PNP Passauer Nachrichten
ARTIKEL vom 09.08.2004
„Klar ist, dass völlig unklar ist, was man eigentlich will“
Bitte bitte wieder ändern! Nein, bitte bitte so lassen: Die Leserinnen und Leser der PNP sind in ihrer Meinung so gespalten wie die Experten.
Kein Sinn erkennbar
„Ich begrüße den Vorstoß der großen Verlage, die Rechtschreib-Reform nicht einzuführen und bei der alten Schreibweise zu verbleiben. Ich (46) bin wirklich für alles Neue aufgeschlossen, wenn auch ein entsprechender Sinn dahinter steht. Diesen kann ich mit der jetzigen Umstellung nicht erkennen.“ Reiner Lorenz, Winhöring
Totale Verwirrung
„Die neue Rechtschreibung hat sehr viele Vereinfachungen gebracht und unsinnige Ausnahmen wie zum Beispiel die Trenne-nie-s-t-Regel abgeschafft. Deshalb war ich sehr froh, als die neue Rechtschreibung eingeführt wurde und viele andere Schüler auch. Sie sollten die alten Regeln nicht wieder einführen, weil das nur zu einer totalen Verwirrung der Schüler führen würde. Zudem würde dies dazu führen, dass wir in Österreich und der Schweiz andere Regeln wie in Deutschland hätten. So würde das Chaos vollendet. Aus diesen Gründen bitte ich Sie inständig, die neue Rechtschreibung beizubehalten und Quertreiber, die sich nur aus eigener Bequemlichkeit nicht daran gewöhnen wollen, nicht zu unterstützen.“ Stefan Lenz
Unnötiges Gezerre
„Klar ist, dass völlig unklar ist, was man eigentlich will. Die Rücknahme der so genannten Rechtschreibreform, oder doch nicht, vielleicht nicht ganz? An Reformen im Sinne einer Erleichterung (z.B. Kleinschreibung von Substantiven etc.) ist wegen eingefleischter Gewohnheit, Tradition und schlichter Anpassungsfaulheit ohnehin nicht zu denken. Rechtschreibtests zeigten, dass auch so genannte Experten nicht fehlerfrei über die Runden kommen, egal ob es sich um die alte oder die neue Schreibweise handelt. Eine aus jeder Sicht perfekte Schreibreform wird es ohnehin nicht geben. Und wenn Verlage oder einige Alt-Dichterfürsten meinen, dass es der Logik mehr dient, abweichend von der ,Nummer‘ numerieren und Numerierung auch weiterhin mit nur einem ,m‘ zu schreiben, wird dadurch der Weltuntergang auch nicht herbeigeführt. Sicher ist, dass die meisten von uns auch dieses unnötige Gezerre überstehen werden, auch wenn sie, so wie ich, den alten Duden schon entsorgt haben.“ H.W. Fiedler, Passau
In den Reißwolf
„Es ist so wie immer in unserem Staat. Überflüssige Bürokraten brüten über überflüssigen Gesetzen, Verordnungen usw. Fast Keiner, der nicht zu der neuen Schreibweise verpflichtet werden kann, denkt daran, sich an diese zu halten. Jetzt ist das Geschrei der verantwortlichen Politiker wieder groß, weil die aufgelaufenen Kosten bereits enorm sind. Das Volk wurde wieder einmal nicht gefragt und die Verwunderung über die Ablehnung ist groß. Also ab mit diesem grossen Mist in den Reißwolf.“ Alfred Reif, Saldenburg
Lassen, wie es ist
„Ich bin ja noch mit der alten Rechtschreibung aufgewachsen und konnte mich – bis auf Kleinigkeiten nicht mehr an die neue gewöhnen. Als ich das erste Mal ,Delfin‘ gelesen habe, musste ich erst überlegen, was das überhaupt bedeuten soll. Nur die Kinder, die jetzt seit Jahren die neue Rechtschreibung kennen, würden sich sehr, sehr schwer umgewöhnen. Lassen wir es doch, wie es ist und wir Alten schreiben so, wie wir es gelernt haben.“ Rosemarie Klose, Pfarrkirchen
