Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - [Bastian Sick:] Erst Sprechblasen, dann „Spiegel-Online“ korrigiert
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[Bastian Sick:] Erst Sprechblasen, dann „Spiegel-Online“ korrigiert
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Sigmar Salzburg
20.01.2017 09.28
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Westfälische Nachrichten

Interview mit Bastian Sick
Der lustige Sprachbewahrer


Vor zwei Jahren erschien der mittlerweile sechste Teil der Bestsellerreihe „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“. Autor Bastian Sick beantwortet darin auf sehr humorvolle Art Fragen zur deutschen Grammatik. Heute liest er im Bürgerhaus Kinderhaus in Münster die Höhepunkte aus der seit 13 Jahren erscheinenden Serie.

Von Carsten Vogel

[...]

Meine These ist ja, dass die Holländer nicht nur aufgrund der fehlenden zweiten Lautverschiebung, sondern vor allem deshalb besser Englisch sprechen, weil sie eben [Kinofilme] nicht synchronisieren, sondern untertiteln.

Sick: Das ist richtig. Die Niederländer haben weniger Berührungsängste mit dem Englischen, weil sie es schon als Kinder hören. Hinzu kommt, dass ihre Sprache historisch betrachtet ein Bindeglied zwischen dem Niederdeutschen und dem Englischen ist. So wie Englisch hat sich auch Niederländisch schon vor geraumer Zeit vom Genitiv verabschiedet.

Damit wären wir fast beim Thema. Aber ich muss noch eben dazwischenschieben – und wahrscheinlich tue ich den Niederländern jetzt unrecht –, aber ich finde, dass jede Romantik flöten geht, wenn jemand sagt „Ik hou van jou“.

Sick: (singt „Ik hou van jou, alleen van jou“) Eines der Kuriosa, auf die man stößt, wenn man Niederländisch lernt, ist, dass „lieben“ mit dem Wort „halten“ ausgedrückt wird – was allerdings mehr wie „hauen“ klingt. Eigentlich ein schönes Sinnbild dafür, wie eng Liebe und Schmerz beieinanderliegen.

Ich wage mal einen drastischen Übergang weg vom Holländischen. Von „Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod“ gibt es jetzt sechs Bände. Sind weitere geplant?

Sick: Im Juni erscheint erst einmal ein neues „Happy Aua“-Buch mit dem Titel: „Schlagen Sie dem Teufel ein Schnäppchen“. Vielen muss man dabei das Wortspiel erklären, weil sie den Begriff „Schnippchen“ nicht mehr kennen. Trotzdem geht es in diesem Buch tatsächlich um Schnäppchen, also um Angebote aus Fachgeschäften, Supermärkten und dem Kleinanzeigenbereich. Dort findet man die kuriosesten Schreibweisen, dass man sich vor Lachen ausschütten kann.

Wo finden Sie so etwas? Ich stelle mir zum Beispiel vor, dass sich Ihnen beim Lesen von Texten in sozialen Netzwerken die Fußnägel hochkrempeln müssten…

Sick: Fehler findet man überall – weil es kaum noch Korrekturinstanzen gibt. Selbst in den Zuschriften meiner Leser, die ja schon überdurchschnittlich gut Bescheid wissen, wimmelt es von Fehlern, insbesondere bei der Zeichensetzung. Die ist in den vergangenen Jahrzehnten von unserem Schulsystem arg vernachlässigt worden.

Seit der Rechtschreibreform bin ich aber auch verunsichert. Wir setzen beispielsweise bei zwei Hauptsätzen, die mit „und“ verbunden sind, ein Komma.

Sick: Das war früher die Regel, heute ist es fakultativ. Man darf es weiterhin setzen, wenn es der Klarheit dient. Das Komma ist ja keine Schikane, sondern eine Lesehilfe. Es signalisiert, dass man eine kleine Pause machen, mal kurz Luft holen soll, weil jetzt etwas Neues kommt. Ich war auch nie dafür, dieses Komma abzuschaffen. Ich war sowieso gegen vieles, was bei dieser Rechtschreibreform beschlossen wurde. Letztlich hat sie eine Simplifizierung angestrebt, die einer Verflachung gleichkommt. Es gibt so viele Beispiele, die von der Rechtschreibreform abgeschafft werden sollten ...

