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Sigmar Salzburg
27.07.2016 05.09
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Robert Sedlaczek

Jedesmal, wenn der österreichische Journalist Robert Sedlaczek eines seiner Bücher fertiggestellt hat, schreibt er eine Glosse zum Lobe der Rechtschreib„reform“, die dann so eingeleitet wird:

Robert Sedlaczek ist Autor zahlreicher Bücher über die Sprache. Eben ist "Österreichisch fia Fuaßboifäns“ im Verlag Amalthea erschienen ...
... und dann bringt er die bekannten Belehrungen zur „Reform“, die schon einen ziemlichen Gamsbart haben. Diesmal aber hat er noch ein Anliegen:
„20 Jahre Rechtschreibreform“ – unter diesem Titel bat die „Krone“ vor wenigen Tagen einen Kritiker und einen Befürworter der Reform um ihre Meinung. Der Kritiker war ein Studiendirektor im Ruhestand, was immer das sein mag. Seine Meinung wurde unter dem Titel „Milliardenkosten und Verwirrung“ zusammengefasst. Leider blieb er uns die Antwort schuldig, warum die Reform Milliardenkosten verursacht haben soll.
wienerzeitung.at 26.7.2016
Da können wir Herrn Sedlaczek weiterhelfen: Für die deutsche Bundesrepublik hatte Friedrich Denks Sohn Wolfgang im Rahmen einer Masterarbeit bis 2006 einen rein materiellen volkswirtschaftlichen Schaden von 4,74,Mrd. Euro errechnet, genau soviel, wie bis 2011 auch der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan gekostet hatte. Wir wissen, daß sich diese Kosten inzwischen vervielfacht haben. Der ideelle, durch die „Reform“ entstandene Schaden ist in Zahlen überhaupt nicht erfaßbar.

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Sigmar Salzburg
09.05.2009 13.57
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Wermke: Die Sprache ist wie ein Faustkeil!

[Längeres Interview mit Duden-Chef Matthias Wermke]
….
[Frage von Robert Sedlaczek: ]

Zur unsäglichen Rechtschreibreform: Die Reformer haben oft zwei Varianten zugelassen: Soll doch die Schreibgemeinde entscheiden, was ihr lieber ist! Allerdings haben das die Wörterbuchverlage konterkariert: sie kennzeichnen in Gelb eine Vorzugsvariante aus.

In unserer Sprachberatung hat sich gezeigt: Fragesteller wollen gar nicht wissen, was alles zulässig ist! Sie wollen nur wissen, wie sie in einem bestimmten Fall schreiben sollen! Vereinfachung ist gut, Schreibvarianten sind schlecht. Durch die Nacharbeiten am neuen Regelwerk gibt es jetzt mehr Schreibvarianten, das ist nicht im Sinn der Schreibgemeinde. Deswegen haben wir in der 24. Auflage des Rechtschreib-Dudens Empfehlungen ausgezeichnet. Wir leisten damit einen Beitrag, die Akzeptanz der Reform zu stärken.

Und wann wird es die nächste Rechtschreibreform geben?

Ich hoffe, erst nach meiner Pensionierung!

Zur Person
Matthias Wermke gilt in Deutschland als die Nummer eins in Sachen Sprache. Seit 1995 ist er Leiter der Dudenredaktion, seit 2002 auch Verlagsleiter mit wirtschaftlicher Verantwortung, seit 2005 Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung...

Printausgabe vom Samstag, 09. Mai 2009
Wiener Zeitung

[Wermkes Antwort ist ähnlich gottvoll, wie die Behauptung von Doris Ahnen im Spiegel-Interview v. 22.11.04, durch die verflachende Reformschreibung werde das Textverständnis der Schüler gestärkt. Nun hatte sich der „Rat“ mühsam durchgerungen, vieles davon zurückzunehmen, aber zur Gesichtswahrung der Kultusminister großenteils nicht völlig aus dem Verkehr zu ziehen, da „empfiehlt“ der Duden wieder zahllose der schon fast ausgemusterten Reformschrottmodelle.

