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Fritz Koch
15.10.2004 13.39
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Weil das Vorgehen der KMK so an das DDR-Politbüro erinnert,

hier einige neue Namensvorschläge:

die neue Rechtschreibung: die Spalter-Rechtschreibung
die KMK: die Rechtschreibungsspalter
die zweigeteilte Rechtschreibung: die große Rechtschreib-Spaltung, das große Rechtschreib-Schisma

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Matthias Dräger
15.10.2004 13.29
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Rat für deutsche Rechtschreibung - geplante Zusammensetzung

Mettlach (ddp). Als Mitglieder von deutscher Seite im Rat für deutsche Rechtschreibung sieht die Kultusministerkonferenz folgende Institutionen vor:

- Institut für deutsche Sprache (2 Sitze)
- Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (2 Sitze)
- Duden-Verlag (1 Sitz)
- Wissen Media Verlag/Wahrig-Wörterbuch (1 Sitz)
- Gesellschaft für deutsche Sprache (1 Sitz)
- Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (1 Sitz)
- Börsenverein des deutschen Buchhandels (1 Sitz)
- VdS Bildungsmedien (1 Sitz)
- Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistenunion (1 Sitz)
- Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (1 Sitz)
- Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) (1 Sitz)
- Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (1 Sitz)
- PEN-Zentrum Deutschland (1 Sitz)
- Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband (1 Sitz)
- Symposium Deutschdidaktik (1 Sitz)
- Lehrerinnen- und Lehrerverbände in DGB und DBB (1 Sitz)

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Theodor Ickler
15.10.2004 13.24
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Überaltert

Die Rechtschreibreform ist von überwiegend ziemlich alten Leuten entworfen worden. Als sie jung waren, wollten sie die Kleinschreibung einführen.

Gut gelungen ist es ihnen, den unwissenden Schülern einzureden, das sei nun ihre, die „moderne“ Rechtschreibung.
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Th. Ickler

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Bernhard Schühly
13.10.2004 17.08
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Re: Sieht man die Sache gesellschaftspolitisch,

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Der Test geht nicht darum, ob Deutschland reformierbar ist, sondern, ob die Jüngeren den Älteren ihren Willen aufzwingen können.

Die Sache reicht sogar noch weiter:
Es geht nämlich darum, ob man (hintenherum) über die leichte Manipulierbarkeit der Jüngeren auch die – jetzt starrsinnig genannte – Bedachtsamkeit der Älteren brechen kann. Im Prinzip genau so, wie das mithilfe der Werbung in der Konsumgüterindustrie schon seit langem klappt. Der einzige Unterschied: Der „Wille“ der Jüngeren beruht nicht auf einem eigenen Bedürfnis oder dem Druck in einer Gruppe (um „in“ oder „mit dabei“ zu sein), sondern wird staatlich aufgezwungen. Auf dem Freien Markt hätten sich sonst bereits, wie bei den Alcopops auch, fingerzeigend die Verbraucherschützer zu Wort gemeldet.
__________________
Bernhard Schühly

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Fritz Koch
13.10.2004 16.38
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Sieht man die Sache gesellschaftspolitisch,

ist die Rechtschreibreform ein Versuch, die kleine Minderheit der Jüngeren, hier die besonders kleine Minderheit der Schüler, über die große Mehrheit der Älteren bestimmen zu lassen.
Grund: Die Angst vor der demographischen Entwicklung zu noch größerer Mehrheit der Älteren. Der Test geht nicht darum, ob Deutschland reformierbar ist, sondern, ob die Jüngeren den Älteren ihren Willen aufzwingen können.
Beweise: die dauernden Beschimpfungen der Älteren, um sie zu demoralisieren.
Was tun?
Den Markt spalten: Ältere weigern sich öffentlich, Druck-Erzegnisse in „Schülerrechtschreibung“ zu kaufen. Mal sehen, ob die geringe Kaufkraft der Schüler die große Kaufkraft der Älteren ausgleicht.
Die Rechtschreibreform als „Rechtschreib-Retroreform“ beweisen und benennen, als „Zurückreform“ oder „Rückwärtsreform“ zur Schreibweise früherer Jahrhunderte, daß also die Älteren moderner schreiben als die Jüngeren.

