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Sigmar Salzburg
04.08.2019 12.12
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Die Medienmafia hilft den Kultusministern durch Zwangsmissionierung:

20 Jahre Rechtschreibreform in den deutschen Printmedien

Hendrik Werner 01.08.2019

Vor 20 Jahren haben die meisten Printmedien im deutschsprachigen Raum die Reform der deutschen Rechtschreibung aus dem Jahr 1996 übernommen.

[Bild] Buchstabensalat mit uneinheitlichem Dressing: Kritiker monieren, die Reform habe nicht zur beabsichtigten Vereinfachung der Regeln geführt. (123RF)

Es muss ihm unendlich weh getan haben. Jahrzehntelang litt das kleine st unter großem Trennungsschmerz. Wann immer Journalisten, Schüler oder Schriftsteller das empfindsame s und das zarte t auseinanderreißen wollten, schrie das bewährte Buchstabenpaar, das sich fest verbunden glaubte, laut und gequält auf. Seit die Reform der deutschen Rechtschreibung (1996) vor 20 Jahren von den meisten Printmedien im deutschsprachigen Raum übernommen wurde, müssen sich nicht nur Pennäler, sondern auch Redakteure einen neuen Reim auf die mittlerweile zwangsweise geschiedenen Konsonanten machen. Beispielsweise diesen: Trennst du mal st, ist das schon okay. Man denke nur an die Wachs-tube in Kasernen und anderswo.

Als Platz sparend hat sich die Reform für Journalisten nicht erwiesen. Das Potenzial einer Zeitungsspalte ist durch zusätzliches Konsonanten-Aufkommen in Tateinheit mit Vokal-Zierrat mehr als nur ein Quäntchen überlastet. Über Teeeier, Seeelefanten und Nussschalen berichten zu wollen, ist naturgemäß ähnlich Raum greifend wie Texte über, sagen wir mal, Missstände in der Flussschifffahrt oder Balletttänzer im Kristalllüster. Das bedeutete anno 1999, als die Unsicherheit wegen des heraufziehenden Millenniums ohnedies gewaltig war, eine weitere Stresssituation. Gerade für ein schnelllebiges Gewerbe wie die Medien, deren Akteure mehr als einmal Acht geben müssen.

Aber ach! Wozu vergossene Milch betrauern? Und überhaupt: Jedem Land die Rechtschreibung, die es verdient! Immerhin war damals, ein Jahr nach dem verbindlichen Inkrafttreten der neuen Rechtschreibung an Schulen und in Amtsstuben – endlich Schluss mit dem Reformstau, den politische Kommentatoren damals wie heute gern bekritteln. Dass es – verglichen mit anderen gesellschaftlichen Großherausforderungen am Ende des 20. Jahrhunderts – ein alltäglicher und relativ randständiger Beritt war, in dem eine Innovation griff – geschenkt!

Und so waren es nicht so sehr Vertreter sogenannter Nachrichtenressorts, sondern vor allem Ästheten und Feuilletonisten, die sich durch neue Schreibweisen wie „Majonäse“ und „Ketschup“ (seit 2017 revidiert) verprellt fühlten – und in über den 1. August 1999 hinaus geführten Debatten die Reform als jene unstimmige und bizarre Deform bemängelten – alternativ als Schlechtschreibreform –, als die sie der Volksmund von Beginn an schmähte. Zum einen galt (und gilt) vielen Orthografie-Traditionalisten das erklärte Primärziel der Reform – signifikante Regelvereinfachung – als heillos verfehlt. Zum anderen lassen sich die Zustände auf den Zeitungsseiten nach der 99er-Zäsur zwar beschönigend als uneinheitlich beschreiben; tatsächlich aber waren sie zuallererst dies: chaotisch.