Sedlaczek ist auch nicht ganz koscher. Hier spricht er von der „unsäglichen Rechtschreibreform“. Vor kurzem tönte er aber: „Wir schreiben Quäntchen, weil …“ usw. (siehe die Notiz hier im Forum)
]

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Sigmar Salzburg
18.08.2008 07.08
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Blüthen der Thorheit

Schade, daß wir hier keine Rubrik „Blüthen der Thorheit“ haben wie die FDS auf ihrer Seite. Der Sedlaczek-Artikel wäre ein hochrangiger Kandidat dafür:

Sedlaczek am Mittwoch
Belämmerter Tollpatsch schnäuzt sich
Mit der eben in Kraft getretenen Rechtschreibreform wird das Stammprinzip gestärkt. Das ist durchaus vernünftig, denn die Orthografie gewinnt dadurch an Logik.

[Bild]
Robert Sedlaczek ist der Autor des eben erschienenen „Kleinen Handbuchs der bedrohten Wörter Österreichs“.

[…]
Besonders mutig war der Schritt der Reformer bei vier Wörtern. Wir schreiben jetzt Quäntchen und nicht mehr Quentchen , obwohl das Wort nicht von Quantum, sondern von der alten Maßeinheit Quent abstammt: früher einmal das Fünftel von einem Lot. Da das kaum jemand weiß und die Schreibung Quäntchen überhand genommen hat, ist diese nun zur Norm geworden.

Noch bizarrer ist die Geschichte des Wortes belemmert. Es stammt von einem norddeutschen Ausdruck belemen (= lähmen) ab und hat ursprünglich soviel wie „scheußlich“ bedeutet. Da wir immer an Lamm gedacht haben, hat sich in der Schreibung ein ä eingeschlichen, gleichzeitig hat sich die Bedeutung verändert. Wer belämmert dreinschaut, der ähnelt einem Lamm – er wirkt niedergeschlagen. Es ist also nur logisch, dass wir von nun an die Schreibung belämmert wählen.

In gleicher Weise haben wir vergessen, dass einbleuen von bleuen (= schlagen) abstammt. Die Wendung jemanden grün und blau schlagen war so stark, dass der Ausdruck immer häufiger mit blau in Verbindung gebracht worden ist. Also schreiben wir gleich einbläuen.

Das letzte Beispiel ist besonders interessant, es geht um jenes Wort, das in alter Schreibung Tolpatsch gelautet hat. Es geht auf ein ungarisches talpas (= Fußsoldat) zurück. In Österreich ist daraus die Bedeutung „Soldat, der eine unverständliche Sprache spricht“ geworden. Weil wir aber immer an toll und patschen gedacht haben, ist uns die Schreibung Tollpatsch vernünftig erschienen, schließlich heißt es ja auch tolldreist. Auch die Bedeutung des Wortes hat sich angepasst. Niemand denkt mehr an einen Infanteristen, ein Tollpatsch ist ein „ungeschickter Mensch“.

Spätere Generationen werden uns für diese Änderungen dankbar sein.

Dienstag, 05. August 2008
wiener zeitung

Ich habe in einem Kommentar das Bösartige in dieser „Reform“ aufs Korn genommen:

Sedlaczek: „Wir schreiben jetzt Quäntchen und nicht mehr Quentchen, … “

„Wir“ schreiben immer noch „Quentchen“, weil wir gebildet sind und das mittelalterliche Maß meinen. Niemand hat etwas dagegen, daß die Schreibweise mit „ä“ in der Schule kein Fehler sein soll. Die richtige Schreibung aber in der Schule zu verbieten und über die Schule ausmerzen zu wollen ist eine üble Kulturbanauserie. Die Willkür der Auswahl der verfemten Wortschreibungen macht jeder Diktatur Ehre: „Wer Jude ist bestimme ich!“ (Göring)


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Karl-Heinz Isleif
09.01.2008 16.42
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Re: „Der Duden ist das dümmste Buch ...“

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg

[…]
Die Rechtschreibreform interessiert Schmidt-Dengler nicht: „Da halte ich es mit Doderer: Der Duden ist das dümmste Buch, man soll es aber nicht abschaffen, weil es sofort durch ein dümmeres ersetzt würde.“ Einen gewissen Sprachwandel gebe es immer, ärgerlich seien Sprachschlampereien.
[…]

Germanisten sind Fahrlehrer, denen die Verkehrsregeln egal sind.

