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Sigmar Salzburg
28.02.2006 09.48
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Kieler Nachrichten v. 28. 02. 2006

S.2
Kommentare

Zur Reform der Rechtschreibreform Von Gabriele Lorenz

Praktikable Lösung

Vorwärts Kameraden, wir müssen zurück – dieses Motto galt offenbar bei der Reform der Reform, und das war nicht einmal schlecht. Denn in der Tat dürfte man mit der Novelle dem „deutschen Rechtschreibfrieden“, den sich nicht nur KMK-Chefin Ute Erdsiek-Rave wünscht, näher gekommen sein. Besonders bei der Getrennt-und Zusammenschreibung sowie der Groß- und Kleinschreibung hatte die Rechtschreibreform ihr Ziel klar verfehlt. Schließlich sollte sie Regelungen logischer und damit besser erlernbar machen. Wenn jetzt mehr Rücksicht auf den allgemeinen Sprachgebrauch genommen wird, stellt das zwar weder die Verfechter einer kompletten Rückkehr zur alten Schreibweise noch die Reform-Puristen zufrieden, verspricht aber eine praktikable Lösung.
Eines kann aber keine Reform der Welt den Sprachbenutzern ersparen: Ohne Lernen und Üben ist keine korrekte Rechtschreibung zu haben. Für die Schulanfänger ist das Neu-Lernen kein Problem, auch ältere Schüler sind mit dem Umlernen, das sich ja in engen Grenzen vollzieht, sicher nicht überfordert. Alle anderen müssen sich aus eigenem Antrieb darum bemühen, bei der Rechtschreibung auf der Höhe der Zeit zu sein. Allzu viel Beliebigkeit sollte nicht erlaubt sein, auch wenn Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Medien und Schriftstellern versprach, es solle niemand unter Druck gesetzt werden. Richtige Rechtschreibung ist ein Empfehlungsschreiben, das man sich selbst ausstellt. Wenn wieder einheitliche Regeln gelten, könnte das klappen.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
28.02.2006 07.54
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Kieler Nachrichten v. 28.02.2006

„Die Seite drei

„Nur moderate Korrekturen“

INTERVIEW

Mit KMK-Präsidentin Ute Erdsiek-Rave sprach Frank Lindscheid

Sind Sie mit dem Ergebnis rundum zufrieden oder sehen wir nur wieder einen Formel-kompromiss?

Das ist insgesamt eine gute Grundlage für einen Rechtschreibfrieden in Deutschland. Es wird nur ein kleiner Teil der neuen Rechtschreibung verändert, es werden also moderate Korrekturen empfohlen. Ich übersehe zwar noch nicht alle Regelungen inhaltlich, aber ich verlasse mich auf die Kompetenz des Rates.

Ist die Zeit der Unsicherheit für die Schüler wirklich vorbei?

Unsicherheit gibt es nur in Bezug auf die Frage, was sich jetzt noch verändert. Ansonsten ist seit einem Jahr verbindlich, was 1998 eingeführt worden ist. Mindestens sechs Jahrgänge von Schülern haben die neue Rechtschreibung problemlos erlernt. Dass Unsicherheit bei den Eltern entstanden ist, die es anders gelernt haben, ist logisch. Aber Änderungen in der Rechtschreibung brauchen immer lange Zeit.

Die neue Schreibweise ist nicht allgemein verbindlich. Droht also das große Kuddelmuddel?

Die KMK kann nur dafür sorgen, dass in den Schulen und in der Verwaltung die neue Rechtschreibung angewendet wird. Bei den Schulbuchverlagen gibt es eine Selbstverpflichtung durch die Mitgliedschaft im Rat. Aber wie sich große Verlagshäuser wie Springer verhalten, muss man abwarten.

Hätten die Kultusminister die heillose Verwirrung nicht vermeiden können?

