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Was die Reformer zu reformieren vergaßen
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Sigmar Salzburg
01.08.2021 08.00
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Durch den Blume gesagt …

… ist die
Buchstabiertafel ab heute entnazifiziert
30. Juli 2021.

Das größte Verbrechen der Nazis ...
... war nicht die heimtückische Ermordung von Millionen Menschen, vor allem Juden, sondern – gemessen an dem Wortschwall des Religionswissenschaftlers, „Neurotheologen“ und Wichtigtuers Michael Blume – die Ersetzung der vier Namen zufällig jüdischen Ursprungs David, Nathan, Samuel und Zacharias in der Buchstabiertafel von 1905/1926. Er gibt sich fassungslos, daß die Wiedergutmachung dieses „Verbrechens“ erst 2019 auf seine Initiative hin in Angriff genommen wurde:

Zwar entsorgte man an den sprachwissenschaftlichen Lehrstühlen die Rede von der „indoarischen“ durch „indogermanische“ und heute auch gerne „indoeuropäische Sprachen“, blieb aber bis heute bei der empirisch schwachen und antijüdisch konnotierten Begrifflichkeit von „semitischen Sprachen“. Man empörte sich mit hochrotem Kopf und NS-Vergleichen über republikanische Rechtschreibreformen , zeigte aber kaum Interesse an der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit oder gar an der NS-Buchstabiertafel.
Bemerkenswert ist, daß Blume hier von „republikanischen“ Rechtschreibreformen spricht. Ihm lag wohl das Wort „demokratisch“ auf der Zunge, er merkte aber dann doch, daß es hier völlig fehl am Platze ist. Zuvor hatte er schon die zahlreichen Gremien aufgezählt, die es nicht für wert gehalten hatten, sich mit den vier Namen der Buchstabiertafel zu beschäftigen. Erst sein Vorstoß von 2019 habe Bewegung in die Sache gebracht:
Wie konnte es sein, so fragten sich viele Menschen verblüfft, dass man die Buchstabiertafel im Nachkriegs-Deutschland sowie in Österreich mehrfach überarbeitet, aber etwa den „Nordpol“ niemals mehr revidiert hatte? Es gab doch zahlreiche Institute und Lehrstühle der Sprachwissenschaften bis hin zur Germanistik, mächtige Verbände wie den „Deutschen Philologenverband“ und den „Deutschen Journalisten-Verband (DJV)“, das Goethe-Institut und die Fach-„Gesellschaft für deutsche Sprache“, deren „Worte“ und „Unworte des Jahres“ es sogar regelmäßig in die Tagesschau schafften. Es gibt die Institution des „Duden“-Verlages, eine „Deutsche Akademie für Dichtung und Sprache“, das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache und einen „Rat für deutsche Rechtschreibung“. Doch auch nachdem die Zuständigkeit für die Buchstabiertafel 1983 an das Deutsche Institut für Normung (DIN) übergegangen war und es also Ansprechpartner gegeben hätte, gab es auch aus den Sprachwissenschaften lange keine breite Diskussion und keinen öffentlichen Vorstoß zur Wiederherstellung der Weimarer Buchstabiertafel.

Am mangelnden Interesse an der Entwicklung und Normierung der deutschen Sprache kann es kaum gelegen haben. 1985 legte eine große und gemeinsame, germanistisch besetzte Konferenz aus der Bundesrepublik Deutschland, der damals noch existierenden Deutschen Demokratischen Republik sowie aus der Schweiz und aus Österreich gemeinsam ausgearbeitete Vorschläge für eine Rechtschreibreform vor. Nach intensiven Beratungen und Anhörungen kam es zur deutschen Rechtschreibreform von 1996, die zu hoch emotionalen Debatten bis ins Parlament sowie zu mehreren Verfassungsklagen führten.

Die „Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung“ zog dabei sogar Parallelen zu einer vom NS geplanten, aber nie durchgeführten Rechtschreibreform von 1944 und erstellte sogar eine Untersuchung „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“. Außerdem präsentierte sie einen Kompromissvorschlag, der in eine Überarbeitung der Rechtschreibreform ab 2004 einfloss.
Es gibt in der Bundesrepublik nur wenige Stellen für „Neurotheologen“, so daß er von Glück sagen kann, daß er unter der baden-württembergischen grün-schwarzen Regierung als „Antisemitismusbeauftragter“ untergekommen ist. Daher muß er auch der „republikanisch“ eingeführten Rechtschreibreform folgen, obwohl er sich sonst kritisch gibt:
Auch heute noch ist die hohe Emotionalität der deutschen Sprachdebatten am eigenen Leibe zu erfahren. So schrieb ich unlängst einen Artikel über Antisemitismus und die Bedeutung der Alphabetschrift für das Magazin „das Goethe“. Entsprechend der redaktionellen Richtlinien wurde mein Text dabei um Gendersterne ergänzt und zum Beispiel die von mir verwendete Formulierungen „Jüdinnen und Juden“ durch „Jüd*Innen“ ersetzt. Persönlich halte ich von dieser Schreibweise gar nichts, hätte es aber auch für überzogen gehalten, dafür einen ganzen Artikel platzen zu lassen. Also akzeptierte ich die Änderung – und prompt hagelte es wütende und teilweise beleidigende Schreiben und E-Mails ausschließlich älterer Männer, oft mit akademischen Titeln...

scilogs.spektrum.de 30.7.2021
Auf Kritik eines Lesers an dem „religiösen Spuk“ des Neurotheologen reagiert Blume mit einem Video, in dem er bei „Quarks & Co“ seinen Glauben darlegen durfte, daß nämlich Religion ein naturnotwendiges Produkt der Evolution sei – wohl das Thema seiner Dissertation. Das kann jeder, der religionsfrei aufgewachsen ist, widerlegen.

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Reinhard Markner
25.05.2004 16.19
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Ütliwiese

Der Hausberg von Zürich heißt den einen Üetliberg, den andern Uetliberg. Erstaunlich.

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David
17.03.2004 15.39
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Was die Reformer zu reformieren vergaßen

In Anbetracht des staatlich verordneten „Zierrats“ möchte ich hier meiner Verwunderung darüber Ausdruck verleihen, daß in Zukunft in den Schulen (und da, wo man nicht gewillt bzw. fähig ist, selbständig zu denken) nicht das Wort „Heimmat“ gelehrt bzw. gebraucht wird.
Die Etymologie – im Augstschen Sinne – wäre doch einleuchtend:
Heimmat: Abgekürzte Form von germ. heim-matte; der Germane erwiderte nach verlorenem Baumstammweitwurf dem Gewinner, nachdem dieser ihn in seine Hütte zum Essen eingeladen hatte, wo ihm auch eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten worden war (damit er nicht mettrunken nach Hause torkeln mußte, um dann evtl. einem aufgescheuchten Auerochsen vor die Hörner zu laufen): „Nä! Da geh ich lieber wieder heim und penn auf meiner eigenen Matte!“

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