Entwurf und Endfassung
Meines Wissens gibt es keine 20seitige Fassung. Ich kenne nur die vertrauliche Entwurfsfassung vom Dezember 1997. Es ist diejenige, die in Mannheim diskutiert werden sollte, aber den reformkritischen Diskutanten (die man ursprünglich nicht einmal dabeihaben wollte) nicht rechtzeitig zugestellt wurde, während die Reformbefürworter sie längst in Händen hatten. Ein Trüppchen von uns mußte eigens nach Mannheim reisen und den Text in einem unbewachten Augenblick erbeuten. Wir haben ihn dann gleich kopiert und an die Presse gegeben.
Vertraulichkeit war in diesem Falle nicht zu respektieren, weil wir uns an die Parole der Reformer halten, daß orthographische Entscheidungen im Licht der Öffentlichkeit zu diskutieren sind und nicht im Hinterzimmer des Dudenverlags. Die Heimlichtuerei setze sich ja fort im Ausschluß der Presse von der Mannheimer Anhörung.
Diese Mannheimer Anhörung wurde von der Kommission nur widerwillig auf Druck der Politiker veranstaltet (das ist belegt) und war den Reformern so peinlich, daß sie in keiner Chronik der Reform erwähnt wird, weder bei Bertelsmann noch bei Duden noch beim IDS (man vergleiche die Internetseiten dortselbst). Alles, was die Reformer tun, ist darauf angelegt, dem widerstrebenden Volk eine orthographische Zwangsbeglückung aufzunötigen. Durchsetzung ist das Schlüsselwort, und Überlegungen zur Strategie begleiten über Jahrzehnte hin die gesamte Planung.
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Th. Ickler
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