Immer dann, wenn man eine so grundlegende Veränderung in der Rechtschreibung vornimmt, ist eine gewisse Verwirrung vielleicht nicht zu vermeiden. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Umstellung erzeugt Widerstand. Aber ein Blick in den Duden hilft weiter: Es wurden auch schon früher neue Schreibweisen eingeführt. Und es gab ein großes Missverständnis. Es ist in der Vergangenheit vielleicht zu sehr der Eindruck entstanden, als wolle die Politik jedem vorschreiben, wie er zu schreiben hat. Wir sind verantwortlich für die Schulen und die amtliche Sprache. Wir hoffen natürlich darauf, dass sich die neue Rechtschreibung durchsetzt.

Kann also nach acht Jahren Streit jeder schreiben, wie er will?

Jeder kann natürlich Briefe oder Tagebücher schreiben, wie er will. Aber wir brauchen eine verständliche und verbindliche Rechtschreibung für das, was in der Schule gelehrt wird.

[Foto: Zwei Grinsende]
Hans Zehetmair, Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung, übergab der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Ute Erdsiek-Rave gestern die neuen Reformvorschläge. Foto dpa

– geändert durch Sigmar Salzburg am 01.03.2006, 05.31 –

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Sigmar Salzburg
28.02.2006 07.36
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Kieler Nachrichten v. 28.02.2006

„Die Seite drei“

Eltern und Lehrer wollen keine neue Debatte

In Schleswig-Holstein eint die Hoffnung auf einen endgültigen Reformbeschluss

Kiel – Die alte Debatte um das Für und Wider einer Rechtschreibreform wollte gestern niemand noch einmal führen. Eltern und Lehrer in Schleswig-Holstein einte vielmehr die Hoffnung, dass die neuen Empfehlungen die letzten sein mögen. „Es müssen jetzt endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden“, sagte etwa die stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirates für Grund-, Haupt- und Sonderschulen, Annedore Scholz. Grundsätzlich hätten sie und ihre Mitstreiter es zwar lieber gesehen, wenn es damals bei der alten Rechtschreibung geblieben wäre. „Aber jetzt müssen wir nach vorn blicken. Und da wäre es einfach wünschenswert, wenn ein Beschluss gefasst wird, der dann auch Bestand hat.“
Ähnlich äußerte sich auch Johann Kleißenberg, Landeselternvertreter für die Realschulen. „Es muss jetzt eine Regelung gefunden werden, die bundeseinheitlich gilt.“ Es könne nicht sein, dass immer wieder einzelne Bundesländer Sonderwege gehen „und Eltern und Schüler bei einem Umzug nicht wissen, woran sie sind“.

Auf eine breite Zustimmung zu den neuen Empfehlungen setzt auch Bernd Schauer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Eine neue Debatte ergebe keinen Sinn. Allen Unkenrufen zum Trotz sei die neue Rechtschreibung schließlich ohne große Probleme an den Schulen eingeführt worden. „Wir haben ganz andere Sorgen.“ Dass viele Schüler nicht vernünftig lesen und schreiben können, habe nichts mit der Rechtschreibreform zu tun.

„Bildungspolitisch gibt es wichtigere Themen“, pflichtete ihm Claus Mangels vom Verband der Realschullehrer bei. Er begrüßte aber, dass einige Neuerungen der Reform nun wieder zurückgenommen werden. „Das ist sinnvoll, zeigt aber auch, wie unausgegoren das Ganze war.“ In den letzten Jahren sei der falsche Eindruck entstanden, „dass es fast egal ist, wie man etwas schreibt“. std

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Sigmar Salzburg
28.02.2006 07.27
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Kieler Nachrichten v. 28. 02. 2006

„Die Seite drei“

Alle Zeichen stehen auf Konsens

Der „deutsche Rechtschreibfrieden“ ist zum Greifen nah

Berlin – Nach fast zehn Jahren Streit hofft Ute Erdsiek-Rave, amtierende Präsidentin der Kultusministerkon-ferenz (KMK), auf den „deutschen Rechtschreibfrieden“. Die Reform-Gegner halten nicht viel vom Kompromiss.

