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Sigmar Salzburg
14.07.2013 04.21
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Unglückstage

Kalenderblatt 2013: 14. Juli

1998 – Das Bundesverfassungsgericht weist die Klage von Gegnern der Rechtschreibreform ab und erklärt die Reform für verfassungsgemäß. [Dazu siehe hier und dort (ausführlich)]
...
1933 – Das „Gesetz gegen die Neubildung der Parteien“ macht Deutschland faktisch zum Einparteienstaat.
...
1683 – Ein großes türkisches Heer unter der Führung des Großwesirs Kara Mustafa beginnt mit der Belagerung Wiens.

stuttgarter-zeitung.de

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Sigmar Salzburg
09.12.2010 22.16
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Schon eine spitze Bemerkung zur KMK-Sitzung

Stuttgarter Nachrichten:

Kommentar zu Zentralismus im Bildungssystem


Stuttgart (ots) – Allerdings sollten sich die Kultusminister davor hüten, künftig jedes Detail abstimmen zu wollen. Dem einen Land sind im Deutschunterricht die Klassiker am wichtigsten, einem anderen die Literatur des 20. Jahrhunderts, wieder andere ziehen auch Texte aus anderen Staaten hinzu. Wer glaubt, dass ein einheitliches System Wunder wirkt, sollte noch einmal auf ein anderes Großprojekt der Kultusministerkonferenz zurückblicken: die Rechtschreibreform. Sie hat das deutsche Bildungssystem weder im Norden noch im Süden wirklich vorangebracht.

Pressekontakt:

Stuttgarter Nachrichten
Chef vom Dienst
Joachim Volk
Telefon: 0711 / 7205 – 7110
cvd@stn.zgs.de

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Sigmar Salzburg
15.11.2010 06.43
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… und der Zeitungsleser wird Stopfgans der ‚Reform’

Vor hundert Jahren ist Wilhelm Raabe gestorben. Sein „Stopfkuchen“ lohnt die Lektüre auch heute.

… Worum geht es? Auf der Rückreise in die Kolonien zeichnet der Deutsch-Afrikaner Eduard, Ziehsohn des fernwehkranken Landbriefträgers Störzer, seine Begegnung mit dem Freund Heinrich Schaumann im „alten Vaterland“ auf. Dabei unterbricht ihn Schaumann, wegen seiner ungebremsten Fresssucht seit Kindertagen als „Stopfkuchen“ verspottet, auf der Gegenwartsebene des äußerst raffiniert konstruierten Romans ständig … Unter der Hecke liegend klärt Schaumann im Gespräch mit Eduard den lang zurückliegenden Mord an dem raffgierigen Viehhändler Kienbaum auf; auch der Mörder ist inzwischen gestorben. Dabei ist der vermeintlich langsame Stubenhocker seinem polyglotten Freund Eduard bei der Aufklärung stets das entscheidende Quäntchen voraus …

stuttgarter-zeitung.de 15.12.2010

Bedeutete schon der neue sss-Geist der Reform die Zerstörung der deutschen Schreibtradition durch die Regierungs-Kulturbanausen, so hat der Schwachkopf Prof. Augst ihnen auch noch die Wortfälschung von „Quentchen“ ins Reformpaket geschoben. Das leitet über zu einer anderen Beobachtung: Der Rechtschreibung nach hat sich das Hirn einiger Reformer direkt aus dem Neanderthaler-Gehirn entwickelt.

Studie: Hirn von Mensch und Neanderthaler bei Geburt ähnlich
Erst nach der Geburt hätten sich die Gehirne auseinander entwickelt, heißt es in der Untersuchung. (Archivbild) – (AFP/) Der frühe Verwandte des modernen ...

Täglicher Anzeiger – ‎9.11.2010‎

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Sigmar Salzburg
08.09.2010 05.53
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Mario Adorf wird achtzig

Gibt es Filme, die Ihnen heute peinlich sind?

