Kieler Nachrichten … Eckernförder Nachrichten v. 30.7.2005
Neue Rechtschreibung: „Endlich eine klare Linie
Gettorf Neues Schuljahr, neue Rechtschreibung: Wenn am Montag, 8. August, wieder der Unterricht beginnt, gibt es nur richtig oder falsch Geschriebenes. Das haben die Kultusminister Anfang Juni entschieden: Ab Montag, 1. August, darf nach einer Übergangszeit von sieben Jahren nur noch nach den neuen Regeln korrigiert werden. Was das für Schüler und Lehrer bedeutet, wollten die KN von drei Pennälerinnen und von Volker Strehlow, dem Rektor der Gettorfer Jarnwith-Schule, wissen.
„Ab jetzt werden Rechtschreibfehler eindeutig gewertet, freut sich Volker Strehlow. Bisher hatten der Deutschlehrer und seine Kollegen dort Vermerke gemacht, wo etwas nach der alten Rechtschreibung richtig, nach den neuen Regeln falsch war: „Aber diese Vermerke sind in der letzten Zeit gegen Null gegangen. Mit Blick auf die Schüler begrüßt er, dass künftig nur noch die neue Schreibweise gilt: „Die haben endlich eine klare Linie ansonsten ändert sich für sie nichts.
Auch die Lehrer hätten nur anfangs „intensiv umlernen müssen, erinnert sich Strehlow an die erste Zeit nach der Reform: „Die Referendare mussten zeitweise sogar beide Schreibungen parallel beherrschen. Inzwischen aber sei das Korrigieren „kein Problem mehr, der Wegfall der Vermerke eher eine Erleichterung.
So ganz in Fleisch und Blut sind die neuen Schreibweisen aber auch den Lehrern noch nicht übergegangen, gibt der 56-jährige Rektor zu: „Ich habe bei Korrekturen vorsichtshalber immer einen Duden daneben liegen. Grundsätzlich sieht Strehlow die neue Rechtschreibung positiv -auch wenn es seiner Meinung nach durchaus Fehlschüsse
gibt: „Stängel sieht einfach hässlich aus. Nur die Art der Reform passt dem Pauker überhaupt nicht: „So etwas kann man nicht staatlich verordnen.
Dass ab 1. August staatlich verordnet für jedes Wort in der alten Rechtschreibung ein Fehler angestrichen wird, war weder Jennifer Thiel von der Jarnwith- noch Lena Peppe und Margarita Schuller von der Isarnho-Schule bekannt.
„Das wusste ich nicht, gibt die 15-jährige Jennifer zu, die jetzt in die achte Klasse kommt. Aber die neue Rechtschreibung findet sie ohnehin „doof, mit der alten kam ich besser klar. Aber die Reform hat keine Schuld an ihrer „4 in Deutsch, meint sie: „Ich habe mich nicht angestrengt.
Eine Note besser ist Lena Peppe: „In Diktaten habe ich immer eine 1 bis 2. Daran wird sich künftig nichts ändern, ist sich die 13-Jährige sicher, die ebenfalls in die achte Klasse kommt: „Ich komme mit der neuen Schreibung viel besser klar. Beispiele kann sie aus dem Stand allerdings keine nennen.
„Die neue Schreibung ist viel strukturierter und logischer, sagt auch die Gymnasiastin Margarita Schuller, 16 Jahre, und hat gleich ein Beispiel parat: „Beim langen Vokal schreibt man ,ß', sonst ,ss'. Die künftige Zehnt-klässlerin findet es richtig, dass „ein Fehler jetzt auch wirklich ein Fehler ist das ist auch für die Lehrer leichter.
[Bild] Volker Strehlow, Rektor der Gettorfer Jarnwith-Schule und Deutschlehrer, hat bei Korrekturen „vorsichtshalber immer den Duden parat.
[Bild] Im neuen Schuljahr bekommen Jennifer Thiel, Lena Peppe und Mar-garita Schuller (von links) für ein falsches Wort keinen Vermerk mehr, sondern „richtige Fehler angestrichen. Fotos Boese
sbo Siehe auch KN, Seite 3
[auf S. 3 der aufbauschende dpa-Bericht „Verwirrung an der Rechtschreibgrenze“]
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Sigmar Salzburg
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