Ein WWWunder ist geschehen: Weltbild.de
Vor mir liegt ein buntes Bücherverzeichnis des Weltbild-Verlages – guter Verlagsname, gute Netzanschrift!
Letzteres haben vermutlich auch die Weltbild-Werbetexter gemerkt, denn sie betiteln diesen Prospekt („An alle Haushalte“) ganz locker mit Weltbild.de; ohne das üble übliche sklavische Gestottottere von w–w–w; welches auf deutsch ja noch vergleichsweise leicht geht: wewewe, verglichen mit dem angelsächsichen dabbeljudabbeljudabbelju; gleichwohl aus Anwendungssicht schwachsinnig ist, denn es bezeichnet als Netzziel der dritten Ebene (third level domain) eine Unterscheidung, die überhaupt nicht gemeint ist; nötig wäre eine solche dritte Ebene, wenn z.B. das Klickziel
http://buecher.weltbild.de
unterschieden werden sollte von z.B.
http://dateien.weltbild.de .
In ungefähr 100 Prozent aller Fälle ist mit der dritten Ebene „www.“ (z.B. http://www.weltbild.de) die Hauptanschrift selbst, also die zweite Ebene (z.B. http://weltbild.de) gemeint. Wenn aber diese gemeint ist, soll man auch schreiben, was gemeint ist. Zweckmäßige Netzanschriften sind wichtig für die Verständigung und fallen n.m.M. voll in den Bereich der Rechtschreibung.
Heerscharen von Autolackierern, Werbegrafikern, Stempelherstellern, Briefbogendruckern usw. machen mit www fürs W3C (We-drei-Konsortium) Reklame, tragen aber nicht zu Klarheit und Verständigung bei.
Als Lektor und Netztechniker habe ich viel mit gebildeten und akademisierten Menschen zu tun; den meisten fällt es ausgesprochen leicht, vor www einzuknicken, und äußern sich nicht erleichtert, wenn diese Bedrückung von ihnen genommen wird.
Frühlingserwachen nun bei den Augsburger Büchermachern –
herzlichen Glückwunsch an die Werbetexter von Weltbild.de!
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Detlef Lindenthal
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