Handelsblatt
Handelsblatt 2023-12-07
Pisa-Studie
Deutsche Schüler schneiden so schlecht ab wie noch nie
Die Werte deutscher 15-Jähriger sind massiv eingebrochen. DIHK, Arbeitgeber und Ökonomen sehen den Standort bedroht und die Klimawende gefährdet.
Barbara Gillmann
07.12.2023 08:10 Uhr
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Wirtschaftsgymnasium in Stuttgart: Die Mathematik-Kenntnisse deutscher Schüler haben deutlich nachgelassen. Foto: dpa
Berlin.
Deutschland ist im jüngsten Pisa-Test 2022 zu den Kenntnissen der 15-jährigen Schüler abgestürzt: Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften waren die Ergebnisse die schlechtesten, die die Industrieländerorganisation OECD je für Deutschland ermittelt hat. Im Vergleich zum vorangegangenen Test 2018 haben die Schüler im Schnitt fast so viel Wissen eingebüßt, wie es etwa einem Schuljahr entspricht.
Der Anteil der Schüler, die nicht einmal die Mindestanforderungen erfüllen, ist in Mathematik von 22 auf 30 Prozent gestiegen. „Diese Schüler können nicht einmal ausrechnen, ob sich ein Sonderangebot lohnt“, sagte der OECD-Bildungsexperte Experte Francesco Avvisati bei der Vorstellung in Berlin. Im Lesen kletterte der Anteil von 21 auf 26 Prozent. Ähnlich rückläufige Ergebnisse hatten zuvor auch andere nationale Bildungsstudien gezeigt.
Avvisati verwies auf Singapur, das die Pisa-Rangliste erneut anführt: Der Stadtstaat habe pro Schüler auch nicht mehr Lehrer als Deutschland – „aber sie sind besser ausgebildet und werden durch professionelle Schulleitungen besser unterstützt“.
Zudem gebe das Land die Ressourcen für die Schulen „zielgerichteter“ aus. Auch Deutschland müsse die Mittel künftig „dort ausgeben, wo sie am meisten gebraucht werden“, forderte die deutsche Pisa-Koordinatorin Doris Lewalter von der TU München, also in den Grundschulen, in den Mittelschulen und in den Kitas.
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Norbert Lindenthal
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