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Theodor Ickler
13.10.2004 15.45
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Rheinischer Merkur

Der Rheinische Merkur wird, wie der Chefredakteur brieflich mitteilt, nicht zur klassischen Rechtschreibung zurückkehren. Er vertraut vielmehr, wie der SPIEGEL und die „Süddeutsche Zeitung“, auf die Arbeitsergebnisse des „Rates“. Daß diese Ergebnisse bereits feststehen und sogar schon in den letzten Duden eingearbeitet sind, ist den drei Redaktionen leider nicht nahezubringen.

Gewiß, alle drei hatten kürzlich etwas anderes angekündigt. Ist das heut zu Tage und hier zu Lande von Belang? Naive Frage! Man muß politisch denken ...
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Th. Ickler

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Matthias Dräger
12.10.2004 09.32
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Daß...

Bürgerinitiativen auf solche Schach- und Winkelzüge der „Reformer“ einmal hereinfallen können, ist verständlich – schließlich sitzen in den Arbeitsstäben der Ministerien auch geschulte Strategen, die in den Umgang mit öffentlichen Initiativen eingewiesen wurden. Aber daß auch ein sich ansonsten so intelektuell gebendes Blatt wie der Spiegel auf solche Spiegelfechtereien hereinfällt, das ist, wenn man einmal an die Vergangenheit dieses Hauses in den 60iger Jahren denkt, einfach nur noch peinlich.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Dümmste im ganzen Land?

Wer die Einrichtung eines „Rats für deutsche Rechtschreibung“ durch die KMK oder gar einen „Beschluß" der MPK zur Einführung der Rechtschreibreform zum Anlaß nimmt, von einer geplanten Umstellung wieder abzurücken, der hat entweder überhaupt nichts begriffen oder war – bestenfalls! – nie richtig entschlossen, eine Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung zu vollziehen.

Aber seinen Kopf in die Kamera halten, sich auf Kosten der Reformer als unabhängiger Querdenker für einige Tage feiern lassen und interessant machen, das kann man.

Man kann sogar noch mehr: Den erfolgreichen Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform, im Einklang übrigens mit der GESAMTEN (!) deutschen Presse, als „Fluch des Dräger-Gesetzes“ (so der „Spiegel“ damals wörtlich) im Herbst 1998 in die Tonne treten, das kann man auch. Reife Leistung!

Menschenskinder...

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Theodor Ickler
12.10.2004 08.01
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Was ist vom „Rat für deutsche Rechtschreibung“ zu erwarten?

Nach dem Internationalen Arbeitskreis, der Zwischenstaatlichen Kommission und dem Beirat für deutsche Rechtschreibung ist der „Rat“ nun das vierte Gremium, das sich mit demselben Gegenstand befaßt: der Durchsetzung einer Rechtschreibreform gegen den Willen der Bevölkerung und fast aller Schriftsteller und Intellektuellen. Die Ministerpräsidenten und Kultusminister versprechen dem widerspenstigen Volk, daß dieses Gremium die Steine des Anstoßes beseitigen und eine allseits akzeptierbare Lösung der von ihnen selbst verursachten Krise finden werde. Was berechtigt zu solcher Erwartung?
„Als Mitglieder von deutscher Seite schlägt das KMK-Präsidium vor:
Institut für deutsche Sprache (2 Sitze)
Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (2 Sitze)
Duden-Verlag (1 Sitz)
Wissen Media Verlag/Bertelsmann-Wörterbuch (1 Sitz)
Gesellschaft für deutsche Sprache (1 Sitz)
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (1 Sitz)
Börsenverein des deutschen Buchhandels (1 Sitz)
VdS Bildungsmedien (1 Sitz)
Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistenunion (1 Sitz)
Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (1 Sitz)
Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) (1 Sitz)
Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (1 Sitz)
PEN-Zentrum Deutschland (1 Sitz)
Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband (1 Sitz)
Symposium Deutschdidaktik (1 Sitz)
Lehrerinnen- und Lehrerverbände in DGB und DBB (1 Sitz)“

