Heidenheimer Zeitung
Heidenheimer Zeitung, 29. Juli 2006
REFORM / Kritiker halten an alten Regeln fest
Kein Frieden in Sicht
Eigentlich sollte mit der Überarbeitung der Rechtschreibreform nun Ruhe einkehren. Doch die Gegner machen weiter, ein Rechtschreibfrieden ist nicht in Sicht.
Mit einem Jahr Verspätung wird die überarbeitete Rechtschreibreform verbindlich für Schulen und Behörden eingeführt. Alle Bundesländer machen mit, auch Bayern und Nordrhein-Westfalen, die 2005 ausgeschert waren. Aber obwohl der Rat für deutsche Rechtschreibung verschiedene Änderungen vorgenommen und in Teilen die alte Rechtschreibung wieder für zulässig erklärt hat, sind die Gegner der Reform alles andere als zufrieden. Die Rechtschreibreform hat in zehn Jahren nichts gebracht als Milliardenkosten, dauerhafte Verwirrung und ständigen Ärger beim Schreiben und Lesen, sagt Friedrich Denk, Deutschlehrer aus Weilheim und Initiator der Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform vom Oktober 1996. Die Reform entwerte alle Bücher in der bisherigen Rechtschreibung, die Schülern ab jetzt verboten sei. Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) kritisiert den Rat für deutsche Rechtschreibung, dem es an Mut und Willen gefehlt habe, unbrauchbare Regelungen aufzuheben. Die neue Orthografie des Sowohl-als-auch kann allenfalls in einem langwierigen Lernprozess wieder zu durchgängig sprachrichtigen, intuitiv beherrschbaren und damit auch allgemein akzeptierten Schreibweisen führen, erklärte die FDS, der Schriftsteller wie Adolf Muschg, Walter Kempowski oder Reiner Kunze angehören. Enttäuscht von den Wörterbüchern ist der Schweizer Sprachkreis Deutsch (SKD). Mit ihnen werde es keine einheitliche Rechtschreibung geben, hieß es. Ein Rechtschreibfrieden ist noch in weiter Ferne. Alle Gegner denken nicht ans Aufgeben. Reformrebell Denk empfiehlt, das jetzige Regelwerk zu ignorieren und bei der klassischen Rechtschreibung zu bleiben, die viel stabiler und brauchbarer ist als Durcheinander.
SUSANNE GABRIEL, AP
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