Was genau befürworten die Befürworter?
Worin sind alle Anhänger der Reform sich wirklich einig?
Was bedeutet es, wenn man sich zur Reform einerseits bekennt, andererseits aber alleinstehend trotzdem zusammenschreibt, oder aufwendig trotzdem mit e?
Anders gefragt: Welche Neuschreibungen werden von wirklich ausnahmslos allen, die jetzt dass statt daß" schreiben, ansonsten noch praktiziert? "überschwänglich? eine Hand voll? Schifffahrt?
Ich meine speziell Verlage und Redaktionen. Jeder Verlag und jede Redaktion hat mehr oder weniger einzeln und für sich beschlossen, worin und wie weit er/sie der Reform folgt, wo er/sie die Reform nicht mitmacht oder sie sogar noch weitertreibt (Beschluß der Nachrichtenagenturen!).
Wenn man den größten gemeinsamen Nenner all dieser Einzelregelungen bestimmt: Worin besteht der dann? Was ist der Kern der Reformschreibung? Läßt sich das ungefähr sagen? Worüber streitet man eigentlich, wenn man über die Rechtschreibung streitet?
Ich habe die Vermutung: Viel mehr als dass und Schifffahrt wird nicht übrigbleiben. Und insofern ist es eher eine Utopie, über die man streitet: ein Traum von einem orthographischen new deal. Wie hat die Befürworterin Renate Hendricks in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Bundeselternrats es in ihrem Brief an die Kultusministerkonferenz (13.8.2000) so schön geschrieben? Die Reformgegner seien offenbar von der Angst besessen (...), dass zukünftig die Möglichkeit nicht mehr in dem Maße wie bisher gegeben sein könnte, die Qualität eines Menschen an seinen ‚Rechtschreibleistungen' fest zu machen.
Es ist aber ihre eigene Angst, von der sie spricht. Die Gründe der Reformgegner sind eher praktischer, die Gründe der Befürworter eher ideologischer Natur. Wie oft man die Reformer im einzelnen auch widerlegt: Sie werden immer überzeugt bleiben, daß sie grundsätzlich aber im Recht sind.
Dennoch fände ich es lohnend, einmal zu ermitteln, wie der größte gemeinsame Nenner der Befürworter in der orthographischen Praxis aussieht.
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