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PL
23.12.2006 12.56
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Lieber Herr Salzburg!

Gerne hätte ich Ihnen im Forum der Kieler Nachrichten frohe Weihnachten gewünscht und Ihnen dort für die Arbeit gedankt, die Sie mit zähem Fleiß und großem Sachverstand ein weiteres Jahr lang geleistet haben. Beim Lesen Ihrer Kommentare zu den unzähligen sprachlichen Schnitzern, die Sie aufgespürt haben, dachte ich manchmal: „Dieser Herr Salzburg muß ein Masochist sein; und zwar in jeder Hinsicht!“ Denn viele der von Ihnen aufgezeigten Sprachverbrechen erzeugten nicht nur ein Schwindelgefühl in meinem Kopf, sondern bereiteten mir auch körperliche Schmerzen. Allein Ihr heilsamer Humor hat es mir ermöglicht, Ihnen als Leser treu zu bleiben.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie frohe Festtage.

Peter Lüber

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Sigmar Salzburg
23.12.2006 08.23
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Kieler Nachrichten v. 22.12.06

Die EU-Staaten einigten sich in der Nacht zu gestern zwar auf Schutzmaßnahmen für Kabeljau und Seezunge.
… „Die Reduzierung der Seetage für Kabeljaufischer von 103 auf 91 ist Existenz bedrohend.“ „Leider fehlte auch diesmal die Kraft für weit reichende Beschlüsse.“


Neben der falschen Trennschreibung nimmt sich die „richtige“ neue Rechtschreibung aber nicht viel überzeugender aus:

Theater-Tipps [Hamburg] „Little Shop of Horrors“ ist die Geschichte vom schüchternen Lehrling Seymore, der in einem kleinen Blumenladen ein unscheinbares Pflänzchen zum Fleisch fressenden Monster hochpäppelt.

Was hier noch sinnvoll sein kann, ist bei der klassifizierenden Artenbezeichung auf jeden Fall Bürokratenunfug:

Die Knochenreste des Pflanzen fressenden Turiasaurs riodevensis wurden in der ostspanischen Ortschaft Riodeva gefunden.

Neben den ss-Clustern sorgt im nächsten Text die übertriebene n-Beinigkeit für Augenpulver. Und der reformreaktionäre „erleichternde“ Letzt-Duden empfiehlt wider Erwarten die für Europäer unaussprechliche Schreibweise „Ginkgo“, die von der verballhornten Schreibung der japanischen Aussprache „gin kyo“ des chin. „yin xing“ stammen soll.

Wem der ganze Weihnachtsstress so kurz vor Toresschluss an den Nerven zerrt, für den hat Simon Schreiber ein „Geheimmittel“ parat: Brennnessel, .... Ginko- und Brennnesselblätter

Das Verbot der Einsparung eines „f“ in Schiffahrt ist eine typische Theoretikermarotte und wird bei Eigennamen naturgemäß weiter mißachtet, wie eine Eintragung ins Handelregister zeigt. Sogar die richtige Trennung mit Hinzunahme des ausgelassenen Buchstabens wird bei den KN noch beherrscht. Es geht also:

19. Dezember 2006: KG MS „THEODOR STORM“ Schiffahrtsgesellschaft … Verwaltung MS „Theodor Storm“ Schiff-fahrtsgesellschaft

Schon vor zehn Jahren hatte der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel gesagt: „Es bringt Deutschland nicht vorwärts, wenn das Wort Schiffahrt künftig mit drei statt zwei f geschrieben werden soll.“ Das ist in den Augen mancher fundamentalistischer Reformanhänger reine „Hofffahrt“.

Natürlich werden im Roman immer mal wieder Leute genannt, die Inhaber von „Recht“ sind:

Der wird alles ausspielen, was ihm helfen könnte, auch die große Politik, da haben Sie Recht

Eine unscheinbare Reformvorschrift aber wird weithin mißachtet: die Spaltung von „soviel“ und „zuviel“:

Das Buch wiegt soviel wie vier oder fünf mit Wasser vollgesogene Lederbälle.
(Fußballpoesie)

Veraltete Spaltschreibung …

… ein echter Verkaufsschlager die selbst gebackenen Adventsplätzchen [für den Hund]

… findet man neben richtiger Altschreibung:

Mit seinem Regiedebüt Amores Perros wurde der mexikaische Filmemacher Gonzales Iñárritu als eines der vielversprechendsten Regionaltalente gefeiert.

Aber oft säumen zerschossene Wortruinen den Weg:

… an einem Punkt angekommen, an dem man nicht mehr weiter kommt. …. Vier Jahre nach der Gründung hatte sich die endgültige Formation zusammen gefunden

… und immer wieder Schlaglöcher so genannt, so genannt, so genannt.

Dabei liegt die Eroberung der Zeitungen durch die Reformafiosi doch schon über sechs Jahre zurück.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
20.12.2006 12.28
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An den Sysop des KN-Forums

Sehr geehrter Herr Dr. Gothsch,

Sie haben das KN-Forum geschlossen. Die Begründung klingt allerdings nicht sehr überzeugend. Sollten wirklich die wenigen Spam-Angriffe pro Jahr der Hauptgrund gewesen sein? Zumal die parallelen Foren, die weiterhin verfügbar sind, genauso Zielscheibe sein können! Ich biete Ihnen an, das KN-Forum, falls Sie es wieder zugänglich machen, täglich zu überwachen und Ihnen Spam-Einträge umgehend zu melden, wie ich es ja auch mitunter schon getan habe.

Es wäre bedauerlich, wenn die Möglichkeit zum Austausch von Meinungen, die ja längst nicht ausgeschöpft ist, endgültig verschüttet würde.

Mit freundlichem Gruß

Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
19.12.2006 20.18
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Kieler Nachrichten v. 18.12.06

Bildungsministerin Erdsiek-Rave will Tests für angehende Lehrer

Der Kommentator schreibt: … Völlig Recht hat die Ministerin mit ihrem Bedauern darüber, bei bestimmten Fächerkombinationen aus Mangel an Bewerbern jeden nehmen zu müssen.