Von Frank Lindscheid

„Es war kein einfacher Ritt“, verriet der frühere bayerische Kultusminister und Vorsitzende des Rechtschreib-Rats Hans Zehetmair, bevor er Erdsiek-Rave in der schleswig-holsteinischen Landesvertretung die lange erwarteten Empfehlungen überreichte. Über ein Jahr lang haben die 18 Experten und Verbandsvertreter im Rat für deutsche Rechtschreibung gebrütet, über 50 Mal musste in Streitfällen abgestimmt werden, immer war eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Gestern wurde endlich der Tag der Zuversicht ausgerufen. Am Freitag sollen die Empfehlungen die letzte Hürde nehmen: Dann entscheiden die Kultusminister. Die KMK-Präsidentin geht davon aus, dass kein Länder-Kollege quer schießt. „Konsens ist nicht möglich, wenn man in Extrempositionen verfällt“, mahnte CSU-Mann Zehetmair die Gegner der 1996 beschlossenen Reform. „In vielen Fällen wird eine dem Sprachgebrauch näher stehende Schreibung gefunden“, resümierte Ludwig M. Eichinger, Direktor des Instituts für Deutschen Sprache.

Nach den Empfehlungen soll wieder mehr zusammengeschrieben werden, bei feststehenden Begriffen folgt der Rat dem Sprachgebrauch und empfiehlt Großschreibung, Komma-Regeln sollen wieder verbindlicher gefasst werden.

Bis zum 1. August 2006 haben Schüler und Lehrer Zeit, sich die neuen Änderungen anzueignen. Danach wird in der Schule zwar nach den Empfehlungen des Rechtschreib-Rates angestrichen, aber es beginnt eine einjährige „Toleranzzeit“. In dieser Phase werden auch die jetzt gültigen Schreibweisen nicht als Fehler gewertet – wenn nicht ohnehin Mehrfachschreibungen möglich sind. Im Kieler Bildungsministerium geht man davon aus, dass die Empfehlungen „relativ reibungslos im Unterricht umzusetzen sind“. In Schleswig-Holstein lernen Kinder seit gut sechs Jahren die neue Orthografie.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte indessen vor einer „voreiligen Korrektur“ der Reform. Es gebe keine wirklich bedeutsamen Verbesserungen, deshalb sei keine nochmalige kostspielige Korrektur der Schul- und Wörterbücher gerechtfertigt, kritisierte GEW-Vize Marianne Demmer.

Verlage und Zeitungen müssen jetzt entscheiden, wie sie es mit der neuen Rechtschreibung
halten. Der „Spiegel“ will die Vorschläge übernehmen. Der Springer-Verlag äußerte sich vorsichtig positiv. Die Mehrheit der Tageszeitungen praktiziert bereits „Neuschreib“. Erdsiek-Rave geht unterdessen im Alltagsgebrauch von einem „friedlichen Nebeneinander“ von alter und neuer Schreibweise aus – zumindest eine ganze Generation lang. „Druck wird nicht ausgeübt.“

Die schärfsten Kritiker halten nicht viel vom „Rechtschreibfrieden“. So ließ der bayerische „Rechtschreib-Rebell“ Friedrich Denk, der zahlreiche Autoren mobilisiert hat, wissen, dass eine „halbwegs brauchbare und stabile Rechtschreibung“ nach wie vor nicht in Sicht sei. Der Erlanger Germanist Theodor Ickler hat sich verärgert aus der Kommission verabschiedet. „Es ist unvermeidlich, dass jetzt eine enorme Verwirrung ausbricht, weil dieses Machwerk völlig unausge-goren ist“, schimpft der Vertreter des Schriftstellerverbands PEN. Ickler hofft darauf, dass sich in der Praxis eine konservative Schreibweise durchsetzt. Die KMK-Präsidentin appellierte an die Reformgegner einzulenken. Einen Weg zurück gebe es nicht. „Wenn zwei Drittel der Fachleute im Rat zu einem Ergebnis kommen, dann muss man das vielleicht auch akzeptieren.“

Ab Montag ist der Katalog im Internet abrufbar: http://www.kmk.org

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Sigmar Salzburg

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Karl-Heinz Isleif
08.11.2005 13.41
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Re: Ehrung für Siegried Lenz

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Seine Sprache ist ein Geschenk
Siegfried Lenz erhielt den Hermann Ehlers Preis für sein Gesamtwerk

(...)
„Seine Sprache ist ein Geschenk“, sagt Ganske in seiner Laudatio, bevor er die Rechtschreibreform als „unselig und stümperhaft“ kritisiert und verspricht, dass die Werke von Siegfried Lenz weiterhin in der alten Rechtschreibung verlegt werden: „Alles andere wäre ein Gewaltakt gegen die deutsche Sprache.“ Die 400 Gäste applaudieren.