Teilweise bis Mitte der Nullerjahre nach alter Schreibweise

Das lag daran, dass einige Blätter, darunter Titel aus dem Axel-Springer-Verlag und die als intellektuelles Leitmedium geltende Frankfurter Allgemeine Zeitung, bis Mitte der Nullerjahre der alten Schreibweise zuneigten, während viele andere Zeitungen individuelle Hausorthografien entwickelten, die insofern durchwachsen sind, als sie Altes und Neues munter mischen – und Lesern gleich mehrerer Printmedien dadurch bis zum heutigen Tag mehr Irritation als Orientierung bieten.

Eine aus Skepsis und Kulturkonservatismus gebotene Zurückhaltung bezüglich der neuen Regeln galt zunächst auch für weite Teile der deutschsprachigen Buchverlagslandschaft. Nur und immerhin die Verlagsgruppe Random House (vormals Bertelsmann) gab sich aufgeschlossen; in Traditionshäusern wie Suhrkamp indessen sperrten sich Autoren und Lektoren – nicht nur am Sonnabendabend – unisono gegen wenig schlüssige Leitlinien und beachtlichen Wildwuchs in den Duden-Dekreten.

Ihren Spaß hatten in den Jahren 1999 ff. – erst 2004 und 2006 wurde das Regelwerk in besonders strittigen Punkten überarbeitet – immerhin satirisch gestimmte Zeitgenossen. So notierte der Autor dieses Textes in einer Glosse für die Tageszeitung „Die Welt“, die sogenannte Reform erhebe insofern „die Ungerechtigkeit zur Norm“, als sie die Gelbe Rübe größer belassen habe als die gelbe Paprika. „Womöglich kam es nur dazu, weil Rüben in Samuel Becketts absurdem Theaterstück ‚Warten auf Godot‘ eine große Rolle spielen. Das freut immerhin Feuilletonisten. Und entschädigt sie dafür, dass sie, wollten sie regelkonform agieren, Goethesches Werk schreiben müssten – gerade so, als würde Goethes Werk nicht genügen.“

Wer sich kompakt über die turbulente Umbruchzeit informieren möchte, greife zu Christian Stangs Buch „Als das Känguru sein h verlor. 50 Fragen und Antworten zur deutschen Rechtschreibung“. Darin erörtert der Autor nicht nur konkurrierende Schreibweisen wie Exposé und Exposee, sondern rekonstruiert die teils verheerenden Auswirkungen der Arbeit des Rechtschreibrates. Der räumte beispielsweise erst im Jahr 2010 ein, dass sich simplifizierende Volksetymologien – darunter „einbläuen“ und „Tollpatsch“ – wie auch skurrile Variantenschreibungen – darunter „Fassette“ und „Katarr“ – nicht hätten durchsetzen lassen und darum zu streichen seien. Was dazu führt, dass kaum jemand weiß, was im Einzelfall tatsächlich Gültigkeit besitzt.

So kann es kommen, wenn als verbindlich konzipierte Neuregelungen auf unverbindliche und zeitlich derart gestreckte Weise etabliert werden. Selten wurde hierzulande (und zu Wasser) Gesetzeskraft so wenig ernst genommen wie im Fall der Rechtschreibung, die seit Jahren Objekt von Nachbesserungen ist. Zielscheibe von Spott zudem. Tatsächlich ist die Causa zwischen Farce und bürgerlichem Trauerspiel zu verorten. Zig Reformen der Reform haben den deutschen Sprachraum phasenweise gesetzlos gemacht. Die Übergangszeit zwischen alter und neuer Rechtschreibung dauert, genau besehen, bis heute an.

weser-kurier.de 1.8.2019

Reformrelevantes redaktionell hervorgehoben. Zu den Schurkereien der „demokratischen“ Politiker, um die im Volk mehrheitlich abgelehnte „Reform“ im Komplott mit den Medien durchzusetzen, siehe auch dies.