... ich weiß natürlich, dass ich bei vielen Menschen eine Zeit_lang regelrecht verhasst war, weil ich 1963 in „Winnetou I“ Winnetous Schwester Ntscho-tschi erschossen habe.
stuttgarter-zeitung.de 7.9.2010

„Ich halte nichts von staatlichen Verordnungen, wenn es um Sprache geht. Für mich ergeben sich daraus keine Verbesserungen.“
rp-online.de

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Sigmar Salzburg
22.05.2010 09.07
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Nichtsnutzige Reform

Analphabeten haben Angst vor Entdeckung

Backnang Für Schreib- und Leseunkundige ist der Gang zum Arzt oderzum Amt ein Spießrutenlauf. Ein Kurs soll helfen. Von Annette Clauß

Die Scham sei die größte Hürde, sagt Maria Neideck. Seit elf Jahren bringt sie an der Volkshochschule Backnang Erwachsenen das Lesen und Schreiben bei. Ihre derzeit acht Schülerinnen und Schüler, die den Alphabetisierungskurs besuchen, haben mit ihrer Anmeldung schon einen großen Schritt getan auf dem Weg in die Welt der Buchstaben. … „Die Angst vor Entdeckung ist groß.“ So hat sie schon anonyme Teilnehmer unterrichtet, deren richtigen Namen sie nie oder erst viel später erfahren hat.
Die Alphabetisierung ist für Neideck „ein unheimlich spannendes Feld, aber für die Betroffenen oft eine Tragödie“. So ist sie froh um jeden, der sich in ihren Kurs traut. … Die 19-Jährige, die seit vier Wochen den Kurs besucht, ist ein Beispiel dafür, dass in schwierigen Lebensumständen das Lernen schwer fällt. Sie hat zwar einen Kindergarten und deutsche Schulen besucht, ist aber bereits dreimal nach Albanien abgeschoben worden und hat Todesängste ausgestanden. …
Voll im Berufsleben steht hingegen der Mann, der sich in die letzte Reihe gesetzt hat. Ein Schwabe Mitte 30, der zwar Lesen und Schreiben kann, aber Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung hat. Insbesondere die Groß- und Kleinschreibung macht ihm zu schaffen. "Ich hatte gehofft, dass die Rechtschreibreform vieles vereinfacht, aber sie hat mein Problem eher vergrößert", sagt er. …

stuttgarter-nachrichten.de 20.5.2010

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Sigmar Salzburg
25.09.2009 05.25
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Heldenhafter Widerstand der FDP und ...

Stuttgart – Begleitet von Protesten von Atomkraftgegnern hat der FDP-Parteichef Guido Westerwelle am Donnerstagabend auf dem Schlossplatz für eine Regierung der Mitte unter liberaler Beteiligung geworben. Vor rund 1200 Zuhörern kanzelte er die Demonstranten, die sich zu einer Flashmob-Aktion zusammengefunden hatten, als „beschränkte Geister“ ab, die in Deutschland nichts zu sagen haben dürften. … In der Bildungspolitik forderte er Investitionen: „Unser Rohstoff ist unser Grips“, sagte er unter dem Beifall der Zuhörer und fügte hinzu: „Bildung ist ein Bürgerrecht“. Dass dieser Slogan seine Berechtigung hat, hat die FDP selbst bewiesen: Die Partei hatte den Auftritt ihres Spitzenkandidaten auf dem "Schloßplatz" plakatiert – der Rechtschreibreform zum Trotz.

stuttgarter-zeitung.de 25.9.09

... eine zweideutige Anspielung des Zeitungsschreibers. Dabei ist „Schloßplatz“ vielleicht immer noch der amtliche Eigenname. Das kann man heute nie wissen.

In Schleswig-Holstein stimmte die FDP allerdings für die „Rechtschreibreform“ – mit der Annullierung des Volksentscheids 1999. Nebenher gestand der zuständige Bildungsexperte:„Bertelsmann gehört zu unseren großen Gönnern.“


Außerdem verstehe ich kein Deutsch mehr: „Flashmob“ lese ich zum zweiten Mal, ohne es genau einordnen zu können.