(Quelle: http://www.kmk.org 27.9.2004)


Hier ist zum Vergleich die Besetzung des bisherigen „Beirats“:

P.E.N.-Zentrum Bundesrepublik Deutschland
Verband deutscher Schriftsteller in der IG Medien
Deutscher Journalistenverband
Bundesverband deutscher Zeitungsverleger e.V.
Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V.
Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
Börsenverein des Deutschen Buchhandels
VdS Bildungsmedien e.V.
Bundeselternrat
Deutscher Gewerkschaftsbund – Lehrerorganisationen
Deutscher Beamtenbund – Lehrerorganisationen
Deutsches Institut für Normung
Dudenredaktion
Bertelsmann-Lexikonverlag
Wahrig-Wörterbuchredaktion
Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V.

Der neue „Rat“ besteht, wie man sieht, im wesentlichen aus denselben Mitgliedern wie der bisherige „Beirat“ bzw. die Zwischenstaatliche Kommission. Ausgeschieden sind einige Vertreter, die auch bisher schon als mehr oder weniger stumme Gäste dabeisaßen wie das Deutsche Institut für Normung oder der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V. Den Bundeselternrat rechnet der VdS Bildungsmedien (d. h. der Verband der Schulbuchverleger) ohnehin zu seiner „Verbändeallianz“, vgl. meinen Beitrag „Die Schulbuchverleger und die Rechtschreibreform“. Wahrig ist inzwischen eine Bertelsmann-Marke, so daß auf Renate Wahrig-Burfeind verzichtet werden kann.

Der „Beirat“, der nach den Wünschen der Zwischenstaatlichen Kommission zusammengestellt war, ist im Laufe der Jahre nur zweimal zu Arbeitssitzungen zusammengetreten, um den dritten und vierten Bericht durchzuwinken; einige Mitglieder sind gar nicht erst erschienen oder haben nur schriftliche Stellungnahmen eingereicht, die aber von dem Gremium nicht berücksichtigt wurden. Es gab – nach persönlicher Auskunft mehrerer Mitglieder – auch durchaus Streit, aber in der abschließenden Stellungnahme zu den Berichten ist davon keine Spur mehr zu entdecken.

Seinen Sitz hat der Rat am Institut für deutsche Sprache in Mannheim, dem bisherigen Zentrum der Reformpropaganda. Er hat die Aufgabe, die Durchsetzung der Rechtschreibreform zu begleiten, und zwar so, wie sie von der Kultusministerkonferenz beschlossen ist. Dabei darf er auch kritische Bemerkungen äußern, die jedoch nichts am eigentlichen Auftrag ändern werden. Eine Rücknahme der Reform kommt ausdrücklich nicht in Betracht. Der Inhalt der im Fünf-Jahres-Rhythmus zu erstellenden Berichte ist also vollständig vorhersagbar.

Wer könnte bereit sein, in einem solchen Gremium mitzuwirken?

Den Kern bilden selbstverständlich die Schulbuch- und Wörterbuchverlage, also die wirtschaftlich an der weiteren Durchsetzung der Reform besonders Interessierten. Sie beherrschten schon den bisherigen „Beirat“, was andere Mitglieder in ängstlich-vertraulichen Mitteilungen beklagten.