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Sigmar Salzburg
11.11.2018 18.48
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Mahl des Handwerks

Es wird aufgetischt und ausgeteilt

Landkreis Diepholz. Deftiges von der Schlachteplatte wird traditionell beim Mahl des Handwerks serviert. Deftige Sprüche wiederum gab es bei der 27. Auflage am Donnerstagabend im Hotel Zur Post in Neubruchhausen quasi als Vorspeise. Diese hatten Kreishandwerksmeister Matthias Wendland und der Ehrengast des Abends, der ehemalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus, für die gut 150 von der Kreishandwerkerschaft Diepholz/Nienburg geladenen Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik vorbereitet.

Letztgenannte Gruppe bekam zuerst vor dem durchaus fettigen Essen ihr Fett weg. [...]

Es waren aber erstmalig auch Leiter von allgemeinbildenden Schulen zum Handwerkermahl eingeladen. Und die bekamen dann einiges zu hören von Josef Kraus, Bildungskritiker, selbst lange Gymnasialleiter und 30 Jahre Deutschlands oberster Lehrer. Er machte keinen Hehl daraus, in Sachen Schule auf Neu-Deutsch ziemlich „Old School“ zu sein. So sah er Bücher im Vorteil gegenüber digitalen Medien und unterstrich noch einmal – wie schon in diversen Talkshows – seine ablehnende Haltung gegenüber der Pisa-Studie und der Rechtschreibreform.
[...]
weser-kurier.de 11.11.2018

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Sigmar Salzburg
27.09.2016 04.13
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Was passierte vor 25 Jahren im Landkreis Diepholz?

Vieles hat sich seither getan, doch viele Themen und Menschen begleiten die Region bis heute oder haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Redaktion blättert deshalb regelmäßig in ihrem Archiv und veröffentlicht in der Reihe Damals Auszüge aus ausgewählten Artikeln. Wer beim Lesen über die eine oder andere ungewöhnliche Schreibweise stolpert, sollte sich übrigens nicht wundern. Denn vor der Rechtschreibreform von 1996 war es zum Beispiel richtig, Wörter wie muss und dass mit ß zu schreiben.
weser-kurier.de 27.9.2016

Claudia Ihmels wird sich wundern: Auch heute noch ist die bis 1999 in ganz Deutschland üblich gewesene Rechtschreibung richtig. Hätten sich nicht die Zeitungen dem Reformputsch der Kultusminister angeschlossen, dann wäre die „Reform“ längst mausetot.

Und was passierte vor genau 18 Jahren?
Am 27. September 1998 stimmten die Schleswig-Holsteiner
stellvertretend für ganz Deutschland gegen die Rechtschreibreform!

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Sigmar Salzburg
09.04.2010 11.42
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12 Jahre „leichteres Schreiben“

Debatte um mangelhafte Bildung
– 08.04.2010
Bremer Firmen geben Azubis Nachhilfe
...
Bremen. Es hapert schon bei den grundlegenden Fähigkeiten: Rechtschreibung, Rechnen, Gesprächsführung und Umgangsformen. Deutsche Unternehmer halten jeden fünften Schulabgänger für nicht ausbildungsfähig. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor. Inzwischen helfen die Unternehmen sich selbst: Mehr als jeder zweite Betrieb organisiert mittlerweile Nachhilfe für die eigenen Auszubildenden. …
www.weser-kurier.de 8.9.10

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Sigmar Salzburg
07.02.2009 14.26
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Richtig kompliziert

Weser-Kurier: Weser-Kurier (Bremen) kommentiert das Scheitern des Umweltgesetzbuches
Bremen (ots) – Nach dem Scheitern des Umweltgesetzbuches droht nun ein neuer Flickenteppich. Das würde irgendwie passen. Wenn in Deutschland etwas vereinfacht und entbürokratisiert werden soll – man denke an die Hartz-Gesetze oder an die Rechtschreibreform –, dann kommt am Ende meist etwas richtig Kompliziertes dabei heraus. Originaltext: Weser-Kurier Digitale
PresseEcho.de (Pressemitteilung) – 2. Febr. 2009

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Norbert Lindenthal
11.08.2004 05.55
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Weserkurier