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Sigmar Salzburg
09.01.2008 16.10
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„Der Duden ist das dümmste Buch ...“

Wendelin Schmidt-Dengler, Wissenschafter des Jahres 2007, kritisiert „unerhörte Macht des Rektors“ seit 2002

Ein Forscher, der Spuren sichert

Von Heiner Boberski

Renommierter Sprachwissenschafter erhielt neue Trophäe.
„Studienzugang soll frei sein, aber das Maturaniveau höher.“

Wien. Wendelin Schmidt-Dengler, Germanist an der Universität Wien, wurde vom Klub der Bildung- und Wissenschaftsjournalisten zum Wissenschafter des Jahres 2007 gewählt. Mit dem Titel wurde erstmals eine neue Trophäe vergeben, eine Skulptur aus Aluminiumschaum von Philipp Aduatz von der Uni für angewandte Kunst Wien.
Dass er 1942 in Zagreb geboren wurde, nennt Schmidt-Dengler im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“ einen Zufall
[…]
Die Rechtschreibreform interessiert Schmidt-Dengler nicht: „Da halte ich es mit Doderer: Der Duden ist das dümmste Buch, man soll es aber nicht abschaffen, weil es sofort durch ein dümmeres ersetzt würde.“ Einen gewissen Sprachwandel gebe es immer, ärgerlich seien Sprachschlampereien.
[…]
Dienstag, 08. Jänner 2008
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4601&Alias=wzo&cob=320975

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Norbert Lindenthal
05.08.2006 12.08
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absolut Schiffbruch erlitten


Wiener Zeitung, 4.8.2006

Die deformierte Reform


Von Andreas Unterberger

Die Rechtschreibreform ist zum perfekten Lehrstück geworden. Und zwar dafür, zu welch katastrophalen Ergebnissen beamtete Regelungswut führen kann. Milliarden sind im letzten Jahrzehnt sinnlos für Schul- und Wörterbücher, Kurse, Rechtschreibprogramme und vieles andere ausgegeben worden. Gleichzeitig wurde aber die missglückte Reform immer wieder neu reformiert und verursachte immer wieder neue unproduktive Kosten.
Aber ich gebe zu: „Kosten“ und „produktiv“ sind Begriffe, die man in den Hirnen der Reformer nicht finden wird. Wo sollte sie etwa ein österreichischer Landesschulinspektor auch gelernt haben? Diese Begriffe gelten ja sowieso nur für die niederen Stände: die Steuerzahler, die Wirtschaft.

Neben Kosten haben die Reformer nur eines erreicht: Der Rechtschreibgebrauch ist heute so uneinheitlich wie nie im 20. Jahrhundert. Zunehmend verunsichert pfeifen die Menschen auf das Ideal einer einheitlichen Schreibung und kehren zu Mozarts fröhlichem Chaos zurück. Daran ändert auch der Umstand nichts mehr, dass nun Schritt für Schritt die Reform zurückgenommen wird, die einst von provinziellen Geistern so laut als fortschrittlich bejubelt worden ist.

Das einzig Sinnvolle hatte man damals nicht gewagt: nämlich nach Schweizer Beispiel das "ß" ganz abzuschaffen. Dafür freute man sich kurzfristig, dass die Volksschulkinder weniger Fehler beim Schreiben machten. Was aber kein Wunder war, wenn etwa die Beistrichsetzung vielfach von einer Musszu einer Kann-Bestimmung geworden war. Man hat dabei nur übersehen, dass die für unwichtig erklärten Beistriche (wie übrigens auch die Großschreibung) beim Lesen enorm hilfreich sind. Korrekt mit Kommas strukturierte Texte sind viel leichter zu erfassen. Das hat man bei jenen Selbstbejubelungs-Tests freilich ignoriert. Jedoch: Bei den berühmten Pisa-Tests zehn Jahre später haben sich die Lese-Ergebnisse signifikant verschlechtert. Womit mag das nur zusammenhängen?