Der Satz beginnt mit dem Standardtest nach Konrad Duden zum Nachweis, daß „recht“ hier kein Substantiv sein kann. Man kann auch nicht sagen, „völlig Grippe hat die Ministerin“ u.ä..

Falsche Rechthaberei und dumme Großschreiberei auch im Fortsetzungsroman „Austernmörder“, der nun schon etwas zu lange dauert (132. Fortsetzung)
Sie musste ihren Mann als Letzte gesehen haben, und er wollte zu gerne wissen, wann das gewesen war. Auf dem Heimweg schien Hansen ein eisiger Wind ins Gesicht zu wehen. Falls er damit Recht hatte, dass Tammens erwürgt worden war, …


Sönke Rix, SPD-Familienpolitiker
Im Übrigen ist in vielen öffentlichen Gebäuden bereits der Alkoholkonsum untersagt.

Im Foyer ist in vielen Gebäuden auch schon das Rauchen untersagt, aber „im Übrigen“?
Schlimmere Gifte werden in den USA verabreicht:

USA: Qualvolle Hinrichtung verschärft Debatte über Todesstrafe … Fogel beklagte einen „tief greifenden Mangel an Professionalität“ bei der Verabreichung von Giftspritzen.

Tiefgreifender Mangel an Professionalität auch bei der Rechtschreibung. Man glaubt es kaum: Diese Trennschreibung wird vom Duden 08/06 empfohlen, obwohl sie nicht mehr verbindlich sein soll. Gerade hat Dr. Martin String in einem Leserbrief im Münchener Merkur v. 7.12.06 anläßlich der Besprechung von Icklers „Falsch ist richtig“ festgestellt:

,Die Kritiker’, schreibt Steffen Habit, ,konnten schließlich einige Änderungen durchsetzen.’ Dazu kann man Genaueres sagen. 1997 zählte ich in ,Deutschstunde’ von Lenz 131 Wörter, deren Schreibweise die Reform für ,überholt’ erklärte (ohne ß zu ss). Von diesen wurden durch, Weiterentwicklung und Präzisierung’ bis 2006 107 in der originalen Schreibweise wieder ,zugelassen’. Jetzt bringen die Empfehlungen des Duden 2006 eine gegenläufige Bewegung in Gang: Nicht weniger als 47 von den 107 wieder zugelassenen Wörtern werden zur Reform von 1996 zurückentwickelt.

Die Vermutung liegt nahe, daß die Dudenleute sich das Wohlwollen der Kultusminister erkaufen wollen, indem sie ihren Fehlgriff als sinnvolle Möglichkeit darstellen – auf Kosten der Schreibkultur.

Eine Parallelkatastrophe zur „Rechtschreibreform“ ist das bekannte Halstenbeker „Knick-Ei“.

Hamburg
„Knick-Ei“ wird nun abgerissen
Halstenbek
- In Halstenbek im Kreis Pinneberg haben am Sonnabend die Vorbereitungsarbeiten für den Abriss des so genannten Knick-Eis begonnen. In der Ruine der Sporthalle, die zwei Mal eingestürzt war, werden nach Angaben der Verwaltung zunächst Stützen des Notdachs entfernt. Der Abriss der Glaskuppel und der oberirdischen Beton wände ist im Januar vorgesehen. Spätestens im März 2007 soll vom Hallenwrack nichts mehr zu sehen sein. Der Hamburger Architekt Andre Poitiers hatte das futuristische Bauwerk – einen halb in die Erde versenkten ellipsenförmigen Baukörper – entworfen. 1995 begannen die Bauarbeiten. Im Februar 1997 war die Metallkonstruktion des eiförmigen Daches erstmals eingestürzt. Kurz vor der Einweihung senkte sich im Juni 1998 erneut das Glasdach. Seitdem wurde das Bauwerk durch ein provisorisches Notdach geschützt.
Die Gemeinde Halstenbek führte Jahre lange aufwendige juristische Verfahren mit Statikern und Montagefirmen, um die Ausgaben erstattet zu bekommen. Laut Gutachtern sollen sie den zweiten Einsturz verschuldet haben.
Zwei Mal stimmten die Bürger über die Zukunft des Bauwerks ab. Im September 2002 gab es eine knappe Mehrheit für die Voll-endung. Vor rund einem Jahr entschieden sich die Bürger jedoch für den endgültigen Abriss. Wenn der Rest der Ruine im Erdboden vergraben ist, soll auf dem Grundstück eine Sporthalle nach herkömmlichem Baumuster errichtet werden. lno


Obwohl es nötig wäre, die „Rechtschreibreform“ ebenso durch ein herkömmliches Baumuster zu ersetzen, meinen die Kultusminister, darauf verzichten zu können, weil den Leuten ja keine Materie auf dem Kopf fällt; „aufwendig“ zählt in den KN immer noch zu den bedrohten seltenen Schreibweisen; die herrlich saudumme neue Trennmöglichkeit „Vol-lendung“ hat man sich hier entgehen lassen.

Unbedarftheit – oder doch Mut? – hat auch zur verbotenen englischen Schreibweise „Quickstep“ in „Standard auf Top-Niveau“ geführt (nicht: Topp-Niveau!), mit dem man sich aber gut „platzieren“ kann. Neben „Tipp“ gefährdet auch der „Stepptick“ der Reformer die Englischleistungen unserer Schüler.

Wenn auch in einer Großanzeige für „Wiener Walzerseligkeit im Schloß“ „am 10. Januar im Kieler Schloß“ geworben wird, werden in dieser Ausgabe immer wieder ss-Greuel verübt:

Berlin: „Idomeneo“ wieder auf der Bühne
Die Schlussszene, in der die abgeschlagenen Häupter von Buddha, Mohammed, Jesus und Poseidon auf die Bühne gebracht werden, hatte bei der Premiere die Gemüter kaum erregt.