Worte zwischen Ekel und Reform

Rechtschreiben bedeutet auch, Recht behalten zu wollen

Von unserem Redakteur Stephan Cartier

Bremen. Dem Delfin wird es mittlerweile egal sein, ob man ihn mit humanistischem “ph“ oder nüchternem “f“ schreibt. Die Gegner der Rechtschreibreform haben indes nie in ihrem Bemühen locker gelassen, die alte Orthographie wieder in ihr seit 1901 ausgeübtes Recht zu setzen. Mit dem Entschluss des “Spiegels“, des Springer-Verlages sowie in deren beider Windschatten auch der “Süddeutschen Zeitung“, wieder auf alte Rechtschreibung umzustellen, können sie ihren größten Erfolg seit dem Umschwenken der “FAZ“ feiern.
Trotz der Hitze sei es ein “wunderbarer Tag“, kommentierte Walter Kempowski gestern die Nachricht in seinem Haus in Nartum. Dies sei der Anfang vom Ende der “ekelerregenden Reform“ (nach neuer Rechtschreibung würde diese übrigens “Ekel erregend“ geschrieben). So wie Günter Grass und Martin Waiser hatte Kempowski seine Texte weiterhin in alter Rechtschreibung drucken lassen. Auch Gabriele Ahrens, die mit ihrem Mann die Initiative “WIR gegen die Rechtschreibreform Niedersachsen“ gründete, glaubt, dass das Reformwerk gestern seinen “Todesstoß" erhielt. Selbst der Deutsche Journalistenverband (DJV) gibt dem Regelwerk nur noch wenig Uberlebenschancen.
Ob die Folgen der überraschenden Verlagsentscheidungen in Hamburg und Berlin tatsächlich so weit reichend sein werden, hält aber schon “Spiegel“-Sprecherin Eva Wiemke für “gewagt“. Klar sei an der Vielzahl von Reaktionen aus der Politik und den
Medien jedoch abzulesen, dass die Frage vielen auf den Nägeln brenne.
Worin der eigentliche Furor auf die neue Rechtschreibregeln wie das Ersetzen des “ß" durch “ss“ nach kurzen Vokalen oder der Wandel von “Stengel“ in “Stängel“ liegt, wissen indes selbst Rechtschreibprofis nicht abschließend zu beantworten. Das blanke Chaos in der Sprache, das die Erklärung von “Spiegel“ und Springer nennt, kann der Leiter der Duden-Redaktion Matthias Wermke jedenfalls nicht erkennen. “Wenn man die Sprachberatung als Indikator nimmt, dann gibt es keine Anzeichen für
ein chaotische Stimmung unter Schreibern und Lesern.“
Auch der Bertelsmann-Lexikon-Verlag gibt Entwarnung. Redaktionsleiterin Sabine Krome schätzt die Akzeptanz der Reform besonders unter Jugendlichen als “relativ gut“ ein.
Ohnehin seien 98 Prozent des Wortschatzes durch die Reform gar nicht betroffen, erklärt Wermke. Dass unter den verbleibenden zwei Prozent auch missverständliche Regelungen seien, gesteht er zu: “Aber der Streit um die richtige Rechtschreibung ist so alt wie die Rechtschreibung selbst.“ Es bestehe nun aber die Hoffnung, dass sich die Parteien durch die Initiative der Großverlage bewegen müssten. Die seit sechs Jahren herrschende Sprachverwirrung im Blätterwald sei das eigentliche Ärgernis, meint Wermke. Sogar der Deutsche Börsenverein in Frankfurt sieht sich außer Stande, einen Überblick zu geben. “Jeder Verlag hält es wie er will, und meist gibt es in ein und demselben Haus Publikationen in unterschiedlichen Orthographien“, so eine Sprecherin. Einer der größten Textlieferanten, die Deutsche Presseagentur (dpa), ist angesichts der Entwicklungen entsprechend verunsichert. Der Vorstoß von “Spiegel“ und Springer bringe die Agenturen in eine “hochsensible Situation“, urteilt Harro Müller, Chef vom Dienst bei der dpa. Man warte ab, aber wenn eine Mehrheit der Kunden es wolle, “werden wir wieder auf alte Rechtschreibung umstellen“.
Jo Groebel vom Europäischen Medieninstitut in Düsseldorf sieht denn auch keine große Chance mehr, dass sich die Widersacher im Detail noch über einzelne Schreibregeln einigen wollen und werden. Er ver
mutet den Grund für die vehemente Abneigung gegen die Rechtschreibreform eher in deren Entstehungsprozess. Mancher “Alt“-Schreiber fühle sich durch den bürokratischen Akt in seiner kulturellen Identität gegängelt und bevormundet. “Die Einstellung mancher Experten, dass man Sprache im Labor bauen kann“, habe sich damit nicht bewahrheitet. Auch die alte Rechtschreibung habe viele Inkonsequenzen – aber es seien eben gewachsene Irrtümer, die viele Leser logischen Konstruktionen vorzögen.
Dass mit der gestrigen Entscheidung von “Spiegel“ und Springer eine selbst ernannte “informelle Meinungselite“ erneut Sprachpolitik betreibe, gehöre allerdings zu den merkwürdigen Strukturen dieses Kulturkampfes um die rechte Schreibung, findet Groebel.

