CSU
Christlich-Soziale Union in Bayern
Der Generalsekretär
19. Februar 1999
Sehr geehrter Herr Professor Ickler,
für Ihr kritisches Schreiben zur Reform der deutschen Rechtschreibung vom 26. Januar 1999 und Ihre guten Wünsche für meine Arbeit als CSU-Generalsekretär danke ich Ihnen.
Wie auch Ihr Schreiben zeigt, bot die Reform der deutschen Rechtschreibung in den vergangenen Jahren Anlaß zu einer kontroversen Debatte in Deutschland. Die Christlich-Soziale Union hat sich bei diesem Thema von Anfang an für eine sachliche Diskussion eingesetzt. Der frühere Bayerische Staatsminister für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst, Hans Zehetmair, hat sich in die Diskussion um die neue Rechtschreibung wiederholt und kritisch eingemischt und dadurch eine Vielzahl von Unstimmigkeiten des Reformwerks verhindern geholfen.
Wie Sie richtig schreiben, wird die neue Rechtschreibung mittlerweile in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens angewandt. Entscheidend für mich ist, sehr geehrter Herr Professor Ickler, daß das immer wieder von den Gegnern der Rechtschreibreform behauptete Chaos nicht eingetreten ist. Das Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung in München hat bereits 1997 eine Untersuchung über die Auswirkungen der neuen Rechtschreibung in der Praxis vorgelegt. Die Auswertung einer umfangreichen Stichprobe von mehr als 500 Schüleraufsätzen aus allen Jahrgangsstufen des Gymnasium zeigte durchaus bemerkenswerte Ergebnisse.
So wurde bereits kurz nach Einführung der neuen Rechtschreibung die Neuregelung von den Schülern bereits recht sicher angewandt. Überholte Schreibungen spielten nur eine geringe Rolle. Änderungen im Bereich der in der Öffentlichkeit besonders heftig diskutierten Getrennt- und Zusammenschreibung betrafen nur 0,03 Prozent der rund 350.000 ausgewerteten Schreiben. Auch in den seit der Untersuchung vergangenen zwei Jahren gab es an den bayerischen Schulen nach Auskunft des Kultusministeriums keine nennenswerten Probleme mit der Rechtschreibreform.
Auf Grund dieser Erfahrungen ist die CSU davon überzeugt, daß die maßvolle Anpassung unserer Rechtschreibung an den Sprachwandel nun nicht mehr gestoppt werden kann.
Das alles ändert nichts an meiner persönlichen Zurückhaltung gegenüber dieser Aktion, die ich anfangs auch mit aufzuhalten versucht habe. Das ganz große Interesse der Gegner kam zu spät. Wenn eine Lawine erst einmal angeschoben ist, läßt sie sich nicht mehr anhalten. Jedenfalls nicht ohne Zusatzschaden. Daran kann uns gemeinsam nicht gelegen sein.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift)
Dr. Thomas Goppel, MdL
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Th. Ickler
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