Und noch einen isolierten Kopf gibt es in den KN:
Das Denkmal für Unterseeboot-Konstrukteur Wilhelm Bauer, Bronze, Stahl, Schifffahrtsmuseum, Wall/Seegarten …
Als Sockel aber wählte Sihle-Wissel den rostigen Ambosstisch eines historischen Schmiedehammers, der sich schon zuvor als Exponat vor dem Museum befunden hatte. „Es ist der schönste Sockel, den ich je in meinem Leben gehabt haben werde“, meint der Bildhauer. Im Juni 2004 wurde der Kopf darauf montiert und der Öffentlichkeit übergeben.


Es heißt mitunter, um „Fährniss“ (nicht „Fairness“) zu vermeiden, „ss“ sei nur bei betonten, kurzen Vokalen zu schreiben. „Amboß“, neu „Amboss“ erfüllt dies nicht – aber einen ähnlich klingenden „Kossmoss“ soll es dennoch nicht geben.

Auch bei Popphitts sind
Tiefe Bassschläge und knackende Drumhiebe, heiß bezüngelt von sexy Gitarrenlicks, …
sehr beliebt.

Wenn wenigsten die neuen „dass“ narrensicher wären! Es scheint sie jetzt jedoch zuviel zu geben, wo die „daß“ vorher eher vergessen wurden. Selbst der Korrekturautomatik der Zeitung entgeht manches:

Pilzbefall … Der Pilz ist übrigens nicht pflanzenpathogen – dass heißt, er tut dem Ficus nichts.

Zum Schluß eine Meldung von KN – dpa/online vom 17.12.06

Köln (dpa) – Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans- Jürgen Papier, sieht in der deutschen Politik einen „Hang zur Überreglementierung“. „Ich meine die Tendenz in der Politik, dass immer dann, wenn mögliche oder vermeintliche Probleme in der Gesellschaft auftreten, sofort die Gesetzesmaschine angeworfen wird und Normen produziert werden“, kritisierte Papier im Deutschlandfunk.

Für die „Rechtschreibreform“ hat er sogar die parlamentarische Gesetzesmaschinerie stillgelegt, damit sein Parteifreund Zehetmair den Reglementierungsunfug der „Rechtschreibreform“ ungestört installieren konnte.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
16.12.2006 12.45
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Kieler Nachrichten v. 8. und 9. Dezember.

Etwas verspätet erhielt ich die Kieler Nachrichten v. 8. und 9. Dezember.

Erwähnung verdient darin nur, daß hier wieder einmal das Wirken der medialen Strippenzieher deutlich wird – in der künstlich aufgebauschten Nacktfoto-Affäre der EU-Kommissars:

Kieler Nachrichten v. 8.12.06

Darf ein EU-Kommissar alle Hüllen fallen lassen?

... nun hat es EU-Kommissar Günter Verheugen (62) erwischt. Fast schien schon Gras gewachsen zu sein über die umstrittene Beförderung von Petra Erler (48) zu seiner Kabinettschef in und einen gemeinsamen „Turtel-Urlaub“, da berichtet die Bild-Zeitung nun in großer Aufmachung über angebliche Nacktfotos. Sie sollen den Vizepräsidenten der Europäischen Kommission und die Kabinetts chefin am FKK-Strand in Litauen zeigen.

Die CSU-Europaabgeordnete Gabriele Stauner jedenfalls lässt mitteilen, dass sie sich sehr um Deutschlands Ruf in der Kommission sorge. Deshalb fordert sie: „Verheugen muss zurücktreten.“ Mit einem „Klotz am Bein“ dürfe die deutsche Ratspräsidentschaft am 1. Januar 2007 auf keinen Fall starten …


Wir erfahren hier nur, daß die BILD-Zeitung ihre Klosprücheklopfer mobilisiert hat, um an einem renommierten Politiker lautstark das zu denunzieren, was auf den gleichen Seiten als moderne Lebensart, dort allerdings anzüglich aufgemotzt, angepriesen wird und was tatsächlich eine wachsende Zahl von Bürgern im Urlaub praktiziert: private Textilfreiheit. Scheinheilige Unterstützung kommt aus der leibfeindlichen Fraktion.

KN v. 09.12.06

Zu EU-Kommissar Verheugen Von Klaus Kramer
Schmutzkampagne
Darf ein EU-Kommissar ohne Badehose ins Wasser gehen? Die Frage ist so dümmlich, dass sie keine Antwort verdient. Das Problem ist: Die Frage wird gestellt, längst nicht mehr nur auf dem Boulevard, allen Ernstes auch in Brüssel und in Berlin.
Man muss sich das vorstellen: Die Kanzlerin und der SPD-Chef sehen sich gezwungen, Verheugen in Schutz zu nehmen, weil er an einem FKK-Strand die Hüllen fallen ließ. Unter den Augen seiner Freundin. Politiker, die Verheugen noch nie leiden konnten, sehen nun das Abendland in Gefahr, … Der Deutsche ist mit dem Brüsseler Beamtenapparat hart ins Gericht gegangen. Dafür kriegt er nun die Quittung. Nachdem der Vorwurf, er habe seine Kabinettschefin begünstigt, nicht nachgewiesen werden konnte, versucht man nun, ihn mit Nacktfotos lächerlich zu machen.


Der Angegriffene kann sich noch nicht einmal juristisch dagegen wehren, denn es wird bisher nur die Existenz der Fotos behauptet. Von wem die Denunziation ausgeht, ist erst im nächsten Bericht auszumachen:

Die Bundesregierung stellt sich hinter Verheugen
Zukunft des Kommissars hängt von EU-Präsident Jose Manuel Barroso ab
Brüssel – Darf ein Mitglied der EU-Kommission mit einer engen Mitarbeiterin an einem öffentlichen Strand Freikörperkultur genießen? Zumal schon ein Bild existiert, das die beiden im gemeinsamen Urlaub Hand in Hand zeigt? Diese Frage beschäftigt die politischen Spitzen in Brüssel und Berlin, seit öffentlich wurde, dass das Nachrichtenmagazin „Focus“ Nacktfotos von Industriekommissar
Günter Verheugen und dessen engster Mitarbeiterin Petra Erler hat – aufgenommen an einem FKK-Strand in Litauen.


