Ein Wort von mir …
… zum Abschied.
Seit der Reform der deutschen Rechtschreibung sind 15 Jahre vergangen, und seit ihr bereitet mir das Lesen und Schreiben große Mühe. Als Schüler erhielt ich im Aufsatz stets die Bestnote sechs, und darum dachte im Ernst daran, den Rat meines Berufsberaters befolgend, nach der Werkschule in der Firma Calendaria zu Immensee den Beruf eines Schriftsetzers zu erlernen. Doch leider wurde ich bloß ein Hilfsarbeiter in der Glühlampenfabrik Luxram zu Goldau, denn mir mangelte jegliche finanzielle Unterstützung.
Andere meines Alters durften das Kollegium in Schwyz besuchen und hernach sogar die Universität in Zürich oder Fribourg. Dort lernten sie Lateinisch, Griechisch, Französisch, Englisch und womöglich noch andere Geheimsprachen. Ich verstehe am besten Schwyzerdütsch und gerade noch leidlich Hochdeutsch. Dann hat’s sich’s mit meinen Sprachkenntnissen. Hätte es das Schicksal mit mir böse gemeint, dann wäre ich vielleicht Germanist geworden.
Ungeachtet dessen wurde ich während des Zeitungslesens zum Wortklauber. Ob ein Mensch etwas wohl verstanden oder wohlverstanden hat? das fiel mir erst nach der Rechtschreibreform auf. Ja, was denn nun? fragte ich mich und geriet beim Lesen so sehr ins Stocken, daß mir glattweg entfiel, von was im soeben gelesenen Text die Rede war. Damals unterstrich ich wie ein Lehrer jedes Wort, das mir falsch geschrieben vorkam – mit roter Tinte! Ich kaufte vor lauer Entrüstung sämtliche DUDEN-Bände und zerfledderte sie! Mir nahestehende Menschen hielten mich für einen Schriftgelehrten …
Ich komme zum Schluß. Mir ist es scheißegal, wer heute wie was schreibt. Ich lese mit großem Vergnügen in meinen alten Büchern und verweigere hartnäckig die Lektüre der modernen. Man mag mich einen Nostalgiker nennen oder mich für einen Hinterwäldler halten – mich kümmert das nicht. Wichtig ist mir nur, daß einjeder, der diesen Beitrag gelesen hat, weiß, daß ich die Rechtschreibreformer allesamt für elende Schurken halte.
Ich danke herzlich den Herren Ickler, Isleif, Lindenthal, Riebe, Salzburg und Stirnemann für ihre lehrreichen Beiträge. Und allen andern Ungenannten, die hier oder anderswo Lehrreiches schrieben, danke ich ebenfalls herzlich.
Peter Lüber
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