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Dominik Schumacher
31.08.2004 06.17
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STN Stuttgarter Nachrichten



31.8.2004

Die Rechtschreibung und die Psychoanalyse: Ist die Regelungswut historisch begründet?
Der Triumph der Form über den Inhalt
 
Das Textprogramm Word kennt 14 verschiedene Einstellungen für regionale Varianten der so genannten englischen Sprache. Diesen erfrischenden Hinweis hat der in Amerika geborene Publizist Tim Cole, seit 1961 in Deutschland ansässig, kürzlich in einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ geliefert – einem jener Blätter mithin, die die Rechtschreibreform zumindest großenteils zurücknehmen möchte.

Wenn das Textprogramm also einen auf englisch verfassten Text automatisch korrigieren soll, braucht es die Information, ob der Schreiber von Lesern in Simbabwe oder in Neuseeland gelesen werden will. Auch zwischen dem englischen und dem US-amerikanischen Englisch gibt es etliche Unterschiede: Amerikaner schreiben „labor“ und „color“ für Arbeit und Farbe, Engländer „labour“ und „colour“. Probleme haben die beiden Völker dadurch nicht miteinander. Tim Cole hält den deutschen Wunsch, ein verbindliches Regelwerk zu schaffen, denn auch für eine „engstirnige Forderung“. Die Zahl der Regeln gehöre auf ein „Minimum“ reduziert, und dieses sei „mit Gefühl und Großzügigkeit“ anzuwenden. Wer verstanden werden will, ist ohnehin gezwungen, Regeln zu beachten. Vor dem Hintergrund der in den Sommerwochen erneut geführten Rechtschreibdiskussion in Deutschland klingt derlei unerhört. „Deutschland ist unter den europäischen Ländern in der Tat dasjenige mit der größten Regelungswut“, urteilt der Psychoanalytiker Gottfried Fischer, Direktor des Instituts für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Köln. Kennzeichnend für die typisch deutsche Art der Regelung sei, dass die Form über den Inhalt dominiere. Das komme nicht nur beim richtigen Schreiben, sondern auch in der deutschen Gesetzgebung und Rechtsprechung zum Ausdruck. So stütze sich das angelsächsische Recht gerne auf Präzedenzfälle, beispielhafte Urteile also, das deutsche hingegen auf fixe Gesetze. Konsequenterweise würden in Deutschland „die meisten höheren Beamtenpositionen mit Juristen besetzt, während in England jeder akademische Abschluss dafür qualifiziert“, sagt Fischer.

Die Sucht nach dem formal Korrekten „kommt sicher auch in der Rechtschreibreform zum Ausdruck“, fügt der Trauma- Spezialist hinzu. Stünde der Inhalt statt der Form im Zentrum, würde sich eine Reform-Kommission etwa fragen: „Sind Unterschiede der Rechtschreibung notwendig, um Bedeutungen zu transportieren?“ Oder: „Gehen mit einer Vereinfachung der Rechtschreibung inhaltliche Bedeutungsnuancen verloren oder nicht?“ Nicht nur ertrage die deutsche Regelungswut keine verständlichen Schreibweisen jenseits der Zwänge eines verbindlichen Regelwerks. Sie bügele auch Bedeutungsunterschiede glatt und greife die „mentale Substanz der deutschen Sprache an“.

Eine historische Ursache markiert für Fischer solche Sprachregelung. „Die Deutschen haben die Kleinstaaterei durch erzwungene Vereinheitlichung überwunden, und das hat sich in ihren Institutionen und ihrem Charakter niedergeschlagen.“ Insofern würde sich der von Bismarck 1871 ausgeführte „Coup der Preußen“ noch heute auf die Reform der Rechtschreibung auswirken. Während angelsächsische Stilführer laut Tim Cole raten, „konsistent“ zu sein, also der einmal gewählten Schreibweise konsequent treu zu bleiben, forderten die Deutschen immer das „Richtige“ ein. Gefragt sind Rechtschreiber. Walter Schmidt
 
Aktualisiert: 31.08.2004, 06:16 Uhr

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Mädchenfüralles
20.08.2004 10.51
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Antwort: Fadensuche geht

Herr Koch,

die Fadensuche geht, wie sie es wünschen (doch anders behaupten):

Fadensuche: „Strategie“

Wenn Sie auf den Verweis klicken, werden Sie die Fadensuche mit dem gewünschten Ergebnis vorfinden.