(Kieler Nachrichten 4. 11. 2005)


Mensch, von diesen Ganskes bräuchten wir noch ein paar ...

Karl-Heinz Isleif
Tokyo, Japan

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Sigmar Salzburg
08.11.2005 13.27
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Ehrung für Siegried Lenz

Seine Sprache ist ein Geschenk
Siegfried Lenz erhielt den Hermann Ehlers Preis für sein Gesamtwerk

Kiel – Ein zierlicher Mann mit einem freundlichen, ja gütigen Gesichtsausdruck geht gebeugt durch die Petrus-Kirche. Hat er sich der Last ergeben, der Last der Erkenntnis, dass es vielleicht bald vorbei ist mit dem Kulturgut Buch? Nein, dieser Siegfried Lenz, der nach höchsten literarischen Ehrungen erstmals mit dem Preis einer politischen Stiftung bedacht wird, zeigt auch an diesem Abend, dass er sich nicht wegduckt in Zeiten von Ratlosigkeit und Kulturpessimismus.


Von Heike Stüben

Der sakrale Ort passt, denn der 79-Jährige nutzt die Ehrung für ein Glaubensbekenntnis: Er glaube an die Zukunft der Literatur und die Zukunft des Buches. Dabei ist Lenz ja nicht weltfremd, räsoniert über jene magische Macht der elektronischen Medien, über Passivität und Sprachverlust vor den Bildschirmen. „Doch ich glaube an das Buch, weil es in Zeiten der Not und Ratlosigkeit ein Überlebensmittel sein kann...und weil es uns mehrfach zurückgibt, was wir an Gefühlen und Gedanken während des Lesens investieren. " Und dann zitiert Siegfried Lenz ausgerechnet Kafka, um seine Zuversicht zu belegen: „Literatur kann die Axt sein für das zugefrorene Meer in uns.“
29-mal wurde der Hermann Ehlers Preis bereits vergeben, an Staatsmänner, Wissenschaftler, Wirtschaftsführer, Theologen, Mäzene und Generäle. Der 30. Preis trifft nun erstmals einen Künstler. Atmosphäre und Applaus in der Petrus-Kirche zeigen, dass hier nicht nur einem Schriftsteller Anerkennung für sein Werk gezollt wird, sondern viele Gäste dem Menschen Siegfried Lenz danken möchten, der nationale Identität stiftet und Orientierung bietet: weil er selbst Verantwortungsgefühl und Zivilcourage verkörpert.
„Wir Deutsche verdanken Ihnen einen großen literarischen Schatz. Aber Sie haben sich in ihren Werken auch stets mitverantwortlich gefühlt für die politische Kultur in unserem Lande“, sagte der Vorsitzendes der Hermann Ehlers Stiftung, Otto Bernhardt. Lenz sei damit eine würdige Erinnerung an Hermann Ehlers, des zweiten Präsidenten des Deutschen Bundestages und Demokraten mit Leib und Seele, der während der NS-Zeit „christliches Widerstehen“ gelebt hat.
„Siegfried Lenz ist auch ein homo politicus, der die Stimme erhebt, aber nie im Chor singt“, beschreibt ihn Thomas Ganske, der schon als Dreijähriger auf Lenz' Schoß seinen Worten gelauscht hat und heute Chef jenes Hoff mann und Campe Verlags ist, in dem Lenz all seine Werke publiziert. Als Geschichtenerzähler habe Lenz dabei ein besonderes Volksvermögen vermehrt, indem er die deutsche Sprache gepflegt und bereichert habe. „Seine Sprache ist ein Geschenk“, sagt Ganske in seiner Laudatio, bevor er die Rechtschreibreform als „unselig und stümperhaft“ kritisiert und verspricht, dass die Werke von Siegfried Lenz weiterhin in der alten Rechtschreibung verlegt werden: „Alles andere wäre ein Gewaltakt gegen die deutsche Sprache.“ Die 400 Gäste applaudieren.