Bei der Getrennt- und Zusammenschreibung beispielsweise …

Sick: Genau. Dabei geht ein wichtiges Mittel der Unterscheidung verloren, wenn man Wörter wie „sitzenbleiben“ und „weitgereist“ nicht mehr zusammenschreiben kann. Denn ein „weitgereister“ Mensch ist etwas anderes als ein „weit gereister“. Der Erste ist belesen, hat Erfahrung gesammelt, ist weise geworden – der Zweite ist viel herumgekommen, muss dabei aber gar nichts gelernt haben (lacht).

Ich ärgere mich darüber, dass ich gar nicht weiß, ob ein Morgen nebelig grau oder einfach grauenvoll ist, weil das Wort „gräulich“ nicht mehr differenziert wird.

Sick: Die Rechtschreibreform hat versucht, all diese feinen Unterschiede plattzuwalzen und einzuebnen, um es den Benachteiligten leichter zu machen. Das ist in meinen Augen ein völlig falscher Ansatz.

Bei uns stirbt gerade das münstersche Adjektiv aus. Überall liest man vom „Münsteraner Oktoberfest“ oder von der „Münsteraner Erklärung“, was einfach falsch ist.

Sick: Das gibt es auch in anderen Städten. Ich bin ja gebürtiger Lübecker. Dort gibt es das schöne Adjektiv „lübsch“, aber das kennen heute nur noch die Älteren.

Haben Sie denn den Eindruck, dass Ihre Bücher helfen, die Sprache zu bewahren?

Sick: Indirekt schon, denn meine Bücher werden von vielen Lehrern gelesen, die ihr Wissen weitergeben. Ob ihre Schüler es dann behalten, steht auf einem anderen Blatt (lacht). Es gibt aber auch schöne Erlebnisse, die das belegen. Einmal stand ich in einer Hamburger Bäckerei. Die heißen ja heute alle „Backshop“. Ich frage mich dann, wie englischsprachige Touristen das lesen. (Ahmt eine Frauenstimme nach) „It‘s a backshop, darling, what does this mean, a Hinterladen?“

Sehr schön ( lacht)

Sick: Ich stand also in diesem „Hinterladen“, und vor mir bestellte eine Frau ein leckeres belegtes Brötchen. Als ich an der Reihe war, sagte ich, ich hätte gerne dasselbe. Da erwiderte die Verkäuferin: „Das geht nicht. Ich kann dasselbe Brötchen nicht zweimal verkaufen. Ich kann Ihnen höchstens ein gleiches anbieten – zum selben Preis.“

Donnerwetter…

Sick: Sie nehmen es ja sehr genau mit der deutschen Sprache, habe ich der Verkäuferin gesagt. Worauf sie erwiderte: „Ja freilich, kennen Sie nicht das Buch ‚Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod‘? (lacht). Nein, log ich, davon habe ich noch nie gehört. Das war herrlich, sein eigenes Werk um die Ohren gehauen zu bekommen.

Im Internet geistert ein Meme herum, da steht „Was ist das für 1 Life vong Ursprung her“. Also Jugendsprache in sozialen Netzwerken …

Sick:... Die ist aber kein Indiz für den Niedergang der Sprache, sondern im Gegenteil ein von der Jugend betriebener kreativer Umgang mit der Sprache. Das haben wir damals auch gemacht. Wir haben die Sprache benutzt, verändert, modelliert. Wir hatten Spaß damit, und das hat die heutige Generation auch. Im Hiphop oder im Kiezdeutsch findet man zahllose Beispiele dafür. Das hat seine Berechtigung. Die Frage ist nur: Lernt man daneben auch noch das „klassische“ Deutsch, unseren Standard? Der ist nämlich wichtig, zum Beispiel für Bewerbungen. Wer da den Konjunktiv richtig zu setzen weiß, ist klar im Vorteil.

Was erwartet denn unsere Leser am Freitag in Münster noch?

Sick: Wo wir gerade davon sprechen: Ich werde zum Beispiel meine „Ode an den Konjunktiv“ zum Besten geben. Ein Gedicht, das im Konjunktiv II geschrieben und sehr lustig ist. Außerdem eine Geschichte über die vielen schrägen Vögel in unserer Sprache; nicht allzu ernste Gedanken über politische Korrektheit, jede Menge aberwitziger Fundstücke auf großer Leinwand – und ein kleines Quiz mit dem Publikum.