Da taucht auf einmal die feiste Biedermannsmiene von Helmut Markwort auf, dem Chef des bunt lackierten Nachrichtenmagazins „Focus“. Er bedient sich also eifriger Kleindenunzianten, „Bürger-Journalisten“ genannt, die an ihren Ferienorten prominente Urlaubsnachbarn ablichten und der Denunziationskraft der „Gossen-Goethes“ von BILD, um die Existenz seines „Materials“ bekanntzumachen. Er selber läßt bislang nur juristisch „prüfen“, ob eine Veröffentlichung in Frage kommt.

Vergeben und vergessen sind dabei die Angriffe, die er gegen BILD, WELT, die Springer AG überhaupt, gerichtet hatte, als sie zusammen mit SPIEGEL, SÜDDEUTSCHE und FAZ die kultusminsterielle Geiselnahme der Schüler aufbrechen und die Rücknahme der „Rechtschreibreform“ erzwingen wollten. Das durften obrigkeitsgefällige Speichellecker in seinem Magazin „Revolte gegen die Schüler“ nennen und dazu unter übelster Verdrehung der Tatsachen am 16.8.2004 schreiben: „Eins aber haben die Schreibrevoluzzer erreicht: Deutschland ist wieder geteilt.“

Die „Reform“ selbst als „Revoluzzertum gegen die Schüler, gegen die Deutschen und gegen die deutsche Sprache und Literatur“ zu erkennen, überstieg offensichtlich ihren Horizont. Auch Markwort war zum Mitmachen im Widerstand eingeladen worden, hatte das aber höhnisch zurückgewiesen. Das mag auch ein Grund gewesen sein, warum Stefan Aust für den SPIEGEL die Unterstützung der höheren Medienmächtigen versagt wurde – mit dem Vorwand, daß über Markworts Magazin die Sonne des kultusbürokratischen Wohlwollens wärmer scheinen könnte.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
15.12.2006 08.26
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Forum der Kieler Nachrichten geschlossen

Bei KN-online und LN-online schreibe ich seit etwa 1998.
Nach dem Umzug des Forums schrieb ich von März 2002 bis April 2004 etwa 650 Beiträge und wurde von der Zählautomatik zur „Nördlichen Sagengestalt“ ernannt. Seit Erneuerung der Forumssoftware im April 2005 habe ich wieder 317 Beiträge geschrieben – allerdings vorwiegend als Alleinunterhalter. Die Zahl der Aufrufe nähert sich jedoch 130000.

Nun hat der Betreiber (Geschäftsführer Dr. Manfred Gothsch) das ganze KN-online-Forum geschlossen, angeblich weil er wegen Überlastung Spam-Angriffe (bisher nur ganz wenige) nicht zeitnah abwehren kann. Das dürfte aber nicht der Hauptgrund sein. Es ist kaum vorstellbar, daß die ständige Kritik an der „Rechtschreibreform“ bei ihren Betreibern und Verbreitern auf Wohlgefallen gestoßen ist.

http://www.nordclick.de/forum/

Meinen letzten Beitrag füge ich hier ein. Vielleicht setze ich die Zeitungskritik an dieser Stelle in unregelmäßigen Abständen fort, je nach dem, wie mir die Zeitungsexemplare von den Nachbarn überlassen werden.

Kieler Nachrichten v. 13.12.06

Natürlich dominieren die „neuen“ ss.
Bis Seite 12 finden wir 48 neue „dass“, die grammatisch genauso fehlerträchtig sind wie die traditionellen „daß“, und 39 andere „neue“ ss, die bis zu 22 Prozent mehr Fehler verursachen als nach alter Regel (s. die Untersuchung von Prof. Harald Marx).

Der Milliardenaufwand für diesen Teil der „Reform“ steht also in keinem Verhältnis zu dem Nutzen.

Gericht gibt Graf Kerssenbrock Recht: Verkauf von neuem Barschel-Buch gestoppt

Für das im September erschienene Buch „Der Doppelmord an Uwe Barschel“ von Wolfram Baentsch hat das weit_reichende Folgen. … So darf künftig nicht mehr behauptet werden, Kerssenbrock sei mit der Verurteilung des früheren Ministerpräsidenten bereits „fix und fertig“ gewesen, als der Untersuchungsausschuss gerade erst begonnen hatte. …

Wer Distanz zu dem Umfallkurs der CDU in der Rechtschreibfrage hat (s. Beitr. v. 4.12.2004), dem darf man auch sonst objektive Unabhängigkeit zutrauen.

Die Israelis selbst haben die Welt darüber immer im Ungewissen lassen wollen – um sich zu ersparen, was Iran widerfährt: die internationale Ächtung. … Zwar ist es ein himmelweiter Unterschied, ob man – wie der iranische Staatspräsident Ahmadineschad – offen mit der Zerstörung eines anderen Staates droht oder – wie Olmert – den Einsatz von Atomwaffen als ultima ratio nicht ausschließt.

Klaus Kramer hat kein Glück mit der neuen Rechtschreibung. Bisher galt die einfache Regel, bei fremden Ausdrücken das erste Wort groß zu schreiben und die folgenden klein: „Ultima ratio“. Die „Reform“ erfordert hier nun zur Umsetzung humanistische Bildung, denn es sollen die Fremdwörter nach ihrer Wortart klein- oder großgeschrieben werden, also „Ultima Ratio“ – aber keinesfalls „ultima Ratio“ oder „ultima ratio“.

Im Kinoprogramm haben wir nun tatsächlich nach Jack ass 2 und Jackass die dritte Schreibweise Jack Ass 2.