(Kieler Nachrichten 4. 11. 2005)

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
04.11.2005 10.27
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Die Werbung erkennt den abschreckenden Wert der „Rechtschreibreform“:
Kieler Nachrichten v. 3.11.05, Seite 7, Anzeige in DIN-A4-Größe – das bekannte Bild: zwei Schülerinnen vor einer grünen Wandtafel, darauf in Weißdruck:


Sie sind auch der Meinung, dass sich etwas ändern muss, aber Sie haben keine Lust mehr zu Reformen, zu denen Sie nie gefragt wurden und von denen Sie glauben, dass sie Ihnen nichts bringen? Suchen Sie sich doch einen Bereich aus Ihrem Leben und starten Sie Ihre eigenen Reformen. Fangen Sie gleich damit an, indem Sie mit uns zusammen überprüfen, ob Ihre Geldanlage noch die richtige Balance zwischen Gewinnchancen und Risiken hat. Und wir schlagen Ihnen dann Ihre persönliche Vermögens-Reform vor, beispielsweise mit einem von unabhängigen Instituten ausgezeichneten Anlagekonzept.

[darunter drei Plaketten „Testsieger: Fonds-Vermögensverwaltung HypoVereinsbank …]

Schluss mit halbgaren Reformen!

[handschriftlich mit Tafelkreide:]

alt ................... neu
Tolpatsch ........ Tollpatsch
notleidende ...... Not leidende
Stengel ............ Stängel
.... Ku ............. Kuss

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
30.07.2005 10.13
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Kieler Nachrichten … Eckernförder Nachrichten v. 30.7.2005

Neue Rechtschreibung: „Endlich eine klare Linie“
Gettorf
– Neues Schuljahr, neue Rechtschreibung: Wenn am Montag, 8. August, wieder der Unterricht beginnt, gibt es nur richtig oder falsch Geschriebenes. Das haben die Kultusminister Anfang Juni entschieden: Ab Montag, 1. August, darf nach einer Übergangszeit von sieben Jahren nur noch nach den neuen Regeln korrigiert werden. Was das für Schüler und Lehrer bedeutet, wollten die KN von drei Pennälerinnen und von Volker Strehlow, dem Rektor der Gettorfer Jarnwith-Schule, wissen.
„Ab jetzt werden Rechtschreibfehler eindeutig gewertet“, freut sich Volker Strehlow. Bisher hatten der Deutschlehrer und seine Kollegen dort Vermerke gemacht, wo etwas nach der alten Rechtschreibung richtig, nach den neuen Regeln falsch war: „Aber diese Vermerke sind in der letzten Zeit gegen Null gegangen.“ Mit Blick auf die Schüler begrüßt er, dass künftig nur noch die neue Schreibweise gilt: „Die haben endlich eine klare Linie – ansonsten ändert sich für sie nichts.“
Auch die Lehrer hätten nur anfangs „intensiv umlernen müssen“, erinnert sich Strehlow an die erste Zeit nach der Reform: „Die Referendare mussten zeitweise sogar beide Schreibungen parallel beherrschen.“ Inzwischen aber sei das Korrigieren „kein Problem“ mehr, der Wegfall der Vermerke eher eine Erleichterung.
So ganz in Fleisch und Blut sind die neuen Schreibweisen aber auch den Lehrern noch nicht übergegangen, gibt der 56-jährige Rektor zu: „Ich habe bei Korrekturen vorsichtshalber immer einen Duden daneben liegen.“ Grundsätzlich sieht Strehlow die neue Rechtschreibung positiv -auch wenn es seiner Meinung nach durchaus Fehlschüsse
gibt: „Stängel sieht einfach hässlich aus.“ Nur die Art der Reform passt dem Pauker überhaupt nicht: „So etwas kann man nicht staatlich verordnen.“
Dass ab 1. August staatlich verordnet für jedes Wort in der alten Rechtschreibung ein Fehler angestrichen wird, war weder Jennifer Thiel von der Jarnwith- noch Lena Peppe und Margarita Schuller von der Isarnho-Schule bekannt.
„Das wusste ich nicht“, gibt die 15-jährige Jennifer zu, die jetzt in die achte Klasse kommt. Aber die neue Rechtschreibung findet sie ohnehin „doof, mit der alten kam ich besser klar“. Aber die Reform hat keine Schuld an ihrer „4“ in Deutsch, meint sie: „Ich habe mich nicht angestrengt.“
Eine Note besser ist Lena Peppe: „In Diktaten habe ich immer eine 1 bis 2.“ Daran wird sich künftig nichts ändern, ist sich die 13-Jährige sicher, die ebenfalls in die achte Klasse kommt: „Ich komme mit der neuen Schreibung viel besser klar.“ – Beispiele kann sie aus dem Stand allerdings keine nennen.
„Die neue Schreibung ist viel strukturierter und logischer“, sagt auch die Gymnasiastin Margarita Schuller, 16 Jahre, und hat gleich ein Beispiel parat: „Beim langen Vokal schreibt man ,ß', sonst ,ss'.“ Die künftige Zehnt-klässlerin findet es richtig, dass „ein Fehler jetzt auch wirklich ein Fehler ist – das ist auch für die Lehrer leichter“.

