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Schule für Dichtung, Österreich
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29.07.2005 16.23
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Schule für Dichtung, Österreich

29. Juli 2005, 14:56
 
Autoren treten noch einmal gegen Rechtschreibreform an
Manifest mit dem Titel „Schluss! Aus! Ende! Finito!“ will die Debatte weiter führen


Wien – Kurz vor dem endgültigen In-Kraft-Treten der neuen Rechtschreibung am 1. August starten mehrere Künstler, darunter vor allem Schriftsteller, einen neuerlichen Versuch, das Regelwerk auszusetzen. In einem am Freitag in Wien präsentierten Manifest mit dem Titel „Schluss! Aus! Ende! Finito! – Bemerkungen zur Orthographiedebatte“ fordern die Unterzeichner vor allem eine Demokratisierung der Debatte um die Rechtschreibung und „Schluß mit staatlichen Schreibregelverordnungen“.

„Wir wollen nicht wieder mit Argumenten um 'Gämsen' oder Ähnlichem auffahren, sondern erheben konkrete politische Forderungen“, sagte Christian Ide Hintze, Direktor der Schule für Dichtung, bei einer Pressekonferenz. Das Hauptanliegen sei die Übergabe aller orthografischer Agenden an unabhängige Gremien. Die derzeit gepflegte Verordnung der Reform „von oben“ sei abzulehnen.

Prognose und Retrospektive

Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autoren, prognostiziert der Reform ein rasches Scheitern. So gebe es die größten Probleme, die einfachsten Regeln zu interpretieren. Wenn ab dem 1. August die Toleranz zu Ende sei und es tatsächlich „richtig und falsch“ gebe, würde sich zeigen, dass die Sache nicht realisierbar sei, so Ruiss. Anstatt die Reform von oben herab zu verordnen und „den Staat heraushängen zu lassen“, sollten Betroffene wie Autoren, Journalisten oder Wissenschafter mit einbezogen werden.

Nicht zuletzt verlangen die Unterzeichner, dass wissenschaftliche Erkenntnisse über Bestrebungen für eine Rechtschreibreform während des Nationalsozialismus in die Überlegungen mit einbezogen werden. Zwischen 1933 und 1945 habe es mehrfach derartige Ansätze gegeben, die aber letztendlich als „nicht kriegswichtig“ abgelehnt worden seien. In den bisherigen Diskussionen sei diese Zeit völlig ausgeblendet worden.

Erste Regungen, die Rechtschreibung zu verändern, habe es bereits 1933 gegeben, berichtete Reinhard Markner, Autor des Buches „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“. Antrieb dafür sei laut Mitautor Hanno Birken-Bertsch das „Oralprimat“ gewesen, also die überragende Bedeutung der Sprache. „Man denke etwa an 'Führerreden' oder Reden bei Parteitagen“, so der Wissenschafter.

Unterzeichner

Die Unterzeichner neben Hintze und Ruiss sind unter anderem Gustav Ernst, Gerhard Jaschke, Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Marie-Therese Kerschbaumer, Friederike Mayröcker, Anna Mitgutsch, Julian Schutting und Marlene Streeruwitz.(APA)

Der Standard, Wien
http://derstandard.at/?url=/?id=2128731

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