Bitte vervollständigen Sie doch mal die folgende Analogie. Wenn Wolf Schneider die Inge Meysel der Sprachhüter ist, dann ist Bastian Sick …

Sick: Als Mutter der Nation war Inge Meysel natürlich die Strengere. Da bin ich wohl eher die Helga Feddersen.

wn.de 20.1.2017

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Sigmar Salzburg
10.02.2011 14.05
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Sick-Interview

Bastian Sicks neues Programm

Der Bestseller-Autor: Ich habe die Deutschen sensibilisiert


Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Arbeit Früchte trägt, also dass die Deutschen bewusster mit ihrer Sprache umgehen?

Sick: „Wenn mir Eines gelungen ist, dann die Deutschen für ihre Sprache zu sensibilisieren. … Ich hatte einen Auftritt in Berlin, da hab ich über unsinnige Ansagen bei der Bahn referiert. Im Anschluss an die Veranstaltung kam eine Dame auf mich zu und sagte, sie arbeite in der Kommission, die diese Ansagen festlege. Ich dachte, jetzt macht die gleich ihr Handtäschchen auf und nimmt so einen Damenrevolver und erschießt mich. Aber das Gegenteil war der Fall! Sie gab mir ihre Visitenkarte und sagte, sie würden gerade die Ansagen überarbeiten auf Basis meiner Kolumne. Seither sagt man bei der Bahn jetzt wieder: ‚Wir bitten um Entschuldigung’ statt ‚Wir bitten um Ihr Verständnis.’ Darauf bin ich richtig stolz.“ [!] …

Sprache verändert sich; vieles, was heute falsch ist, steht morgen im Duden. Kämpfen Sie gegen Windmühlen?

Sick: „Die Sprache verändert nicht sich, sondern wir verändern die Sprache. Die Sprache ist das wunderbarste Spiegelbild für eine demokratische Entwicklung: Jeder hat das gleiche Recht, auf die Entwicklung dieser Sprache einzuwirken. Wir haben den Staat dabei ja weitgehend außen vor gehalten [?] – was auch gut ist. Wann immer sich der Staat in die Sprachentwicklung eingemischt hat, kam Müll dabei raus – wie zum Beispiel bei der Rechtschreibreform.“ …

berlinerliteraturkritik.de 10.2.2011

Sick vor fünf Jahren:

Vor der Arbeit der Reformatoren habe ich großen Respekt. Es ist beileibe nicht einfach, ein jahrhundertealtes Kulturgut zu bearbeiten, noch dazu ein so heiliges wie unsere Rechtschreibung. Um die Regeln der Schriftsprache vereinfachen zu können, muss man sie sehr genau kennen. Das ist bei den Mitgliedern der Kommission zweifellos der Fall – bei ihren Kritikern hingegen nicht immer.
spiegel.de 2.3 2006

... und vor sechseinhalb Jahren, nach der (nicht eingehaltenen) Ankündigung der Rückkehr des „Spiegel“ zur klassischen Rechtschreibung, äußerte Sick sein Bedauern über das Ende der neuen ss/ß-Schreibung:

„Abschied von dieser Regel fällt am schwersten, denn sie war die sinnvollste aus dem gesamten Kompendium der Reform.“

(Im Spiegel-Archiv ist diese Bemerkung nicht mehr aufzufinden!)

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Sigmar Salzburg
16.10.2008 14.09
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Sick-Deutsch im Quiz:

Richtig ist Antwort b. Das Adverb „dafür“ wird nur in der Umgangssprache auseinander gerissen, standardsprachlich bleibt es zusammen.

Nach wie viel Mal lügen verliert man seine Glaubwürdigkeit? … a. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, ….
(usw.)

Scheffel ist ein altes Gefäß zum Abmessen von Mehl und Getreide. Eine darunter gestellte Kerze war abgedeckt,…

… und völlig unnötig ist „Gib Acht!“, „des Öfteren“ usw.

http://www1.spiegel.de/active/quiztool/fcgi/quiztool.fcgi?name=deutschtest2

Sick schießt wieder (oder noch) über das Reformziel hinaus. Alles Fette ist falsch. „Gib acht!“ ist wieder zugelassen, und auf die Nennung „des Öfteren“ hätte der „Deutschoberlehrer der Nation“ verzichten können.