Die Moral von der Geschichte: Auch im kulturellen Bereich hat die Verstaatlichung absolut Schiffbruch erlitten. Und der Duden übernimmt wieder wie im ganzen 20. Jahrhundert die Wortführerschaft in Sachen Rechtschreibung: weniger pannenanfällig, weil behutsam, weil marktorientiert.

Freitag, 04. August 2006

Schreiben Sie an Andreas Unterberger

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Norbert Lindenthal
04.07.2006 16.46
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Wieso nachhüpfen nach vorhüpfen? Warum nicht selbst denken?

Wiener Zeitung, 4.7.2006

Sedlaczek am Mittwoch
Offener Brief an Bastian Sick

Robert Sedlaczek ist Autor der Bücher „leet & leiwand – das Lexikon der Jugendsprache“ und „Das österreichische Deutsch“.

Lieber Zwiebelfisch! Du hast zwei großartige Bücher geschrieben, die auch in Österreich gern gelesen werden. Im Untertitel bezeichnest Du sie als „Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache“ – wie Recht Du hast!
Was Deinen Landsleuten bei der Rechtschreibreform und bei der anschließenden Reform der Reform eingefallen ist, geht ja auf keine Kuhhaut. Ihr habt also den Irrgarten selbst angelegt.

Wir in Österreich können dann nichts anderes tun, als nachhüpfen, was ihr uns vorgehüpft habt.

Über viele Deiner Kolumnen können auch wir herzhaft lachen. Auch unsere Sportjournalisten haben diese Sucht nach Synonymen. Bei der Fußball-WM erleben wir das Tag für Tag: Es reicht ja nicht, dass man die Franzosen einfach „Franzosen“ nennt, nein, sie sind „Les Bleus“, „die Blauen“ oder „die Grande Nation“. Die „Argentinier“ heißen „die Gauchos“, die Mexikaner „die Azteken“, die Spieler von der Elfenbeinküste „Elefanten“. Und Ihr Deutschen seid „die Klinsmänner“, na ja, das ist weniger originell. Wer in der Berichterstattung die meisten Ersatzwörter gebraucht hat, wird wahrscheinlich zum „Sportjournalisten des Jahres“ gewählt. Auch bei uns wird „vierzehntägig“ und „vierzehntäglich“ gern verwechselt, genauso „hinauf“ und „herauf“, „hinunter“ und „herunter“. Statt E-Mail liest man leider oft e-Mail, eMail oder gar Email, und die Sprache der Politiker ist auch bei uns Phrasendrescherei.

Ich muss aber auch ein wenig Kritik üben. Als Mann des Nordens hast Du für unsere Sprachgewohnheiten nichts übrig. Dieses Gefühl haben nicht nur wir in Österreich, sondern auch viele Deiner Leser im Süden Deutschlands. Warum bist Du so einseitig?

Es fängt schon beim Titel Deiner Bücher an: „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“. Da machst Du Dich wohl über uns lustig. In unserer Mundart gibt es nämlich keinen Genitiv. Wir sagen: „dem Vatern sein Huat“ oder „der Huat vom Vatern“. Das klingt irgendwie netter als „Vaters Hut“. Wie klingt „Der Dativ ist des Genitivs Tod“? Wie kalter Kaffee! Als Buchtitel unbrauchbar!

Auch wenn Du über die verschiedenen Tempora schreibst, hast Du Deine norddeutsche Brille auf. Die Form „Ich hab es vergessen gehabt“ ist eine völlig normale Zeit. Wir verwenden sie deshalb, weil wir in der Alltagskommunikation im Perfekt erzählen und für Vorzeitiges ein eigenes Tempus brauchen. „Ich hab es vergessen gehabt, doch dann ist es mir wieder eingefallen.“

Die Zeit wird übrigens von den Grammatikern „doppeltes Perfekt“ genannt, Du nennst sie „Ultra-Perfekt“, siehst darin einen „Hausfrauenjargon“ und meinst, da zeige sich ein „Hang zur Verdoppelung“ – zum Lachen!

Im zweiten Band lese ich vom „Präteritum der Höflichkeit“. „Sie wollten Seeteufel?“ sagen bei Euch die Kellner, nachdem sie die Bestellung aufgenommen haben – obwohl sie genau wissen, dass Du Seeteufel bestellt hast.