Ich würde mich freuen, falls Sie geneigt sein wollen, der Redaktion gelegentlich Ihre Telefonnummer oder eine Netzpostanschrift zu geben. Sie können sich auch direkt an mich wenden: MfA = Mädchenfüralles. Ich sage Ihnen wie vielen sicheren Umgang mit Ihren persönlichen Daten zu.

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Fritz Koch
20.08.2004 10.37
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Rad fahren oder radfahren, ein Vorschlag:

Weil man den Strategie-Faden bei der Fadensuche nicht mehr findet, also hier:

Um den Bedeutungsunterschied, ob man nur Fahrgast ist (mitfährt) oder selbst der Fahrer ist, mein Vorschlag:
Wenn man als Fahrgast mitfährt, groß und getrennt: Auto, Bus, Bahn, Zug fahren usw.
Wenn man selbst als Fahrer fährt, klein und zusammen: zugfahren, autofahren, radfahren, skifahren, schlittenfahren, eislaufen usw.
Nach dem Vorbild des Englischen: to go by ... or to drive a ...

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Fritz Koch
20.08.2004 10.17
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Für die allermeisten Deutschsprechenden

existiert Hochdeutsch nur als Schriftsprache, und sie sprechen Umgangssprache oder Dialekt, außer wenn sie eine öffentliche Rede halten müssen, aber auch bei der ist die Aussprache meist regional eingefärbt.

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Elke Philburn
20.08.2004 09.36
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Zitat:
Nein, tue ich nicht. Das ist leider ein weit verbreitetes Missverständnis, dass es bei einer – wie auch immer gearteten – Orthografiereform um Sprache gehe. Es geht um deren schriftliche Fixierung. Viele Menschen verwechseln das, merkwürdigerweise auch solche, die mit Sprache und Schrift von Berufs wegen zu tun haben, Dichter also. Wir aber werden nach der Reform kein Jota anders sprechen als vor der Reform. Es ändert sich nur die Schreibung, obendrein höchst minimal, wie ich bereits gesagt habe.

Ich finde es immer faszinierend, wie man versucht, Sprache und Orthographie gegeneinander auszuspielen. Als ginge es darum, dem einen seinen verdienten kulturellen Wert zuzusprechen und das andere auf seinen Platz als willkürlich festgelegtes und reparaturbedürftiges Codierungssystem zu verweisen. Wenn Leute sich Sorgen machen, daß die Reform der Sprache schade, und sei es auch nur der geschriebenen, erzählt man ihnen, das ganze habe doch aber mit der Sprache gar nichts zu tun. Es würden doch alle Menschen weiterhin so sprechen wie zuvor.

Mit anderen Worten: Man will nicht nur an der Orthographie herumdoktern, sondern man will den Sprachnutzern auch noch vorschreiben, was als Teil der Sprache kulturellen Wert habe und was nicht. Wenn nun eine Mehrheit der Sprachnutzer dies anders empfindet und ihrer Orthographie sehr wohl einen hohen Wert beimißt, so irrt sich diese Mehrheit. Das hat schon was von Gehirnwäsche.
__________________
http://www.vrs-ev.de/

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Norbert Lindenthal
20.08.2004 06.04
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STZ Stuttgarter Zeitung

Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 20.08.2004

Zum guten Schluss wird einheitlich geküsst
 
Die Rechtschreibung, die Reform und die Kommissionen: Gespräch mit Rudolf Hoberg von der Gesellschaft für deutsche Sprache
 
Es ist fast wie bei Hartz IV, dabei dreht sich doch alles nur um ein paar Buchstaben. Oder? Am kommenden Montag treffen sich in Wien die Fachbeamten der Kultusminister der Länder, um abermals über die Rechtschreibreform zu beraten. Aus diesem Anlass hat sich Roland Müller mit dem Sprachwissenschaftler Rudolf Hoberg unterhalten.

