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Norbert Lindenthal
17.08.2004 06.32
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Braunschweiger Zeitung

14.8.2004

Die Sudler

Von Paul-Josef Raue

Ein Germanist aus Indien und ein Germanist aus Deutschland gehen im Harz spazieren. Der Inder sagt: „Welch anmutige Landschaft!“ Der Deutsche erwidert: „Ja, janz schöne Jejend.“

Wolf Schneider, der deutsche Sprach-Papst, erzählt diese Anekdote, um zu belegen: Es gibt fast keinen, der die Gesetze unserer Sprache lückenlos beherrscht. Am ehesten ist ein Ausländer dazu in der Lage, der korrektes Deutsch gebüffelt hat, von keinem bayrischen oder Berliner Dialekt verbogen und nicht mit der Alltagssprache aufgewachsen ist, sondern mit Goethe – wie eben unser anmutiger Inder.

Der letzte Deutsche, der unsere Sprache beherrschte, war der Wiener Karl Kraus, der vor hundert Jahren alle Sudler lächerlich machte, und der Aphorismen schuf wie: „Das Wort Familienbande hat einen Beigeschmack von Wahrheit“.

Der letzte lebende Deutsche, der unsere Sprache beherrscht, ist Wolf Schneider. Er verkauft in bestem Deutsch viele Bücher wie „Deutsch für Profis“, in denen er beispielsweise schreibt: „Die Sprache ist ein zu kostbares Medium, als daß wir sie der Trägheit oder der Frechheit fahrlässiger oder mutwilliger Verstümmler überlassen sollten.“

Wolf Schneider gehört zu denen, die am Aufstand gegen die Rechtschreibreform teilnehmen. „Diese Reform ist reine Fummelei an unserer Sprache, eine Belästigung aller erwachsenen Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft.“ Das sagte, aus Überzeugung, Wolf Schneider der Bild-Zeitung. Und die druckte das Interview aus Berechnung.

Einige Tage zuvor hatte die größte Zeitung Deutschlands als größte Überschrift auf der Titelseite gemeldet: „Bild kehrt zurück zur alten Rechtschreibung“. Das war eine glänzende Marketing-Idee mitten im verhartzten Sommer – aus drei Gründen:

Begeisterung lösten sie bei den Journalisten der FAZ aus, die bislang sogar den Frisör wechselten, wenn auf den Wartestühlen die Bildzeitung lag. Die einsamen Rufer der FAZ, die nie nach der neuen Rechtschreibung druckten, würdigten die Aktion von „Bild“ mit dem Aufmacher auf ihrer Titelseite.

„Bild“ setzt sich an die Spitze des intellektuellen Deutschlands. Es folgen Rechtsprofessoren und Ministerpräsidenten, Spiegel-Redakteure und der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege.

P„Bild“ kämpft so gegen Reformen überhaupt. Nach der Rechtschreibung wird Hartz IV folgen, weitere Reformen wird es dann nicht mehr geben. Das ist das Marketing-Kalkül der Kampagne: „Bild“ rettet Deutschland.

Nur so kann „Bild“ dies intellektuelle Thema seiner Leserschaft überhaupt schmackhaft machen, die sonst mehr an nackter Haut und blankem Elend interessiert ist.

Eine „abgehobene Intellektuellen-Debatte“ nennt Peter Christ, Chefredakteur der „Stuttgarter Zeitung“, zu Recht den Streit um die alten oder neuen Worte. Die meisten Deutschen haben andere Probleme – und schreiben, selbst bei gebildeten Ständen, nach den neuen Regeln so falsch wie nach den alten.

Geben wir Ruhe, so unser Vorschlag. Die Reform einiger mächtiger, aber wenig gebildeter Bürokraten war ein Fehler. Aber er wüchse zu einem noch schlimmeren Fehler bei einer Reform der Reform.

Wir zeigen heute auf unserer ersten Kultur-Seite, dass sich nur wenig verändert hat. Immerhin nutzen wir in unserer Zeitung den Spielraum der Reform und schreiben alles nach alten Regeln, was erlaubt ist: Und das ist das Meiste.

Wir nutzen, aus Überzeugung, die bewährten Regeln der Zeichensetzung, weil sie helfen, einen Artikel schneller zu lesen und besser zu verstehen. Das ist erlaubt.

Wir beugen uns allerdings einigen Ärgernissen, aber überlegen uns, ob wir die schlimmsten Gräuel, in Abstimmung mit unseren Lesern, noch tilgen werden. Sollen wir, beispielsweise, dem Känguru sein „h“ zurückgeben?

Es ist der große Vorteil von lokalen und regionalen Zeitungen wie unserer, dass sie nicht nur Professoren und Manager erreichen, sondern auch Hauptschüler und Lehrlinge. In der Konkurrenz mit Videospielen und dem Fernsehen sind Zeitungen zu oft der Verlierer: Junge Leute scheuen die Mühe des Lesens, auch weil Redakteure sich zu oft zu wenig Mühe geben, verständlich zu schreiben.

Wir wollen nicht riskieren, dass die jungen Leute endgültig die Zeitung links liegen lassen – weil sie auch noch anders schreibt, als es ihnen in der Schule erlaubt wird. Wir wollen keine Kampagne und keine Marketing-Aktion auf dem Rücken der jungen Leser austragen – auch wenn wir überzeugte Anhänger der alten Rechtschreibung sind.