REINGEHÖRT: CP-TIPPS
Perfekte Märchenwelt mit Musik: „Allerleihrauh"
Sie hat ein besonders feines Gespür für märchenhafte und musikalische Stimmungen: Ute Kleeberg gelingt es nun schon seit einigen Jahren, mit der Herausgabe von musikalisch geschmückten Märchen exquisite Hör-Bücher zu präsentieren – einmal mehr in dem jüngst veröffentlichten Perrault/Grimmschen Märchen Allerleihrauh. Da stimmt einfach alles: Das bezaubernde Märchen wird mit ruhiger und dennoch stofflich-lebendiger Stimme von Eva Mattes erzählt, die Musik von Mozart bis Martin (zum Teil in bemerkenswerten Er-steinspielungen) trifft, haargenau Stimmung und Befindlichkeit vom Geschilderten und die hervorragenden Musiker komplettieren eine bemerkenswerte Produktion -ein Hörgenuss nicht nur für Kinder. Wie schon der mit dem diesjährigen Schallplattenpreis ausgezeichneten, ebenfalls in allen Teilen faszinierend aufbereiteten Geschichte von Jorinde und Jo-ringel wünscht man auch Allerleirauh eine große Hörerschar, shs
Allerleihrauh: Edition Seeigel ISBN 3-935261-13-6 Jorinde und Joringel: Edition Seeigel ISBN 3-935261-12-8


Es verdient Anerkennung, daß hier nicht die Stammverstümmelung „rau[h]“ zur Kulturbanauserie „Allerleirau“ ausgeweitet wurde. Sonst siehe Beiträge v. 1.9.2005 u. 23.7.2005.


Flavia Company: der Mensch in den Städten.
Nachfragen aus dem Publikum beantwortete sie prompt, ausführlich und mit Herz erfrischender Verve.



SPD hofft nach kühnem Coup auf Nachsicht der Behörden
Kiel
– Aus der zähen Debatte um die Carl-Peters-Straße wurde gestern eine frische Tat der SPD. Etwas verwegen blickten die Genossen drein, als der Wind ihr ungenehmigtes Straßenschild enthüllte: Statt für Carl Peters' (1856-1918) rassistisch-kolonialistischen Hintergrund Reklame zu machen, stand da „ Carl-Petersen-Straße“. Neben der Grünen-Option „Albert-Schweitzer-Straße“ ist das der zweite Namensvorschlag. „Die Entscheidung Schwarz-Grüns, die Straße nach einem Symposium irgendwann umzubenennen, konnten wir nicht durchgehen lassen“, wetterte SPD-Ratsfraktionschefin Cathy Kietzer, morgen werde man im Rat beantragen, die Straße ab März 2007 in Carl-Petersen-Straße umzutaufen.


Man sieht, der kulturrevolutionäre Geist gärt in der SPD noch. Leider war er jahrelang mit der Schaffung von „Missständen“ wie „Schlossstrassen“ und „Hassstrassen“ beschäftigt, so daß für vernünftige Dinge kaum Zeit blieb.

Der Hamburger Petersen (1868-1933) machte in Kiel Abitur, war 1919 Gründungsmitglied der Deutschen Demokratischen Partei und von 1899 bis 1933 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft – bis auf Jahre als Abgeordneter in der Nationalversammlung (1919/2 0) und im Reichstag (1920-1924).
Er verlor sein Amt als Erster
Bürgermeister 1933. …


Der auf deformierte Großschreibung der Ordinalzahlen dressierte Leser gerät bei dem gewählten Zeilenumbruch unerwartet ins Stolpern

Unterstützt wurde die Aktion von der FDP-Ratsfraktion; „Nach einem Schlächter kann man in einer weltoffenen Stadt keine Straße benennen“, erklärte Wolf-Dietmar Brandtner, …

Vielleicht ist der Schlächter nur zu unbedeutend. Die weltoffene Stadt Aachen hat keine Skrupel, ihren renommiertesten Preis nach dem Sachsenschlächter Karl zu benennen, der im Jahre 782 bei Verden 4500 sächsische Edelinge einen Kopf kürzer machen ließ.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
25.11.2006 10.48
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Jemand, der sich immer wieder heftig gegen den Reformunfug ausgesprochen hat, ist Günter Kunert (SH:Z am 12.8. 02) „… die Rechtschreibreform »eine irrwitzige Narretei« (viel Beifall aus dem Publikum).“

Am 21.11.06 las er im Kieler Literaturhaus. Die KN v. 23.11.06 berichteten:



Der Alte Mann mit dem jungen Humor

Günter Kunert stellte im Literaturhaus neue Miniaturen und Gedichte vor

Von Sabine Tholund

Kiel – Einen Autor, der gleich zwei Neuerscheinungen vorstellt, den gäbe es nicht alle Tage, lobte Eckart Cordes Günter Kunert, der am Dienstag im Literaturhaus zu Gast war. „Es sind nicht nur zwei, sondern drei“, konterte der so Gepriesene und legte los. Ohne Botschaft heißt der Gedichtband, mit dem er den ersten Teil seiner Lesung bestritt, die er so knapp wie kurzweilig gestaltete.

Man kennt und schätzt den 76-Jährigen als Autor pointierter, bissiger Texte. Seine jüngsten Gedichte, die mit wenigen Worten intensive innere Bilder aufscheinen lassen, kommen da vergleichsweise nachdenklich daher. Ähnlich wie die literarischen Miniaturen aus dem Band, den er Der alte Mann spricht mit seiner Seele genannt hat. „Den Titel habe ich gestohlen“, schickt er voraus. „Aber da bei den Pharaonen das Copyright wohl abgelaufen ist, habe ich mich einfach bedient“, schmunzelt Kunert. Selbstironisch mit einem Lächeln im Knopfloch und doch nicht ohne Wehmut schildert er die Tücken, die das fortschreitende Alter mit sich bringt.

Dass er nichts von seinem Humor eingebüßt hat, bewies Günter Kunert mit einer Kostprobe aus Irrtum ausgeschlossen, einem ebenfalls 2006 erschienenen Band mit Erzählungen. Zum hörbaren Vergnügen seiner vielköpfigen Zuhörerschar las er die wunderbar zugespitzte Geschichte eines Reisenden in Sachen Reinigungsmitteln, der mit einem berühmten Autor verwechselt wird. Taxifahrer, Hotelportier oder Zimmerkellner: Alle ste – cken dem ratlosen Protagonisten mit Verschwörermine Selbstverfasstes zur Begutachtung zu.

Und dann klappt Kunert seine Bücher zu. Signieren würde er gern, bietet er freundlich an, es müssten auch nicht unbedingt seine Bücher sein: „Die Unterschrift von Kafka kann ich auch recht gut.“


Gerne unterschreibt er auch Aufrufe gegen die „Rechtschreibreform“. Man dürfe dergleichen nicht hinnehmen, auch wenn man zunächst wenig bewegt, meint er – im Gedanken an seine Erfahrungen mit der DDR.

