huckleberry Finn, Pinocchio & Co. habe man aber beispielsweise in Taschenbuchform neu angeschafft. Die Neuauflage eines Klassikers ist aber noch kein Garant dafür, dass die Rechtschreibung überarbeitet wurde. Da muss man aufpassen, weiß Huditsch.
In der Stadtbücherei Eisenstadt erklärt Bernadette Horvath: Bis auf ein paar Klassiker haben wir alles ausgetauscht. Sie ist übrigens eine, die den schlechten PISA-Ergebnissen etwas Positives abgewinnen kann: Das hat Eltern und zum Teil auch Lehrer wachgerüttelt. Jetzt wird mehr drauf geschaut, dass die Kinder wieder regelmäßig lesen.
Förderung
In der Stadtbücherei Jennersdorf zeigt man sich verwundert, dass es noch Büchereien mit alten Büchern gibt. Bei uns ist alles auf dem neuesten Stand. Es gab damals eine Förderung seitens des Ministeriums, die haben wir in Anspruch genommen und alle unsere alten Bücher aussortiert, erklärt die Bibliothekarin Petra Schmöger. Im zweisprachigen Gymnasium in Oberwart hat man die Bibliothek zur Zeit der Rechtschreibreform aufgebaut, sagt Bibliothekarin Christine Gyöngyös. Unter den rund 7000 Bänden der Bücherei würden sich nur noch einige Fachbücher in alter Rechtschreibung finden. In der Bibliothek der Hauptschule des Theresianums in Eisenstadt hat man sich von der nicht mehr rechtschreibkonformen Literatur nicht getrennt. Nach dem Motto ein Buch ist ein Schatz, und einen Schatz wirft man nicht weg, hat man die Bücher behalten. Jedoch sind alle Schul- und Lesebücher natürlich auf dem neuesten Stand, betont Direktorin Angela Fleischhacker.
Erneuert
Dies gilt auch für die Bibliothek der Hauptschule Rosental. Lesebücher, Trainingshefte und Klassenlektüren seien ausgetauscht und kontinuierlich aufgestockt worden, sagt Deutschlehrerin Claudia Wenko, die mit ihrer Kollegin Christa Sifkovits die Bücherei betreut. Alle 4500 Bücher kann man nicht von heute auf morgen erneuern. Das ist eine Kostenfrage. Die Gemeinde unterstützt uns finanziell, aber wir sind natürlich nicht die einzige Bibliothek in der Landeshauptstadt, so Wenko. Und während andernorts Literatur in Papierform Konkurrenz von elektronischen Hilfsmitteln erhält, betont Sifkovits: Lesen kann durch keine technischen Hilfsmittel ersetzt werden. Ein Buch bleibt ein Buch.
kurier.at 17.4.2011
Und die eifernde Dummheit der Presse heizt die liquidierende Reformhysterie weiter an.
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