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PL
12.01.2007 22.13
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Re: Hintergrundtüfteln, Zehetmairableiter

Geld kann ich Ihnen keines schicken, lieber Herr Norbert Lindenthal (Ihr Bruder Detlef weiß, weshalb). Meine sechs Kinder sind „Empfänger der Gnade der späten Geburt“, das heißt um viele Jahre vor 1996 und viele Jahre nach 1945 geboren – sprachliche Glückspilze sozusagen. Ihnen gilt meine ganze Hoffnung und Liebe. Sie werden wissen, mit ihrem Erbe sorgfältig umzugehen.

Die Langsamkeit der Rechtschreibseiten ist mir bisher noch nicht aufgefallen. Viele meiner ungestümen, aber dennoch viel zu lauen Äußerungen hätte ich gerne widerrufen, um sie, gesalzen und gepfeffert, aufs Neue kundzutun. Was mich daran hinderte, war die Ignoranz der Germanisten, welche ich heute noch verfluche: beide, die Ignoranz und die Germanisten. Sie sollen an ihrer Inkompetenz verrecken und danach in ihrer Feigheit verfaulen.

Ich kenne das Land, wo die Zitronen blühn. Und darum heißt meine jüngste Tochter Flora. Viel lieber säße ich mit einem Mafiosi am Tische, als mit einem deutschen Kultusminister. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, daß eines Tages meine Bewunderung des Deutschen von einer solchen Verachtung niedergedrückt werden könnte, wie ich sie heute verspüre. Wenn ich etwas bedauere, dann dieses: Daß meine Mutter keine Italienerin war.

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Norbert Lindenthal
12.01.2007 14.12
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Hintergrundtüfteln, Zehetmairableiter

Die Rechtschreibseiten sind gestern schneller geworden, nachdem Herr Kukulies die Poststelle auf einen zweiten Knotenrechner überleitete. Danke an alle, die im Jahr 2006 25 Euro Spenden ermöglichten. Bin selbst unerschüttert und schaue, was sich machen läßt. Die bayerische Seilschaft wird nach meiner Einschätzung meine Muttersprache nicht verdrehen. Nach meiner Einschätzung wird dieses Technikmuseum Rechtschreibung.com Sammelpunkt für Ratsuchende und Mutmachende bleiben und werden. Und wie bei anderen Blitzen schon wird dieses neuzeitliche Medium auch zukünftig dabei sein, Zehetmairs abblitzen zu lassen. Im Hintergrund werkeln Techniker. Und Nullen und Einsen altern nicht.
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Norbert Lindenthal

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PL
12.01.2007 14.07
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Re: Weiterhin verweigern

So will ich es denn mit rrbth halten und ziehe mich in meine Bibliothek zurück.

In Basel, wo ich wohne, hat letzthin eines der letzten sorgfältig geführten und gutbestückten Buchantiquariate der Schweiz die Türe für immer geschlossen, nach 60 Jahren! Leider ist es mir während meiner Lebzeit nicht gelungen, mir die Fähigkeit anzueignen, solche Verluste ohne Melancholie zu ertragen, und da es sentimentalen Menschen wie mir kaum gelingt, ihre Wut zu unterdrücken, kann ich mich nicht mit geheuchelten freundlichen Grüßen aus diesem Forum verabschieden.

Es wird – ich spüre es – ein Abschied in Etappen sein, begleitet von vielen Flüchen.

Die studierenden Küken, welche dem Konrad Lorenz der deutschen Sprache ins Forum „Schrift und Rede“ gefolgt sind, konnten wohl nicht anders, als ihrer professoralen Leitgans zu folgen, um piepsend die Spreu der „Forschungsgruppe Deutsche Sprache“ aufzupicken und sie danach, leer zu schluckend, herunterzuwürgen. Es könnte ja möglich sein, daß diese flauschigen Bälle mir sprachlich turmhoch überlegen sind und vor Entzücken hüpfen, wenn ihre Führerin meine diesbezügliche Unbedarftheit wissenschaftlich nachzuweisen versteht. Aber, so frage ich, ist die deutsche Sprache heilig? Seit der „Biblia Germanica“ wissen wir, daß tiefgläubige Bleisetzer und Typographen anstatt „Herr“ „HERR“ zu setzen geruhten, um Gott, den Herrn, zur ehren. – Nun denn: Wenn die deutsche Sprache heilig sein soll und eine Gruppe von Forschern meint, dies durch Großschreibung zum Ausdruck bringen zu können, dann sollen sie mir verflucht sein.

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rrbth
09.01.2007 20.34
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Weiterhin verweigern

Nun, ich kaufe, wenn es irgend geht, keine Bücher in Neuschrieb. Manchmal tut mir das L(!)eid, und ich komme mir etwas albern vor, aber ich bleibe dabei. Inzwischen kann man ja über das Netz auch ältere Bücher leicht kaufen.

Angenehmer Nebeneffekt:
Ich habe schon einiges Geld (und Regalplatz) gespart.

Und dann:
Ich schreibe, wo es nur geht, nicht reformiert — auch oder gerade bei ss/ß.

Das geht überall fast immer.

Manchmal formuliere ich sogar einen Satz um, nur um ein „daß“ oder „mußte“ schreiben zu können.

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PL
09.01.2007 12.41
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Was nun?

Währenddem die FAZ den Geßlerhut der deutschen Sprachkulturzerstörer grüßte und zum sprachlichen Verderb der Kinder einen tiefen Bückling machte, nutzten viele ihrer Abonnenten die Gelegenheit, ihr in den Arsch zu treten. Doch diese Tritte taten der FAZ nicht weh; sie erscheint heute wie gestern, etwas scheinheiliger zwar, aber dennoch. Die unfreien Journalisten haben die Fußtritte ein- und weggesteckt und können beruhigt aufatmen. Endlich dürfen sie, ganz ungezwungen, zusammenhangslos drauflosschreiben, oder, je nach Belieben, unzusammenhängend. Keiner von ihnen braucht mehr länger nach dem ungeschriebenen deutschen Kulturgesetz, daß zusammenwächst, was zusammengehört, zu schreiben; jeder sprachliche Aus- und Wildwuchs ist ab sofort wieder möglich. Es ist künftig einerlei, ob jemand „daß“ oder „dass“ schreibt; und wenn jemand „das“ schreibt, wo man meinen könnte, er hätte „daß“ bzw. „dass“ schreiben sollen, um wohlverstanden zu werden, dann hat man wohl etwas nicht verstanden.

Also: Wie geht es nun weiter im Kampf gegen die Rechtschreibreform? Was gedenkt Ihr wenigen, die Ihr Euch hier zu Wort zu melden wagt, zu tun? Ich selbst bin ratlos, deshalb frage ich Euch.

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