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Montag 26. Juli 2004, 09:03 Uhr
Lehrerpräsident für weitgehenden Verzicht auf Rechtschreibreform
Berlin/Köln (ddp). Der Streit um die Rechtschreibreform geht weiter. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, sprach sich am Montag für einen weitestgehenden Verzicht auf die Reform aus. Lediglich die neuen «Regeln für die S-Schreibung» seien «gesetzmäßig und logisch», sagte Kraus im Deutschlandradio Berlin. Sämtliche anderen geplanten Änderungen sollte man nach seiner Ansicht aber «zurückführen».
Der Verbandspräsident räumte zugleich ein, dass auch die Lehrer in dieser Frage uneins seien. Er forderte daher eine schnelle Entscheidung darüber, ob die von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossene Rechtschreibreform wie geplant im kommenden Jahr umgesetzt wird. Die Verunsicherung und das Prinzip der Beliebigkeit dürften nicht noch weiter um sich greifen, so Kraus.
Dagegen warnte der stellvertretende Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, Gerhard Augst, vor einer Rücknahme der Neuerungen. Er halte es für «unverantwortlich», die Rechtschreibreform noch zu kippen, sagte Augst im Deutschlandfunk. Er habe angesichts der Diskussion den Eindruck, dass es vielen nicht um die Rechtschreibregeln gehe, sondern um einen allgemeinen Reformunwillen. Die meisten Menschen wüssten gar nicht, was sich durch die Reform ändere.
Die KMK hatte Anfang Juni einstimmig festgelegt, dass die 1995 beschlossene Neuregelung der Rechtschreibung von August 2005 an verbindlich werden soll. Am Wochenende hatte sich nach den Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU, Niedersachsen), Peter Müller (CDU, Saarland), Edmund Stoiber (CSU, Bayern), Wolfgang Böhmer (CDU, Sachsen-Anhalt) auch Erwin Teufel (CDU, Baden-Württemberg) für eine Reform der Reform ausgesprochen.
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