Die Schulbuchverleger werden übrigens wiederum durch Michael Banse (Klett Leipzig) vertreten sein, der schon im bisherigen Beirat für deutsche Rechtschreibung saß, vgl. den Jahresbericht des VdS-Vorsitzenden von 2001: „Unser Verband wurde Ende 2000 in den Beirat zur Zwischenstaatlichen Kommission berufen, Herr Banse vertritt dort unsere Interessen und wacht darüber, dass uns allen nichts Unangenehmes passiert.“
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wird mit zwei Sitzen geködert. Zwei Sitze bekommt aber auch das Institut für deutsche Sprache (IDS). Akademie und IDS vertreten offenbar die Sprachwissenschaft. Das IDS hat sich auf Betreiben seines damaligen Direktors Gerhard Stickel jahrelang als Speerspitze der Reform betätigt. Die Akademie kann sich ihrer Alibirolle schwer verweigern, weil sie ihr Pulver allzu früh verschossen hat; sie bot auf Betreiben ihres damals neuen Mitglieds Peter Eisenberg (Duden- und Schulbuchautor und zeitweise Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission) ungefragt einen Kompromiß an, als dies noch gar nicht nötig war. Während die großen Zeitungen des Springer-Verlags, die FAZ, die Schweizer Monatsblätter und andere Publikationen längst die beste Lösung, also die schlichte Rückkehr, vorführen, preist die Akademie immer noch ihre „zweitbeste“ an, einen derart faulen Kompromiß, daß die Zwischenstaatliche Kommission mit Recht jede Diskussion darüber ablehnte. Doch selbst wenn die Akademie ihre zaghafte Kritik vortragen sollte, wird sie durch das IDS sofort neutralisiert.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache, von ihrem despotischen Vorstand auf Reformkurs getrimmt, könnte durch ihren Vorsitzenden Hoberg vertreten werden, der bereits in der Zwischenstaatlichen Kommission saß. Vielleicht wird aber gerade deshalb die Geschäftsführerin Eichhoff-Cyrus seine Stelle einnehmen.

Kritische Alibistimmen sind für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und für das PEN-Zentrum Deutschland vorgesehen. Die Akademien haben sich bereits geschlossen für eine Rücknahme der Reform eingesetzt, werden aber problemlos überstimmt werden und brauchen an den Scheinverhandlungen eigentlich gar nicht erst teilzunehmen. Für das PEN-Zentrum gilt dasselbe; es hat sich in einer Resolution gegen die Rechtschreibreform ausgesprochen, zuvor im „Beirat“ allerdings die Entscheidungen der schlagkräftigen Mehrheit mitgetragen.

Die Lehrerverbände im DGB könnten weiterhin durch Reinhard Mayer vertreten werden, über dessen private Geschäfte mit der Rechtschreibreform ich in meinem Buch „Rechtschreibreform in der Sackgasse“ berichtet habe. Den Beamtenbund vertritt weiterhin Ludwig Eckinger, der im Beirat saß und seine Übereinstimmung mit den Kultusministern oft genug zu Protokoll gegeben hat. Vom harmlosen, weitgehend unbekannten „Symposium Deutschdidaktik“, das seine gleichmütige Hinnahme der Rechtschreibreform erst kürzlich bestätigte (vgl. FAZ vom 12.10.2004), sind Einwände so wenig zu erwarten wie von den Lehrern im Germanistenverband (nur diese sind eingeladen, nicht die Hochschulgermanisten).

Die Regierungen der Schweiz und Österreichs werden dafür sorgen, daß ihre Vertreter, wie schon bisher, keine Schwierigkeiten machen. Wahrscheinlich sind ihre bisherigen Mitglieder aus der Zwischenstaatlichen Kommission wieder dabei – fast alle waren als Dudenautoren bzw. im Rahmen des Österreichischen Wörterbuchs auch im Wörterbuchgeschäft tätig.

Wirkliche Reformgegner sind im „Rat“ nicht vertreten, und dessen Auftrag, wie von KMK-Präsidentin Ahnen formuliert („auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks“), läßt den simplen Rückkehrgedanken auch gar nicht zu.