Das größte Problem unserer Bildung ist nicht die Rechtschreibreform. Das größte Problem ist die Weigerung, überhaupt noch zu lesen. Wir wollen, dass junge Leute lesen, mit Lust und aus Überzeugung lesen.

Wir können es uns nicht leisten, dass Eltern und Lehrer ihre Kinder warnen, die Zeitung zu lesen. Darum ist für uns eine Reform der Reform solange kein Thema, bis die großen Nachrichtenagenturen oder unsere Ministerpräsidenten die Reform zurückgedreht haben; damit ist in naher Zukunft allerdings kaum zu rechnen.

Der Philosoph Arthur Schopenhauer, so er heute lebte, hätte seine zynische Freude an den Bürokraten, die sich an den Worten vergreifen: „Die Sudler sollten ihre Dummheit an etwas anderm auslassen, als an der deutschen Sprache.“

Sonnabend, 14.08.2004

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Norbert Lindenthal
10.08.2004 05.21
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Braunschweiger Zeitung



10.8.2004

Drei Schreibweisen für Majonäse

Stimmen für und wider die Rechtschreibreform von Schülern, Lehrern und Verlagen der Region

Von Andreas Berger

„Leidtun, zeitsparend, dahinterstehen“ – mit solchen leichten, dem gängigen Sprachgebrauch angepassten Reformen sollte die seit 1999 neue Rechtschreibung ab 1. August 2005 in Schulen und Behörden verbindlich werden.

Doch dann kam Christian Wulff. Niedersachsens Ministerpräsident setzte sich an die Spitze der Reformgegner. Inzwischen wurde die Gegenbewegung zum Selbstläufer. Nachdem die FAZ bereits 2000 zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt war, schlossen sich nun die Springer-Blätter, Süddeutsche Zeitung und der Spiegel an. Nordrhein-Westfalens CDU-Vorsitzender Jürgen Rüttgers macht gar mit der Rücknahme der Rechtschreibreform Wahlkampf.

Deutschlands Schriftsteller, allen voran Günter Grass und Hans Magnus Enzensberger, wetterten von Anfang an gegen die neuen Schreibweisen. Der in Wolfenbüttel lebende Germanist Professor Helmut Henne kritisiert vor allem, dass bestehende Wörter des deutschen Sprachschatzes durch die neuen Getrenntschreibregeln der Reform auseinander gerissen würden.

Unter den Ministerpräsidenten, die nur einstimmig die Reform wieder rückgängig machen könnten, gibt es bislang dafür aber nicht mal eine einfache Mehrheit.

Und die Schüler, für die alles ja mal gemacht wurde? Sabine Ohlendorf, Lehrerin an der Helmstedter Realschule, sieht nach wie vor große Schwierigkeiten bei der Groß- und Kleinschreibung. „Ich hätte für die völlige Kleinschreibung plädiert, wie es sie in anderen Ländern auch gibt.“ Die Schüler würden bei einem Zurück zur alten Schreibung völlig verunsichert. Da in Niedersachsen die Schulbücher gemietet werden müssen, kämen auch gehörige Kosten auf die Eltern zu.

Max-Luca Ibba (12) hat von Anfang an die neue Rechtschreibung gelernt. „Und das sollte jetzt auch so bleiben“, findet er. Die sei so noch schwer genug. Die alte Schreibung hat der Braunschweiger Gymnasiast nicht mehr parat, wenn er auch bei seiner Mutter anmerkt, wo sie (nach neuer Regel) falsch geschrieben hat.

Umgekehrt geht es Ann-Katrin Eggers (16), die stets nur die alte Rechtschreibung benutzt hat. „Die neuen Regeln wurden zwar daneben geschrieben, aber weil es keine Fehler dafür gab, haben wir uns darum nicht sehr gekümmert“, berichtet die Braunschweiger Gauß-Schülerin. Sie fänd’s folglich gut, wenn die alte Rechtschreibung wieder verbindlich würde. Aber hat auch keine Sorgen, die neue nachzulernen: „Das mit dem ss nach kurzem Vokal weiß man auch so.“

Diese Regel ist auch eine der liebsten von Martina Schäfer (50). Die Deutschlehrerin vom Fallersleber Gymnasium findet aber noch einiges reformbedürftig an der neuen Rechtschreibung, besonders die Fremdwörter. „Da habe ich dann drei Sorten Majonäse an der Tafel. Fremdwörter sollten so geschrieben werden wie in der Ausgangssprache, schließlich lernen unsere Kinder Fremdsprachen und reisen.“ Aber zur alten Regelung will sie nicht wieder zurück: „Das scheint mir mehr eine Aktion gegen die Regierung.“

Stefan Becker von der Westermann-Schulbuchgruppe, hält auch nichts von einer Revision: „Die Schüler haben mit der neuen Schreibung kein Problem, das Chaos gibt’s bloß bei uns alten, die wir uns umstellen müssen.“ 6000 bis 12 000 Euro pro Titel würde den Verlag eine Umstellung kosten. Aber: „Was die Kultusminister beschließen, müssen wir umsetzen, da haben wir keine Wahl.“

Dienstag, 10.08.2004

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