Mit Recht. In einem seiner genannten Gedichte überlegt der alte Mann, nachdem er die Grabsteine auf dem Friedhof studiert hat, was auf seinem stehen könnte.

…Doch / es fällt ihm nichts ein. / Bloß: Er war einmal. Wie / nichtssagend, denn das waren ja alle. …

„Reformiert“ müßte dies geschrieben werden…

Er war einmal. Wie nichts sagend …

… und das bedeutet doch wohl etwas ganz anderes.
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
19.11.2006 12.01
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Alle [???] Staatsgewalt geht vom Volke aus

Kieler Nachrichten v. 16.11.06

„Wir geben nicht so einfach auf“
Realschullehrer contra Regionalschule

Kiel – Im Kampf gegen die Regionalschule will der Verband der Realschullehrer alle Register ziehen. Der Landesvorsitzende Gerhard Kreft kündigte gestern die Gründung eines Aktionsbündnisses an. Auch eine Volksinitiative sei nicht ausgeschlossen.
…. Der Unmut des Lehrerverbandes richtet sich dabei vor allem gegen die CDU. Die war im Landtagswahlkampf vom Verband noch tatkräftig unterstützt worden. Ausgerechnet die Union war es dann aber, die im Tauziehen um das neue Schulgesetz die Regionalschule durchsetzte, die ab 2010/2011 landesweit Haupt- und Realschulen unter einem Dach vereinen soll….
(Ende des KN-Zitats)

Der Umfall der CDU in der Rechtschreibfrage 1999 war also kein einmaliger Unfall.
Eine Volksinitiative muß heute immer damit rechnen, daß ein festgestellter Volkswille durch Parlamentsbeschluß in sein Gegenteil verkehrt wird.

Gerade erleben die Hamburger dergleichen wieder:

Die Bürgerschaftsfraktionen von SPD und GAL ziehen gemeinsam vor das Hamburger Verfassungsgericht, um gegen die von der CDU beschlossenen Änderungen des Wahlrechts zu klagen… Die CDU hatte gegen die Proteste der Opposition das erst vor zwei Jahren per Volksentscheid eingeführte Wahlrecht im Oktober mit ihrer absoluten Mehrheit geändert.

''Unabhängig vom begangenen moralischen Verfassungsbruch durch CDU- Fraktion, CDU-Landespartei und CDU-Bürgermeister wollen wir klären lassen, ob die Entscheidung der CDU auch juristisch nicht zu halten ist'', sagte SPD-Fraktionschef Michael Neumann. ''Uns geht es darum, deutlich zu machen, dass wir den Volksentscheid verteidigen – notfalls auch vor Gericht.''
(14.11.06) http://www.hamburg1.de/hh1/citylife_article.html?citylife/2006/11/14/295200000


In Hamburg will die SPD den Volksentscheid verteidigen, während sie den von Schleswig-Holstein schon vor seinem Erfolg vernichten wollte. Die Abgeordneten sind nur ihrem „Gewissen“ verpflichtet. Seltsamerweise sind Gewissen und Machtwille oft ununterscheidbar. Die Genossen in Hamburg nennen also das, was ihre Parteifreunde in Schleswig-Holstein 1999 zusammen mit der CDU veranstaltet haben, „moralischen Verfassungsbruch“.

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Sigmar Salzburg

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Detlef Lindenthal
29.10.2006 06.31
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Sigmar Salzburg schrieb:
Selbstverständlich ist es sinnvoll, wenn das Volk die mühevolle Kleinarbeit der Entscheidungsfindung und Gesetzgebung vertrauenswürdigen Vertretern überträgt.
Sie haben völlig recht, und insofern möchte ich auch etwas zurückrudern: Wenn die parlamentarische Demokratie begleitet wird von lebendiger Demokratie (samt demokratischen, nichtgleichgeschalteten Medien) und sich als dienendes Berufsfeld sieht, kann sie sehr nützlich und segensreich sein.

Wenn jedoch eine ungebremste Allparteienkoalition unser Gesetz, für das wir fast zwei Jahre voll gearbeitet haben und das eine Volksmehrheit auf sich vereinigen konnte, wie noch keine Partei sie bisher erreicht hat, innerhalb von kaum 2 Minuten ohne jede Aussprache und ohne jede Begründung wieder beseitigt, so zerschlagen die Politiker sehr viel Vertrauens-Porzellan und zeigen allen Bürgern, Schülern und Denkern, wo der Hammer hängt: Hier wird nicht nachgedacht und mitverantwortet, sondern gehorcht!

– Nachfolgend noch mal das Protokoll der Schnellhinrichtung, die mich grausam an das Ende des Filmes „Die weiße Rose“ (1982) erinnert:

Schleswig-Holsteinischer Landtag Plenarprotokoll 14/95 14. Wahlperiode 99-09-17
Plenarprotokoll
95. Sitzung
Kiel, Freitag, 17. September 1999


Vizepräsident Dr. Eberhard Dall’Asta: ...
Meine Damen und Herren, ich rufe Tagesordnungspunkt 8 auf:

Zweite Lesung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes
Gesetzentwurf der Fraktionen von SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, F.D.P. und der Abgeordneten des SSW, Drucksache 14/2368
Bericht und Beschlußempfehlung des Bildungsausschusses, Drucksache 14/2398

Das Wort hat zunächst der Berichterstatter des Bildungsausschusses, Herr Abgeordneter Dr. von Hielmcrone.

Dr. Ulf von Hielmcrone [SPD]:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bildungausschuß hat sich in seiner gestrigen Sitzung mit dem Gesetzentwurf beschäftigt. Er empfiehlt dem Haus einstimmig, den Gesetzentwurf anzunehmen.

