Schriftstellerin Anne Chaplet
Dienstag, 22. Juni 2004
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Ich rege mich wieder mal über die sogenannte „neue“ Rechtschreibung auf, vor allem über die nicht eben seltene Behauptung ihrer Befürworter, sie sei „modern“, während die „alte“ eben veraltet wäre, und man habe sich ihr zu befleißigen, wenn man von „der Jugend“ verstanden werden wolle.
Mal abgesehen davon, daß ich auch von den Älteren verstanden werden will, ist das Argument schon deshalb seltsam, weil die Rechtschreibreform nicht Resultat nachvollzogener Veränderung ist, wie es sich durchaus gehörte, weil Sprache ja etwas Lebendiges ist sondern die Kopfgeburt nicht eben jugendlich-frischer Menschen. Was ist modern an dieser begrifflosen Selbstverwirklichungsorgie einer durch nichts legitimierten Versammlung von Schreibtischtätern?
Schlimmer noch: nichts ist einfacher geworden, alles ist verworrener, aber es ist keine freudvoll-verspielte Anarchie, die wir erleben, sondern die Fortschreibung der Lieblosigkeit, mit der uns schon die Nachrichtenredaktöre der Rundfunkanstalten beglücken, bei denen man neuerdings einen Konflikt „gegen“, aber nicht „mit“ jemandem hat. Und „Massaker“ grundsätzlich auf der ersten Silbe betont wird.
Ich laß mich auf den ganzen Quatsch nicht ein, meine Verlage verlangen mir überdies nichts ab, was mir gegen den Strich geht und ich frage mich schon seit langem, wer eigentlich gezwungen ist, sich der „neuen“ Rechtschreibordnung anzubequemen – außer Lehrern und Schülern? Die allerdings sollte man mit der neuen Verwirrung nicht allein lassen. Also: Schluß mit der Rechtschreib“reform“!
http://www.anne-chaplet.de/portal/alias__annechaplet/lang__de-DE/tabid__5020/default.aspx
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