Herr Hoberg, Sie sitzen in der Kommission, welche die neue Rechtschreibung ausgeheckt hat. Was haben Sie falsch gemacht?

Sie irren, Herr Müller. Ich bin nur Mitglied jener Kommission, die über die Entwicklung der Reform wachen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen soll. Ich sitze, so der offizielle Titel, in der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung. Die Reform aber ist von einer anderen Kommission erarbeitet worden. Insofern kann ich nichts falsch gemacht haben.

Okay, aber der Widerstand ist enorm. Große Zeitungsverlage wollen zur alten Schreibung zurückkehren, Politiker dito – wenn nicht Sie, dann haben zumindest Ihre Kollegen etwas falsch gemacht.

Nein, haben sie nicht. Sie haben einen Entwurf für eine Reform vorgelegt, von deren Notwendigkeit ich überzeugt bin. Die Richtung stimmt im Großen und Ganzen.

Wo liegt die Notwendigkeit der Reform?

Die deutsche Rechtschreibung wurde zum ersten Mal 1901 festgelegt, davor konnten die Deutschen – vereinfacht gesagt – schreiben, wie sie wollten. Das war eine Festlegung, die bestimmte Bereiche ausgelassen hat, was dann jeweils zu Wildwuchs geführt hat, zum Beispiel in der Zusammen- und Getrenntschreibung. Seit 1901 wurde immer wieder gefordert, diese Festlegung zu überarbeiten, selbst Mitglieder der damaligen Kommission wünschten dies, etwa Konrad Duden. Und der erste Reformvorschlag, der staatlich akzeptiert wurde, war jener, der 1996 verabschiedet worden ist.

Der Wildwuchs hat jetzt ein Ende?

Sagen wir es so: Die Reform schafft, verglichen mit früheren Zuständen, größere Klarheit. Sie hat kein Chaos ausgelöst, wie immer behauptet wird, weder in den Schulen noch in den Zeitungen. Natürlich müssen sich die Menschen daran gewöhnen, vor allem die älteren, aber die Reform – das muss immer wieder betont werden – ist nur für die Schulen und den öffentlichen Dienst bindend. Keine Privatperson, auch keine Zeitung muss sich an die neue Schreibung halten.

Kann sie sich unter diesen Voraussetzungen überhaupt durchsetzen? Oder ist sie nicht doch eine Totgeburt?

Ich selbst gehöre der älteren Generation an und weiß, dass umgewöhnen schwierig ist. Nach der Festlegung von 1901 hat es Jahrzehnte gedauert, bis die Menschen die neuen Regeln akzeptiert haben. Neuere Umfragen zeigen aber, dass die Jüngeren die Reform begrüßen, weil sie deren Vorzüge erkennen.

Wo liegen die Vorzüge? Was ist mit der neuen Orthografie leichter geworden?

Ich könnte viele Einzelheiten nennen. Was auch von den meisten Kritikern anerkannt wird, ist die Schreibung von Doppel-s statt ß. Diese Regel galt schon früher, also nach kurzem Vokal ss und nach langem Vokal ß, sie hatte nur zwei Ausnahmen: am Ende eines Wortes wurde immer ß geschrieben, also Kuß; und ß wurde auch geschrieben, wenn ein Konsonant folgte, also er küßt. Korrekt war also küssen mit Doppel-s sowie er küßt und der Kuß mit ß. Diese Verwirrung wurde beseitigt. Heute wird einheitlich geküsst – ein Verdienst der Reform.

Wenn alles so einfach geworden ist, wie Sie behaupten – weshalb sind die Akzeptanzprobleme bei der neuen Rechtschreibung dann fast so groß wie bei Hartz IV?

Ich glaube, dass uns diese Akzeptanzprobleme aufgeschwätzt werden. Nach meiner Einschätzung interessiert die Reform 90 Prozent der Menschen überhaupt nicht mehr. Der Protest kommt von ein paar Bildungsbürgern, die von Anfang gegen die Neuerung waren, was ihr gutes Recht ist. Aber ernsthafte Probleme sehe ich nicht.