Ein österreichischer Kellner würde sich niemals so ausdrücken. Unsere Kellner verwenden als Form der Höflichkeit den Konjunktiv: „Sie hätten also gern einen Seeteufel?“

Auch die Ermittler in den Fernsehkrimis fallen nicht mit der Tür, sondern mit dem Konjunktiv ins Haus. „Wir hätten Ihnen gern ein paar Fragen gestellt . . .“ sagen sie zum Täter, ehe die Handschellen klicken.

Während bei Euch der Konjunktiv auszusterben scheint, treibt er in unserer Mundart seine schönsten Blüten. Bei einigen Wörtern gibt es mehr Konjunktive, als Ihr Fußball-WM-Titel habt. „I kennt“, „I kenntat“, „I kannt“, „I kanntat“, „I kunnt“, „I kunntat“, „I tat kenna“. Das alles heißt so viel wie „ich könnte“.

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Norbert Lindenthal
09.06.2006 18.19
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warum wohl?



Wiener Zeitung, Freitag, 09. Juni 2006

Klare Bevorzugung der alten Rechtschreibung
Agenturen halten sich im Zweifel an Varianten vor 1996.

Wien. (red) Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen apa, afp, ap, ddp, dpa, epd, Dow Jones, kna Reuters und sid werden im Zweifelsfall bei den Varianten der Rechtschreibung vor 1996 bleiben. Das ist der Wunsch der von den Agenturen befragten Kunden.
Um ihre Meinung gefragt wurden 80 österreichische und 197 deutsche Kunden. Gegenüber 123 Antworten aus Deutschland kamen aus Österreich 20 Antworten.

Aus ihnen geht hervor, dass die Kunden die Schreibung innerhalb des Regelwerks, also die sogenannte neue Rechtschreibung, bevorzugen. In jenen Fällen allerdings, in denen die alte und die neue Schreibweise möglich sind, haben sich die Kunden mit großer Mehrheit für die alte Schreibweise ausgesprochen.

Während die prinzipielle Anwendung des neuen Regelwerkes sowohl in Österreich als auch in Deutschland außer Frage steht, würden in jenen Fällen, in denen sowohl eine alte als auch eine neue Schreibweise möglich ist, in Österreich nur ein Kunde und in Deutschland lediglich 19 Kunden die progressive Variante bevorzugen.

Das bedeutet, dass von den Agenturen etwa zulässige Verbkombinationen wie „kaltstellen“ zusammengeschrieben werden und auf Umlaute in der Laut-Buchstaben-Zuordnung verzichtet wird (es wird also „aufwendig“ statt „aufwändig“ geschrieben.)

Diese künftige Vorgangsweise der Agenturen entspricht jener der „Wiener Zeitung“, in der im Fall von Alternativen schon jetzt die traditionelle Schreibung bevorzugt wird.

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Norbert Lindenthal
07.10.2004 10.50
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Wiener Zeitung



7.10.2004

Uneinheitliche Rechtschreibung

Zeitungen des Axel Springer Verlags haben diese Woche auf die alte Rechtschreibung umgestellt. Nun folgen „Welt am Sonntag“ und „B. Z. am Sonntag“. Die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) wird jedoch möglicherweise nicht wie geplant zur alten Schreibweise zurückkehren. Die endgültige Entscheidung sei nicht gefallen, heißt es in der „SZ“-Redaktion. Der „stern“ berichtet, dass die „SZ“ auf Distanz zu den Plänen gegangen sei, weil sich nach einer Umfrage der Chefredaktion nur 4 Prozent der Mitarbeiter für die alte Rechtschreibung aussprachen. Auf der Frankfurter Buchmesse haben 100 Autoren, Verleger und Wissenschaftler die Rücknahme der Reform gefordert, u. a. Günter Grass, Siegfried Lenz, Sten Nadolny und Ilse Aichinger.