Vizepräsident Dr. Eberhard Dall’Asta:
Ich danke dem Herrn Berichterstatter. Gibt es Wortmeldungen zum Bericht? – Das ist nicht der Fall. Da eine Aussprache nicht vorgesehen ist, lasse ich jetzt über den Gesetzentwurf in der vom Ausschuß empfohlenen Fassung abstimmen. Wer zustimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. – Die Gegenprobe! – Enthaltungen? – Das ist einstimmig so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 13 auf ...

siehe: http://www.lvn.ltsh.de/infothek/wahl14/plenum/plenprot/1999/14-095%5f09-99.pdf , S.7155, linke Spalte

Ja, kaum 2 Minuten dürfte das gedauert haben. Meine Meinung dazu: Wenn wir für einen Widerstand gegen solche Politikerwillkür zu unklar sind, obwohl wir heute weder durch Fliegerbomben noch durch Todesstrafe bedroht werden, so lassen wir die Geschwister Scholl nachträglich schmachvoll im Stich – so, als wenn wir aus vergangenen Diktaturen nichts gelernt hätten.
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Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
28.10.2006 10.21
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Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
....
Demokratie und parlamentarische Demokratie haben inzwischen ähnlich viel miteinander zu tun wie Geld und Falschgeld oder Bub und Belzebub.


Dieser Gleichsetzung möchte ich nicht ganz folgen. Selbstverständlich ist es sinnvoll, wenn das Volk die mühevolle Kleinarbeit der Entscheidungsfindung und Gesetzgebung vertrauenswürdigen Vertretern überträgt. Allerdings muß es immer das letzte Wort haben dürfen.

Bei der Durchsetzung der„Rechtschreibreform“ hat sich aber deutlich gezeigt, daß die in Deutschland nach Vorstellung der Parteien installierte Form der repräsentativen Demokratie mühelos in eine Parteiendiktatur „umfunktioniert“ werden kann, wenn sich die Parteien einig sind. Das deutsche Demokratie-Defizit zeigte sich auch bei der Verabschiedung der EU-Verfassung, bei der die Franzosen und Niederländer in Volksabstimmungen befragt wurden, den Deutschen aber die Einflußnahme vorenthalten wurde.
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
28.10.2006 09.52
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Kieler Nachrichten v. 14.09.2006

Immer mehr Deutsche lehnen Demokratie ab

Berlin
– In Ostdeutschland ist in den vergangenen fünf Jahren die Demokratiefeindlichkeit deutlich gestiegen. Nur noch gut die Hälfte der Ostdeutschen (64 Prozent) halten die Demokratie für die beste Staatsform, wie sich aus dem Datenreport 2006 ergibt, der gestern in Berlin vorgestellt wurde. 85 Prozent der Westdeutschen gaben im Jahr 2005 an, die Demokratie für die beste Staatsform zu halten. Doch ging in West wie Ost die Zustimmung zurück: 2000 waren es noch 78 Prozent im Osten und 92 Prozent im Westen gewesen. Allerdings nahm auch die positive Einstellung der Ostdeutschen zum Sozialismus leicht ab. 2005 sagten 74 Prozent der Ostdeutschen, der Sozialismus sei im Grunde eine gute Idee gewesen, die nur schlecht ausgeführt worden sei. Fünf Jahre vorher waren es noch 76 Prozent der Befragten gewesen.

Insgesamt schätzen die Deutschen ihre Lebensbedingungen schlechter ein, als sie tatsächlich sind. Obwohl die Einkommen über dem europäischen Durchschnitt liegen, beurteilen die Deutschen ihre Einkommenssituation schlechter als viele EU-Nachbarn, ergab der Datenreport. epd/dpa Kommentar Seite 2


Zum Datenreport 2006 Von Anne Gramm
Ehrliche Analyse gefragt

Nur noch zwei von drei Ostdeutschen halten die Demokratie für die beste Staatsform. Diese Zahl aus dem neuen Datenreport ließe sich schnell mit dem Hinweis auf die hohe Arbeitslosigkeit und der darauf gründenden Ostalgie erklären. Aber der Vertrauensverlust ist nicht auf die neuen Länder begrenzt. Mit Abstand, aber gleichfalls deutlich sinkt die Zustimmung auch im Westen. Der hatte es zwar um ein Vielfaches leichter, demokratische Regeln neu einzuüben, weil die ersten Jahrzehnte mit einem enormen Wirtschaftsaufschwung einhergingen, allerdings sollten sich die politischen Strukturen nach 60 Jahren aus sich heraus verfestigt haben. Was oder wer diskreditiert die beste aller Staatsformen? Politiker, die vor den Wahlen das Blaue vom Himmel versprechen und anschließend die grauen Wolken erklären? Wähler, die zu viel von den nationalen Regierungen erwarten, obwohl diese ja nicht mehr als eine, wenn auch im Fall Deutschlands durchaus gewichtige Stimme im weltweiten Chor haben?
Vermutlich kämen alle zusammen ein Stück weiter, wenn sich die politische Teilhabe der Bürger nicht im Wesentlichen auf Wahlen beschränkte. Dazu allerdings gehören ehrliche Analysen des politisch Machbaren – von beiden Seiten –, die Bereitschaft der Politik, von ihrer Macht abzugeben, und ein hohes Maß an bürgerlichem Engagement.


Zu diesem recht schlicht denkenden Kommentar hatte ich am 15.9.06 bei kn-online, Nordklick, geschrieben:

„Das politisch mühelos Machbare war [z.B.] der Verzicht auf die Rechtschreibreform. Das hohe Maß an bürgerlichem Engagement hat es gegeben und hat eine 71prozentige Ablehnung sichtbar gemacht. Aber:

Am 17. September 1999 stimmten die Abgeordneten des Kieler Landtages, einschließlich der „basisdemokratischen“ Grünen, geschlossen für die Annullierung des Volksentscheids gegen die „Rechtschreibreform“. Bald darauf griffen die Beseitiger des Volkswillens wieder den entrechteten Bürgern mit der Parole „Demokratie gibt es nicht zum Nulltarif“ in die Taschen, um ihre Diäten kräftig aufzubessern. Wenn wundert da die Demokratieverdrossenheit?“



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Sigmar Salzburg

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Detlef Lindenthal
27.10.2006 20.10
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Kieler Nachrichten hatten geschrieben:
Immer mehr Deutsche lehnen Demokratie ab