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Jürgen Böhne
05.01.2008 13.03
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Schleichwerbung (2)

Mir ging es um die Dreistigkeit und Unverfrorenheit von Sick. Was hier geboten wurde, ist eine neue Qualität. Bei bisherigen Schleichwerbungen hatte man stets versucht, es halbwegs seriös wirken zu lassen. Sick tut nicht einmal das. Die Vorsilbe „Schleich“ ist eigentlich nicht angebracht.

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Karl-Heinz Isleif
04.01.2008 19.54
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Schleichwerbung

Ganz klar. Das fiel mir auch auf.

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Jürgen Böhne
04.01.2008 19.38
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Bastian Sick / Interview NK vom 4. Januar 2008

Beim ZDF wurde vor kurzem eine Moderatorin gefeuert, weil sie plumpeste Schleichwerbung für ein bestimmtes Unternehmen machte. Es wurden auch Zahlen bekannt: 35.000 Euro Grundhonorar und zusätzliche Sonderhonorare für die jeweiligen Plazierungen von Schleichwerbung.
Diese Zahlen sollte man im Hinterkopf haben, wenn man Sicks Loblied auf den Duden betrachtet. Eine derartig plumpe und offene Schleichwerbung für den Duden habe ich seit Beginn der Reform noch nicht gesehen, es stellt selbst den Auftritt der besagten Moderatorin bei Kerner in den Schatten.
Bastian Sick verspielt mit dieser offenen Parteinahme den allerletzten Rest an Reputation und Glaubwürdigkeit.
Das Honorar muß schon wirklich sehr hoch sein, wenn er dies sehenden Auges in Kauf nimmt. Da solche PR-Verträge immer Schweigeklauseln enthalten, werden wir die Höhe des Betrages wohl nie erfahren.

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rrbth
04.01.2008 17.22
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Warum treibt mich die RSR so um?

Bei mir liegt es wohl daran, daß ich nicht verstehen kann, wie etwas so offensichtlich Verkehrtes durchgesetzt wird/wurde.

Damit meine ich sowohl die Gründe, das überhaupt zu tun, als auch die Methoden der Durchsetzung und nicht zuletzt das Ergebnis dieser Reform.

Vielleicht spielt dabei auch die Illusion (?) eine Rolle, daß, wenn die RSR nach sachlichen Gesichtspunkten korrigiert wird, das auch für andere (wirklich wichtige) Entscheidungen möglich ist (sein kann?).

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Karl-Heinz Isleif
04.01.2008 16.19
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Sick und die Diskussionsebene

Ich habe mich schon oft gefragt, warum ich die Rechtschreibreform so emotional ablehne, wie ich es tue. Schließlich gibt es alle möglichen Eingriffe in unser Leben von Staats wegen, die, objektiv gesehen, möglicherweise noch gravierender sind und noch energischerer Ablehnung würdig wären. Ich erinnere mich, die Wehrpflicht zum Beispiel für eine unglaubliche 'Frechheit' des Staates (wer immer darunter zu verstehen ist) gehalten zu haben, als das noch ein Thema für mich war: immerhin geht es dabei möglicherweise um Leben und Tod. Trotzdem habe ich den Protest dagegen nicht jahrelang aufrechterhalten.

Die einzige Antwort, die ich mir geben kann, ist, daß meine Muttersprache für mich offenbar einen Bereich meiner Privatsphäre darstellt, und ich eine Bevormundung da als besonders unverschämt empfinde. Schon früher habe ich mit allen möglichen Metaphern und Vergleichen meine Beziehung zu meiner Sprache versucht zu verdeutlichen. Ich fühle mich durch den Eingriff persönlich verletzt. Für den größten Teil der Leute um mich herum trifft das aber so nicht zu: sie fühlen sich nicht verletzt.

Gerade weil ich den Eingriff als solchen als das eigentlich Verwerfliche empfinde, lehne ich es ab, jetzt auch noch über seine Vor- und Nachteile zu diskutieren. Das Gefühl ist immer dasselbe: Mit dem Arzt, der den Gesunden amputierte, diskutiert man nicht, welche Tupfer oder Pinzetten er verwendete, und schon gar nicht, ob das verstümmelte Bein nicht doch besser sei. Nein, man klagt ihn an. Konsequenterweise beteilige ich mich nur am Protest, wenn er in diese Richtung zielt.

