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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Die KZ-Reform
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Sigmar Salzburg
27.11.2012 10.48
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Die KZ-Reform

Der Eifer, mit dem manche Gemeinden ihre Orts- und Straßennamen dem neuen ss-Geist anpassen, ist nicht neu. Um 1900 war es die KZ-Reform, die „erleichtern“ und den alten ckz-Wildwuchs beenden sollte. Die Städte Coburg und Celle widerstanden jedoch dem Ansinnen, sich in „Koburg“ und „Zelle“ umzubenennen. Bei Köln, das ja vor 2000 Jahren als Colonia Agrippinensis gegründet wurde, war es umgekehrt. Wikipedia berichtet:

Nach den Befreiungskriegen wurde die Stadt Köln mit dem Rheinland in Folge des Wiener Kongresses 1815 Teil des Königreichs Preußen… Der Name der Stadt wurde sofort „germanisiert“.

Dies wurde nun durch die KZ-Reform von 1902 regularisiert. Bekanntlich war aber der Kaiser, wie schon Bismarck, ein Gegner der orthographischen Reformiererei und setzte ein sichtbares Zeichen dagegen, indem der etymologisch richtigeren Schreibung „Cölln“ wieder der Vorzug gegeben werden sollte. Nach Wikipedia:

Der preußische Innenminister bestimmte aber 1900 durch einen Erlass, hinter dem der König und Deutsche Kaiser Wilhelm II. stand, dass die Stadt fortan nur mit C geschrieben werden durfte. Die liberalen Zeitungen, wie die Kölnische Zeitung, hielten sich allerdings nicht daran.

Nach dem Ende des Kaiserreichs 1918 verkündete das Städtische Nachrichtenamt unter dem Oberbürgermeister Konrad Adenauer am 1. Februar 1919:
„Der Städtenamen Köln wird von jetzt an im Bereich der städtischen Verwaltung wieder mit K geschrieben.“

Dagegen mußte die Stadt Coburg 1920 ausdrücklich beschließen, ihren Namen nicht zu reformieren. Auch Celle blieb beim alten Namen, die thüringische Stadt Cölleda folgte jedoch der KZ-Reform und schreibt sich seit 1927 Kölleda. In Cuxhaven kam man anscheinend nicht auf den Gedanken, die Stadt in „Kuckshafen“ umzubenennen.

Die ursprünglich menschenfreundlich gedachte kz-Reform („Schreib wie du sprichst“) erweist sich heute als verwirrender Hemmschuh, auch weil international verbreitete Wörter bei der Suche immer zweimal eingegeben werden müssen. Außerdem verführte sie die gegenwärtigen Reformetümologen dazu, die Umwandlung von placieren in plazieren zu „platzieren“ weiterzutreiben.

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