[Bild] Volker Strehlow, Rektor der Gettorfer Jarnwith-Schule und Deutschlehrer, hat bei Korrekturen „vorsichtshalber“ immer den Duden parat.

[Bild] Im neuen Schuljahr bekommen Jennifer Thiel, Lena Peppe und Mar-garita Schuller (von links) für ein falsches Wort keinen Vermerk mehr, sondern „richtige“ Fehler angestrichen. Fotos Boese

sbo Siehe auch KN, Seite 3

[auf S. 3 der aufbauschende dpa-Bericht „Verwirrung an der Rechtschreibgrenze“]

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Sigmar Salzburg
11.05.2005 13.44
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Als Leserbrief abgeschickt

zu KN v. 10.5.05

Claudia Raabes Bericht über den Vorlesewettbewerb mit der Überschrift: „Auf die Betonung kommt es an“ trifft genau das Richtige. Leider wird die richtige Betonung und damit die Sinnerfassung durch die „neue“ Rechtschreibung erschwert. Der Artikel selbst gibt Beispiele dafür: „die heute 13-Jährige“ mit der absurden Substantivierung von „jährig“ suggeriert Betonung auf diesem nie selbständigen Wortteil. Während „feingemacht“ auf der ersten Silbe betont und richtig verstanden wird, gilt jetzt die Trennung mit bevorzugter Betonung am Ende: „Die beiden haben sich fein gemàcht“? Ähnlich verhält es sich mit „dabèisein ist alles“, das gespalten „dabei sèin …oder nìcht sein“ bedeuten könnte. Der Buchtitel „Ein Kuss zuviel“ ist neu falsch, es wird „zu viel“ verlangt. Die neue ss-Schreibung entwertet alle ältere Literatur für Schulzwecke. In „Brass-Band“ markieren die „ss“ zudem eine Vokallänge, gegen die ohnehin schon löcherige Regel. Nach Einstein ist das Weltall vielleicht, die menschliche Dummheit aber ganz sicher unendlich. Das wollen nun auch unsere Politiker bestätigen, indem sie gegen den Volksentscheid von 1998 die Schreibweisen unserer besten Schriftsteller ab 1. August in den Schulen und Ämtern als Rechtschreibfehler verfolgen lassen.

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Sigmar Salzburg
12.04.2005 20.26
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Koalition der Stehler und Hehler

Ein Offizier in der Staatskanzlei
Heinz Maurus soll Chef werden – CDU und SPD streiten noch um Schule
Kiel
– Läuft alles wie geplant, geben in der Staatskanzlei künftig die Nordfriesen den Ton an. Wie am Wochenende bekannt wurde, will Peter Harry Carstensen nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten den parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Heinz Maurus, zum Chef der Staatskanzlei machen.