Der Zwischenstaatlichen Kommission war von den Politikern eine unerfüllbare Aufgabe zugewiesen worden: „Die Zwischenstaatliche Kommission, die im Zuge der Neuregelung eingerichtet wurde, sollte im Grunde die Funktion übernehmen, die zuvor von der Dudenredaktion wahrgenommen wurde.“ (Beschlußvorlage der KMK für die Amtschefskommission vom 14.1.2004). Die Aufgabe der Dudenredaktion besteht bekanntlich in erster Linie darin, Wörterbücher zu machen. Der „Rat“ soll nun die Zwischenstaatliche Kommission ablösen und ersetzen, also wohl ebenfalls die Rolle der Dudenredaktion ausfüllen. Daß ein 36köpfiges ehrenamtlich tätiges Gremium, das ganz überwiegend aus lexikographischen Laien besteht, die deutschsprachige Welt mit einem brauchbaren Wörterbuch versehen könnte, ist eine abenteuerliche Vorstellung.

Der „Rat“ wird also genau das tun, was die KMK anstrebt: alle fünf Jahre über die „problemlose“ Durchsetzung und phänomenale Akzeptanz der Reformschreibung berichten.



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Th. Ickler

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Theodor Ickler
11.10.2004 04.40
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Meinungsführer

Das erklärt sich wieder aus einer Meldung von 2001:

Günther Pflug Ehrenmitglied im AsKI-Vorstand

Im November vergangenen Jahres ist Prof. Dr. Günther Pflug – von 1985-1992 Vorsitzender des AsKI und von 1993-1999 stellvertretender Vorsitzender – aus dem Vorstand ausgeschieden. Sein Nachfolger, Dr. Barthold C. Witte, dankte ihm im Namen aller AsKI-Mitgliedsinstitute für das außerordentliche Engagement. Der Vorschlag, Günther Pflug für seine Verdienste die Ehrenmitgliedschaft im Vorstand des AsKI anzutragen, wurde von der Mitgliederversammlung in Berlin einstimmig angenommen.

(Pflug, der ehemalige Direktor der Deutschen Bibliothek und Vorsitzende der GfdS, verteidigte die Rechtschreibreform vor dem Bundesverfassungsgericht. Als ich mir seine verantwortungslosen Konfabulationen anhören mußte, wurde mir richtig schlecht. Über die unschönen Begleitumstände bei der GfdS berichte ich in „Regelungsgewalt“. Pflug hatte mir schon einige Tage vor Karlsruhe angekündigt, wie das Verfahren ausgehen werde. Er wußte es von Bonner Politikern, und die hatten es von einem Bundesverfassungsrichter, dessen Name mir bekannt ist. Da kennt halt jeder jeden, und so kam es, wie es kommen mußte.)
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Th. Ickler

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Bernhard Schühly
10.10.2004 21.01
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Rattenfänger?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Oktober 2004:

(...)
„Welche Rechtschreibung wir für dieses Informationsblatt einmal verwenden werden, muss der lebhaften Diskussion um die 'alte' oder die 'neue' überlassen bleiben.
Die 'Kulturberichte' sind der 'neuen' gefolgt, weil eines unserer Institute an der Entwicklung und Einführung beteiligt gewesen ist.
Interne Debatten hat es jedoch durchaus gegeben. Unser Wunsch gilt einer haltbaren, die deutschsprachigen Länder verbindlich umfassenden Schreibung.“
(...)

So, so – weil einer mitmacht, rennen alle hinterher?
Wäre die umgekehrte Argumentation nicht plausibler: Weil die meisten nicht dabei beteiligt waren und deshalb auch keine Möglichkeit zur Einflußname hatten, bleibt's beim der alten Schreibung?
__________________
Bernhard Schühly

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Theodor Ickler
10.10.2004 04.29
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Kehrt Besinnung ein?

