Zum Nachruf auf Werner H. Veith
Werner H. Veith
Auszug aus der Internetseite:
http://www.riebe.eu/index.php/Werner_H._Veith
Werner H. Veith (* 1940 in Neuwied am Rhein, † 30. März 2009 in Mainz) war Professor für deskriptive Sprachwissenschaft an der Universität Mainz und Leiter der Mainzer Hochschullehrer-Initiative gegen die Rechtschreibreform.
Leben und Wirken
Schule und Studium
Werner H. Veith bestand 1960 in Neuwied das Abitur. Anschließend studierte er von 1960 bis 1966 an der Universität Marburg: Deutsche Sprache und Literatur, Geographie, Volkskunde, Philosophie. An der Universität Gießen studierte er 1964 Psychologie, Pädagogik, Wissenschaft von der Politik.
1966 wurde er an der Universität Marburg im Fach Deutsch mit einer Doktorarbeit über: „Die schlesische Weinbauterminologie in ihren ostmittel- und gesamtdeutschen Bezügen semantische, soziologische, historische Untersuchungen“ zum Dr. phil. promoviert.
Wissenschaftliche Laufbahn
Dozentur und Habilitation
• 1966-1968 Assistant Professor, Georgetown University, Washington (D.C.), School of Languages and Linguistics, Forschungsassistent
• 1968-1969 Lecturer, Howard University, Washington (D.C.), Department of German and Russian
• 1969-1972 Wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter, Universität Marburg, Forschungsinstitut für deutsche Sprache Deutscher Sprachatlas
• 1971 folgte die Habilitation an der Universität Marburg über die „Linguistik des Deutschen“.
Professuren
• 1972-1975 Professor: Linguistik des Deutschen, Universität Marburg/Lahn
• 1973-1974 Lehrstuhlvertretung an der Universität München, Deutsches Seminar
• seit 1975 Professor für Deskriptive Sprachwissenschaft am Deutschen Institut der Universität Mainz.
Kritiker der Rechtschreibreform
In ihrem Nachruf auf Werner H. Veith erwähnt die Universität Mainz seine kritische Reflexion der Rechtschreibreform. Werner H. Veith gehörte zu den sehr wenigen mutigen Germanisten, die ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rechtschreibreform öffentlich unverblümt äußerten und publizierten.
Werner H. Veith trat im März 1997 in Kontakt mit der Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“ und wurde bald darauf auch Mitglied des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) Initiative gegen die Rechtschreibreform. Außerdem gründete er die Mainzer Hochschullehrer-Initiative gegen die Rechtschreibreform, so daß sein Wirken in der Presse beachtet wurde.
Am 6. Februar 1998 reisten Professor Theodor Ickler (Lehrerinitiative), Professor Werner H. Veith (Mainzer Hochschullehrer-Initiative) und Manfred Riebe (Lehrerinitiative und VRS) auf Einladung von Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) gemeinsam zu einem Gespräch über die Rechtschreibreform nach Bonn und hielten ihm Vortrag über die Problematik. Gerhardt, ehemals Präsident der Kultusministerkonferenz, beklagte, daß es in Deutschland bisher keine ähnliche Institution wie die Académie Française gebe, die die „Eleganz der Schriftsprache“ gegen solche „Pickel im Gesicht“, d.h. gegen Verhunzungen schütze.
Noch 2004 hielt Werner H. Veith den verantwortlichen Politikern einen Spiegel vor:
„Als Sprecher der Mainzer Hochschullehrer-Initiative und als Ehrenmitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung erteile ich den Ministerpräsidenten eine klare Absage. Es ist Augenwischerei, glauben zu machen, daß kompetente Wissenschaftler, Schriftsteller von Weltformat und herausragende Redakteure, die von der Arbeit an einer Orthographiereform absichtlich ferngehalten und deren Warnrufe ignoriert wurden, jetzt bereit wären, den Spuk eines Haufens von Zauberlehrlingen zu beenden. Wir wurden von Politikern diffamiert, als ewig Gestrige eingestuft und als Leute, die nicht an die kleinen Kinder denken. Manche der Kritiker wurden vom Dienst suspendiert. Die Teilnehmer an einer Volksabstimmung in Schleswig-Holstein wurden zuletzt sogar als Unbürger gebrandmarkt, als ihr Votum für nichtig erklärt wurde.
Die KMK, die als ultimatives Allheilmittel aus ihrer Pandorabüchse einen Rat schaffen will, der aus einer Kommission hervorgeht, deren Präsident vor laufender Kamera behauptete, daß „Orthographie mit Sprache nichts zu tun hat“, kann zwar die Ministerpräsidenten davon überzeugen, daß man die perfekte Lösung gefunden hat, um den Gegnern einen Maulkorb zu verpassen. Sie wird aber in deren Reihen keinen alten Hexenmeister finden.“
Der profilierteste Kritiker der Rechtschreibreform Theodor Ickler urteilte:
„Werner H. Veith war ein Reformkritiker der ersten Stunde, dem wir sehr viel verdanken. Er hat die Mühe nicht gescheut, durch eingehendste Untersuchungen das wahre Gesicht der Rechtschreibreform zu enthüllen, und damit vielen zur Einsicht in die Revisionsbedürftigkeit des Regelwerks verholfen.“
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