[…]
Offiziell werden die Personalentscheidungen zwar erst am Ende der schwarz-roten Koalitionsverhandlungen getroffen. Klar ist aber, dass auch die Besetzung der Ministerposten im Laufe der Woche geklärt werden soll. Als Kandidaten der CDU stehen weitgehend fest: Dietrich Austermann (Finanzen), Christian von Boet-ticher (Agrar/Umwelt), Karin Wiedemann (Justiz) und Jost de Jager (Wissenschaft). Die SPD setzt auf Ralf Stegner (Innen), Ute Erdsiek-Rave (Schule), Gitta Trauernicht (Soziales) und Uwe Döring (Wirtschaft). Durcheinander gebracht werden könnte das Personalpaket aber, wenn sich CDU-Fraktionsvize Klaus Schlie als Innenminister durchsetzen sollte. Da in diesem Fall die CDU Stegner als Finanzminister akzeptieren müsste, gilt dieser Fall aber als unwahrscheinlich.
[…] (Kieler Nachrichten v. 11.4.2005)

Das Kultusministerium wird anscheinend geteilt. Es bleibt wohl bei der Alten, Erdsiek-Rave (SPD), die hühnerhaft im Reformmist kratzt, und dem Neuen, Jost de Jager (CDU), der Mitte des letzten Jahres in einer CDU-Presseerklärung Christian Wulff angeschossen hat wegen seiner Alleingänge in Sachen Rechtschreibung: Pressemitteilung Nr. 381/04 vom 14. Juli 2004: Martin Kayenburg, Jost de Jager und Sylvia Eisenberg: CDU-Landtagsfraktion spricht sich gegen die Rücknahme der Rechtschreibreform aus – die Koalition der Stehler und Hehler vom 17.September 1999.

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Sigmar Salzburg
11.04.2005 15.02
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Sinnsuche

ANSICHTSSACHE
Was Sinn macht
Von Jan Ullrich
„Was macht Sinn?“, fragt eine philosophische Fachzeitschrift, die ich vor einiger Zeit erstanden habe, und sie antwortet: „Man kann alles und jedem einen Sinn geben, genauso gut kann man es auch lassen.“ Ich will nicht ungerecht erscheinen, aber irgendwie hatte ich mir vom Sinn etwas mehr versprochen. Da hilft es auch nicht, wenn wenig später geschrieben steht:„Sinn ist erst dann sinnvoll, wenn er in Verbindung mit etwas auftritt, also irgendetwas einen Sinn gibt.“ Das letzte Mal, dass ich an einen vernünftigen Zusammenhang als Sinnstifter geglaubt habe, war das vor der Rechtschreibreform. Seitdem bin ich, was Rechtschreibung betrifft, Agnostiker: Ich kann mir zwar vorstellen, dass die neue Rechtschreibung Sinn macht, mir fehlen aber die Möglichkeiten, ihn auch zu erfassen…


Kieler Nachrichten v. 9.4.2005
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Sigmar Salzburg
16.02.2005 12.21
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Leserbrief

Zu KN v. 29.01.2005
Schüler diskutieren mit Spitzenkandidaten (S.3)
und
Politiker diskutierten vor allem über Bildung und Schule [in Molfsee] (S.22)
ZU KN v. 11.2.05
Das ewige Ringen um die beste Schule
Streitgespräch zwischen Ute Erdsiek-Rave und Jost de Jager


Die SPD hat einen ihrer alten Ladenhüter, die Einheitsschule, zum Wahlkampfthema gemacht und die CDU nimmt dankbar den Kampf dagegen auf – irreale Scheingefechte [von verschworenen Spießgesellen], um die Bürger vom eigentlichen Bildungsskandal abzulenken: Schüler, die nach dem 1. August so schreiben wie Siegfried Lenz oder Günter Grass, werden mit schlechteren Zensuren oder mit Sitzenbleiben bestraft. Diese Folge des Reformkomplotts von 1999 – gegen den Willen der Bürger – wird nun in trauter Einigkeit totgeschwiegen.

Ein Leserbrief, der auch in seiner entschärften Version wohl kaum abgedruckt werden wird, schon gar nicht vor der Wahl am 20.2.