Denn WENN man sich auf die Diskussion einläßt, ob die Ergebnisse des Eingriffs vorteilhaft seien oder nicht, wenn man mitmacht, beim Abwägen der Vor- und Nachteile des Verkrüppelns, dann hat man das Verkrüppeln als solches akzeptiert. Durch die Hintertür gewissermaßen. Nicht umsonst reiten die Reformbefürworter mit Vorliebe auf (ihrer Ansicht nach) vorteilhaften Aspekten der neuen Schreibweisen herum, sie stellen sich natürlich ungern dem Vorwurf, der auf die Tat als solche zielt. Ich habe ja schon oft auf diesen Unterschied (der meines Erachtens einen strategischen Aspekt darstellt) hingewiesen.

Auch mit einem Herrn Sick würde ich nicht diskutieren, ob 'dass' oder 'daß' besser sei. Darum geht es (mir) überhaupt nicht. 'Daß' war schließlich ein einwandfreies deutsches Wort. Wenn Sick mir eine Frage wert wäre, würde ich ihm höchstens vorhalten, er sei heute Anwalt derer, die vor zehn Jahren auf das Unverschämteste meine Privatsphäre verletzten, indem sie meine Sprache verunstalteten, (und ob er sich nicht schäme). Egal, ob er einen solchen Standpunkt versteht oder nicht.

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rrbth
04.01.2008 00.58
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[Bastian Sick:] Erst Sprechblasen, dann „Spiegel-Online“ korrigiert

Das ist die Überschrift für ein Interview mit dem (nicht nur) vom Nordbayerischen Kurier so genannten „Deutschpapst“ Bastian Sick vom 4. Januar 2008.

Bevor ich ein paar Sätze aus diesem Artikel zitiere, soll Herr Sick selber zu Wort (nach http://nachrichtenbrett.de/Forum/showthread.php?postid=20619#post20619) kommen:

Zitat:
Sehr geehrter Herr Salzburg, Sie haben vollkommen Recht: Ich bin verpflichtet, die Rechtschreibreform mitzumachen! Persönlich heiße ich die Reform nur in Teilen gut, vieles ist auch mir nicht genehm, aber innerhalb eines Magazins, einer Zeitung oder einer Newssite kann eine einzelne Kolumne nicht einfach aus der Reihe tanzen. Das würde den einheitlichen Auftritt stören. Und da alle SPIEGEL-ONLINE-Texte in neuer Orthografie gesetzt sind, sind es auch meine.

Herzliche Grüße!
Bastian Sick


So, und jetzt die Auszüge aus dem NK vom 4. Januar 2008:

Zitat:
[...] Im Gespräch mit KURIER-Redakteurin Ute Eschenbacher sagte Sick, dass niemand, der Schreibfehler mache, sich noch mit der Rechtschreibreform herausreden könne.
[...]
Frage: Nach der Reform der Reform wissen oft auch wir Journalisten nicht mehr, wie man richtiges Deutsch schreibt.
Sick: Die Rechtschreibreform hat gar nicht so viel angerichtet wie befürchtet. Sie wird vielmehr von vielen als Vorwand benutzt: „Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie ich schreiben soll, ich schreib jetzt einfach so nach Gefühl.“ Das haben viele aber vielleicht immer schon getan. Wer sich jetzt noch rausreden will, hat wirklich schlechte Karten. Denn seit über einem Jahr haben wir eine verbindliche Rechtschreibung, den Rechtschreib-Duden in der 24. Auflage. Der sollte eigentlich in jeder Zeitungsredaktion bei jedem Redakteur auf dem Tisch stehen. Beim „Spiegel“ tut er das und jeder ist angehalten im Zweifelsfall darin nachzuschlagen.

Frage: Dann gibt es da aber wieder eine teils abweichende, vereinbarte Schreibweise der Nachrichtenagenturen. Oder es gibt Zeitungen, die nach einem hausinternen Regelwerk schreiben.
Sick: Auch der Duden lässt ja verschiedene Varianten zu. Es liegt eben an jeder Redaktion, sich da für eine Möglichkeit zu entscheiden. Die Schlussredaktion muss die Schreibweisen vereinheitlichen und dafür sorgen, dass sie über einen längeren Zeitraum durchgehalten werden, so dass das Erscheinungsbild der Zeitung auch orthografisch in sich stimmig ist.

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