Sehen Sie wenigstens die Notwendigkeit gewisser Korrekturen an der Reform?

Seit der Verabschiedung der Reform ist immer wieder Detailkritik geäußert worden. Meine Kommission hat darüber nachgedacht und bestimmte Dinge auch korrigiert. Ich nenne das Beispiel Leid tun, was die Leute ja furchtbar aufgeregt hat – wir haben der Kultusministerkonferenz empfohlen, beide Schreibweisen zuzulassen, also auch das frühere leid tun, weil es linguistisch schwer zu sagen ist, ob dieses Leid beziehungsweise leid ein Substantiv oder ein Adjektiv ist. Solche Korrekturen hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Wir sind keine Betonköpfe, wir nehmen Kritik ernst.

Was halten Sie von dem jetzt aus dem Saarland kommenden Vorschlag, den Stichtag 1. August 2005 – dann soll die Reform verbindlich werden – aufzuheben?

Nichts. Wir müssen zu einem Ende kommen, das erwarten auch die Schulen, die in ihrer überwiegenden Zahl mit der Reform zufrieden sind. Es werden immer Menschen gegen Reformen protestieren, ob es nun um Krankenkassen oder Hartz IV geht – wobei ich persönlich in der Rechtschreibreform ja eher ein Reförmchen sehe, was sich auch an folgenden Zahlen zeigt: Man hat ausgerechnet, dass etwa zwei Prozent eines Textes überhaupt von der neuen Schreibung betroffen sind; und von diesen zwei Prozent beziehen sich wiederum 95 Prozent nur auf die Doppel-s und ß-Schreibung.

Das klingt, als wären auch Sie mit dem „Reförmchen“ nicht ganz zufrieden. Ist man etwa zu kurz gesprungen?

In meinen Augen schon. Ich hätte mir eine radikalere Reform gewünscht. Und wenn man im Voraus gewusst hätte, welches Theater es nach 1996 immer wieder geben würde, hätte man sich sicher auch anders verhalten: Entweder hätte man auf die Reform ganz verzichtet oder – und das wäre mein Plädoyer gewesen – sie entschieden radikaler durchgeführt. Ich hätte etwa die Großschreibung der Substantive abgeschafft.

Sie hätten diesen Kulturbruch tatsächlich gewagt?

Es gibt nicht den geringsten Grund, warum man Substantive groß schreibt. Deutsch ist die einzige Sprache, in der man das tut. Viele Probleme hätten sich dann von selbst gelöst.

Aber Sie reden damit doch dem Sprachverfall das Wort!

Nein, tue ich nicht. Das ist leider ein weit verbreitetes Missverständnis, dass es bei einer – wie auch immer gearteten – Orthografiereform um Sprache gehe. Es geht um deren schriftliche Fixierung. Viele Menschen verwechseln das, merkwürdigerweise auch solche, die mit Sprache und Schrift von Berufs wegen zu tun haben, Dichter also. Wir aber werden nach der Reform kein Jota anders sprechen als vor der Reform. Es ändert sich nur die Schreibung, obendrein höchst minimal, wie ich bereits gesagt habe.

Werden die neuen Kommunikationsmedien, also E-Mails und SMS, unsere Schrift nachhaltiger verändern als die Reform?

Ich vermute. Bei E-Mails und SMS nehmen die Menschen die Regeln nicht mehr so genau, weil es sich dabei meist um eine Art Privatgespräch handelt – die Fehlerzahl nimmt enorm zu. Beispielsweise haben die Menschen, die solche Medien für Privates nutzen, immer weniger Lust, zwischen ß und Doppel-s zu unterscheiden und schreiben fast nur noch Doppel-s. Oder sie lassen die Umlaute weg, vor allem dann, wenn sie im internationalen Mailverkehr geübt sind. Denn der Umgang mit umlautlosen Sprachen wirkt sich auf ihr Deutsch aus: Müssen schreiben sie dann bald nicht mehr mit zwei Pünktchen, sondern mit ue, also muessen.