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Sigmar Salzburg
04.12.2004 00.26
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An die Kieler Nachrichten

Geschrieben: Dez. 03 2004,14:01

Zu KN v. 3.12.04
Rubrik Leserbriefe

Sehr geehrte Damen und Herren von der Redaktion,

gerade sehe ich, daß der bisherige Passus, nach der eine Veröffentlichung der Leserbriefe auch in alter Rechtschreibung zugesichert wird, entfallen ist. Wenn das auch in Ihrem Hause nachlässig gehandhabt wurde – ein Brief von mir war halb alt und halb neu zu lesen – so ist das doch das falsche Signal an die Öffentlichkeit.

Nach sechs Jahren ist zweifelsfrei erwiesen, daß die „Reform“ genau das Gegenteil ihres Zieles, das Schreiben zu erleichtern, erreicht hat, nämlich eine Vermehrung der orthographischen Fehler und Absurditäten. Dazu ist die Einheit des Schreibens zerstört worden, und die heranwachsende Generation kann nur noch mit Befremden die „seltsamen ß" unserer großen Schriftsteller von Goethe bis Grass lesen. Die Kultusminister der Länder führen jetzt Eiertänze auf, um die bösen Folgen kleinzureden und ihre totales Versagen zu vertuschen.

Deshalb hat der Axel-Springer-Verlag das einzig Richtige in dieser Lage getan und ist zur traditionellen Rechtschreibung zurückgekehrt. Anstatt dem zu folgen, was auch laut Volksentscheid die Kunden wünschten, verschärfen jetzt die Kieler Nachrichten ihren Kurs der Zwangsmissionierung.

Dabei ist unklarer denn je, wie die „zulässige“ Schreibung heutzutage auszusehen hat. Längst ist im Duden wieder „sogenannt“ anerkannt, während die Kieler Nachrichten immer noch die alberne Schluckauf-Schreibung „so genannt“ verwenden. Dagegen wird der laufende Fortsetzungsroman in der alten Rechtschreibung veröffentlicht, wenn auch mit den saudummen neuen Silbentrennungen. Wenn der Kunde bezahlt, darf er in den Kleinanzeigen der KN sogar „Eßtische“ verkaufen. Aber ein normaler Leser, der Briefe schreibt, und nur einen knappen Euro bezahlt hat, gehört eben zum schäbigen Fußvolk, auf dessen Wünsche man nicht einzugehen braucht.

Wenn die alte Rechtschreibung in den Leserbriefen weiterhin ausgeschlossen bleibt, werde ich dafür Werbung machen, daß in Schleswig-Holstein mehr WELT, BILD und FAZ gelesen wird. Ich hoffe aber, daß Sie doch noch ein Einsehen haben.


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Sigmar Salzburg

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Christoph Kukulies
22.10.2004 08.52
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Auch im Marienhof keine Freude über die neue Rechtschreibung

Gestern erzählte mir meine Frau von einer dieser laufenden Fernsehserien, Marienhof. Dort habe ein verzweifelter Lehrer den Ausspruch „die neue Rechtschreibung bringt mich noch um“ von sich gegeben. Problemlose Umsetzung an den Schulen?
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Christoph Kukulies

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Sigmar Salzburg
21.10.2004 07.24
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Kieler Nachrichten, 21.10.2004

Briefe an die Redaktion

Nach Diktatorenart

Zur Rechtschreibreform, Kommentar von Frank Lindscheid: Keine Zeit für internen Zwist

Frank Lindscheid hält es für Irrsinn, was zwei Drittel der Deutschen wünschen, was fast alle besseren Schriftsteller, darunter zwei Literaturnobelpreisträger, fordern und was die wichtigsten Zeitungen schon vollzogen haben: die Rückkehr zur traditionellen Schreibweise. Ist es nicht vielmehr so, dass die Durchsetzung der „Rechtschreibreform“ Irrsinn war? Nach Diktatorenart haben die Ministerpräsidenten jetzt ihre Verbindlichkeit verfügt, obwohl noch niemand weiß, wie die korrigierte Version aussehen wird. Auch das ist Irrsinn!

Sigmar Salzburg
Hans-Olde-Weg 22
24229 Dänischenhagen

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Sigmar Salzburg

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