Erschienen am: 07.10.2004

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Norbert Lindenthal
12.08.2004 11.33
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Wiener Zeitung



12.8.2004

Rechtschreibreform:
Noch nie trieb ein Thema mehr Leser in die Nutzer-Foren

Glaubenskrieg der „SZ“-Leser

Von Julia Lenders, München, dpa
Im Lager des Rebellen scheint nun eine weitere Rebellion ausgebrochen zu sein. Seit der Süddeutsche Verlag gemeinsam mit zwei weiteren Verlagshäusern ankündigt hat, zur alten Rechtschreibung zurückkehren zu wollen, versinken die Redaktionen in einer Flut aus Leserbriefen und E-Mails.

Lob und Tadel halten sich dabei in Hunderten von Kommentaren, die nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) täglich eingehen, nahezu die Waage. Im „SZ“-
Online-Forum tobt eine Art Glaubenskrieg, bei dem es längst nicht mehr nur um die Frage geht, ob „Schifffahrt“ künftig mit zwei oder drei F geschrieben werden soll.
„Es geht um Kultur, Geschichte und Gesetz. Und um die Sorge um das Wohl der Schüler“, analysiert die „SZ“ in einer ersten Bilanz zu ihren Leserreaktionen. Noch nie habe ein Thema mehr Leser in die Nutzerforen getrieben. Beileidsbekundungen zur „orthographischen Rolle rückwärts“ wechseln ab mit hoffnungsvollen Prognosen im Stil von „Die Vernunft kehrt nach Deutschland zurück“. So viel Pathos ruft mittlerweile auch die des Sommerlochs überdrüssigen Vernunftmenschen auf die Barrikaden: In einer Reihe von bayrischen Zeitungen rufen sie in neuer oder alter Rechtschreibung zur Schlichtung auf.

Wieso die Aufregung?
„Wieso die Aufregung?“ fragt Matthias Neumann in der „Augsburger Allgemeinen“. „Soll doch jeder schreiben, wie er meint, ein bisschen Anarchie kann gewiss nicht schaden!“ empfiehlt Hans Resch aus Ruhstorf in der „Passauer Neuen Presse“. Und doch rührt das Thema einige Leser offensichtlich mehr als die Debatte um Hartz IV, Lafontaines Comeback oder der Sudan-Konflikt. Sie drohen etwa der „SZ“ damit, ihr Abonnement abzubestellen oder lebenslänglich zu verlängern – je nach Ausgang der Debatte.
Doch welche Gruppierung sich in der Diskussion als wortreicher, argumentationsfreudiger und letztlich überzeugender erweist, ist bisher nicht abzusehen. Eine Volksabstimmung, wie sie jüngst 70 Rechtsprofessoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Thema forderten, würde, so scheint es, auch kaum Klärung bringen.
Eindeutig Position bezieht dagegen die Masse der Schüler, für die die neue Rechtschreibung am 1. August 1998 eingeführt worden war. Bei ihnen ist ein klares Nein zur Reform-Reform zu erkennen.
„Ich hab in der Schule nur die neue Rechtschreibung gelernt und überhaupt keine Schwierigkeiten damit gehabt“, sagte etwa Barbara Hackner, aus einer 6. Klasse in Ingolstadt, dem „Donaukurier“. „Daß" mit scharfem ß käme ihm mittlerweile nur mehr falsch vor, so ein Maturant im „SZ“-Online-Forum.
Langsam kämen ihm Zweifel an der Jugendfreundlichkeit der „Süddeutschen Zeitung“. „Denn dies ist ja der zweite Schritt nach Einstellung des ,Jetzt'-Magazins, der gegen diese Gruppe geht“, klagt der junge Mann mit dem klingenden Internet-Nutzernamen Baphomet.
So hitzig die Diskussion in den vergangenen Tagen auch geführt wurde, neu ist sie nicht. Bereits um 1830 ließ sich Johann Wolfgang von Goethe mit folgendem Ausspruch zitieren: „Wie dieses oder jenes Wort geschrieben wird, darauf kommt es doch eigentlich nicht an; sondern darauf, was man damit sagen wollte . . .“ Mit dieser gemäßigten Position hätte der Dichter im „SZ“-Online-Forum allerdings wohl kaum ausreichend Gehör gefunden.

Erschienen am: 12.08.2004

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