Am Montag treffen sich Fachbeamte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Wien, um über das weitere Vorgehen bei der Rechtschreibreform zu beraten. Wissen Sie Konkreteres?

Man wird sich wohl darauf verständigen, auf jeden Fall an der Reform festzuhalten. Zudem wird man den Rat der deutschen Rechtschreibung, der die Zwischenstaatliche Kommission als Beratungsgremium ersetzen soll, vorbereiten. Näheres weiß ich auch nicht.

Aber Sie sind sicher, dass die Rechtschreibreform nicht gekippt wird . . .

Ich bin sicher.
 
Aktualisiert: 20.08.2004, 06:17 Uhr

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Norbert Lindenthal
16.08.2004 20.19
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Stuttgarter Nachrichten



16.8.2004

Rechtschreib-Streit
Saarland will Kompromiss

Unverständnis bei Schweizer Erziehungsdirektoren

Frankfurt/Main – Die saarländische Landesregierung strebt beim Streit um die künftigen Rechtschreibregeln einen Kompromiss an. Bildungsminister Jürgen Schreier, dessen Ministerpräsident Peter Müller bisher eine Rücknahme der Reform gefordert hatte, schlug in der „Saarbrücker Zeitung“ (Donnerstagausgabe) vor, dass die Übergangsfrist nicht wie vorgesehen am 1. August 2005 endet und damit alte und neue Schreibweisen weiterhin beide gültig sind. Der Präsident der Schweizer Erziehungsdirektorenkonferenz, Hans Ulrich Stöckling, äußerte Unverständnis über den deutschen Streit.

Schreier sagte, eine entsprechende Regelung sehe sein Antrag für die Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) am 14. und 15. Oktober vor. Er setze auf den Wettbewerb einer konkurrierenden Rechtschreibung, bei der letztlich das Akzeptierte übrig bleibe. „Ebenso wie es falsch war, dass die neue Rechtschreibung administrativ verordnet wurde, wäre es jetzt auch falsch, die alte per Verordnung wieder einzuführen.“ Um die Reform wieder komplett zurückzunehmen, müsste die KMK einen einstimmigen Beschluss fassen.

Laut KMK will aber eine große Mehrheit der Minister an der Reform festhalten. Stöckling sagte in „Radio eins“ vom Rundfunk Berlin-Brandenburg: „Ich habe etwas Mühe mit der Diskussion in Deutschland.“ Es gebe gar keine alte Rechtschreibung, „sondern es gibt das, was vor der Erklärung von Wien jeweils der Duden gemacht hat. Völlig von sich aus, ohne Mitsprache von irgend jemandem“. Zur Abkehr mehrerer Verlage von den neuen Regeln sagte Stöckling, in der Vergangenheit hätten sich weder „Spiegel“ noch „Bild“ um die so genannte alte Rechtschreibung „einen Deut gekümmert“.

Die Aufregung in Deutschland im Unterschied zur Schweiz erklärte der Präsident des Schweizer Pendants der Kultusministerkonferenz damit, dass sich die Regeln in den beiden Ländern vor der Reform teilweise unterschieden hätten. „Beispielsweise kannten wir das 'ß' nie. Und das ist ja wahrscheinlich ein Grund, warum in Deutschland die Bevölkerung stärker von der Rechtschreibreform berührt ist. Das Schriftbild ohne 'ß' ändert sich. Für den Schweizer Leser ändert sich, wenn man nicht gerade den Begriff 'aufwändig' verwendet, überhaupt nichts.“

Der Vorsitzende des „bundes für vereinfachte rechtschreibung“, Rolf Landolt, wies in der „tageszeitung“ darauf hin, dass aus Zufall in Deutschland das "ß" überlebt habe, während das inzwischen unbekannte Binnen-s untergegangen sei: „Wenn eine Regel nur lange genug abgeschafft ist, wird sie irgendwann auch nicht mehr vermisst.“ Die „tageszeitung“ erschien am Donnerstag komplett in gemäßigter Kleinschreibung.