Lieber Herr Salzburg,

als ich 1999 die KN anrief, um sie wegen einer ganzseitigen dreisten Lüge abzubestellen, hat die Bestellabteilung das Gespräch an den Chefredakteur, Herrn Jürgen Heinemann, durchgestellt (so ist das dort wohl üblich), und ich mußte mich lange mit ihm über Wahrheit und Demokratie herumstreiten. Er versuchte, mich gegen die Wand zu reden, und ließ nicht locker, bis ich nach 1 Stunde(!) feststellte, daß das Gespräch sich im Kreise drehe, und vorschlug, es zu beenden. Für sowas hat der Chefredakteur Zeit! (Ziemlich das gleiche ist mir bei den Flensburger Nachrichten passiert, als ich darum bat, daß die Zeitung mich nicht einen Vollidioten nennen solle – die Zeitungschefs lassen nicht locker, wenn jemand ihnen einen Fehler nachweist.)

Und nun also haben die KN frech getitelt: „Immer mehr Deutsche lehnen Demokratie ab“. Zwar kenne ich diesen Aufsatz nicht (können Sie ihn besorgen?), vermute aber, daß (sofern es eine Umfrage war) nicht die Demokratie, sondern die sogenannte parlamentarische Demokratie, sprich: Parteienherrschaft mit gleichgeschalteten Medien, zunehmend abgelehnt wird.

Demokratie und parlamentarische Demokratie haben inzwischen ähnlich viel miteinander zu tun wie Geld und Falschgeld oder Bub und Belzebub.

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Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
27.10.2006 08.22
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Leserbrief

Volk wird für unfähig gehalten
Zu: Immer mehr Deutsche lehnen Demokratie ab


Soweit ich weiß, heißt Demokratie Volksherrschaft. Was wir hier im Moment haben, ist eher eine Parteienherrschaft. Die etablierten Parteien verhindern mit allen Mitteln, dass Gruppierungen/Parteien mit anderen Meinungen Chancen haben.

Die herrschende politische Klasse hält das Volk für unfähig, bei wichtigen Entscheidungen mitzubestimmen, sonst würde es wohl auch Volksentscheide geben. Und wenn man uns fragt, wie das im Falle der Rechtschreibreform in Schleswig-Holstein der Fall war, dann wird sich frech einfach darüber hinweggesetzt. Schöne Demokratie!

Man bekommt das Gefühl, die Politiker lachen sich ins Fäustchen, wenn sie das Volk mit blauäugigen Versprechungen wieder an die Wahlurnen gelockt haben, um nach dem Feiern großer Wahlsiege wieder die eigenen Interessen zu vertreten. Meine Stimme bekommen die schon lange nicht mehr!

Thorsten Klahn
Großenapse


Kieler Nachrichten v. 18.10.2006

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Detlef Lindenthal
19.10.2006 06.34
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Kluster (Duden, der Unzuverlässige)

Wie, so frage ich, will ein gebildeter Deutscher diese

Fruchtstand-Anordnungsart der Haselnuß

benennen? Als kleiner Bub lernte ich von meiner Mutter ehrenvollen Angedenkens die richtige Bezeichnung Kluster.

Dieses schöne Wort findet sich bei Adelung

ebenso wie bei Grimm, Mackensen, Mensing (Kluuster) und Wiktionary.de; nicht hingegen bei Duden, Ickler und Wahrig. Ab Duden _20 gibt es dann den cluster als Reimportware aus dem Inselanglischen.

Neue Wörterbücher braucht das Land.
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Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
18.10.2006 07.15
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KN v. 13. u. 16.10.06

Die Wörter der Woche:

Exzellenzcluster

„Cluster“ (engl.: Traube, Haufen) fabrizierten musikalische Avantgardisten, die die Klaviatur mit der Faust oder dem Arsch traktierten und das als „Ars nova“ („Neue Kunst“, urspr. 13. Jhdt.) ausgaben. Im Iraqkrieg kamen allgemein geächtete Clusterbomben hinzu.

„Exzellenz“ ist ein Titel für hohe Beamte, Diplomaten oder katholische Bischöfe.

Da hat sicher die ehemalige ZK-Vorsitzende Schavan ihre Hände im Spiel, die meint, daß vor allem der Haufen Exzellenzen im Süden gefördert werden müsse. Aber warum dieser saudumme Fremdwortschreibmischmasch für ein angeblich intelligentes Vorhaben? Schließlich heißt es im Englischen „excellence“!

Prekariat

Ich kenne Prokaryonten, aber was Prekarianten sein könnten, erschließt sich mir nicht; dpa-Meldung in verschiedenen Zeitungen v. 16.10.06:

In Deutschland hat sich eine neue Unterschicht herausgebildet, zu der bereits acht Prozent der Bevölkerung gehören. Dies hat eine Studie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung ergeben.
Zur dieser Unterschicht zählen demnach 20 Prozent der Ostdeutschen und vier Prozent der Westdeutschen. Die Wissenschaftler sprechen in der Studie „Gesellschaft im Reformprozess“ vom „abgehängten Prekariat", also Menschen, die sich in unsicheren Arbeitsverhältnissen und einer deshalb prekären Lebenslage sowie sozialer Lethargie befinden. Im Rahmen der Grundsatzdebatte will die SPD einer wachsenden Unterschicht den sozialen Aufstieg ermöglichen. Dabei setzt die Partei auf Bildung. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sagte am Wochenende: „Die neue Armut in unserem Land ist nicht nur materielle Armut.“ Es handele sich auch um Armut an Bildung, an Kultur, …


Es handelt sich also um diejenigen, für deren Teilhabe an Bildung und Kultur man die Verdummung der Rechtschreibung meinte durchführen zu müssen. Offensichtlich ist der Schuß nach hinten losgegangen, denn nun kann eine ganze Nation nicht mehr richtig schreiben, die vermeintlich Begünstigten sind aber in noch größere Bildungsarmut gestürzt worden. Und das, obwohl doch ein riesiger Beamtenapparat zwanzig Jahre lang nur ihr Heil in der Rechtschreibung im Sinn hatte.
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Sigmar Salzburg

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