Unharmonisches fff
„Machen Sie es wie die großen Verlage. Kehren Sie zur alten Regel zurück. Ich weiß bis heute nicht wann das ,ß‘ bzw. das ,ss‘ anzuwenden ist. Außerdem sehen Wörter mit z.B. drei fff unharmonisch aus.“ Edwin Kopp, Rinchnach
Bereits gewohnt
„Ich finde, dass die neue Rechtschreibung auf jeden Fall bestehen bleiben sollte, da sich die meisten Schulkinder und fast alle jungen Menschen daran gewohnt haben. Es gibt nur noch wenige ältere Menschen, die es nicht mehr für nötig hielten ihre Schreibregeln zu ändern. Aufgrund dessen bin ich für die neue Rechtschreibung.“ Florian Ehrenthaler
Keine echte Reform
„Eine echte Reform wäre folgendes: 1. Konsequente Kleinschreibung wie im übrigen Europa, 2. Umlaute nur noch mit e schreiben also: ae, ue, oe wie bei E-mail ins Ausland. 3. Verzicht auf das ß, grundsätzlich zwei s. 4. Im Zweifelsfall nur noch getrennt schreiben. Wenn man will, dass Deutsch in Europa von möglichst vielen Menschen gelernt wird, muss es vereinfacht werden auch wenn sich viele bornierte Germanisten dagegen straeuben.“ P. Oellinger, Viechtach
Ziel verfehlt
„Es wäre schön, würde auch die PNP zur alten Rechtschreibung zurückkehren. FAZ, Spiegel, Springer die SZ wohl ebenfalls bald, warum also zögern. Die konsequente neue Regelumsetzung finde ich wohl nur in neueren Schulbüchern. Wir sollten den Schülern baldmöglichst wieder eine einheitliche Rechtschreibwelt nach altem Muster bieten. Die letzten sechs Jahre können wir nicht rückgängig machen. Aber jetzt der Argumentation zu folgen, aus diesem Grund das Ganze durchzuziehen, halte ich für falsch. Das ursprüngliche Ziel, alles zu Vereinfachen hat die Reform verfehlt. Soll man diesen Fehler nun per Verordnung manifestieren?“ Michael Hoellerl, Oberham
Keine Rücknahme
„Hoffentlich kommt keine Rücknahme der Rechtschreibreform! Ich reche damit, dass weder in der Kultusminister- wie auch in der Ministerpräsidentenkonferenz keine einstimmigen Beschlüsse zur Rücknahme der Reform zu Stande kommen. Die Aktionen von Springer und Spiegel sind nicht angemessen. Die Jugend von der Grundschule bis zur Hochschule wird nicht gefragt. Die wird aber durch die Rücknahme der Reform am meisten verunsichert. An die Neudrucke von Schulbüchern, Duden und PC-Programmen denken die Befürworter der Rücknahme der Reform wohl auch nicht.“ Reinhold Eder, ehem. Lehrer
Zum Abfall
„Rückkehr zur alten Rechtschreibung & neue Rechtschreibung zur Abfallbeseitigung.“ Jochen Urban, Passau
Altbewährtes
„Bitte bitte kehrt ebenfalls zur alten Rechtschreibung zurück! Ich kriege jedesmal eine Gänsehaut, wenn ich Worte wie Delfin sehe. Da wurde uns in der Schule die Rechtschreibung eingebleut und dann wird sie einfach so über den Haufen geworfen. Das Wort hat einen griechischen Ursprung, ist also uralt und wir ändern es. Wird die Stadt Delphi jetzt auch Delfi geschrieben? Jedenfalls habe ich gestern gejubelt, als ich hörte, daß große Verlage zur richtigen Schreibweise zurückkehren. 1998 mußten die Schüler höherer Jahrgangsstufen auf die Reform umschwenken, also werden die Kinder es heute auch verkraften, wenn wieder so geschrieben wird, wie es noch in den meisten Büchern steht. Also zurück zum Altbewährtem!“ Monika Brandt
Stephansposching
Die Leserbriefe wurden weder nach neuer noch nach alter Rechtschreibung korrigiert.
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