James-Webb-Weltraumteleskop:
Hat die NASA Beweise gegen James Webb zurückgehalten?
Das größte Weltraumteleskop soll anders heißen, fordern manche. Der Vorwurf: James Webb war homophob. Nun öffentliche E-Mails zeigen, dass die NASA über seine damaligen Handlungen mehr weiß als behauptet.
von Adam Mann
spektrum.de 12.4.2022
1760 Wörter hält das bislang wissenschaftlich angesehene „Spektrum” für nötig, um die 1560 Wörter des Berichts des amerikanischen Autors Adam Mann über die Anstrengungen der dortigen Schwulenlobby dem deutschen Leser in Übersetzung nahezubringen, das berühmte James-Webb-Teleskop doch noch umzubenennen. Die unbestreitbaren Verdienste James Webbs sollen nicht seine zeitübliche Ablehnung des Schwulismus aufwiegen.
Die Beflissenheit der korrekten Wissenschaftler erinnert an die aktuelle Unterwürfigkeit deutscher Tierparkbetreiber, den Namen des „russischstämmigen“ Ebers „Putin“ durch einen anderen saumäßigeren zu ersetzen. Naturgemäß erfordert die Übersetzung auch einige Akrobatik, um die Präzision der deutschen Grammatik gendergerecht zu übertölpeln. Und schließlich muß den dummen Deutschen zusätzlich auch noch das Plus(s) am LGBTQ erklärt werden, hier in [...] gesetzt: Traurig, enttäuscht, frustriert, wütend. So lassen sich die Reaktionen von LGBTQ+-Astronomen auf die Entscheidung der NASA zusammenfassen, das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) nicht umzubenennen.
[LGBTQ+ steht für »lesbian«, »gay«, »bi«, »trans« und »queer«, auf Deutsch also lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer, und beschreibt verschiedene Formen für sexuelle Orientierungen und Identitätsformen. Das Plus bezieht dabei alle weiteren Richtungen und Identitäten mit ein, die nicht direkt aufgezählt werden.]
Viele LGBTQ+-Personen lehnen den Namen »James Webb« für das Teleskop ab, weil es Hinweise darauf gibt, dass der ehemalige NASA-Verwalter aus der Apollo-Ära in den 1950er und 1960er Jahren an der Verfolgung von schwulen und lesbischen Angestellten im Staatsdienst beteiligt war. Die „LGBTQ+astronomers“ mit „LGBTQ+-Astronominnen und Astronomen“ zu übersetzen verbot sich, da dadurch das Plus(s) entkräftet worden wäre. Dafür wurden darauf folgend die „LGBTQ+astronomers“ noch einmal zu „LGBTQ+-Personen“ umbenannt – gleiche Endung wie „Astronomen“, aber Femininum, genial und (fast) gleichbedeutend!Since early last year, four researchers have been leading the charge for NASA to alter the name of the $10-billion flagship mission, launched in December 2021, which will provide unparalleled views of the universe. Die „Übersetzenden” lassen sich natürlich nicht die Gelegenheit entgehen, die „Forscher“ durch die alberne Gender-Partizipierung zu ersetzen:Seit Anfang 2021 haben sich daher besonders vier Forschende dafür eingesetzt, dass die NASA den Namen der zehn Milliarden Dollar teuren Mission ändert....
»Wenn man sich manche E-Mails durchliest, bekommt man den Eindruck, dass wir LGBTQ+-Wissenschaftler und die von uns geäußerten Bedenken nicht von Belang sind«, sagt Yao-Yuan Mao von der US-amerikanischen Rutgers University, der die so_genannte »Astronomy and Astrophysics Outlist« pflegt, eine Liste mit Namen von LGBTQ+-Forschern auf dem Gebiet der Astronomie und Astrophysik, die sich auf diese Weise vernetzen und mehr Gehör verschaffen wollen. ... hieß ursprünglich:“Reading through the exchanges, it seems that LGBTQ+ scientists and the concern we raised are not really what they care about,” says Yao-Yuan Mao of Rutgers University, who maintains the online Astronomy and Astrophysics Outlist of openly LGBTQ+ researchers. Wie gehabt ließ sich der maskuline Plural wegen des Plus(s) nicht allgemeingültig gendern. Dafür wurde aber das gespaltene „sogenannt“ eingefügt, um staatsschreibliche Linientreue zu zeigen.»Es hat den Anschein, dass die gesamte Forschungsarbeit von Anfang an durch die Tatsache beeinträchtigt wurde, dass das Ziel darin bestand, die aufkommende Kritik abzutun«, sagt Lucianne Walkowicz, eine Astronomin am Adler Planetarium in Chicago und eine der Wissenschaftlerinnen, die den Vorstoß zur Änderung des JWST-Namens anführten. Im Original lautet der Text:“It seems like, from the very beginning, the entire research effort was compromised by the fact that the goal was to dismiss the criticism they received,” says Lucianne Walkowicz, an astronomer at the Adler Planetarium in Chicago and one of the scientists leading the push to change JWST’s name. Hier hätte es genderumständlich heißen müssen „eine der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“, und doch immer noch nicht umfassend genug, weil die Plus(s)-Menschen fehlen. So gibt es im Artikel noch zahllose Aussagen, die gegendert noch zerstörerischer im Deutschen als im Englischen wirken.
Man mag dem Unfug nicht weiter nachgehen. Was wird, wenn die Correctness auch andere verdiente Wissenschaftler erfaßt? Soll die berühmte Schrödinger-Gleichung umbenannt werden, weil ihr Entdecker hebe- bis pädophil war und junge Mädchen ins Unglück gestürzt hat? Bis vor kurzem galt das ja, vor allem bei den Grünen, als gesetzlich schützenswert. Aber wie schnell kann sich das ändern!
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