Oktober 2004:

Die „Kulturberichte“ des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute (ASKI) erscheinen künftig in schlichterer Form, weil das Geld von der Bundesregierung ausbleibt. Dabei macht der Vorsitzende sich im letzten Editorial auch Gedanken über die Rechtschreibung:

„Welche Rechtschreibung wir für dieses Informationsblatt einmal verwenden werden, muss der lebhaften Diskussion um die 'alte' oder die 'neue' überlassen bleiben. Die 'Kulturberichte' sind der 'neuen' gefolgt, weil eines unserer Institute an der Entwicklung und Einführung beteiligt gewesen ist. Interne Debatten hat es jedoch durchaus gegeben. Unser Wunsch gilt einer haltbaren, die deutschsprachigen Länder verbindlich umfassenden Schreibung.“

(Bei dem Institut handelt es sich um die Gesellschaft für deutsche Sprache, deren Vorsitzende Pflug und dann Hoberg ihren Reformkurs durchgesetzt haben. Die ebenfalls vertretene Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat sich gefügt.)


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Th. Ickler

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Stephan Fleischhauer
06.10.2004 12.48
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Durch die Zusammensetzung wird wohl auch ausgedrückt, daß „voll“ nicht im wörtlichen Sinne verstanden wird. Der Mund oder die Hand sind nicht wirklich „voll“. Eine Handvoll Reis bedeutet also „eine Hand“ Reis – nur sagt man es eben nicht so. Der Fußbreit ist nicht exakt so breit wie ein Fuß (dagegen exakt: einen Meter breit).

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margel
05.10.2004 18.24
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Ergänzung

Bleiben wir bei der Handvoll im engeren Sinne, also bei der, wenn auch nicht exakten, Maßeinheit. Eine Handvoll Reis, Sand usw. sind doch gut und von verschiedenen Probanden annähernd übereinstimmend vorstellbar. Daneben gibt es den metaphorischen Gebrauch: Es waren (war) nur eine Handvoll Zuhörer da. Eine Handvoll „Experten“ haben (hat) uns die Rechtschreibreform beschert. – Ein Glas ist auch erst dann exakt, wenn wir den ml-Inhalt kennen, z.B. beim Bierglas. In diesem Zusammenhang eine interessante Beobachtung: Die normale Glasgröße für alkoholische Getränke ist (zufällig?) so bemessen, daß ein „Glas“ ca. 10 ml reinen Alkohlol enthält. Z.B. 0,33 L Bier, 25 cl Schnaps, 1 dl Wein. Darum genügt es auch zur ersten Beurteilung eines Alkoholisierten, nach der Anzahl der konsumierten Glas zu fragen.

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Fritz Koch
05.10.2004 17.09
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Für alle Behältnisse gilt, daß sie üblicherweise

ohne den Zusatz „voll“ beschrieben werden: eine Fuhre Steine, ein Faß Teer, ein Eimer Wasser, eine Kanne Tee, ein Glas Marmelade, eine Tasse Kaffee, ein Löffel Honig usw.
Weil aber die Hand selbst kein Behältnis ist, muß das aus einer Hand gebildete Behältnis „eine Handvoll“ heißen.

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Bernhard Schühly
05.10.2004 17.05
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Re: Ein Gläschen für Walther

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Anzumerken wäre noch, daß zwar die Handvoll eine Maßeinheit ist, nicht aber das Glas voll („Glasvoll“). Auch Walther bestellt bestimmt ein Glas Bier oder, wie üblich, einfach ein Bier, aber niemals ein Glas voll Bier.
Auch umgekehrt: Es gibt das Glas auch „halbvoll“, aber nur „eine halbe Handvoll“.
Das „Glas“ ist – auch wenn der Hörer nicht weiß, wie groß – eine exakte Maßeinheit, eine „Handvoll“ dagegen ein Schätzwert.
Deshalb kann ich das „Glas“ eben nur im Zusammenhang mit Flüssigkeiten (allenfalls feines Schüttgut wie z.B. Reis) verwenden, die „Handvoll“ praktisch überall dort, wo ich „nicht besonders viel“ sagen will. Ich kann damit sogar Gegenstände oder Wesen in ihrer Menge „messen“, die garnicht in eine Hand hineinpassen. Geht das mit einem Glas???
__________________
Bernhard Schühly

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