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Norbert Lindenthal
11.08.2004 05.51
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Weserkurier

Kommentar
Spiegel und Springer kehren zur alten Rechtschreibung zurück

Ein einziges Kuddelmuddel

Das ist ein Donnerschlag, der noch lange nachhallen wird. Er kommt zwar nicht aus heiterem Himmel, aber so hatte ihn keiner erwartet. Die Entscheidung von Spiegel und Springer, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, wird den ohnehin schwelenden Streit gewaltig anfachen.
Bisher hatte das Thema mehr die Qualität einer typischen Debatte im nachrichtenarmen Sommerloch. Ein Politiker, in diesem Fall Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), will sich profilieren, empört sich vielleicht auch aufrichtig und zieht ein paar Mitstreiter auf seine Seite. Wulff fordert bei der Rechtschreibung die Rolle rückwärts. Er hält die neuen Regeln für baren Unsinn: In sich unlogisch und so verquer, dass am Ende jeder schreibt, wie er will.
Ein Urteil, dem kaum jemand widersprechen kann. Was da ausgebrütet wurde, ist oft nur Murks. Groß oder klein, getrennt oder zusammen – selbst Journalisten und andere Profis im Umgang mit der deutschen Sprache haben damit immer noch Schwierigkeiten. Ein Politiker zum Beispiel, der viel verspricht (richtig, weil getrennt), ist deswegen noch lange kein vielversprechender Politiker (falsch, weil zusammen).
Wird das Chaos aber nicht noch viel größer, wenn alles zurück auf Anfang geht? Viele Jahre ist in den Schulen nun schon nach den neuen Regeln gelernt worden. Sollen die Lehrer sagen: Vergesst das alles, war nicht so gemeint?
Und was ist mit den Zeitungen und Buchverlagen? Auch sie haben ja, von Ausnahmen abgesehen, längst umgestellt und ihre Leser an die veränderten Schreibweisen gewöhnt.
Darum, weil das Neue fast schon wieder alt ist, wurden der Wulff-Initiative auch von Parteifreunden des Ministerpräsidenten nur wenig Chancen eingeräumt. Schon gar nicht gegen SPD und Grüne, die an der Reform festhalten wollen.
Seit gestern aber, nach dem Vorstoß von Spiegel und Springer, stehen die Dinge anders. Es sind ja nicht irgendwelche Verlage, die sich von den neuen Regeln verabschieden wollen. Es sind die ganz Großen. Sie erreichen mit ihren Publikationen mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland.
Gegen diese Macht kommt keine Rechtschreibkommission an und auch keine Kultusministerkonferenz. Schriftsprache ist so, wie die Menschen schreiben. Das setzt sich durch – und nichts anderes.
Jürgen Hinrichs

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