Silbentrennung 1955
Ruth Klappenbach will die entlehnten Zusammensetzungen – wie schon Adelung, neben den morphologischen Trennungen – nach deutschen Sprechsilben trennen, außer wenn das Grundwort bekannter ist, wie in des-interessiert. Aber dagegen Diph-thong, Dip-tychon. Sie nimmt also keine Rücksicht auf Reihenbildung wie Monophthong, Triptychon. Insgesamt wird die zunehmende Bedeutung der Lehnwortbildung übersehen. Gerade die ersten Bestandteile werden ja immer mehr zur Reihenbildung verwendet: ana-, epi-, bio- usw.
„Doch woher soll die Sekretärin, die nicht mit der lateinischen Sprache vertraut ist und 'diskrepant' wie 'deskriptiv' mit gleich kurzer Silbe ausspricht, den bisherigen Unterschied in der Silbentrennung wissen?“ (Klappenbach)
Hier verrät sich der verkehrte Maßstab, der auch die jetzige Reform beherrscht: die nach Diktat schreibende Schreibkraft. Aber maßgebend ist die diktierende Chefin, nicht die Schreibkraft!
Das ausdrückliche Ziel der Reformer ist aber: Auch wer die Fremdtexte, die er zu schreiben hat, nicht versteht, soll sie richtig schreiben, mag der Text dann auch weit vom fachlich Korrekten entfernt sein.
"Ätsch! (Das ist die kürzeste Formel, auf die sich die Augstsche Orthographiereform reduzieren läßt.)
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Th. Ickler
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