Re: Gegendarstellung
Es wäre noch darauf hinzuweisen, daß das Verb placer laut den meisten Wörterbüchern erst im frühen 18. Jh. von place entlehnt worden sein soll (Herkunftswörterbuch, Dudenverlag, 1989). Auf Deutsch Fremdwörterbuch, A. M. Textor, 1989, rororo weist ebenfalls auf den franz. Ursprung hin, und weist auch Placement (Kapitalanlage, Unterbringung) als französisch aus, hält allerdings das bei einem Placement erforderliche Placet (Genehmigung) für lateinisch, obgleich man das Wort auch franz. aussprechen kann. Leute, die des Französischen kundig sind, mögen bitte sagen, ob es ein Verb placer im Franz. gibt und wie es allgemein benutzt wird. Im Spanischen gibt es placiere.
Nach Ruud Harmsen (Pranto and Ilanto, but not chanto) entstand länderübergreifend folgende Entwicklung:
(lat.) placere (ital.) piacere (franz.) plaire (span.) placer (portug.) prazer (zu deutsch) gefallen. Wolkensteinforum ist mit mir einer Meinung, daß placere vom lat. placeo (mit kurzem a) und nicht von placo (mit langem a wie bei franz. place) abgeleitet wird (bedeutet verordnen/anordnen, glätten). Um 1539 übersetzt Serranus Nüremberg Placeo mit Gefallen / angenem sein, Placo hingegen mit befryden, styllen (auf einem Handelsplatz). Mir erscheint im übrigen eher plausibel, daß das franz. place von lat. placo abgeleitet wurde, und nicht von platea. Mit Sicherheit kannten die Franzosen eine breite Straße als auch einen öffentlichen Platz in eigener Sprache, bevor sie die zugelassenen Aktivitäten auf einem Handelsplatz kennen lernten. Sie mußten deshalb auch nicht von den Lateinern 'breite Straße' in ihre Sprache übernehmen sondern die neu eingeführte Funktion, die sich dort abspielte.
Im Lateinischen ist der Unterschied wie folgt:
placare, placo, placavi, placatum = beruhigen
placere, placeo, ui = gefallen.
Allerdings meinen einige Autoren, und das müßte nachgeprüft werden, daß das Wort placeo erst um 300 aus dem franz. place entstanden sei (mmh!). Kaiser Justinian hat um ca. 550 oder 650 (weiß nicht mehr genau) Handelsplätze eingerichtet. Demgemäß erläutert das Deutsche Rechtswörterbuch zu Platz = franz. place, Handelsplatz und Handelsstand einer Stadt. Vor 1307 gibt Tomaschek, Trient an ein yeglicher, der da fuert auf den marckt kaes, smalez, ayer... der sol daz fueren auf den 'placz' und sol es da verkauffen. Zu placieren wiederum heißt es 1425 im Livländischen Urkundenbuch: dat he dat (Geld oder Gut) altomale vortherd hedde mit dem 'plaesse'.
Leider hat google.de meine Eingabe placieren sofort in platzieren geändert. Ich konnte also feststellen, daß die letztere Schreibweise häufig gebraucht wird, insbesondere bei Anleitungen, auf welche bestimmte Stelle man einen Cursor bewegt u.ä. Dabei ist mir der Verdacht gekommen, daß es sich bei platzieren um ein ganz neues Wort handelt, das den Sinn von Handlung an einen gewissen Ort bringen hat. Wäre dem so, darf das alte Verb placieren/plazieren, das vom Konsens lebt, nicht durch das eingeschobene 't' vernichtet werden. Vermittler sagen immer noch das ist placiert, wenn sie meinen, das Geschäft ist infolge ihrer gefälligen Vermittlung (auch im virtuellen Raum, z. B. telefonisch) zustandegekommen.
Witzig ist, daß nach den Wörterbüchern Platz etwas mit geräuschvollen, wenig zielgerichteten Aktivitäten zu tun zu haben scheint. Vielleicht liegt der Ursprung in der Beobachtung des Treibens auf den Marktplätzen. Aus dem (Mittel)Deutschen Wörterbuch(?) Uni Trier zu platzen (I 203 b): sich hastig und lärmend stürzen auf, geräuschvoll auffallen, viel grewlichs unnöthigs und sonst ungewisses platzens treibe (Kirchhoff). Eggers: viele Schüsse aufeinander thun, ohne sonderlich darauf zu sehen, ob sie Wirkung haben oder nicht.
Immerhin: zugunsten unserer Kinder sollten wir Rechtschreibung nicht so vereinfachen lassen, daß vor lauter Einfachheit und Wortvernichtung das differenzierende Denken schulisch unterbunden anstatt gefördert wird.
In diesem Sinne:
Cu placere with pleasure avec plaisir mit Vergnügen
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Monika Chinwuba
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