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Christoph Böhr forderte in der „Bild“-Zeitung die KMK auf, schnell einen Vorschlag vorzulegen, „wie wir schon zum 1. Januar 2006 zur klassischen Rechtschreibung zurückkehren können“. Dabei könnten auch einige Neuerungen berücksichtigt werden, die sich als positiv erwiesen hätten, etwa die Ersetzung des ß durch ss. „Wir müssen der Rechtschreibkommission, die schon die letzte Rechtschreibreform verbockt hat, das Heft des Handelns aus der Hand nehmen“, betonte Böhr. Die KMK hatte bereits am 4. Juni die Einsetzung eines „Rats für deutsche Rechtschreibung“ beschlossen, der die Aufgaben der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung sowie der jeweiligen Beiräte übernehmen soll.

AP
12.08.2004 – aktualisiert: 12.08.2004, 14:04 Uhr

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Norbert Lindenthal
12.08.2004 15.16
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Stuttgarter Zeitung



12.8.2004

Rechtschreib-Streit
Saarland will Kompromiss

Unverständnis bei Schweizer Erziehungsdirektoren

Seite 1 von 2

Frankfurt/Main – Die saarländische Landesregierung strebt beim Streit um die künftigen Rechtschreibregeln einen Kompromiss an. Bildungsminister Jürgen Schreier, dessen Ministerpräsident Peter Müller bisher eine Rücknahme der Reform gefordert hatte, schlug in der „Saarbrücker Zeitung“ (Donnerstagausgabe) vor, dass die Übergangsfrist nicht wie vorgesehen am 1. August 2005 endet und damit alte und neue Schreibweisen weiterhin beide gültig sind. Der Präsident der Schweizer Erziehungsdirektorenkonferenz, Hans Ulrich Stöckling, äußerte Unverständnis über den deutschen Streit.

Schreier sagte, eine entsprechende Regelung sehe sein Antrag für die Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) am 14. und 15. Oktober vor. Er setze auf den Wettbewerb einer konkurrierenden Rechtschreibung, bei der letztlich das Akzeptierte übrig bleibe. „Ebenso wie es falsch war, dass die neue Rechtschreibung administrativ verordnet wurde, wäre es jetzt auch falsch, die alte per Verordnung wieder einzuführen.“ Um die Reform wieder komplett zurückzunehmen, müsste die KMK einen einstimmigen Beschluss fassen.

Laut KMK will aber eine große Mehrheit der Minister an der Reform festhalten. Stöckling sagte in „Radio eins“ vom Rundfunk Berlin-Brandenburg: „Ich habe etwas Mühe mit der Diskussion in Deutschland.“ Es gebe gar keine alte Rechtschreibung, „sondern es gibt das, was vor der Erklärung von Wien jeweils der Duden gemacht hat. Völlig von sich aus, ohne Mitsprache von irgend jemandem“. Zur Abkehr mehrerer Verlage von den neuen Regeln sagte Stöckling, in der Vergangenheit hätten sich weder „Spiegel“ noch „Bild“ um die so genannte alte Rechtschreibung „einen Deut gekümmert“.

Die Aufregung in Deutschland im Unterschied zur Schweiz erklärte der Präsident des Schweizer Pendants der Kultusministerkonferenz damit, dass sich die Regeln in den beiden Ländern vor der Reform teilweise unterschieden hätten. „Beispielsweise kannten wir das 'ß' nie. Und das ist ja wahrscheinlich ein Grund, warum in Deutschland die Bevölkerung stärker von der Rechtschreibreform berührt ist. Das Schriftbild ohne 'ß' ändert sich. Für den Schweizer Leser ändert sich, wenn man nicht gerade den Begriff 'aufwändig' verwendet, überhaupt nichts.“

Der Vorsitzende des „bundes für vereinfachte rechtschreibung“, Rolf Landolt, wies in der „tageszeitung“ darauf hin, dass aus Zufall in Deutschland das "ß" überlebt habe, während das inzwischen unbekannte Binnen-s untergegangen sei: „Wenn eine Regel nur lange genug abgeschafft ist, wird sie irgendwann auch nicht mehr vermisst.“ Die „tageszeitung“ erschien am Donnerstag komplett in gemäßigter Kleinschreibung.

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